Plancenoit 1815

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  • ibreh
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 12.03.2007
    • 185

    Plancenoit 1815

    Oliver´s Buchbeschreibung Bernhard Coppens: Les mensonges de Waterloo würde ich gerne als Aufhänger für eine Frage zu einer (mir) zweifelhaften Begebenheit benutzen, die mir immer wieder aufgefallen ist, während ich mich intensiv mit den Abläufen bei Plancenoit beschäftigte. Vielleicht ist ja dort oder in anderen mir unbekannten Quellen etwas erwähnt.
    Es handelt sich um den Angriff der 4. Eskadron 2. schlesische Husaren auf die aus dem Dorf herausgetretenen französischen Plänkler, die in die Einheiten des in der Senke hinter dem Dorf sammelnden IR 15 schossen, und die durch den Regimentskommandeur dieses IR persönlich zu Hilfe gerufen und herangeführt wurde. Soweit sind sich alle mir bekannten Quellen einig. Aber, der Zeitpunkt dieser Aktion soll laut Carnet Nr 6 (falls ich das richtig übersetze), der Regimentsgeschichte des 2. schlesischen Infanterieregimentes und auch der (sehr kurzen) Erwähnung in der Regimentsgeschichte der 2. schlesischen Husaren nach dem Gegenangriff durch die alte Garde gewesen sein. Die Regimentsgeschichte des diesen Vorfall betreffenden IR 15 gibt diese Episode nach dem Gegenangriff durch die Junge Garde, also sozusagen einen Gegenangriff vorher. Meine Überlegung ist Folgende: Wenn der Gegenangriff der alten Garde gemeint war, der laut französischen Angaben die Preussen bis an Maransart zurückschlug (was ich auch nicht ganz glaube), dann kann in der Senke direkt hinter dem Dorf kein preussisches Regiment mehr gestanden haben. Hat also die Geschichte des IR 15 recht, oder ist die französische alte Garde bei ihren Gegenangriff gar nicht über den Ortsausgang hinaus vorgestoßen?
    Was sagen oder denken die geschätzten Experten hier?
    Zuletzt geändert von ibreh; 22.05.2009, 17:33.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1841

    #2
    Wagner, Plancenoit, S. 89, schreibt 1821, daß dieser Angriff stattfand, nachdem die beiden Bataillone der alten Garde (jeweils eins vom 2. Regiment der Grenadiers und der Chasseurs) unter General Morand Plancenoit wieder genomen hatten und ihre Tirailleurs die Preußen "bis an ihre Stellung hinter dem Dorfe" verfolgten. "Ihre Tirailleurs kamen bis zu den preußischen Batterien, wurden aber von der 4ten Schwadron des 2ten schlesischen Husarenregiments verjagt."

    1860, vielleicht von Wagner beeinflußt, erschien zur Lippe-Weissenfeld's Geschichte der 6. Husaren, dort S. 242: "Als die Garden und das 6. französische Corps aus Planchenois geworfen wurden und plötzlich die alten Grenadiere diesen zu Hülfe kamen, erhielt die 4. Escadron Befehl zum Einhauen. Sie griff eine feindliche Tirailleurlinie an. Der Erfolg war glänzend." Anmerkung auf derselben Seite: "Die Funfzehner reclamirten die Unterstützung durch unsere Husaren. [...] Major v. Witowski [...] befahl: Rittm. v. Wolf, hauen Sie [hier fehlt ein "die"] Hundsf.....r zusammen."

    1844 verlegt Dörk in seiner Geschichte des 15. Infanterie-Regiments (S. 130) den Vorfall auf den Zeitpunkt direkt nach dem Angriff der jungen Garde unter Duhesme: "Das Regiment, welches sich vor dem Dorfe in einer Vertiefung sammelte, wurde von feindlichen, kühn gewordenen Tirailleurs verfolgt und arg beschossen, bis eine durch den Regiments-Commandeur Major v. Wittih selbst herbeigeholte und angeführte Eskadron des 2ten schlesischen Husaren-Regiments in jene mutig einhieb und sie in's Dorf zurückdrängte."

    Cramer's Geschichte desselben Regiments, 1910, S. 55 f., verlegt den Vorfall ebenfalls auf den Zeitpunkt des Verlustes des Dorfes durch den Angriff Duhesmes: "Die beiden [Musketier-]Bataillone des 15. Regiments, die sich vor dem Dorfe in einer Vertiefung sammelten, wurden von den feindlichen kühn gewordenen Schüzen verfolgt und beschossen, bis Major v. Wittich, der Unterstützung heranzuziehen versuchte, wo er sie finden konnte, an der Spitze der Wolffschen Escadron des 2. Schlesischen Husarenregiments in die feindlichen Schützen einhieb, so daß diese größtenteils die Gewehre wegwarfen und sich durch die Flucht retteten. Während dessen hatten sich die Bataillone des 15. Regiments railliert [...]"

    Die 1912 durch Unger veröffentlichten, nach 1830 (also nach dem Erscheinen Wagners) niedergeschriebenen Denkwürdigkeiten des Brigadechefs General Hiller v. Gaertringen verlegen den Vorfall wieder auf den Zeitpunkt des Gegenangriffs Morands, S. 250: "Der Feind verfolgte heftig sowohl meine Truppen wie die ebenfalls zurückgehende Kolonne des Major Wittich. Derselbe entwickelte bei dieser Gelegenheit abermals eine rühmenswerte Tätigkeit und Bravour. Er sammelte und ordnete seine Leute aufs schnellste wieder, suchte Unterstützung heranzuziehen, wo er sie finden konnte, und hieb, um zum Ordnen Zeit zu gewinnen, selbst mit der Wolffschen Schwadron des 2. schlesischen Husaren-Regiments in die kühn gewordenen verfolgenden französischen Schützen ein, so daß diese, zum großen Teil die Gewehre wegwerfend, nach dem Dorfe zurückflohen."

    Es scheint, daß Cramer die Denkwürdigkeiten Hillers zur Verfügung standen.

    Wann es nun wirklich stattfand ? Keine Ahnung ...

    PS. Damitz, Feldzug 1815, 1837 erschienen, Bd. 1, S. 299, scheint sich hier streng an Wagner anzulehnen.
    Zuletzt geändert von Sans-Souci; 22.05.2009, 18:32.

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