Gefecht bei Connewitz 16.10.1813

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 827

    Gefecht bei Connewitz 16.10.1813

    Für ein Projekt beschäftige ich mich derzeit mit dem Gefecht bei Connewitz am 16.10.1813.

    Nach den mir zugänglichen und auskunftsgebenden Quellen (österr. Generalstabswerk Feldzug von Leipzig, Aster Gefechte und Schlachten bei Leipzig, Günther Schlüsselstellung Markkleeberg – Die Geschichte der Befreiungskriege, hier Herbstfeldzug 3.Band, ist gleichfalls vorhanden aber hierbei nicht hilfreich, genauso wie die offiziellen österr. Relationen) gestaltet sich die Situation wie folgt:
    Die frz. Div. Lefol hat Connewitz (am rechten Ufer des Mühlgrabens) sowie beide Ufer der in ca. 200m Entfernung fließenden Alten Pleiße besetzt. Die von österr. Seite ankommende Brigade Longueville säubert mit 1 Kompanie/IR 44 das linke Pleißenufer, folgt den abziehenden Franzosen gg. 09:00 Uhr durch die Pleißenfurt (die Brücke war abgebrochen) mit 2 Kompanien und greift die verrammelte und durch Infanterie und Geschütz gesicherte Mühlgrabenbrücke (hier war aus österr. Sicht der Bohlenbelag zur Hälfte abgehoben) an. Der Angriff schlägt fehl und IR 44 geht aufs linke Pleißenufer zurück. Hier beschießen sich die Schützen der Öschis und Franzen – nur durch die Pleiße getrennt - auf eine Entfernung von rund 8m. Der Uferbewuchs war sehr dicht, so dass dieses Feuer eher auf gut Glück denn gezielt erfolgte.
    Als Unterstützung kommen auf österr. Seite das 3.Bon/IR 56 (wird längs der Pleiße zur Verstärkung der Schützenlinie auseinandergezogen) und auf frz. Seite Teile der Brig. Godard von Sémelés Division (Einsatzort?) an.
    Gegen 11:00 Uhr unternimmt IR 44 einen 2.Versuch, der genauso scheitert wie der erste dieser Art. Danach findet ein stehendes Schützengefecht statt. Gegen Abend scheinen 2 Kompanien/IR 20 einen weiteren erfolglosen Versuch unternommen zu haben.

    Für folgende Auskünfte und Hilfen bin ich äußerst dankbar:
    1. Gibt es weitere sachdienliche Quellen zu diesem Gefecht?
    2. Gibt es Verlustangaben (außer den 5 Offz. und 200 Mann für IR 44 aus dem Aster nebst der namentlichen Nennung der 5 Offiziere in den offiziellen österr. Verlustlisten) für beide Seiten?
    3. Ist evtl. bekannt, welche Einheiten in der Brig. Godard standen (nach meinem Wissen hatte die 51.Division nur die Brigaden Aymard und Lagarde. Die Angabe Godard stammt aus dem Günther, der sich auf einen Bericht Semeles an Berthier vom 17.10. bezieht)?

    Darüber hinaus ist jeder sonstige Hinweis hilfreich und gern gesehen/gelesen.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Tellensohn
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
    • 1253

    #2
    Godards Brigade gehörte zur 52. Division (Sémélé) des IX. Korps (Augereau):

    2nd Brigade: GdB Godard
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 86th Line Infantry (1 btn.)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 121st Line Infantry (1 btn.)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 122nd Line Infantry (1 btn.)

    gemäss dieser Website:



    Gruss, T.

    Kommentar

    • corporal
      Erfahrener Benutzer
      Tambour-Major
      • 25.04.2007
      • 306

      #3
      Aus der Regimentsgeschichte des k.k. IR 56 Wenzel Graf Colloredo:
      /zusammengefasst/

      Poniatowski hatte die Brücke über die Pleisse und die Gräben abwerfen lassen und die dicht am Flusse stehenden Häuser von Konnewitz und Lössnig stark besetzt. Die Ö konnten keine Geschütze in Einsatz bringen, wohl aber die F an der teilweise abgebrochenen und verrammelten Brücke vor der Konnewitzer Schenke und in der Nähe von Lösnig.

