Aufgaben eines Kriegs-Commisaires

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 827

    Aufgaben eines Kriegs-Commisaires

    Welche Aufgaben fielen eigentlich einem Kriegs-Commissaire zu?

    Zum Hintergrund der Frage:
    In der sächsischen Armee wurde diese Bezeichnung erst zu Beginn des Feldzuges von 1812 eingeführt und vormals als Proviant- und Lazarettverwalter angestellte Personen hierzu genommen. Es steht daher zu vermuten, dass die Herren unter neuer Bezeichnung und als Führungsebene zwischen dem Intendanten und den Verwaltern lediglich in den alten Wirkungskreisen arbeiteten.
    Es wäre daher für mich interessant zu erfahren, wie der Commissaire in anderen Armeen tätig war.

    Dank für Eure Hilfe.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • joerg.scheibe
    Erfahrener Benutzer
    Capitaine
    • 02.10.2006
    • 592

    #3
    @Martin,
    Du hast da -glaube ich- etwas mißverstanden:

    Da Capo wollte nicht wissen, WER jemals als MC gearbeitet hat, sondern WAS der zu tun hatte.

    Dein genannten Quellen geben dazu leider überhaupt keine Auskunft.

    Jörg
    The light at the end of the tunnel
    is from an oncoming train.

    Kommentar

    • joerg.scheibe
      Erfahrener Benutzer
      Capitaine
      • 02.10.2006
      • 592

      #4
      Ich würde die Frage gern erweitern:

      Kann jemand Angaben zum Tractament eines Preuß. Kriegs-Kommissars 1812 machen ?

      Danke

      Jörg
      The light at the end of the tunnel
      is from an oncoming train.

      Kommentar

      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1841

        #5
        Gehalt ca. 1813 (pro Monat):

        General-Kriegs-Kommissair: 208 Th., 8 Gr. + Feldzulage: 150 Th. + 8 Rationen
        stellvertretender Kriegs-Kommissair: 50 Th.. + Feldzulage: 25 Th. + 4 Rationen
        Brigade-Kriegs-Kommissair: 100 Th. + Feldzulage: 25 Th. + 4 Rationen
        Ober-Kriegs-Kommissair: 100 Th. + Feldzulage: 75 Th. + 4 Rationen

        Ration (den ganzen Monat über jeden Tag neu geliefert) = tägliche Nahrung fürs Pferd
        Portion (alle oben aufgeführten bekamen davon jeden Tag eine) = tägliche Nahrung für den Mann

        Außerdem erhielten alle Mobilmachungs-Gelder vom 50 Thalern (General-Kriegs-Kommissair: 102 Thaler, 4 Groschen).

        Zum General-Kriegs-Kommissariat gehörten übrigens auch 5 Referenten, die ein monatliches Gehalt von 250 Thalern, plus 125 Thaler Feldzulage, nebst jeweils 2 Rationen erhielten.

        Kommentar

        • Voltigeur
          Erfahrener Benutzer
          Tambour-Major
          • 29.10.2006
          • 305

          #6
          " Zum General-Kriegs-Kommissariat gehörten übrigens auch 5 Referenten, die ein monatliches Gehalt von 250 Thalern, plus 125 Thaler Feldzulage, nebst jeweils 2 Rationen erhielten. "

          Das heisst das die Referenten mehr verdienten als der General-Kriegs-Kommissair ?

          Überraschend !

          Grüse vom Voltigeur

          Kommentar

          • admin
            Administrator
            Colonel
            • 30.09.2006
            • 2687

            #7
            Französische Commissaires de guerre

            Aus den beiden Werken von Pigeard - das Riesebuch "La Grande Armée" bzw. das kleinere "Dictionnaire de la Grande Armée" - können die Aufgaben der französischen Kriegskommissare wie folgt beschrieben werden.

            Die erste Bestimmung vom 17.1.1795 (28 nivose An III) hatte noch Aufgaben der späteren Inspecteurs aux revues für die Commissaires des guerres vorgesehen, eine Trennung der Aufgabengebiete auf die beiden Gruppen regelte dann der Konsulatsbeschluss vom 29.1.1800 (9 pluviose An VIII).

