Verliebt in ein Portrait????

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  • Marlen23
    Neuer Benutzer
    Soldat
    • 06.09.2008
    • 17

    Verliebt in ein Portrait????

    hi ihr

    ich bin mir sicher es klingt verrückt aber wenn ich ehrlich bin habe ich mich sogar ein wenig in seine frühen Portraits verliebt...
    Ist sowas etwa irgendwie gestört? Diese Epoche kommt mir so bekannt vor,
    ich sehne mich oft nach der Zeit zurück

    Gibt es vielleicht doch die Reinkarnation???
  • Britt.25
    Erfahrener Benutzer
    Sous-Lieutenant
    • 28.11.2006
    • 369

    #2
    Sowas ist schon seltsam...ich wundere mich auch, dass es bestimmte historische Figuren gibt, die mich einfach nicht mehr loslassen. Schön zu sehen, dass es auch andere gibt, die sowas kennen. Ich habe manchmal schon seltsame Phantasien mir vorzustellen, sie wären bei mir oder ich selber wäre einer von ihnen. Da gibt es bei mir einen Franzosen (außer Napoleon, der kommt die direkt danach), den ich einfach nicht vergessen kann, auch wenn ich nur seine Bilder sehe. Allerdings ist der auch schon lange tot, aber nicht so lange wie Napoleon. Mich hat er einst interessiert, weil ich dachte, dass er von einer bestimmten historischen Figur abstammt, was viele Jahrzehnte als These im Raume stand, aber nun weiß man, dass er es doch nicht war, aber mein Interesse hat sich soweit "verselbständigt", dass er mich trotzdem immernoch so fasziniert wie vorher, auch wenn er keine Spur mit der Person verwandt ist, die ich dachte (bzw. die man annahm) selbst wenn man nun niemals erfahren wird, wer sein Vater wirklich war (und seine Verwandten es auch nicht wissen) Schon seine Signatur lässt mich irgendwie total "abheben"....Wie komisch! Da frage ich mich auch, wie kann das sein. Kannte ich diesen Mann einmal in nem anderen Leben...haha?
    Ja, sowas ist wirklich seltsam, man fragt sich woher solche fast schon übertriebenen Neigungen kommen mögen, so als hätte man selber gelebt früher...
    Zuletzt geändert von Britt.25; 10.09.2008, 07:56.
    "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

    Marie Bonaparte (1882-1962)

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    • muheijo
      Erfahrener Benutzer
      Capitaine
      • 01.10.2006
      • 553

      #3
      Britt, wer ist es denn?

      Das interessante an den Portraits ist ja, dass wir nicht wissen, wie er wirklich ausgesehn hat. Manche Bilder finde ich dann auch sehr schøn, andere nicht.

      Am beeindruckendsten finde ich 2 Bilder von ihm:
      Einmal Napoleon auf einem Stuhl sitzend, nachdem er seine Abdankung unterschrieben hat.
      Und das andere an Bord der Bellerphon auf dem Weg ins Exil.
      Verliebt habe ich mich nicht in ihn (bin auch ein Mann), aber diese Bilder sind sehr ausdrucksstark - einfach toll gemalt.

      Gruss, muheijo

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      • gnlwth
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 09.10.2006
        • 324

        #4
        Guten Tag,

        wenn ich ehrlich bin habe ich mich sogar ein wenig in seine frühen Portraits verliebt...
        Ist sowas etwa irgendwie gestört?
        Ich wuerde sagen, ob das gestoert ist, kommt zum einen darauf an, wie alt Du bist - in einem gewissen Alter ist es wohl eher normal, fuer unerreichbare Idole zu schwaermen (in diesem Fall haettest Du ja ganze Sache gemacht: unerreichbarer als seit fast 200 Jahren tot geht wohl kaum) - nur der Geschmack variiert dabei doch sehr: Die einen kleben sich Tokyo Hotel an die Wand, die anderen dann eben Napoleon. Wenn man aelter wird, sieht man seine Idole (so man noch welche hat) dann schon wieder in einem etwas anderen Licht, so wie etwa muheijo, der die Portraits faszinierend findet (und sicher auch den Portraitierten, oder?), aber nicht unbedingt gleich in ihn verliebt sein muss.

        Zum anderen ist wohl die Frage, wie ernst man eine solche Schwaermerei nimmt. Wenn ich sage, ich wuerde Talleyrand nicht gleich von der Bettkante stossen, dann sage ich das durchaus cum grano salis (und bin mir dabei sehr bewusst, dass das a.) vermutlich noch nicht einmal stimmen wuerde, weil es b.) nichts mit dem "echten Leben" zu tun hat, und also c.) Kokettiererei mit Idolisierung ist und somit d.) selbstironisch gemeint). Will heissen: Man darf das Ganze nicht so ernst nehmen.

