Kolonnenbrücken, sächsische gesprengte

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 829

    Kolonnenbrücken, sächsische gesprengte

    Beim sächsischen Artillerie-Train befanden sich 1806 auch 3 oder 4 Wagen zu „Colonnen – oder gesprengten Brücken“.
    Damit dürften – im Gegensatz zu den „normalen“ Kolonnen- oder Lauf-/resp. Modderbrücken der Preußen und Österreicher - Brücken mit einer einfachen Sprengkonstruktion (sh. Bild unten) gemeint und bei einem Bergbauvolk wie den Sachsen durchaus technisch beherrschbar gewesen sein.
    Durch eine bewegliche Gestaltung der oberen Zusammenführung der beiden Sprengarme und des senkrechten Zugankers sowie Möglichkeiten einer unterschiedlichen Höheneinstellung für die Balkenlage (evtl. durch Bolzen und verschiedene Bolzenlöcherstufen) dürfte eine Anpassung an unterschiedliche Hindernisbreiten möglich gewesen sein.

    Hat zufällig jemand einen Beleg dafür, ob mit ins Feld genommene Brücken so ausgesehen haben können?

    Danke für Eure Hilfe.




    Quelle:
    http://www.karl-gotsch.de/Lexikon/Sprengwerkbr.htm
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Blesson
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 03.10.2006
    • 778

    #2
    Interessante Fragestellung; Grundsätzlich ist die Darstellung des Sprengwerks richtig. Spannend ist die Frage, wie die variablen Spannbreiten der Bögen, für welche die Pfeiler immer noch ein Widerlager auf beiden Seiten haben mußten, konstruktiv gelöst wurde.

    ich werde das in den üblichen Handbüchern der Pontonnierwissenschaften (u.a. Hoyer) nachprüfen.
    Do, ut des

    http://www.ingenieurgeograph.de

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    • Sans-Souci
      Erfahrener Benutzer
      Major
      • 01.10.2006
      • 1849

      #3
      Birago nennt die Sprengbrücken 1838 "eine militärische Liebhaberei" (§. 64.)

      http://books.google.com/books?id=KTcpAAAAYAAJ&pg=PA40&dq="64"

      Über die genaue Konstruktion steht leider nichts dabei.

      Kommentar

      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1849

        #4
        Hier, wenn ich nicht irre, eine ganz einfache Sprengbrücke, nach Fr. Arnold, Die Lehre der Holzconstructionen, Carlsruhe und Baaden 1819. Leider habe ich den Text dazu nicht.
        Angehängte Dateien

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        • joerg.scheibe
          Erfahrener Benutzer
          Capitaine
          • 02.10.2006
          • 594

          #5
          Möglicherweise ergibt sich eine sinnvollere Lösung nach Abbildung 3 der von Da Capo angefühten Website.
          Ich könnte mir vorstellen, daß es mit Längsverlängern von Kanthölzern einfacher war als mit der Aufstellung eines solchen "Dachgebälks".

          Das Problem der Widerlager scheint nach der von Oli gefundenen Variante oder auch nach der bei Leupold (vgl.Tafel XIII, Fig.1) gelöst worden zu sein.

          Gruß
          Jörg
          Angehängte Dateien
          The light at the end of the tunnel
          is from an oncoming train.

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          • Da Capo
            Erfahrener Benutzer
            Adjudant
            • 23.10.2006
            • 829

            #6
            Neben einer einfachen Konstruktion war eine Brückenherstellung in überschaubarer Zeit die Hauptanforderung an eine Kolonnenbrücke. Große Kunstbauten kann es da nicht gegeben haben. Die Schaffung eines Widerlagers muss daher in relativ kurzer Zeit möglich gewesen sein, auch muss der Aufbau relativ einfach möglich gewesen sein, da Artilleristen – und keine Ingenieure, wenn auch die Artilleristen technisch gebildet waren - diese Brücken aufzubauen hatten.

            Da die Hindernisse nie eine gleiche Breite hatten, muss die Brücke flexibel anzupassen gewesen sein, was m.E.n. nur über den Winkel der beiden Sprengarme zueinander geschehen konnte, der dann zusammen mit der Länge der Sprengarme die maximal überbrückbare Weite bestimmt.

