Konflikte mit französischen Besatzungstruppen

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  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2690

    Konflikte mit französischen Besatzungstruppen

    In den aktuell als Reprint erschienenen Erinnerungen des Friedrich Lindau (Schütze im 2. Leichten Bataillon der KGL) findet sich eine anschauliche Passage über (blutige) Konflikte mit französischen Besatzungstruppen in Hameln (damals, 1809-1810 schon Königreich Westphalen):

    Eines Tages ging ich mit mehreren anderen Handwerksgesellen nach der Berkelschen Warte, einem Tanzplatze, eine halbe Stunde von der Stadt am Fuße des Forts, welches von den Franzosen besetzt war. Als wir zu tanzen angefangen hatten, erschienen die Franzosen vom Fort, welche uns erst im Tanzen störten, dann, als ihrer noch mehre gekommen waren, mit gezogenen Degen aufforderten, den Ort zu verlassen. Wir wichen, gingen hinunter und überlegten, ob wir uns eine solche Behandlung gefallen lassen wollten, oder ob wir unsern Freudenstörern wohl gewachsen wären. Nach kurzer Ueberlegung machten wir uns an die Zäune, zogen die Pfähle heraus, besetzten dann Haus- und Hofthür und die Beherztesten von uns gingen hinauf in den Saal. Kaum sind die ersten darin, als sogleich die Franzosen mit ihren Degen auf uns eindringen; von beiden Seiten fallen die Streiche, der Boden färbt sich mit Blut, die Unsrigen rücken nach, die Franzosen ziehen sich in eine Ecke zurück und schon liegen mehre von ihnen betäubt am Boden, da geben sie gute Worte und bitten um Schonung ...
    Am andern Sonntage ging ich Abends mit einigen meiner Freunde auf den Tanzboden; wir standen ganz bescheiden an der Thür und sahen zu; aber auch das wollten die Franzosen nicht leiden, schalten uns "paisans", was uns sehr verdroß und wir mit "Hundsfott" erwiderten. Da drangen sie mit Gewalt auf uns und brachten uns mit Prügeln aus der Hausthür. Einige Franzosen verfolgten uns auf die Straße, woe es dunkel war; hier gab es tüchtige Schläge, und am andern Morgen fand man auf dem Flecke die Leiche eines Franzosen. Solche Auftritte erlebte ich oft ...
    Nicht gerade ein "liebevoller" Umgang zwischen eigentlich damals Verbündeten!

    Kennt Ihr weitere Beispiele für diese fehlgeleitete Besatzungspolitik?

    Markus Stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben
  • Gunter
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 01.10.2006
    • 1377

    #2
    Ich bezweifle, dass das als Ergebnis einer verfehlten Besatzungspolitik verbucht werden kann. Prügeleien von Zivilisten mit einheimischen Soldaten gab es auch genug. Der schroffe Gegensatz Militär-Zivil wurde durch die Tatsache der Fremdbesatzung nur zusätzlich verschärft. Wer damit anfing, stellt jede Seite auch anders dar.

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    • Uwe Wild
      Erfahrener Benutzer
      Sergent
      • 02.10.2006
      • 121

      #3
      Es könnte sich ja evtl. auch um Douaniers gehandelt haben. Die haben sich ja mit alles und jedem geprügelt (außer dem Feind).

      Gruß
      Uwe

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      • Gunter
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 01.10.2006
        • 1377

        #4
        Wir wollen hier mal nicht den alten Hut aufklappen, die "Fronttruppen" wären immer korrekt geblieben und nur bei den Rückwärtigen hätte es Exzesse gegeben. Hier mal ein Bild von Vernet zum Bardinreglement. Zu sehen sind zwei Grenadiere, die unmissverständlich zeigen, dass der Säbel nicht unbedingt gegen den Feind benutzt werden soll. Vernet hat wohl auf die Art auf das Duellwesen auch unter den Mannschaften hingewiesen.
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        • admin
          Administrator
          Colonel
          • 30.09.2006
          • 2690

          #5
          Konflikte unter Alliierten

          Auch für die Gegenseite kann ich ganz aktuell etwas beisteuern ... denn in den Erinnerungen des KGL-Soldaten Lindau gibt es einige Hinweise auf erhebliche Konflikte zwischen Hannoveranern/Engländern auf der einen Seite und Spaniern/Portugiesen auf der anderen Seite. Hier ein eindrückliches Beispiel:

          Auf der Hausflur vor dem Laden standen portugiesische Soldaten, mit denen mein Kamerad sogleich Händel bekam. Ich trat hinzu und wollte ihn aus dem Hause ziehen, weil die ganze Flur voll Portugiesen stand. Als aber einer derselben von hinten nach meinem Hirschfänger griff, da faßte ich zu, zog blank und schlug sogleich, anfangs flach, blind auf die Portugiesen los. Mein Kamerad folgte meinem Beispiele und beide suchten wir mit dem Rücken die Hausthür zu gewinnen. Obgleich die Portugiesen mit ihren Bajonetten auf uns eindrangen, so fielen unsre Hiebe doch so dicht und fest, daß sie alle, etwa 15 Mann, in ein großes Zimmer flüchteten, wo sie sich mit Bänken und Stühlen verschanzten, um vor unsrer Verfolgung sicher zu sein. Wir nahmen dann eiligst unseren Rückzug nach der Straße, wo uns etwa 20 Portugiesen mit ihren Bajonetten empfingen. Wir ermunterten uns gegenseitig und hieben scharf ein; da wichen die Portugiesen zurück; wir gewannen die freie Straße und trafen 4 Engländer, die uns sogleich beistanden, denn Engländer und Deutsche halten stets gegen Spanier und Portugiesen zusammen.
          Markus Stein
          "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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          • Gunter
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 01.10.2006
            • 1377

            #6
            Das zeigt wieder einmal den Hauptverwendungszweck der Seitenwaffen: Zivilisten und Angehörige anderer Einheiten verprügeln.

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