        Wenn Du allerdings eigentlich zu alt fuer das verliebte Anhimmeln unerreichbarer Idole bist, oder wenn gewisse Grenzen zur Realitaet verwischen und Deine Verliebtheit in Napoleon Realitaetsflucht ist, dann... dann ist das nicht gut. Ein bisschen Eskapismus, wenn es draussen regnet und auch sonst alles andere gerade mal doof ist, das ist schon in Ordnung, finde ich - aber wenn es ueberhand nimmt oder einen deutlich zu grossen Stellenwert im Leben, dann stimmt was nicht. Aber das weisst Du sicher selbst.


        Schoenen Gruss,
        Gnlwth


        P.S. Die Idealisierung oder Idolisierung oder Verliebtheit in Idole, oder wie man es nun nennen mag, ist uebrigens auch unter Erwachsenen gar nicht so selten, habe ich festgestellt. Nur die Sujets unterscheiden sich, wie gesagt.
        Zuletzt geändert von gnlwth; 10.09.2008, 18:05.
        Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

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        • gnlwth
          Erfahrener Benutzer
          Tambour-Major
          • 09.10.2006
          • 324

          #5
          Nachtrag: Man sollte Faszination nicht mit Verliebtheit verwechseln.
          Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

          Kommentar

          • muheijo
            Erfahrener Benutzer
            Capitaine
            • 01.10.2006
            • 553

            #6
            Zitat von gnlwth Beitrag anzeigen
            muheijo, der die Portraits faszinierend findet (und sicher auch den Portraitierten, oder?)
            aber natuerlich...
            in meiner Jugend hat das fast schon ueberhand genommen - aber nun bin ich ja ælter. Mit 40 ist es ausreichend, Buecher zu lesen; da muss man nicht mehr die Napoleon-Strassenschilder in aller Herren Lænder abschrauben...

            (bitte liebe Kinder, macht das nicht nach, es ist illegal, falsch und kann strafrechtliche Folgen haben!)

            Gruss, muheijo

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            • gnlwth
              Erfahrener Benutzer
              Tambour-Major
              • 09.10.2006
              • 324

              #7
              Guten Tag,

              gibt (gab?) es denn so viele Napoleon-Strassenschilder auf dieser Welt (bevor Du sie alle abmontiert hast)?

              Uebrigens - dass man sich in ein Portrait verlieben kann, ohne gleich in den Portraitierten, das sollte niemand fuer "gestoert" halten (sonst gaebe es keine Kunstsammler, die Millionen von Euros oder Dollars oder was auch immer fuer Bilder ausgeben).
              Und - ich muss sagen, dass ich das Bild von Talleyrand als Sechzehnjaehrigen auch wunderschoen (liebenswert!) finde - und ganz sicher nicht, weil ich in ihn auf diesem Portrait verliebt waere (das Alter faellt nicht mehr so ganz in mein Beuteschema), sondern weil ich es ein ganz ausdrucksstarkes und sensibles Portrait finde.

              Schoenen Gruss,
              Gnlwth
              Zuletzt geändert von gnlwth; 11.09.2008, 10:55.
              Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

              Kommentar

              • gnlwth
                Erfahrener Benutzer
                Tambour-Major
                • 09.10.2006
                • 324

                #8
                Ach ja: Auch auf die Gefahr hin, hier im voellig falschen Thread off-topic zu schreiben, moechte ich dennoch erklaeren, was genau fuer mich die Faszination an diesem Portrait ausmacht: naemlich genau das, was man im Gesicht dieses Jungen nicht sieht (weil man es noch nicht sehen kann).
                Es entfaltet seine volle Wirkung im Vergleich mit diesem Portrait:





                welches ich ebenfalls faszinierend finde (und auch diese Altersgruppe entspricht nicht meinem Beuteschema).
                Zwischen den beiden Portraits liegen genau 60 Jahre. Und die Faszination des ersten Bildes erklaert sich fuer mich zum Teil aus dem zweiten: aus dem, was in diesen 60 Jahren geschehen ist, und welche Spuren es hinterlassen hat. Wie offen der Weg eines Menschen mit 16 noch vor ihm liegt, und wie wenig er das weiss. Der Junge und der alte Mann koennten zwei verschiedene Menschen sein, und ja: vielleicht sind sie das auch.
                Das ist es, was das Portrait des jungen Seminaristen fuer mich faszinierend macht.

