Napoleons Privatleben

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  • Ramiere
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    Soldat
    • 05.03.2007
    • 23

    Napoleons Privatleben

    Viel ist hier über die Größe, Eigenarten, Behinderungen, Vorlieben, Macken ... Napoleons geschrieben oder gemutmaßt worden. Leider viel zu oft letzteres.

    Wie viele Antworten von Beitragshaschern sehen so ähnlich aus: "... hab ich mal gelesen oder gehört , weiß aber nicht mehr wo ...". Grauenhaft.

    Falls ihr einverstanden seit, möchte ich an dieser Stelle eine gut recherchierte Zusammenfassung über Napoleons Privatleben geben:

    1. Napoleons Größe

    Le petit corporal war nicht klein, sondern mittelgroß. Fragen wir Antommarchi, der den Kaiser auf dem Totenbett maß. Es ergab sich eine Körpergröße von 5 Fuß, 4 Zoll und drei Linien. Dies sind 1,687m. Da die Länge des Menschen bekanntlich vom 50. Lebensjahre abnimmt, muß Napoleon früher größer gewesen sein, so dass sein Körpermaß etwa 170 Zentimeter betragen haben kann. (Kircheisen)

    Fortsetzung folgt
    Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet
    Ramiere
    Zuletzt geändert von Ramiere; 18.07.2007, 19:34.
    Vielen Dingen widmet man mehr Aufmerksamkeit als sie wert wären, wenn sie wert wären, was sie wert zu sein scheinen.
  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2687

    #2
    Hallo Ramière,

    finde ich eine gute Idee ... ich würde diese Punkte dann vielleicht sogar in eine Art "FAQ" aufnehmen, so dass die Diskussion darüber wirklich hinfällig wird.

    Also, nur weiter mit der Aufbereitung ... v.a. bitte immer mit Quellen (wie hier) belegen, ggf. auch einen Link auf weitere Diskussionen hier.

    Danke für die Bemühung, schöne Grüße
    markus stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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    • Ramiere
      Neuer Benutzer
      Soldat
      • 05.03.2007
      • 23

      #3
      2. Napoleons Herkunft

      Zu Lebzeiten wurde Napoleon oft als „Der Korse“ bezeichnet. Noch heute erinnert der „Quai de la corse“ am Nordufer der Île de la Cité in Paris an den stolzen Sohn der Mittelmeerinsel. Wir wissen, dass die Familie Bonaparte zweihundertvierzig Jahre vor seiner Geburt im Jahre 1769 ansässig war, sich durch Heirat mit zahlreichen einheimischen Familien vermischt hatte und echte korsische Patrioten waren.

      Doch kann man die Korsen nicht als eine von alters her ansässige autochthone Rasse bezeichnen. Die ersten Korsen kamen über das Meer. Das Blut vieler Mittelmeervölker vermischte sich zu einem robusten und freiheitsliebenden Volk, patriarchalisch in seinen Sitten.

      Auch die Bonapartes waren über das Meer gekommen. Dem antiken Geschmack der Empirezeit folgend, versuchten höfische Genealogen ihren Stammbaum auf die großen Herrschergeschlechter des Altertums zurückzuführen. Unglaubliche Herleitungen des Familiennamens aus dem italienischen und griechischen beflügelte die Phantasie.

      Friedrich-Wencker-Wildberg hat sich mit „Das Haus Napoleon“ auf über dreihundert Seiten mit der Geschichte des Geschlechts ausgiebig befasst. Ursprünglich kamen die Bonapartes aus germanischen Landen als siegreiche Eroberer über die Alpen nach Italien und siedelten sich in den Niederungen des Po an. Ob fränkischer oder langobardischer Herkunft, die ersten Bonapartes trugen nachweislich germanische Namen.

