Landwehrreiter bei Jügel-Wolff

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  • ibreh
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 12.03.2007
    • 185

    Landwehrreiter bei Jügel-Wolff

    Was denkt Ihr, welches Regiment der von Jügel-Wolff abgebildete Landwehrreiter darstellt?
    Mit seinem weissen Schaffell und dem blau-roten Lanzewimpel stellt er denke ich nicht gerade den "gängigen" Landwehrmann dar. Weisses Schaffell kenne ich als häufige (oder gar generelle ?) Ausstattung nur von den Schlesiern, die blau-roten Lanzenwimpel meine ich mal bei der Elbe-Landwehr gesehen zu haben? Laut Abzeichen- und Knopffarbe sollte das hier aber ein Kur- oder Neumärker sein, wovon bei mehreren Regimentern aber bekannt war, das sie mit englischen Tschakos und/oder Stoffschabracken ausgestattet waren. Deshalb könnte vieleicht für die Spezialisten unter Euch das Regiment erkennbar sein?
    Gruß
    Herbert
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1847

    #2
    Eine eindeutige Identifizierung des Regiments ist nur aufgrund von unbelegbaren Mutmaßungen möglich, schwebt also gleichsam in der Luft ...

    Hier meine Kommentare zu den beiden Tafeln:

    33. Officier von der Landwehr zu Pferde.

    Am 17. März 1813 wurde die „Verordnung über die Organisation der Landwehr“ veröffentlicht. In jedem Kreis sollten Landwehren aufgestellt werden. Die Landwehrmänner mußten sich selber kleiden, bei den Männern, bei denen das nicht möglich war, mußte der Kreis einspringen. Die Gewehre wurden vom Staat gestellt.

    Die ponceauroten Abzeichen mit gelben Knöpfen waren für die Landwehren der Provinzen Kurmark und Neumark vorgeschrieben worden. Da die Uniformserie in Berlin veröffentlicht wurde, bildete der Künstler wahrscheinlich kurmärkische Landwehr ab. Ob die Tafeln nach der Natur gezeichnet oder (wie Tafel 56) einfach den Uniformvorschriften entsprechend gezeichnet wurden, läßt sich leider nicht mehr feststellen.

    Die Stadt Berlin sollte nach einem Organisationsplan der Landwehr der Kurmark vom 8. April 1813 sechs Eskadronen Kavallerie stellen, von denen vier zur IV. Kurmärkischen Landwehr-Brigade, und zwei eigentlich zur VII. Kurmärkischen Landwehr-Brigade gehören sollten. Alle sechs Eskadronen blieben aber dennoch, zumindest organisatorisch, in einem Regiment beisammen. Am 27. Juli 1813 wurden die Brigaden aufgelöst, und die von der Stadt Berlin gestellte Landwehr-Kavallerie bildete nunmehr bis Ende 1815 das aus sechs Eskadronen bestehende 4. Kurmärkische Landwehr-Kavallerie-Regiment, das auch Berliner Landwehr-Kavallerie-Regiment genannt wurde. Vielleicht ist dieses Regiment hier dargestellt.

    Die Offiziere der Landwehr sollten die Interims-Uniform der Stände tragen, jedoch ohne Stickerei. Die zeitgenössischen Abbildungen von Offizieren der Landwehr zeigen meist wie hier einen einfachen Uniformrock gleich dem der Offiziere der Linientruppen, mit den Abzeichen des Landwehr-Regiments oder -Bataillons. Es gibt auch einige Abbildungen von Offizieren im Überrock, der aber von den meisten Kommentatoren mit der Litewka verwechselt wird. Die Epauletten mit Tressen an beiden Seiten sind die eines Lieutenants.
    34. Landwehrmann zu Pferde.

    Bis zu einer A.K.O. vom 13. März 1815 zeigte bei den Ulanen-Regimentern der Linie der obere Teil der Lanzenflagge das Regiment an, während der untere Teil einheitlich dunkelblau war. Das hier abgebildete Hellblau war in der preußischen Armee die Farbe, welche die vierte Einheit bezeichnete, zum Beispiel auf den Achselklappen des 4. Ostpreußischen Infanterie-Regiments. Ponceaurot war die Abzeichenfarbe der Landwehren der Provinzen Kurmark und Neumark. Demnach könnte die blau über rote Lanzenflagge dazu gedient haben, das 4. Kurmärkische Landwehr-Kavallerie-Regiment zu bezeichnen, doch bleibt das eine bloße Vermutung. Bei der preußischen Landwehr-Kavallerie kamen auch sehr viele irreguläre Lanzenflaggenmuster vor.

    Auffällig sind die roten Ärmelaufschläge, die bei anderen Landwehr-Regimentern meistens ganz von der Grundfarbe der Litewka blieben oder nur einen schmalen Vorstoß in der Abzeichenfarbe hatten. Da die begüterten Landwehrmänner sich selber kleiden mußten, könnte es sich aber auch nur um eine individuelle Abweichung handeln.