      Angriff gegen diese Brücke durch eine Cp Bellegarde wird zurückgeschlagen. Bajonettangriff einer Division von 3/56 scheiterte am verheerenden Geschützfeuer. 1/56 unter Führung von Regkdt Obst Berger und Major v. Osthaus durchwaten einen vor der Pleisse befindlichen tiefen Abzugsgraben und gelangen vom Feinde unbemerkt bis auf 100 Schritt an das gut besetzte Dorf und Schloss Lössnig. Unter feindlichen Feuer wäre ein Arm der Pleisse und dann diese selbst (50 Schritt vom Feind) zu queren - wegen der sumpfigen Ufer und der Tiefe des Flusses keine Durchwaten möglich. Obst Berger wird beim Erkunden von 2 Kugeln getroffen, fällt vom ebenfalls getroffenen Pferd und springt zur Rettung ins Wasser. 1/56 wird durch Fürst Alois Liechtenstein aus der Feuer gezogen.

      Weiters wird über die Kämpfe beim Schloss Dölitz berichtet, die Kämpfe bei Cröbern ("Gröbern") werden erwähnt.

      Der Übergang bei Konnewitz unausführbar, am Abend (bei Dölitz und Lössnig) zwei Brücken über die Pleisse geschlagen. ´GdC Meerveldt mit einer Cp IR 24 Strauch geht über eine, wird aber - "beim Recognoscieren zu weit vorgewagt" - gefangen genommen.
      /Gibt es da nicht die Geschichte, dass das auf seine Kurzsichtigkeit zurückzuführen war und dass ihn zuerst Polen gefangengenommen haben, die ihn dann gegen einigen Branntwein an die Soldaten der Division Curial übergaben?/

      Vielleicht ein bißchen mehr Info ist es ja doch ...

      Kommentar

      • Da Capo
        Erfahrener Benutzer
        Adjudant
        • 23.10.2006
        • 827

        #4
        Erstmal Dank Euch beiden.

        Tellensohn
        Nach meinen Unterlagen (effectiver Stand vom 24.09.) hatte Semele die 51.Division.
        6/121e und 6/122e bildeten danach zusammen mit 6/47e die 1.Brigade der 53.Division.
        Das 86e kommt nach diesem Etat im IX.Korps überhaupt nicht vor.
        (D.Smith gibt für die 52.Semele mit den Brigaden Bagneris und Godard (letztere mit 86e, 121e + 122e; allerdings für das Korps gesamt nur 2 Divisionen (51. + 52.), alles ohne Datumsangabe zum Stand)

        Michael
        Hast Du zufällig auch die Regimentsgeschichte des 44.Regiments? Wäre sehr interessant zu erfahren, was die zu diesem Vorfall schreiben.
        3/56 soll ja gerade deswegen nicht vorgezogen worden sein, weil man den „Hippern“ (so nannte man das ungediente Volk zu meiner Armeezeit) eben diese Aktion nicht zutraute.
        Falls der Angriff wirklich stattfand, stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt (zwischen 1. und 2. Angriff IR 44, an Stelle des dem IR 44 angerühmten 2.Angriffs????), wobei ich befürchte, dass diese Auskunft nirgends zu finden ist.
        Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

        Kommentar

        • Tellensohn
          Erfahrener Benutzer
          Chef de Bataillon
          • 16.02.2011
          • 1253

          #5
          Tja, leider weiss ich auch nicht, woher D. Smith seine Angaben hat. Weitere Angaben zur Zusammensetzung des IX. Armeekorps im Jahr 1813 habe ich bei Camille Rousset, La Grande Armée de 1813, Paris 1871, 341-343 (2. Auflage 1892, 239-241) gefunden. Allerdings handelt es sich um den Stand vom 15. August 1813:



          Zu diesem Zeitpunkt wurde die 51. Division von Turreau befehligt:

          1. Brigade Lagarde
          2. Brigade Aymard

          und die 52. Division von Sémélé:

          1. Brigade Bagneris
          2. Brigade ohne Angabe des Kommandeurs

          Bei Leipzig könnte der Kommandeur der 2. Brigade der 52. Division dann ja doch Godard gewesen sein? Die Brigaden sind im August noch ganz anders zusammengesetzt, wobei Rousset darauf hinweist, dass alle Angaben unter Vorbehalt gemacht werden, da sich beide Divisionen damals noch im Aufbau befanden. Zu den 53. und 54. Divisionen wird erwähnt, dass sie am 1. September in einem Bericht erwähnt werden, sich aber zu diesem Zeitpunkt auch noch im Aufbau befanden, jedenfalls im August ohnehin noch nicht existiert haben können, weshalb zu ihnen gar keine Angaben gemacht werden.