      „Ihre urkundlich nachweisbare Reihe beginnt mit Konrad und seiner Gemahlin Ermengarde, die um 923 zuerst erwähnt werden. Ihr Sohn Kadolo, dessen drei Frauen ebenfalls völlig germanische Namen Bertha, Rothilde und Gemona (die letztere war eine Tochter des Grafen Landulf von Capua und Benevent) hatten, war der Stammvater des Geschlechts der Kadolinger, dessen Name wieder auffallend an das fränkische Kadolzburg erinnert. Von diesem ersten Kadolo, der zwischen 953 und 988 lebte, lässt sich der Stammbaum des Geschlechts lückenlos bis in die Gegenwart verfolgen.“ (Friedrich-Wencker-Wildberg, Napoleon. Die Memoiren seines Lebens. Vgl. Masson-Biagi, Napoléon inconnu, Bd. I. Paris 1895. Ausführliche Genealogie und Stammbaum).

      Aus der Ahnenreihe ist es Graf Wilhelm, als Rebell für alle Zeiten aus dem Gebiet um Florenz verbannt, der als erster den Namen Bonaparte annimmt. Er lässt sich 1264 in Sarzana bei Genua nieder. Sieben Generationen später verlässt Franz Bonaparte die Heimat und siedelt sich mit seinem Sohn Gabriel 1529 auf Korsika an.

      „Gabriel zeugte den Jérôme, Jérôme den Franz, Franz den Sebastian, und so läuft die Reihe durch zwei Jahrhunderte. Josef Bonaparte, der von 1713 bis 1763 lebte, hatte drei Kinder, eine Tochter Gertrude, die Nicolo Paravicinis Frau wurde, und zwei Söhne: Sebastiano und Carlo Maria.“

      Letzterem Carlo Maria wurde von seinem Onkel Luciano eine junge, schöne Frau namens Maria Letizia Ramolino bestimmt. Endlich sind wir in der Ahnenreihe bei Napoleons Eltern angelangt.

      Fortsetzung folgt
      Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet
      Ramiere
      Zuletzt geändert von Ramiere; 19.07.2007, 19:04.
      Vielen Dingen widmet man mehr Aufmerksamkeit als sie wert wären, wenn sie wert wären, was sie wert zu sein scheinen.

      Kommentar

      • Britt.25
        Erfahrener Benutzer
        Sous-Lieutenant
        • 28.11.2006
        • 369

        #4
        Hallo,

        Hier wurde geschrieben "unglaubliche Herleitungen des Namens aus dem Italienischen und Griechischen beflügelten die Phantasie.."

        Dass das mit der angeblichen griechischen Herkunft eine Legende ist, ist mehr oder weniger wohl sicher, denn die Dokumente belegen das meines Wissens nicht. Auch wenn eine Chronistin aus der Zeit Napoleons, mir ist gerade der Name entfallen, tatsächlich den Stammbaum aus dem Griechischen herleitete, und die angeblichen Ahnen, Griechen, auch beim Namen nannte. Allerdings wundert man sich wie lange sich diese Legende noch gehalten hat. Als Prinzessin Marie Bonaparte, die Tochter des Anthropologen, Prinz Roland, und Urgroßnichte Napoleons im Jahre 1907 den Prinzen Georg von Griechenland aus dem Hause Glücksburg ehelichte (dieser war übrigens der Bruder des Großvaters von Prinz Charles) wurde Prinzessin Marie in Griechenland ehrfürchtig empfangen und überall schwang man Fahnen, auf denen Sprüche von der angeblichen griechischen Herkunft des Hauses Bonaparte zu lesen waren (Célia Bertin: "Die letzte Bonaparte") Ich vermute, dass dieses damit zu tun hat, dass so viele lengendäre Pesonen des Altertums Griechen waren, und da hätte es natürlich gerne gesehen, wenn auch Napoleon ein Nachfahre der alten Griechen gewesen wäre.