            So gesehen ist eine gesprengte Brücke wirklich eine Liebhaberei, weil der gleiche Zweck – außer den unstreitbar zu bewältigenden größeren Lasten – auch durch eine klassische Modderbrücke (= 3 – 5 Balken mit aufgerödeltem oder geschraubtem Bohlenbelag) geleistet werden konnte.
            Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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            • Blesson
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 03.10.2006
              • 778

              #7
              Sprengwerke im zivilen Brückenbau sind am Anfang des 19. JH keine Seltenheit (siehe Hoyer, Pontonnierwissenschafften); hier geht es jedoch um die behelfsmäßige Wiederherstellung von Brücken, also um Kriegsbrückenbau, der einfach genug sein muß, um Zeit und Material zu sparen.. Dies kann kann auf zweierlei Weisen geschehen:

              1) als eine von Zimmerleuten / Pontonnieren angefertigte Sprengbrücke.
              2) Als vorgefertigte Sprengbrücke auf einem Train, was eine sächsische Spezialität zu sein scheint.


              Hoyer, ehem. Sächs. Pontonnieroffizier, erwähnt in seinen Pontonnierwissenschaften, 2. Auflage, Berlin, 1830, nur kurz auf S. 392.
              „§• 4*. Aelter und allgemeiner waren die Spreng- und Hängewerke, um größere Entfernungen der Pfeiler oder Brückenjoche zu überdecken, als es.das gewöhnliche Tragevermögen der Hölzer (Brückenruthen) nach Verhältnis ihrer Stärke zuläßt. Beide unterscheiden sich bekanntlich dadurch von einander: daß bei dem Spreng werke die Unterstützung des Gebälkes vermittelst der Kopfbügen oder Streben von unten geschiehet (Fig.3.et 4. Tab.IX.) indem die letztem jenes selbst, oder mittelbar durch einen Unterzug A tragen, wobei auch wohl noch ein Spannriegel AB Fig. 5. zwischen sie eingeleget wird. Allgemein gültiger Grundsatz dabei ist: immer Hirnholz an Hirnholz stoßen zu lassen, damit es sich nicht eindrücken und eine Senkung entstehen kann. Würde eine Strebe, deren Breite sich zur Dicke, wie 5 : 7 verhalten muß, (oben im I. Thl. S. 105.) zu lang; so bringt man mehrere an, die durch Ueberschneiden entweder unter einander selbst oder auch vermittelst angebolzter Zangen verbunden sind. A und B Fig. 1. Ein sehr einfaches Sprengwerk ist Fig. 2. vorgestellt, wo mehrere Streben die unter einander liegenden Spannriegel, und durch diese den Brückenboden stützen.“

              Bei den Kolonnenbrücken findet sich kein Hinweis auf die Konstruktion.


              Blesson, Befestigungskunst für alle Waffen, Feldbefestigung, Band 1, Berlin 1825 schreibt auf S. 165:

              134. Brücken von leichtem Sprengwerk. Bei Felsen- oder Festen-Ufern oder gesprengten Bögen zerstörter Brücken, bieten sich stets sehr leichte Unterstützungspunkte dar, um schnell mit einigen Balken und Bohlen die Communikation herzustellen. Fig. 5t giebt zwei Ideen abcd und amd dazu an, deren es aber unzählige geben kann, zu denen nur einige Kenntnisse in der Zimmermannskunst nothwendig sind. Viel künstliche Verbindungen sind nicht anzuraten, sie versprechen keine gehörige Festigkeit oder erfordern zu viel Zeit.“


              Da Blesson Hoyers Adjutant war, teilte er wohl dessen Einschätzung.
              In den anderen Werken zum Pontonnierwesen werden die Sprengwerke für den Kriegsbrückenbau erst gar nicht erwähnt:

              A.F. Drieu: Leitfaden für den Pontonnier, Stuttgar, 1826
              Anonym: Anleitung zum Kriegsbrückenbau mit dem Birago’schen Material, Zürich, ca. 1850


              Meine Anmerkungen zu den Sprengbrücken
              1) Das Sprengwerk verstärkt Belastbarkeit der Streckbalken durch den Auflagepunkt in der Mitte. Maximale Spannweite ca. 20‘?
              2) Verdoppelung der Spannweite: Streckbalken haben als Auflager die Ende und die Mitte des Sprengwerks.
              3) Ziel war es, eine Ebene zwischen allen Auflagepunkten zu schaffen, also Berg- und Talfahrten zu vermeiden

              Es bleibt leider noch offen, wie die sächs. Trainbrücken konstruiert waren. Die Streckbalken, Bohlen & Rödelbalken darf man sich sicher nach üblicher Konstruktion vorstellen. Evtl. bereits vormontiert, wie bei den Modderbrücken? Entscheidend ist die Konstruktion der Streben:
              1) Analog zum Birago Material ist vorstellbar, daß die Verbindung der Streben variable eingestellt werden konnte.
              2) Kürzungen der Streben an Ort und Stelle?


              Ohne Beschreibungen und Abbildungen kommen wir leider nicht weiter.
              Angehängte Dateien
              Zuletzt geändert von Blesson; 03.12.2011, 18:45.
              Do, ut des

              http://www.ingenieurgeograph.de

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