                So, und nun bin ich wieder still, denn schliesslich geht es hier ja um Napoleon, und nicht um Talleyrand.

                Schoenen Gruss,
                Gnlwth
                Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

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                • Britt.25
                  Erfahrener Benutzer
                  Sous-Lieutenant
                  • 28.11.2006
                  • 369

                  #9
                  Ist wirklich interessant Deine Ausführungen zu den Talleyrand Bildern. Schade, dass ich zugeben muss, mich nie so ganz ausführlich mir ihm beschäftigt zu haben...
                  Hinsichtlich der Napoleon-Portraits würde ich bei mir persönlich auch nicht von Verliebtheit reden, eher von Faszination, besonders beim noch etwas jüngeren Napoleon, diese markanten Züge, die Nase, die ganze Austrahlung und auch der italienische Hintergrund machten bei mir viel an Faszination aus. Allerdings hab ich auch wirklich einmal gelesen, dass jemand aus der Zeit nach Napoleon über ihn sagte, dass er nie wirklich richtig "getroffen" wurde bei den Portraits, und irgendwie eine Aura gehabt haben soll, die man gar nicht darstellen konnte. So ist das natürlich schwierig, der gemalte Napoleon und der "echte"...
                  Bei dem anderen Mann aus dem 20. Jahrhundert, den ich meine, ist es wohl weniger Verliebtheit als dass ich irgendwie ständig ohne Pause an ihn denken muss, erst weil ich dachte, er wäre mit einer bestimmten historischen Figur verwandt und dann jetzt weil er es irrtümlich glauben musste, auch so etwas wie Mitleid. Aber nicht nur! Aber wenn ich ihn als jungen Mann sehe finde ich ihn ganz toll, dieser "lateinische Typ", der mich irgendwie sowieso etwas fesselt...aber Verliebtheit? Ich weiß nicht recht.
                  Bei den alten Bildern aus der Zeit von Napoleon sowie ihm selber würde ich bei mir persönlich eher von Faszination sprechen, auch wenn es vielleicht fließende Übergänge geben mag...
                  "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

                  Marie Bonaparte (1882-1962)

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                  • Colet
                    Benutzer
                    Fourrier
                    • 27.08.2008
                    • 95

                    #10
                    Zu merkwürdigen Kanälen durch die Zeit hinweg könnte ich so einiges sagen. Mein Interesse für die napoleonische Zeit begann, als ich auf einer Tagung hinstorischer Autoren in Landshut war - bei Napoleonikern wird da gleich was klingeln, ich merkte damals nur, dass etwas "an mir kleben geblieben" war. Inzwischen weiß ich, dass um Landshut ziemlich dramatisch gekämpft wurde. Inzwischen weiß ich auch, dass es viele der Dinge, von denen ich glaubte, dass ich sie für meine Story ausgedacht habe, tatsächlich so waren. Ich schiebe das allerdings ein bisschen darauf, dass meine Vorfahrenreihe in die Kölner "Franzosenzeit" zurückgeht und da vielleicht meine Ahnen sich bemerkbar machen. Als ich zur 200-Jahr Gedenkfeier der Schlacht von Jena war, verabschiedete mich die Zimmerwirtin mit den Worten "Dann sehen wir uns ja in 200 Jahren wieder", ohne dass ich mit einer Silbe von den Hintergründen meiner Reise gesprochen hätte.
                    Spuky, Mulder.
                    Grüße und viel Spaß bei weiteren Entdeckungen
                    Colet

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                    • gnlwth
                      Erfahrener Benutzer
                      Tambour-Major
                      • 09.10.2006
                      • 324

                      #11
                      Guten Morgen,

                      Zu merkwürdigen Kanälen durch die Zeit hinweg könnte ich so einiges sagen.
                      Ich auch. Das funktioniert naemlich dann besonders gut, wenn man sehr muede ist - so die Art von Muedigkeit, die man bei einem ganz extremen Jetlag hat. Dann habe ich auch manchmal das Gefuehl, die Zeit wird "durchlaessig" und mehrdimensional, so dass man sich aehnlich in ihr bewegen kann, wie im Raum, und dass aus der Vergangenheit Dinge in die Gegenwart "hineinreichen". Abgefahrene Vibrations aus vergangenen Zeiten! Das ist ein prima Gefuehl, und ganz ohne Drogen! Ich glaube, das erklaert sich so, dass in diesem Zustand das Bewusstsein beziehungsweise die Ratio nicht mehr so ganz auf Zack ist, und daher das, was darunter liegt, hochkommen und den Eindruck einer echten Wahrnehmung erzeugen kann - beziehungsweise, man nimmt Dinge, mit denen man sich sonst im voelligen Wachzustand ganz nuechtern beschaeftigt, ganz anders, auf einer viel mehr vom Gefuehl regierten Ebene wahr (und das gilt fuer alles moegliche, nicht nur fuer Tagtraeume ueber vergangene Zeiten).