        Dass die Herkunft allerdings stattdessen im Germanischen zu suchen sein soll, ist mir mehr oder weniger neu. Die meiste Literatur belegt, dass die Ursprünge im Florentinischen zu suchen sind.
        Zum Beispiel schreibt Jean- Pierre Rioux in seinem Werk über die Familie Bonaparte (Reihe: Die großen Dynastien Europas) in seinem Kapitel "von den Buonaparte zu Bonaparte" eine Menge dazu. Z.B, dass sein Vater Carlo Maria bereits Nachforschungen über die Herkunft vornehmen ließ und sich den ursprüngl. florent. Adel anerkennen ließ, die Autor geht fest von einem italienischen Ursprung der Familie aus, z.B. auch, dass der Name Buona parte im Mittelalter entstand als mehrere italienische Stadtstaaten Bürgerkriege gegeneinander führten, und die Siegerpartei (damals gab es also wohl mehrere) aus Ehre den Namen"die richtige Partei" erhielten, wie der Name sinngemäß zu übersetzen ist. Diese italienische Herkunft hat mich immer irgendwie fasziniert. Es ist auch die Rede, dass ein direkter Vorfahre Napoleons, der Gibelline Guglielmo Bonaparte, dem Rat von Florenz beitrat und von den Guelfinen wieder verjagt wurde. Anschließend ließ dieser sich in Ligurien nieder, wie es heißt. Eine andere Linie dergleichen Familie ließ sich dagegen in San Miniato nieder. Bis 1520 seien sieben Generationen nachzuweisen. Etwa 1520 verließ Francesco, ein "nährerer"direkter Vorfahre die Toskana und ließ sich auf Korsika nieder, wie es heißt. Und mit der Zeit wurde die Familie adliger Toskaner korsisch...(es werden anschließend noch weitere bedeutende Positionen der Vorfahren Napoleons in Ajaccio genannt).

        Nun natürlich glaube ich nicht alles, was "irgendwo" steht, aber soll diese Herleitung nun tatsächlich nicht stimmen, und die Familie B germanisch sein? Also, dies hier ist ja nicht das einzige Buch, dass das ganze so beschreibt, und es soll ja wohl auch Dokumente geben, die das belegen mit der italienischen Herkunft.
        Was meinen andere? Allerdings weiß ich nicht, wie weit der andere Autor die Familie zurückverfolgt hat? Vielleicht gibt irgendwelche Ur-Ur-Urahnen, die dann doch germanisch sind, aber seit ich mich mit Napoleon beschäftige ging ich immer von dem florentinischen Hintergrund aus.
        Zuletzt geändert von Britt.25; 19.07.2007, 20:40.
        "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

        Marie Bonaparte (1882-1962)

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        • Ramiere
          Neuer Benutzer
          Soldat
          • 05.03.2007
          • 23

          #5
          Zitat von Britt.25 Beitrag anzeigen
          Auch wenn eine Chronistin aus der Zeit Napoleons, mir ist gerade der Name entfallen, tatsächlich den Stammbaum aus dem Griechischen herleitete, und die angeblichen Ahnen, Griechen, auch beim Namen nannte. Allerdings wundert man sich wie lange sich diese Legende noch gehalten hat.
          Liebe Britt.25,

          Du meinst wahrscheinlich Napoleons Jugendfreundin Laura Permon, die spätere Ehefrau von General Andoche Junot, spätere Herzogin von Abrantès.

          Ich kenne ihre „Beweise“ gut. Sie übersetzte den italienischen Namen Bonaparte (Gutteil) ins griechische und erhielt Kalomeros. Schnell kam sie auf Byzanz. Dort blühte einst das Adelsgeschlecht derer von Kalomeroi, das in enger Verwandtschaft mit der Kaiserdynastie der Komnenen stand. Nach dem Einfall der Türken in Griechenland fand Konstantin Komnenos 1676 Zuflucht in Genua. Nach Erhalt fürstlicher Ehren wurden ihm verschiedene Ländereien auf Korsika zugewiesen.

          Soweit, so gut. Aber die Krux liegt bereits in der Jahreszahl! 1676 waren die Bonapartes bereits 147 Jahre auf Korsika ansässig. Und gleich wirst Du auch mein Zitat „Unglaubliche Herleitungen des Familiennamens aus dem italienischen und griechischen beflügelte die Phantasie“ verstehen, denn die gute Herzogin von Abrantès stammte selbst von Konstantin Komnenos ab! In ihren Memoiren italienisiert sie nun Konstantins Sohn Kalomeros, na, in…Bonaparte!... und bringt sich dadurch selbst, oh Zufall!, in den Stammbaum der Bonaparte.

