Fürstentum Lübeck im Rheinbund?

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  • Tom
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 03.10.2006
    • 1068

    Fürstentum Lübeck im Rheinbund?

    Hallo zusammen,

    in u.g. Buch habe ich gelesen, dass Napoleon aus den ehemaligen Hansestädten bzw. aus dem Rest des 1810 okkupierten Oldenburg - quasi als Rumpfstaat - 1811 (?) ein Fürstentum Lübeck geschaffen habe, dass auch Mitglied des Rheinbunds gewesen sei. Das Fürstentum habe 19.000 Einwohner gehabt.

    Quelle:
    Koppen, Wilhelm. Deutsche gegen Deutschland : Geschichte des Rheinbundes. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt, 1936; S. 82 + 126f

    Sonst habe ich nirgendwo Belege für ein Fürstentum Lübeck, schon gar nicht als Rheinbundmitglied, gefunden. Weiß jemand genaueres darüber?

    Viele Grüße, Thomas H.
  • wufi
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 03.10.2006
    • 311

    #2
    Ich denke hier geht es um folgendes:
    1774 tauschte Dänemark die Gft. Oldenburg u. das Fürstbistum Lübeck gegen den Hzgl. Teil von Holstein der im Besitz der Fam. Gottorf (Paul I., Kronprinz von Russland) war (Vertrag von Zarskoje Selo). Im Zuge dieses Tausches wurde Oldenburg 1777 zum Hzm erhoben. Ich nehme an 1803 wurde das säk. Fsm Lübeck integraler Bestandteil des Herzogtums. 1810 anektierte Napoleon das Hauptland Oldenburg, das abseits liegende Ländchen Lübeck wahrscheinlich nicht. Somit wurde es 1810/11 wieder eigenständig (bis 1814/15).

    (PS: Das hist. Fürstbistum Lübeck umfasste seit dem Mittelalter nur noch ein Gebiet ohne die Stadt Lübeck)
    Je l'ay emprins

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    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2687

      #3
      Hallo Thomas,

      interessante Frage ... ich habe im Buch von Alain Pigeard La Confédération du Rhin geschaut, und tatsächlich: es bestand wohl schon von 1803 an ein Fürstentum Lübeck (Umwandlung des Bischoftums), das jedoch unter der Administration des Herzogtums Oldenburg stand.

      Nach der Annexion Oldenburgs per kaiserlichen Dekret vom 10. Dezember 1810 war Lübeck weder formell Frankreich oder den 3 neuen Departements zugeteilt - es wurde einfach nicht im Dekret genannt (Pigeard meint daher, es bestehen beide Möglichkeiten, annektiert oder auch nicht).

      Mehr kann ich aus dem Buch leider nicht herausziehen ... anscheinend hatte Lübeck eine kleine Nische der "Unabhängigkeit" gefunden. Man müsste jetzt in einem stadtgeschichtlichen Werk über Lübeck weiter forschen.

      Markus Stein
      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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      • Tom
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 03.10.2006
        • 1068

        #4
        Wikipedia

        Hallo Wufi und Markus,

        vielen Dank für die nützlichen Infos. Habe inzwischen in Wikipedia gesucht und einen Eintrag gefunden: http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BC...um_L%C3%BCbeck

        Eine Karte des Fürstentums ist unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Ka...denburg-Ex.png zu finden.

        Was aus meiner Sicht noch offen bleibt, ist der Status des Fürstentums zwischen 1811 und 1813. Rheinbund-Mitglied, nur "verwaist", da der Herzog v. Oldenburg sich in Russland aufhielt? Oder auch formal von Frankreich annektiert (Departement Bouches-de-l'Elbe - Elbmündungen)?

        Viele Grüße, Thomas

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        • admin
          Administrator
          Colonel
          • 30.09.2006
          • 2687

          #5
          Zitat von Tom Beitrag anzeigen
          Was aus meiner Sicht noch offen bleibt, ist der Status des Fürstentums zwischen 1811 und 1813. Rheinbund-Mitglied, nur "verwaist", da der Herzog v. Oldenburg sich in Russland aufhielt? Oder auch formal von Frankreich annektiert (Departement Bouches-de-l'Elbe - Elbmündungen)?
          Ich denke, dass ist genau der Punkt, den auch Pigeard nicht eindeutig beantworten kann ... das Fürstentum Lübeck stand unter Oldenburger "Kuratel", man könnte also meinen, dass es daher auch annektiert wurde ... andererseits ist es im oben erwähnten Dekret nicht ausdrücklich genannt.

          Also rechtsfreier Raum? Anarchie im hohen Norden?

          Markus Stein
          "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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          • wufi
            Erfahrener Benutzer
            Tambour-Major
            • 03.10.2006
            • 311

            #6
            Interessant ist diese Karte von der Uni Mainz:
            Mit Fsm Lübeck, aber kein Mitgl. des Rheinbundes.
            Je l'ay emprins

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            • Leyermark
              Benutzer
              Tambour
              • 12.09.2007
              • 38

              #7
              (K)eine Anarchie im Norden

              Das ehemalige Fürstentum Lübeck (vorher: Fürstbistum Lübeck unter Holstein-Gottorf) hatte bei seiner Säkularisierung 1803 einen Umfang von 9,5 qm² mit ca. 22.000 Einwohnern. Mittelpunkt war Eutin.

              Das fragliche Gebiet gehörte als Exklave zum Departement des Bouches de l'Elbe und zwar von 1810 bis (de jure) 1814. Die Existenz von Exklaven kam durchaus vor, man betrachte nur die Grenzen der rheinischen Departements (Landau etwa als Exklave von Bas-Rhin im Donnersberg-Departement oder Venlo als Exklave von Meuse-Inférieure im Roerdepartement).

              Präfekt war von 1811 an Baron de Conninck-Outrive, maître des requêtes, chévalier de la légion d'honneur, sein Generalsekretär M. Gries.
              Die Präfekturräte hießen Kniesen, Knarre, Silem, Wolters, Heyse.
              Als Unterpräfekten ab 1812 fungierten:
              Hamburg: de Chastelloux
              Lübeck: Himbert de Flegny (Lübeck war eine der bonnes villes des Kaiserreiches)
              Lüneburg: Barthelemy
              Stadt: David

              Ein wirklich nützliches Buch ist der Almanach administratif von 1814, bei Google books (Download: 5,8 MB):

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