            Nach dem letztgenannten Beschluss umfassten die Aufgaben der Kriegskommissare:
            • Überwachung der Versorgung bzw. Vorräte jeglicher Art, sowohl bei den Armeen als auch in den befestigten Orten
            • Polizeiaufgaben im Etappen- und Konvoidienst
            • Administration der Équipages, der Vivres (u.a. Bäckereien), der Artillerie (?) und der Ambulanzen, der Krankenhäuser, der Gefängnisse
            • Verteilung der Lebensmittel, der Fourage sowie Heizungsmittel
            • Überwachung der Pensionszahlungen
            An Orten, die keine Lager oder Manufakturen hatten, mussten die Kriegskommissare mit den lokalen Bürgermeistern bzw. Autoritäten zusammen arbeiten, um durchziehende bzw. dort lagernde Truppen zu versorgen.

            Bei Armeemärschen fiel den Kriegskommissaren die Aufgabe zu, an die nächsten Etappenorten die erwartete Anzahl an Truppen und Pferden zu melden, damit deren örtliche Versorgung gewährleistet wird.

            Mit diesem Aufgabengebiet waren die Kriegskommissare auch Anlaufstelle für die Soldaten, zugleich aber auch die Quelle nicht weniger Beschwerden für unzureichende Versorgung.

            Die Regelung von 1800 wurde für die gesamte Zeit bis zum Gesetz vom 29.7.1817, bei dem die königliche Intendanz gebildete wurde, ausgeübt.

            Organisatorisch unterstand das Kriegskommissariat dem Kriegsverwaltungsministerium (Ministère de l'Administration de la guerre), im Felde dem Generalintendant der Großen Armee.

            Bei den Armeen leiteten mindestens 4 Commissaires ordonnateurs en chef jeweils eigene Verantwortungsbereiche, nämlich
            • Versorgungs- bzw. Vorratswesen
            • Hospitalwesen
            • Transportwesen
            • Heizungswesen und Bekleidungswesen
            Die Zahl der Commissaires ordonnateurs en chef variierte während der Napoleonischen Zeit zwischen 35 und 50. Ihnen untergeordnet waren etwa 120 Commissaires des guerres de 1re classe, wiederum ca. 120 Commissaires des guerres de 2e classe und schließlich etwa 35-70 Adjoints aux commissaires des guerres. Im Jahr 1810 umfasste das Kriegskommissariat 56 commissaires ordonnateurs und 444 commissaires des guerres.

            Im Prachtschinken "La Grande Armée" von Pigeard wird auf ein Dekret Napoleons aus dem Jahr 1807 verwiesen, das im ersten Band der "Unveröffentlichten Korrespondenz" (also nicht in den 32 Bänden der "Offiziellen Korrespondenz") abgedruckt wurde. Da ich eine englischsprachige Version dieser nützlichen Ergänzung zur Korrespondenz Napoleons habe, füge ich dieses Dekret noch als Scan bei.

            So, ich hoffe damit etwas Licht in das Aufgabengebiet der französischen Kriegskommissare gegeben zu haben - weiteres (auch zur Uniformierung) kann im Artikel von Pigeard in Tradition 101 sowie in den zwei Artikeln von Stiot in der Sabretache Nr. 3 und 4 aus dem Jahr 1969 recherchiert werden.

            Schöne Grüße
            Markus Stein
            Angehängte Dateien
            "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

            Kommentar

            • Martin
              Erfahrener Benutzer
              Fourrier
              • 11.07.2007
              • 100

              #8
              Dein genannten Quellen geben dazu leider überhaupt keine Auskunft.
              In der Tat, daß hatte ich mißverstanden.

              Nun habe ich jedoch einen kleinen Hinweis aus dem Kriegstagebuch des Wilhem Tetschke 1813 - 1815, Seite 167 - 168.

              "Auch vermehrte sich unser Stab noch um einen Kriegscommissär der für die Verpflegung des Regiments sorgen sollte. Damals war der derselbe freilich sehr überflüssig, da die Truppen sämtlich von ihren Quartiergebern verpflegt wurden. Hätte uns ein solcher Herr dagegen in den heißen Junitagen Brot schaffen können, so würden wir ihn sehr willkommen geheißen haben. Diese Art Leute, während des Krieges nie anders als mit dem Spitznamen Mehlwürmer benannt, stand übrigens bei dem Soldaten allgemein in dem Rufe, daß sie mehr für ihren eigenen Beutel als für den hungrigen Magen des Kriegers besorgt war."

              Eine weitere Anmerkung des Autors zum Kriegscommisär lautet: "Leiter des Kriegskommissariats, eines Bestandtheils der Intendantur im Gefolge des Hauptquartiers, der für Fuhrwesen und Mundvorräte zuständig war."

              Gruß Martin
              Zuletzt geändert von Martin; 11.12.2011, 11:26.
              Schlesisches Grenadier-Bataillon

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