          Friedrich Wencker-Wildberg sagt hierzu: „Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, dass die Ableitung der Bonaparte von den Komnenen auf sehr schwachen Füßen steht. Sie ist allein auf die Eitelkeit der Herzogin von Abrantès zurückzuführen, die sich gern mit verwandtschaftlichen Beziehungen zu Napoleon brüsten wollte… Die Heimat dieser wirklichen Ahnen des späteren Kaisers war Oberitalien und ihre Spuren verlaufen sich im sagenhaften Dunkel der karolingischen Zeit.“

          Die Quellen von Friedrich Wencker-Wildberg waren die genealogischen Forschungen von Alfred von Reumont (1855), Frédéric Masson und Guido Biagi (1896) sowie Teodoro de Colle (1898).

          Ganz der Deine
          Ramiere
          Zuletzt geändert von Ramiere; 20.07.2007, 17:35.
          Vielen Dingen widmet man mehr Aufmerksamkeit als sie wert wären, wenn sie wert wären, was sie wert zu sein scheinen.

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          • Blesson
            Erfahrener Benutzer
            Adjudant
            • 03.10.2006
            • 778

            #6
            Kinners,

            wenn Ihr Euch schon mit dieser Person beschäftigt, dann solltet ihr lesen (ja wirklich lesen, nicht aus www abschreiben):

            Friedrich Masson, übertragen und bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein: Napoleon I zu Haus - Der Tageslauf in den inneren Gemächern der Tuilerien, Leipzig, Heinrich Schmidt, ca. 1900
            Für meinen Geschmack schreibt Masson etwas zu devot, ohne Distanz, auch fehlen Quellenangaben, dennoch sind aber viele nette Anekdoten zu finden, die auch etwas über den Menschen N. aussagen.

            LB
            Do, ut des

            http://www.ingenieurgeograph.de

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            • Britt.25
              Erfahrener Benutzer
              Sous-Lieutenant
              • 28.11.2006
              • 369

              #7
              Hallo Ramiere!

              Genau diese Geschichte der Herzogin von Abrantès meinte ich. Diese Sache mit Komnenos, der nach Genua floh, steht nämlich ähnlich ausführlich bin Cèlia Bertins "Die letzte Bonaparte". Tatsäclich bekam diese Legende wieder neue Bedeutung, wie ich schon sagte, als Prinzessin Marie einen Prinzen von Griechenland ehelichte. Dass aber die Gattin des Junot selber von dieser griechischen Linie, die sie Bonaparte, als Ahnenlinie zuschrieb, war jedoch neu für mich, denn das hatte ich nicht gewusst. Das ganze scheint vielleicht auch ein wenig konstruiert, damit sich diese Madame eine entfernte Verwandte des Kaisers nennen konnte, was sicherlich zumindest mythologisch interessanten Charakter gehabt hätte.
              Das mit der italienischen Herkunft schien mir persöhnlich immer schon die eher wahrscheinliche Variante, auch weil die meisten Historiker diese Ansicht vertreten.

              Salut Blesson,

              Da bin ich nun doch etwas iritiert, denn aus Wiki hatte ich nichts abgeschrieben. Wie gesagt stammten meine Angaben aus der Literatur, die ich habe, das mit der italienischen Herkunft und dem Namen der im Mittelalter entstand, kaum aus Jean Pierre Rioux Buch über die Familie Bonaparte. (u.a)
              Ich weiß selber, dass manche Artikel in Wiki gut sind, andere nicht!
              "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

              Marie Bonaparte (1882-1962)

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              • Ramiere
                Neuer Benutzer
                Soldat
                • 05.03.2007
                • 23

                #8
                @ Blesson, auch ich bin irritiert. Falls Du mich meinst: Ich habe noch nie ein Wort aus dem www abgeschrieben (ich würde ohnehin die Technik des kopierens vorziehen), habe ich bei meiner umfangreichen Literatur auch nicht nötig!

                Aber machen wir nun weiter. Ich ziehe ein Kapitel wegen der Bedenken von Britt25. vor, von dem ich erst später berichten wollte. Hier wird belegt, dass Napoleon schöne blaue Augen hatte, mit einem in späteren Jahren sehr hellen Teint.

                Auch dies spricht eher dafür, dass seine Wurzeln nördlich der Alpen liegen.

                3. Napoleons Statur

                Der Belgier Louis-Constant Wairy („Constant“ 1778–1845) war von 1800 bis 1814, als er seinen Herrn in Fontainebleau treulos verließ, sein Kammerdiener, höfisch der „premier valet de chambre de l'Empereur“.