                      So findet auch der bloedste Jetlag noch eine tolle Anwendung!

                      Mit "echtem" Durchtunneln der Zeit hat das natuerlich ueberhaupt nichts zu tun, nur mit dem "Erschlaffen" des Bewusstseins/Denkens/der Ratio als Kontrollinstanz.

                      Inzwischen weiß ich auch, dass es viele der Dinge, von denen ich glaubte, dass ich sie für meine Story ausgedacht habe, tatsächlich so waren.
                      Das halte ich fuer ziemlich normal. Wenn man sich mit einer Zeit einigermassen gut auskennt, und seine Protagonisten gut kennt, dann kann man gewoehnlich ganz gut einschaetzen, wie sie sich in einer bestimmten Situation verhalten haetten - und muss dann nicht uebermaessig ueberrascht sein, wenn man spaeter erfaehrt, dass sie genau so gehandelt haben, wie man es ihnen unterstellt hat. Das heisst nur, dass man die Person gut beschrieben hat.
                      Bei Begebenheiten verhaelt es sich aehnlich - die sind ja haeufig Konsequenzen aus Ursachen, die man kennt. Ein bisschen logisches Denken in Kombination mit der Kenntnis der Ausgangslage fuehrt da schon gerne mal zum richtigen Ergebnis.



                      machen. Als ich zur 200-Jahr Gedenkfeier der Schlacht von Jena war, verabschiedete mich die Zimmerwirtin mit den Worten "Dann sehen wir uns ja in 200 Jahren wieder", ohne dass ich mit einer Silbe von den Hintergründen meiner Reise gesprochen hätte.
                      Auch das finde ich nun nicht gerade spooky - Du wirst ja nicht der einzige Gast gewesen sein, der an der Feier teilgenommen hat - da war ihre Trefferwahrscheinlichkeit vermutlich schon recht hoch (wahrscheinlich hat sie das zu jedem Gast gesagt, und eine kleine Konversation kann man auch starten, wenn der dahingeworfene Ansatz nicht stimmt.) Oder sei hat Dich irgendwo bei der Feier gesehen.


                      Verstehe mich nicht falsch: An derlei kann man auch seine Freude haben - allerdings ohne dass es gleich irgendwie esoterisch werden muss.


                      Schoenen Gruss,
                      Gnlwth
                      Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

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                      • Madame Malicieux
                        Benutzer
                        Fourrier
                        • 25.04.2007
                        • 81

                        #12
                        Ui welch interessanter Thread :-)

                        Diese "Kanäle" kenne ich sehr gut!!! Ich bin überzeugt, daß es etwas gibt, was wir nicht erklären können. Naja.... mein "Idol" ist wie bekannt Jean Victor Moreau. Ich brauche nur in seine Augen zu sehen und kenne jeden Zug seines Charakters. Da hat es mich wenig überrascht, daß ich meine Vorstellungen in jeglichem Buch bestätigt gefunden habe. Allerdings ist es auch so, daß gute Maler damals wirklich auch die Charakterzüge in einem Gesicht eingearbeitet haben und somit beim Betrachten schon viel hineingelesen werden kann. Sensible interessierte Menschen sehen das, wenn sie sich Zeit nehmen. Ich besitze 27 Portraits von Moreau und etliche Schlachtenbildnisse... ich kann mir da ein Urteil erlauben, denke ich ;-)
                        Klar sollte man nicht zu sehr ins Träumen kommen, ( dafür betreibe ich Reenactment, um diese Zeit nachzuempfinden), aber ich glaube viele Dinge braucht man auch nicht mit zu viel Wissenschaft abtun. Ein guter Mittelweg ist da wohl das Richtige.

                        Gruß,

                        M.M.
                        Vive Moreau,
                        Rival republicain de Bonaparte

                        www.jean-victor-moreau.de

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                        • Marlen23
                          Neuer Benutzer
                          Soldat
                          • 06.09.2008
                          • 17

                          #13
                          Hi Ihr

                          Was meint ihr denn damit das interessante an den Portraits ist, man weiss nicht wie sie aussehen? Hat man sich etwa mnicht an das Original gehalten?

