Kraftsuppenmehl

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 829

    Kraftsuppenmehl

    Eines meiner Steckenpferde ist nun mal die Heeresversorgung. Da habe ich doch in den Erinnerungen des Markgrafen von Baden etwas gefunden, wozu sich mir ein par Fragen aufdrängen.
    So traf am 22.07.182 der OSL von St.Julien mit einem Versorgungstransport beim badischen Korps ein. Dabei befanden sich u.a. 4 Rollwagen mit Schlafsäcken und 4 Rollwagen mit Kraftsuppenmehl.

    Kraftsuppenmehl (wobei mir unwillkürlich Maggi einfällt) kommt in der wirklichen Versorgung anderer Heere (Preußen, Österreich, Sachsen, Frankreich) in dieser Zeit nicht vor.
    Ist jemandem bekannt, was sich unter dem Kraftsuppenmehl verbirgt?
    Wie wurde es portioniert?
    Seit wann gibt es in Baden diese Art von Verpflegung?
    Wie wurde es in der Gesamtverpflegung positioniert (eiserne Reserve, normale Ausreichung neben Brot, Fleisch und Zugemüse, Ersatz für Fleisch o.ä.)?

    Was ist unter einem Rollwagen zu verstehen?
    Waren die ausgegeben Schlafsäcke Ganzkörperschlafsäcke oder diese Art von Fouragiersäcken, die mit Stroh ausgestopft bis Oberschenkel/Hüfte reichten?

    Besten Dank für Eure Hilfe und Unterstützung.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1850

    #2
    Krünitz sagt zum Rollwagen:

    Rollwagen. 1) Ein niedriger, statt der Räder auf Rollen oder Scheiben stehender Wagen. 2) <126, 677> Ein leichter Leiterwagen, Reisende darauf schnell von einem Ort zum andern zu bringen, der den Namen Rollwagen, wegen seines leichten Dahinrollens erhalten hat. Dergleichen Wagen werden zur Zeit der Messen von den Bauern für solche Reisende gehalten, welche die Posten entweder nicht bezahlen können oder nicht wollen. In einigen Gegenden, so auch um Meissen, heißen sie Hauderer. Ein leichtes unten mit Rollen versehenes Gestell, welches kleine Kinder, indem sie darin stehen, fortschieben, damit sie dadurch gehen lernen; der Gaupelwagen, siehe Laufwagen.
    Kraftsuppenmehl steht in Deiner Quelle möglicherweise irrtümlich für Kraftmehl (= Stärkemehl: http://www.ub.uni-bielefeld.de/digli...g/00000085.jpg), oder es waren vielleicht wirklich nur eine Art Bouillon-Würfel, keine Ahnung.

    Kommentar

    • Blesson
      Erfahrener Benutzer
      Adjudant
      • 03.10.2006
      • 778

      #3
      Es gibt nicht viel neues auf der Erde, so also auch beim Kraftsuppenmehl: Das dürfte getrocknete, konzentrierte Bouillon gewesen sein, was bei der Royal Navy ab ca. 1770 in Form von Tabletten eingeführt war. Ich habe bei der Bonner Ausstellung über James Cook so ein erhaltenes Teil gesehen, was ein wenig an eine Tafel Schokolade erinnerte. Über den Wohlgeschmack ließ sich indessen wenig in Erfahrung bringen...

      ERste Versuche soll es Preußen auch unter FII gegeben haben, was also hier noch einmal recherchiert werden sollte.

      Das Problem war die Haltbarmachung, was mit einem Mehl oder Granulat erheblich schwieriger gewesen sein dürfte als bei Tabletten. Um das Wachsen von Mikroorganismen und Pilzen zu verhindern, sollte das Konzentrat weit unter 1% Feuchtigkeit enthalten und muß infolgedessen vor Feuchtigkeit geschützt werden (also verpackt werden, die spätere Konservendose läßt grüßen). Aus diesem Grunde ist ja Schiffs-Zwieback so schön haltbar, wenn die kleinen Krabbler es nicht entdecken.

      Durch das Pressen in Tabletten wird die Oberfläche verkleinert, was dann ja auch hilft. Konservieren mit Salz fördert die weitere Haltbarkeit.

      Noch eine Anmerkung zu Mehl: Es gibt nichts, was weniger haltbar als Mehl ist. Aus diesem Grunde gibt es die Körnermagazine in Festungen & Städten, weil das Mehl stets für das Brot frisch gemahlen werden mußte (daher die sympathische Einrichtung der Roßmühlen und Heeresbäckereien)... Eben deshalb finden wir auf dem feldzuge auch die Handmühlen (moulins aux bras), was die Huftiere mitunter auch danken.
      Zuletzt geändert von Blesson; 19.10.2009, 17:04.
      Do, ut des

      http://www.ingenieurgeograph.de

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