                Er beschreibt Napoleon bei seiner Rückkehr aus Ägypten als „sehr mager, mit einer gelblichen Hautfarbe und etwas tief liegenden Augen. Seine Stirn war sehr hoch und frei, die Haare, besonders an den Schläfen, waren sehr dünn, fein und weich.

                Seine Haare waren kastanienbraun (Kircheisen sagt „etwas dunkler als kastanienbraun“, der Komponist Reichardt sagt sogar „schwarz“).“ In seiner Kindheit, Jugend und als Militärschüler war die Farbe seiner Haare rötlichblond. „Die Augen von einem schönen blau, in ihnen spiegelten sich die augenblicklichen Stimmungen. Bald waren sie sanft und liebkosend, bald streng, ja von einer gewissen Härte.

                Bonaparte hatte einen schön geschnittenen Mund; die Lippen waren zuweilen, besonders bei übler Laune, aufeinander gepresst. Seine Zähne, obwohl nicht regelmäßig, waren sehr weiß und gesund.

                Seine griechisch geschnittene Nase war tadellos, er hatte einen sehr feinen Geruchssinn. Sein Kopf war stark, er hatte 22 Zoll (ca. 60cm) im Umfang; er war nur wenig länger als breit, an den Schläfen etwas abgeplattet. Bonaparte war am Kopf überaus empfindlich; ich musste ihm seine Hüte wattieren lassen, die Ohren waren klein und wohlgestaltet.

                Auch an den Füßen war der Kaiser sehr empfindlich; ich ließ ihm Stiefel und Schuhe von einem jungen Mann … der denselben Fuß hatte wie mein Herr, austreten.

                … Der Hals war etwas kurz, die Brust breit, die Beine wohlgeformt, die Füße klein und tadellos gestaltet; ebenso seine Arme. Seine Hände konnte man bewundern, sie wurden sorglich von ihm gepflegt; er kaute zuweilen etwas an den Nägeln, es war ein Zeichen von Ungeduld oder von scharfem Nachdenken.

                Als Kaiser nahm er bedeutend an Leibesfülle zu, aber ohne Einbuße an Schönheit der Gestalt. Im Gegenteil! Er sah als Kaiser besser aus wie als Konsul. Sein Teint war ganz weiß geworden.“

                Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet
                Ramiere
                Zuletzt geändert von Ramiere; 20.07.2007, 15:07.
                Vielen Dingen widmet man mehr Aufmerksamkeit als sie wert wären, wenn sie wert wären, was sie wert zu sein scheinen.

                Kommentar

                • Mephisto
                  Erfahrener Benutzer
                  Capitaine
                  • 01.10.2006
                  • 625

                  #9
                  Hallo, Ihr beiden,

                  Wenn ich Blesson richtig interpretiere, dann meint er mit "w w w" nicht das WorldWideWeb
                  oder geschweige denn Wikipedia sonder "Wer-Weiß-Wo".

                  Er verweist auf andere, seiner Meinung nach bessere Quellen als den Wildberg
                  wie zBsp den Masson (den Wildberg benutzt/abgeschrieben hat).

                  Euch ein schönes Wochenende.
                  Gruß
                  Mephisto

                  "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
                  nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

                  Kommentar

                  • HKDW
                    Erfahrener Benutzer
                    Colonel
                    • 02.10.2006
                    • 2962

                    #10
                    Ramiere

                    Schön, aber auch Du vergißt die Quellen, so über Napoleons Aussehen, als Kaiser sah er besser aus?
                    Unglaublich, der war doch extrem fett - da wirkte er doch als erster Konsul noch recht elegant, mir kommt das alles wie größtes Propagandageschwafel vor, griechische Nase etc.? Jemand der alles kontrollierte, stillisierte, sich ins beste Licht setzen wollte, Akten, Schlachtberichte fälschte nur um seinen Ruhm aufzupolieren.
                    Mich interessiert der wahre Napoleon und nicht die Reichspropagandageschichten über ihn.
                    Er hatte z.b. einen recht kurzen Hals, wirkte dadruch gedrungen, die Kürze des Halses waren durch seine Uniform, niedriger Kragen kaschiert.

