Guten Abend,
mein Interesse an der Person Talleyrand hat dazu geführt, dass ich neben seinen Biografien und seinen Memoiren auch Biografien, Memoiren, Briefe ... von Personen aus seinem Umfeld heranziehe, um mehr über die Person Talleyrand zu erfahren.
Die Memoiren des Vicomte Paul de Barras, immerhin einmal allmächtiger Direktor der französischen Republik und erfahrener Staatsstreicher, sind dabei eine willkommene Abwechslung. Ja, sie widerlegen sogar, dass Quellenstudium trocken oder gar mühsam sein müsse. Nein, ganz im Gegenteil, sie reizen sogar das Zwerchfell. Quellenstudium kann also sogar sehr gesund sein ...
Bekanntlich hatte Talleyrand am 18. Brumaire die Aufgabe, Barras zum Rücktritt zu bewegen. Zusammen mit Admiral Bruix erledigte er diesen Job.
OT. Barras:
"Mein Entschluß ist sofort gefasst, mit der Festigkeit, die mir so oft in schwierigen Augenblicken zur Verfügung gestanden hat. Ich glaube, dass meine Demission tatsächlich gegeben und meine Rolle zu Ende ist; ich entschließe mich, den folgenden Brief zu schreiben:" 1)
den ich an dieser Stelle erspare!
"Ich übergebe diesen Brief Bruix und Talleyrand, die ihn für vollendet erklären; es ist das wiederholt der Ausdruck Talleyrands gewesen, der noch sagt, mein Verhalten sei "großmütig und erhaben und es sei mir vorbehalten, stets der erste Vaterlandsfreund Frankreichs zu sein". Die beiden Abgesandten ziehen sich mit Tränen in den Augen zurück, Talleyrand, indem er mir die Hand küßt und mir wiederholt, dass er mir seinen Dank im Namen des Vaterlandes ausspreche, dessen Retter ich nochmals sei." 2)
Echt rührend, oder? Oder doch eher mittendrin im Komödienstadl? Mon. de Barras, der für einen Herzogtitel die Republik gegen Louis XVIII. getauscht hätte, tritt mit einem feuchten Händedruck aus der Historie ab? Man muss wohl sehr einfachen Gemütes sein, um dieser Roßtäuscherei aufzusitzen!
Keine Sorge, die Auflösung kommt ein paar Seiten weiter!
Barras fügt in seine Memoiren "eine Art Enthüllung der Handlungen und Taten Talleyrands" ein, "welche Frau von Staël mir anvertraute" 3)
Die dann folgende Aufstellung summiert die finanziellen Erträge Talleyrands neben seinem offiziellen Einkommen auf 117, 69 Millionen Franken. (nach damaligem und heutigem Goldwert umgerechnet, entspricht dies 775 Millionen Euro! Gemessen am damaligen Geldumlauf ist diese Summe schwindelerregend und auch nicht wirklich von der Hand zu weisen!)
Mon. de Barras listet die Einzelbeträge nicht etwa (nur) auf, um Talleyrand in Mißkredit zu bringen, nein, in der Liste findet sich auch eine Summe von 4 Millionen Franken, die für seine Demission vorgesehen war!
"Ich bin eine besondere Erklärung über den letzten Punkt schuldig, das heißt darüber, dass meine Demission, deren historischen Verlauf ich ohne jeden Rückhalt berichtet habe, nicht der Gegenstand eines Geldvorschlags gewesen ist. Ich darf wohl behaupten, die Unterhändler würden nicht gewagt haben, auch nur dieses Wort verlauten zu lassen." 4)
Talleyrand wagt sich nicht, über Geld zu reden? Mario Barth und Co. wären heute froh über eine solche Steilvorlage!
Aber Mon. de Barras setzt noch einen drauf:
"Ebenso erkläre ich noch hinsichtlich dieses Punktes, dass, wenn Bonaparte in dieser Absicht irgend eine Summe verausgabt hat, sie gänzlich im Besitze Talleyrands geblieben ist, der bei vielen anderen Anlässen sich soweit treu geblieben ist, dass er gemeint hat, er müsse, da doch keiner mehr verdiene, gekauft zu werden als er, zunächst sich einmal mit eigener Hand auszahlen." 5)
Nun, ja, ich weiß nicht, meiner Meinung nach viel Wind für jemanden, der nichts erhalten haben will.
Aber, egal ob nun Talleyrand oder Barras die Millionen eingestrichen hat, Geschichte kann durchaus sehr amüsant sein.
In dem Sinne wünsche ich einen guten Abend!