                          Marlen23

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                          • muheijo
                            Erfahrener Benutzer
                            Capitaine
                            • 01.10.2006
                            • 553

                            #14
                            Zitat von Marlen23 Beitrag anzeigen
                            Was meint ihr denn damit das interessante an den Portraits ist, man weiss nicht wie sie aussehen? Hat man sich etwa mnicht an das Original gehalten?
                            Also ich meinte damit, dass es je nach Maler eben ganz unterschiedliche "Napoleons" gibt - von dem einen gefællt er mir, wie er gemalt wurde, von dem andern nicht.
                            Wuerde man alle Napoleon-Bilder nebeneinander legen, wuerde man Uebereinstimmungen feststellen, aber eben auch Unterschiede - und Fotos sind es nunmal nicht, bestenfalls (!) kønnte man es mit Phantombildern vergleichen...

                            Gruss, muheijo

                            Kommentar

                            • gnlwth
                              Erfahrener Benutzer
                              Tambour-Major
                              • 09.10.2006
                              • 324

                              #15
                              Guten Tag,

                              das liegt natuerlich daran, dass jedes Abbild immer gefiltert durch die Augen, Perzeption und Haende des Kuenstlers ist. Oder, in einfacheren Worten, durch dessen persoenlichen Stil (und sein handwerkliches Geschick) gepraegt.

                              Das ist natuerlich bei Beschreibungen auch so: jeder, der in seinen Memoiren oder sonstwo die Beschreibung eines anderen Menschen hinterlaesst (und auf etwas anderes koennen wir uns ja kaum stuetzen), beschreibt seine eigene Wahrnehmung dieses Menschen, nicht den Menschen selbst.
                              Und je nach dem, wie der Mensch von der anderen Person wahrgenommen wurde, wo die Sympathien und Antipathien lagen, und was der beschreibenden Person wichtig erschien (Aeusserlichkeiten, Charaktereigenschaften, wenn ja, welche, auf wen bezogen, an welchem Beispiel beobachtet?), wurde eine sehr persoenliche und vollkommen subjektive Auswahl getroffen.
                              Ueber prominente Persoenlichkeiten wie Napolen schreiben oft hunderte von Leuten aus irgendwelchen (oft politisch motivierten) Gruenden, jede Biographie ist irgendwie gefaerbt - und wir, denen uns nichts anderes als die Retrospektive bleibt, wir sehen in der in eine Art Zerrspiegel. Daher sieht jeder ein bisschen was anderes, je nach dem, in welchen Spiegel er sieht, und natuerlich auch mit welchen Augen er in diesen Spiegel sieht.

                              Madame Malicieux, ich kenne das Gefuehl, ziemlich gut zu wissen, was Talleyrand so fuer einer war - ich habe so viele Buecher gelesen, so viele Portraits und Karikaturen gesammelt (ein paar Hundert). Aber genau deshalb kenne auch das Gefuehl, ploetzlich von einem anderen Winkel aus in den Zerrspiegel zu sehen, und ploetzlich einen ganz anderen Aspekt seiner Persoenlichkeit wahrzunehmen. Das Bild, das ich von ihm habe aendert sich mit den Jahren ein wenig, natuerlich wenn mein Wissen ueber ihn waechst, aber vor allem auch mit meiner eigenen Erfahrung und Entwicklung. Also muss dieses Gefuehl meiner eigenen Wahrnehmung entspringen: fuer mich ist er so, wie ich ihn mir vorstelle (oder besser, vorstellen kann). Das heisst nicht, dass er wirklich so war, wie ich ihn mir vorstelle. Dass mich seine Verhaltensweisen und Aussagen immer weniger verblueffen und meine Vorstellung immer haeufiger bestaetigt wird, kann darauf hindeuten, dass meine Wahrnehmung von einer ganz bestimmten Art von Literatur beeinflusst ist, die ihn genau in dem Licht darstellt, in dem ich ihn sehen will, oder dass ich Konform gehe mit den Leuten, die ihn in dem Licht dargestellt haben, in dem ich ihn unter Umstaenden auch gesehen haette, weil diese Leute einen Menschen wie Talleyrand aehnlich wahrnehmen, wie ich - obwohl sie eine vollkommen andere Grundlage dazu hatten, denn wie kann ich mich wirklich in die Denkweise eines Menschen aus dem 18ten Jahrhundert hineinversetzen?

                              muheijo, auch Fotos luegen. Alles liegt im Auge des Betrachters.



                              In diesem Sinne: Mahlzeit!

                              Gnlwth
                              Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

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