                    Quelle : The Age of Napoleon, Costume from Revolution to Empire : 1789 - 1815, New York, 1989

                    Zum Hut wird da auch einiges geschrieben, nach Originalhüten, die noch existieren, dort wird der Kopfumfang mit ca. 22 inches angegeben - 55 cm, einige ware größer um für den Winter gefüttert werden zu können, deswegen wahrscheinlich gleich auch das Märchen er sei etwas empfindlich am Kopf.

                    Quelle : s.o. S. 203 - 215
                    Zuletzt geändert von HKDW; 21.07.2007, 13:47.

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2962

                      #11
                      Hier mal ungeschönte Portraits, die ohne die Erlaubnis Napoleons angefertigt wurden, besonders interessant das von 1811, dazu ein Bild wie er an einer Kanone an Bord der Northumberland steht, ein anderes von einem englischen Offizier angefertigt in St. Helena und wiederum eher eine Karikatur - kurz vor seinem Tod, die Bilderunterschrift meint dass das Bild nicht ganz unwahr wäre, der von Krankheit gezeichnete Mann.
                      Angehängte Dateien

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                      • Britt.25
                        Erfahrener Benutzer
                        Sous-Lieutenant
                        • 28.11.2006
                        • 369

                        #12
                        Hallo Ramiere,

                        Die Ausführungen über Napoleons Aussehen sind wirklich sehr interessant, finde ich. Dass er auch später niemals an gutem Aussehen oder an Schönheit eingebüßt hat, mag vielleicht etwas beschönigt sein, wenn man mit beachtet, dass der Autor dieser Beschreibungen eine Person aus dem sehr nahen Umkreise des Kaisers war, allerdings zeigen die geposteten Bilder den älteren Kaisers auch nicht wirklich als häßlichen Mann, wenn man die Karikatur herausnimmt, wo das ganze sicherlich überzogen darstellt wurde, besonders der verkniffene Gesichtsausdruck...Das ganze ist eben meistens parteiisch und daher nicht ganz leicht, wirklich neutrale Beschreibungen zu finden. Dass er eher ins rötlich tendierende Haare hatte und helle Augen, hatte ich auch schon einmal gelesen, allerdings sind ja auch nicht alle Leute aus Italien z.B. ganz dunkel, besonders wenn es Norditalien ist. Vielleicht kommt es auch darauf an, wie weit man die Familie zurückverfolgt, meinest Du denn jetzt, dass die Sache mit dem toskanischen Adel ein Flopp ist? Wie ich las, hat sich sogar sein Vater diesesn alten florentinischen Adel amtlich bestätigen lassen. Er war immer sehr darauf bedacht, dem Namen alle Ehre zu machen und fragte sich immer, ob er auch "auf der richtigen Seite stehe" wie seine Vorfahren, die aus Ehre diesen Namen erhalten hatten. Wohl soll er sehr gut ausgesehen haben!
                        Und ja, dass Napoleon recht und weiße gute Zähne hatte, ist durchaus erstaunlich für diese Zeit, denn oft war es bei anderen Herrschern anders. Ich hatte das auch bereits schon mal gelesen. Schade, dass sie wohl nicht ganz gerade waren, wie es der Autor andeutete...
                        Ich las einmal, schon Madame Letizia hatte auf eine sehr ordentliche Körper- und Zahnpflege bei ihren Kindern geachtet, welches oftmals in anderen Fällen nicht so war.
                        Nochmals danke für die interessanten Zitate. Wie heißt Dein Buch? Wäre interessant zu wissen.
                        "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

                        Marie Bonaparte (1882-1962)

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                        • Ramiere
                          Neuer Benutzer
                          Soldat
                          • 05.03.2007
                          • 23

                          #13
                          Legende oder Wahrheit?

                          Hallo HKWD,

                          zuerst möchte ich anmerken, dass ich die Quelle mit Constant Wairy genannt habe. Da meine Ausführung hier kurzweilig sein sollte und keinen Anspruch einer Doktorarbeit erhebt, werde ich auch, falls ich fortfahre, auf Verlagsnennung, Seitenzahl, Absatz, Randnummern etc. verzichten. Die Textstellen sind in der Regel leicht zu finden.