          Rousset hilft also leider auch nicht wirklich weiter, aber immerhin hat auch nach ihm Sémélé die 52. Division und nicht die 51. Recht verwirrend, das ganze. Da muss ganz schön umgruppiert worden sein, von August bis Oktober.

          Eine Regimentsgeschichte des 44. K.K. Inf. Regiments gibt es ja anscheinend, ich kenn das Buch aber nicht:

          BRANKO, FRANZ VON: Geschichte des k. k. Infanterie-Regimentes Nr. 44 Feldmarschall Erzherzog Albrecht, von seiner Errichtung 1744 bis 1875. Wien: 1875.
          Zuletzt geändert von Tellensohn; 30.08.2011, 23:01.

          Kommentar

          • corporal
            Erfahrener Benutzer
            Tambour-Major
            • 25.04.2007
            • 306

            #6
            Soweit ich es überblicken kann, ist mir kein k. (u.) k. IR ohne eine veröffentlichte Regimentsgeschichte bekannt - im Kriegsarchiv füllen die einige Meter Bücherbord.
            Dass ich die Geschichte gerade des IR 56 habe, muss nicht verwundern ...
            Die des IR 44 habe ich nicht - wenn Du, lieber Jörg, auch in einigen Wochen noch mit zusätzlicher Information etwas anfangen kannst, will ich der Sache gerne bei meinem nächsten Besuch im KA nachgehen. Ich habe mir jedenfalls auf meine diesbezügliche Mappe einen Erinnerungszettel geklebt.

            Kommentar

            • Da Capo
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 23.10.2006
              • 827

              #7
              Nochmals vielen Dank Euch beiden.

              Hintergrund meiner Fragerei ist die Absicht, im nächsten Jahr ein Diorama zu diesem Thema zu bauen.
              Bei den Franzosen ist das alles – außer natürlich dem Wunsch, schon genau zu wissen, wer sich da wo rumgetrieben hat und dem Einsatzort dieses halben Kroatenbataillons – in der Darstellung nicht ganz so wild.
              Bei den Österreichern macht es natürlich schon einen Unterschied, ob da nun 44 oder 56 auf dem Damm zur Brücke stürmen.

              Michael, für Dein Angebot lieben Dank, es pressiert nicht und die paar Wochen nehme ich für eine Antwort gern in Kauf.
              Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

              Kommentar

              • Da Capo
                Erfahrener Benutzer
                Adjudant
                • 23.10.2006
                • 827

                #8
                In den Überlegungen, ob nun IR 44 oder 56 stürmend involviert waren, hat sich eine zusätzliche Fragestellung ergeben.
                Trugen die Österreicher bei ihrem Anmarsch und Kampf am 16.10. Mantel oder Rock und wenn letzteres, den Mantel feldmarsch- (gerollt über der Schulter) oder parademäßig (gerollt auf dem Tornister)?

                Danke für Eure Unterstützung.
                Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

                Kommentar

                • corporal
                  Erfahrener Benutzer
                  Tambour-Major
                  • 25.04.2007
                  • 306

                  #9
                  Zuerst muss ich mit Bestürzung bemerken, dass ich bereits vor über vier Monaten einen Besuch im KA in Aussicht gestellt habe, bislang aber noch nicht dort war ...
                  Zur Frage "Mantel oder Rock": Solche Details sind nur ausnahmsweise in Regimentsgeschichten oder Erinnerungen einzelner Teilnehmer zu finden.
                  Für das IR 56 kann ich das in concreto - leider - ausschließen.

                  Mein (hoffentlich educated) guess: Aufgrund der Jahreszeit und des schlechten Wetters besteht eine gute Wahrscheinlichkeit für den Mantel, wenn der aber nicht angezogen war, kann ich mir ein parademäßiges Befestigen am Tornister nicht recht vorstellen.
                  Andererseits bewegt man sich schon besser, wenn man bloß das Röckel an hat - und warm wird einem dabei ohnedies (das wird damals nicht anders gewesen sein als bei der Darstellung heutzutage zur selben Jahreszeit).

                  Na, besonders hilfreich war das jetzt auch nicht ...

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X
                  😀
                  😂
                  🥰
                  😘
                  🤢
                  😎
                  😞
                  😡
                  👍
                  👎