    Eine Variante dieser und der vorhergehenden Tafel stellt das Elb-Landwehr-Kavallerie-Regiment dar (in den Provinzen zwischen Weser und Elbe wurde nur ein einziges Landwehr-Kavallerie-Regiment aufgestellt) und wurde von Richard Knötel in seiner Uniformenkunde (VII, 18) veröffentlicht. Der einzige Unterschied scheinen die hellblau anstelle von rot kolorierten Kragen und Aufschläge und der Vorstoß an der Schaffellschabracke des Offiziers zu sein, selbst die Lanzenflagge ist identisch. Vermutlich hat der Kolorist das Elb-Landwehr-Kavallerie-Regiment also nicht selbst gesehen, was den dokumentarischen Wert dieser Variante stark mindert. Die Elberfelder Bilderhandschrift Bild 51.b. („Magdeburger Cavallerie 21/11 1815“) zeigt einen Wehrmann des Elb-Landwehr-Kavallerie-Regiments in dunkelblauer Litewka mit gelben Knöpfen, hellblauem Kragen, weißen Achselklappen und dunkelblauen Aufschlägen ohne Vorstoß. Dazu ein Tschako ohne Landwehrkreuz, eine graue Hose, schwarzes Lederzeug und eine Lanze mit rot über weißer Lanzenflagge.
    Zuletzt geändert von Sans-Souci; 05.07.2007, 08:32.

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    • Cuirassier
      Erfahrener Benutzer
      Tambour-Major
      • 20.10.2006
      • 275

      #3
      jügel zeigt in der regel bei allen abb. den ideal-paradezustand..., das ist aber fast nie zutreffend! das trifft besonders auf die landwehrabbildungen zu.

      die abbg. kürassiere ( ausnahme GdC) haben bis 1819 keine schabrunken gehabt...jügel zeigt sie aber immer..
      Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1847

        #4
        Hast Du für die nicht angeschafften Schabrunken der Kürasssiere Quellenbelege ?

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        • ibreh
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 12.03.2007
          • 185

          #5
          Das der Landwehr Lanzenwimpel oben Regimentsfarbe (war mir von der Linie bekannt) und unten Provinz zeigen könnte, hatte ich um ehrlich zu sein nicht bedacht. Im Heft Dennewitz von Frank Bauer ist auf Seite 11 unter dem Titel "Preußische Soldatentypen von 1813" unter anderem ein Landwehrkavallerist abgebildet, der dem von Jügel-Wolf fast entspricht. Nur hat er eine rote Einfassung an der weissen Schaffellschabracke und einen gelb über roten Wimpel. Aber auch rote Ärmelaufschläge, weisse Schulterklappen. Das könnte ja dann, nach dem was Oliver geschrieben hat, das 3. Regiment sein? Ich weiss, nur Vermutungen.
          Der pommersche Infanterie Landwehroffizier daneben, der nur von hinten abgebildet ist, hat weisse Schoßumschläge, was ich vorher auch noch nirgendwo gesehen habe (dachte die wären immer rot). Deshalb hatte ich auch den Kavalleristen nicht "ganz ernst genommen".
          Gruß
          Herbert

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          • Cuirassier
            Erfahrener Benutzer
            Tambour-Major
            • 20.10.2006
            • 275

            #6
            Zitat von Sans-Souci Beitrag anzeigen
            Hast Du für die nicht angeschafften Schabrunken der Kürasssiere Quellenbelege ?
            ja, hab ich....kann ich raussuchen, gibt ne AKO dazu...*) bei den schlesieren

            bis 1810 hatten offizire goldene / silberen einfassungen an der schabracke...( schabrunke wir nie erwähnt ), danach wie die gemeinen...

            schabrunken sollten ausgegeben werden, ist aber nie dazu gekommen...erst 1821 war das regiment vollständig ausgestattet worden...

            auch wird berichtet, das das kochgeschirr am rechten pistolenholster befestigt war..., in der jhdt.-austellung 1913 in breslau sieht man den kürassier zu pferde auch ohne schabrunke..

            ps...sehn wir uns in kerzendorf...?
            Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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            • Sans-Souci
              Erfahrener Benutzer
              Major
              • 01.10.2006
              • 1847

              #7
              Datum und Text der AKO wär toll.

              Wenn es bei den Schlesiern so war, heißt das ja nicht, daß die Ostpreußischen und Brandenburgiscen Kürassiere ebenfalls so sparsam bedacht wurden.

              Ich bin komme morgen so um 18.00 Uhr in Kerzendorf an, die letzten zwei Tage hab ich fast nur Felddienst gebüffelt.

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              • Cuirassier
                Erfahrener Benutzer
                Tambour-Major
                • 20.10.2006
                • 275

                #8
                suche ich raus...*) war soweit ich weiss.. war es nur bei 2 kürassierregt. so üblich...
                schlesier immer sparsam....die offiz. hatten den kollet besatz wie bei den mannschaften...kein samt, wie sonst bei schwarzen aufschlägen üblich.

                bis 19 uhr steht unsere hütte hoffentlich...*)
                Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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