                          Na klar, jeder verteidigt seine Quellen. Und da wir alle keine Zeitzeugen sind, sind wir leider auf Quellen angewiesen. Ich gebe zu, dass die französischen Biographen, wenn sie nicht gerade Napoleonfeindlich eingestellt waren, ihre Ausführungen durchaus schönten, auf der anderen Seite schlagen die englischsprachigen oft ins Gegenteil. Deutsche ab ca. 1930 in eine ganz andere Richtung.

                          Es geht also darum, ob Napoleon, vor allem als Kaiser, ein schöner Mann war. Für Constant, der an anderer Stelle übrigens arg über seinen „Chef“ herledert, war er das, auch mit dem kurzen Hals, den er nicht verschweigt! Ich habe das völlig wertfrei wiedergegeben. Kaum eine Eigenart wird so subjektiv betrachtet wie die Schönheit. Ich gestehe, dass auch ich eine Anna Nicole Smith in ihren „fettesten“ Jahren weitaus schöner fand, als heute z. B. eine spindeldürre Victoria Beckham.

                          Dich interessiert der wahre Napoleon? Wir sind einer Meinung! Doch was ist wirklich die Wahrheit? Werden wir jemals Wahrheit finden? Ich behaupte, Deine Quellen liegen zumindest beim angegebenen Kopfumfang mit 55 cm falsch! Da die Verfasser selbst wohl nicht nachgemessen haben, müssen auch sie irgendwelche Quellen gehabt, bzw. aus diesen abgeschrieben haben. Wer weiß ob es wirklich Originalhüte sind und wenn, laufen die in 200 Jahren nicht ein? Ich habe in meiner Sammlung eine Kopie der Totenmaske Napoleons aus dem Musée de l'Armée in Paris. Bekanntlich ist sie am Hinterkopf weniger ausgebildet. Trotzdem misst hier der Kopfumfang bereits 56 cm! Zufällig habe auch ich die Kopfgröße 60. Mein Hut (Napoleon verzeihe mir!) passt ihm vorzüglich und hinten am Kopf sind noch gut 4 cm Luft.

                          Was ist z. B. die Wahrheit über die Studienorte seines Vaters Carlo?

                          … war Student in Pisa, hat sich gern Graf Buonaparte genannt, gut gelebt, doch wenig studiert und… das Studium rasch beendet hat. *)

                          … Der Vater Napoleons hatte zu Pisa und Rom studiert. **)

                          … Napoleons Vater hatte in Pisa Rechtswissenschaften studiert. ***)

                          Carlo Buonaparte hatte seine Studien auf der Hochschule von Corte begonnen… ****)

                          Chateaubriand bezweifelt seinen Geburtstag am 15. August 1769 z. Zt. französischer Hoheit. Das Datum könne gefälscht sein, da zu Genueser Herrschaft geborene Knaben nicht auf französische Militärschulen gehen durften ...

                          Im Weiteren bleibt gar ein Zweifel, ob Carlo wirklich sein leiblicher Vater war. Böse Zungen sagten der keuschen Lätizia ein Verhältnis mit dem Gouverneur von Korsika, Marbeuf, nach. *****) Könnte das der wahre Grund sein, dass Marbeuf N. zusammen mit den adligen Jungen nach Brienne schickte?

                          Wer wagt es, nach mehr als zweihundert Jahren über die Wahrheit dieser ohnehin wirren Zeit mit Blutrache, Kriegen, Entbehrung, Ausschweifung, Hofetikette, Intrigen, Verrat, Mord … zu richten?

                          *) NAPOLEON, Emil Ludwig, 1928, S. 13
                          **) GESCHICHTE DES KAISERS NAPOLEON I., P. M. Laurent, 1897, S. 7
                          ***) NAPOLEON, Walter Scott, o. J. S. 12
                          ****) NAPOLEON I., Friedrich M. Kircheisen, 1927, S. 3
                          *****) IM SCHATTEN NAPOLEONS, Madame de Rémusat, 1952, S. 46

                          PS: Ja, ich weiß, auch die Originalität der Totenmaske im Musée de l'Armée wird angezweifelt! Der Kopf wäre wohl eine Spur zu eierig …
                          Angehängte Dateien
                          Zuletzt geändert von Ramiere; 21.07.2007, 17:41.
                          Vielen Dingen widmet man mehr Aufmerksamkeit als sie wert wären, wenn sie wert wären, was sie wert zu sein scheinen.