Grüße
excideuil
1) Memoiren von Paul Barras, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien, Bd. 4, 1896 Seite 77
2) Seite 78
3) Seite 250
4) Seite 257
5) Seite 258
mein Interesse an der Person Talleyrand hat dazu geführt, dass ich neben seinen Biografien und seinen Memoiren auch Biografien, Memoiren, Briefe ... von Personen aus seinem Umfeld heranziehe, um mehr über die Person Talleyrand zu erfahren.
Die Memoiren des Vicomte Paul de Barras, immerhin einmal allmächtiger Direktor der französischen Republik und erfahrener Staatsstreicher, sind dabei eine willkommene Abwechslung. Ja, sie widerlegen sogar, dass Quellenstudium trocken oder gar mühsam sein müsse. Nein, ganz im Gegenteil, sie reizen sogar das Zwerchfell. Quellenstudium kann also sogar sehr gesund sein ...
Bekanntlich hatte Talleyrand am 18. Brumaire die Aufgabe, Barras zum Rücktritt zu bewegen. Zusammen mit Admiral Bruix erledigte er diesen Job.
OT. Barras:
"Mein Entschluß ist sofort gefasst, mit der Festigkeit, die mir so oft in schwierigen Augenblicken zur Verfügung gestanden hat. Ich glaube, dass meine Demission tatsächlich gegeben und meine Rolle zu Ende ist; ich entschließe mich, den folgenden Brief zu schreiben:" 1)
den ich an dieser Stelle erspare!
"Ich übergebe diesen Brief Bruix und Talleyrand, die ihn für vollendet erklären; es ist das wiederholt der Ausdruck Talleyrands gewesen, der noch sagt, mein Verhalten sei "großmütig und erhaben und es sei mir vorbehalten, stets der erste Vaterlandsfreund Frankreichs zu sein". Die beiden Abgesandten ziehen sich mit Tränen in den Augen zurück, Talleyrand, indem er mir die Hand küßt und mir wiederholt, dass er mir seinen Dank im Namen des Vaterlandes ausspreche, dessen Retter ich nochmals sei." 2)
Echt rührend, oder? Oder doch eher mittendrin im Komödienstadl? Mon. de Barras, der für einen Herzogtitel die Republik gegen Louis XVIII. getauscht hätte, tritt mit einem feuchten Händedruck aus der Historie ab? Man muss wohl sehr einfachen Gemütes sein, um dieser Roßtäuscherei aufzusitzen!
Keine Sorge, die Auflösung kommt ein paar Seiten weiter!
Barras fügt in seine Memoiren "eine Art Enthüllung der Handlungen und Taten Talleyrands" ein, "welche Frau von Staël mir anvertraute" 3)
Die dann folgende Aufstellung summiert die finanziellen Erträge Talleyrands neben seinem offiziellen Einkommen auf 117, 69 Millionen Franken. (nach damaligem und heutigem Goldwert umgerechnet, entspricht dies 775 Millionen Euro! Gemessen am damaligen Geldumlauf ist diese Summe schwindelerregend und auch nicht wirklich von der Hand zu weisen!)
Mon. de Barras listet die Einzelbeträge nicht etwa (nur) auf, um Talleyrand in Mißkredit zu bringen, nein, in der Liste findet sich auch eine Summe von 4 Millionen Franken, die für seine Demission vorgesehen war!
"Ich bin eine besondere Erklärung über den letzten Punkt schuldig, das heißt darüber, dass meine Demission, deren historischen Verlauf ich ohne jeden Rückhalt berichtet habe, nicht der Gegenstand eines Geldvorschlags gewesen ist. Ich darf wohl behaupten, die Unterhändler würden nicht gewagt haben, auch nur dieses Wort verlauten zu lassen." 4)
Talleyrand wagt sich nicht, über Geld zu reden? Mario Barth und Co. wären heute froh über eine solche Steilvorlage!
Aber Mon. de Barras setzt noch einen drauf:
"Ebenso erkläre ich noch hinsichtlich dieses Punktes, dass, wenn Bonaparte in dieser Absicht irgend eine Summe verausgabt hat, sie gänzlich im Besitze Talleyrands geblieben ist, der bei vielen anderen Anlässen sich soweit treu geblieben ist, dass er gemeint hat, er müsse, da doch keiner mehr verdiene, gekauft zu werden als er, zunächst sich einmal mit eigener Hand auszahlen." 5)
Nun, ja, ich weiß nicht, meiner Meinung nach viel Wind für jemanden, der nichts erhalten haben will.
Aber, egal ob nun Talleyrand oder Barras die Millionen eingestrichen hat, Geschichte kann durchaus sehr amüsant sein.
In dem Sinne wünsche ich einen guten Abend!
Grüße
excideuil
1) Memoiren von Paul Barras, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien, Bd. 4, 1896 Seite 77
2) Seite 78
3) Seite 250
4) Seite 257
5) Seite 258
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