Napoleons Siegesgärten

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  • TimEy
    Neuer Benutzer
    Cantinière
    • 07.11.2006
    • 10

    Napoleons Siegesgärten

    Nach einer Schlacht wurden die Leichen der Gefallenen aufgesammelt und zusammengetragen. Anschließend wurden sie mit Urin überschüttet und mit einer Erdschicht bedeckt. Nitratbakterien zersetzten das Ammonium (NH4+) aus dem Urin zu Nitrat (NO3-), wobei Salpeter entsteht, das als salzige Kruste auf der Oberfläche des Erdhügels kristallisiert. Dieses Salpeter ist zur Gewinnung von Schwarzpulver gezielt genutzt worden.
    Habe heut gelesen das dies eine Erfindung von Napoleon gewesen sein soll!
    Habe vorher noch nie davon etwas gewusst, gab es sie wirklich habt ihr Quellen?
  • wufi
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 03.10.2006
    • 311

    #2
    Ich würds bezweifeln, da ein "Salpetergarten" eine "intensivere" Bewirtschaftung erfordert als einmal eine Ladung Uri, wenn es etwas in grösserem Stil abwerfen sollte. Und so Gottlos wird man wohl nicht gewesen sein und düngte Gräber!
    Je l'ay emprins

    Kommentar

    • TimEy
      Neuer Benutzer
      Cantinière
      • 07.11.2006
      • 10

      #3
      Mir erschien es auch etwas sehr makaber!
      Aber da ich in Chemie nicht so bewandert bin, kann ich zur Möglichkeit der Durchführung nichts sagen

      Kommentar

      • Epoche-Napoleon
        Benutzer
        Fourrier
        • 05.10.2006
        • 84

        #4
        Hallo TimEy,

        Könntest Du vielleicht Deine Quelle angeben?

        Vielen Dank
        Micha

        Von der Französischen Revolution bis Waterloo

        Kommentar

        • Blesson
          Erfahrener Benutzer
          Adjudant
          • 03.10.2006
          • 778

          #5
          Ziemlich makaber, wenn es überhaupt wahr sein sollte, aber mit Sicherheit wohl keine sehr ergiebige Quelle für Salpeter. Im Prinzip ist die Oxydation von Ammoniak zu Salpeter (Natriumnitrat) nichts Neues, auch war dies nicht die einzige Stickstoff-Quelle für den Sauerstofflieferanten Nitrat im Schwarzpulver:

          In Zeiten der Rohstoffknappheit, also wenn mineralischer Salpeter (Chilesalpeter aber erst ab 1825) schwer zu beschaffen war, wurde alle Quellen genutzt, wo Salpeter auf natürlichem Weg entstand: Das waren vor allem Ställe, wo die aus Harnstoff (Hauptbestandteil des Urin) entstandenen Salpeterausblühungen abgekratzt wurden, aber auch Gewölbe. Aber auch das Sieden des Mists war üblich, nach Filtern und Auskristallisieren erhält man den Salpeter in hinreichender Reinheit. Für den Kocher nicht gerade eine hautfreundliche Angelegenheit.

          So unter anderem beschrieben vom pr. Artillerieoffizier Mente, in "Von der Pieke auf".

          Wenn Pferd und Kuh reichlich pissen,
          möchte es die Artillerie nicht missen.

          Im WKI wurde übrigens das Haber-Bosch-Verfahren für die Oxydation des Luftstickstoffs erstmals von der BASF großtechnisch eingesetzt - also auch hier wieder Rohstoffknappheit als Auslöser einer technischen Entwicklung. Seitdem spielen natürliche Vorkommen des Salpeters keine große Rolle mehr.

          Mir ist im übrigens im Studium diese Legende nicht serviert worden - mit ziemlicher Sicherheit hätte ich das behalten und später als Mist erkannt.

          LB
          Zuletzt geändert von Blesson; 30.11.2006, 19:05.
          Do, ut des

          http://www.ingenieurgeograph.de

          Kommentar

          • TimEy
            Neuer Benutzer
            Cantinière
            • 07.11.2006
            • 10

            #6


            Das war meine Quelle

            Danke Blesson für deinen Post

            Kommentar

            • Gunter
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 01.10.2006
              • 1377

              #7
              Es ist sowieso der reinste Schwachsinn, die hätte auf die Leichen uriniert. Wieder mal ein Beispiel dafür, was Naturwissenschaftler für einen Mist erzählen, um Aufmerksamkeit zu erregen.

              Kommentar

              • joerg.scheibe
                Erfahrener Benutzer
                Capitaine
                • 02.10.2006
                • 592

                #8
                Weil es thematisch dazupaßt:

                Zum historischen Hintergrund der Salzbelastung am Bauwerk schreibt Otto Krätz in der SZ am Wochenende, 10.11.01 (S. I):

                "Drastisch beschreibt der Technologe F. Knapp 1847 die unter den damals recht großzügigen hygienischen Bedingungen allenthalben zu entdeckende Salpeterbildung.

                "In stark bevölkerten Städten in engen Straßen, wo sich die Exkremente der Zugtiere, der Abfall der Schlächtereien, Spülwasser aus den Häusern, Abfälle von den Märkten, wo man Fleisch, Geflügel, Fische und andere Nahrungsmittel verkauft werden, wo sich diese und viele derartige Dinge mit dem flüssigen Inhalt der Gossen vermischen und in fortwährender Fäulnis bgriffen sind, sieht man,wie der Mörtelverputz an dem Fuße der Außenmauern nach und nach zerfressen wird und sich mit schneeartigen, weißen, kristallinigen Ausblühungen bedeckt und "Salpeterfraß" genannt wird."

                Noch im 18. Jahrhundert nutzte die kurbayerische Armee den besonders reichlichen Mauersalpeter der jaucheumspülten und meist nicht unterkellerten Bauernhäuser. Von Soldaten geschützte Abgesandte der Salpeterkommission überfielen im Morgengrauen wehrlose Gehöfte, rissen die Bodendielen heraus und kratzten den Salpeter ab. Die Bauern [...]setzten mit Unterstützung der Kirche durch, dass zumindest jener Teil der Wohnstube, der der religiösen Andacht diente, verschont blieb. Durch demonstrative und reichliche Anordnung von Herrgottswinkeln, Hausaltären und Heiligenbildern konnte man die Salpeterkommission aushebeln. Diese Schlitzohrigkeit begründete den bis heute anhaltenden Ruf tiefer Frömmigkeit des bayerischen Landvolks."

                Quelle


                Gruß
                Jörg
                The light at the end of the tunnel
                is from an oncoming train.

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