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                          • Ramiere
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                            Soldat
                            • 05.03.2007
                            • 23

                            #14
                            Hallo Britt.25,

                            entschuldige bitte die Reihenfolge, aber ich habe gar nicht gesehen, dass Du Dich auch gemeldet hast. Deine Einschätzung und Zuspruch tun wirklich gut. Wie findest Du Napoleon mit meinem Hut?

                            Zu Deinen Fragen: Die Biografen sind sich weitestgehend einig, dass beide Elternteile aus alten, stolzen Familien kamen und durchaus über beträchtliche Ländereien mit Weinbergen usw. verfügten. Vergiss bitte nicht: für korsische Verhältnisse große Ländereien.

                            Jetzt wird’s wieder kontrovers: Durch dieses hieraus resultierende hohe Ansehen wurde man in ein Register eines, auf Korsika begrenzten, niederen Landadel eingetragen. Dieser war keinesfalls mit dem zu vergleichen, was man damals (und auch heute) unter dem französischen Adel verstand. Der Lebemann Carlo trat zwar gern als „Graf Bonaparte“ auf, dies aber nur, na ja, Du weißt schon, um sich bei den Frauen Vorteile zu verschaffen. In der Genueser Umgebung soll es auch heute noch Gebäude mit alten Wappen der Bonapartes geben (sogar mit bourbonischen Lilien im Schild), wie die aber dahin gekommen sind, bleibt wohl Legende. Ebenso ist wohl auch Legende, dass Lätizias Familie einen Papst im Stammbaum hatte.

                            Die angefragte Literatur ist

                            Napoleon. Die Memoiren seines Lebens. In neuer Bearbeitung herausgegeben von Friedrich Wencker-Wildberg in Verbindung mit Friedrich M. Kircheisen. 14 Bände (in 7) ca. 3.500 Seiten. Wien, Hamburg, Zürich (Gutenberg-Verlag Christensen & Co.) ca. 1920

                            Ich habe hiervon drei Bücher mit den Bänden 7-12 doppelt, die sich in etwa mit den Jahren 1805-1808 befassen. Wenn Du daran Interesse hast, bitte um PN, ich sende sie Dir kostenlos zu.

                            Immer der Deine
                            Ramiere
                            Vielen Dingen widmet man mehr Aufmerksamkeit als sie wert wären, wenn sie wert wären, was sie wert zu sein scheinen.

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                            • William
                              Benutzer
                              Tambour
                              • 17.10.2006
                              • 37

                              #15
                              Hallo HKDW,
                              ich finde N. auf den Bildern auch nicht wirklich hässlich( mit Ausnahme vom letzten Bild).Ich würde sein Aussehen mit zunehmenden Alter eher als etwas "korpulent-männlicher" umschreiben, aber hässlich ist er darauf nicht.
                              Ob man einen Menschen nun schön oder nicht findet bzw. sein Aussehen als angenehm empfindet, wird sowieso immer sehr stark von der persönlichen Position geprägt, die man diesem Menschen gegenüber einnimmt.

                              Mrs. Abell beschreibt ihn z.B.1815 nach einer Ankunft auf St. Helena. Sie sagt auch nicht , dass N. unbedingt ein hässlicher Mann war und schildert sein Aussehen etwa so:
                              Die Gesichtszüge wirken zunächst kalt und unbeweglich. Etwas Strenges liegt in dem Gesicht aber zugleich auch etwas äußerst Schönes.
                              Wenn er spricht und dabei leicht lächelt sowie durch den lebhafte Ausdruck seiner Augen, muss er unheimlich gewonnen haben. Er konnte dann offensichtlich sogar ziemlich charmant wirken. Mrs.Abell sagt schließlich auch, dass das faszinierendes Lächeln und die Augen seinen „(Haupt-)Charme“ ausmachten. Seinen Gesamtgesichtsausdruck empfand sie als äußerst bemerkenswerter und auffallend.
                              Sie erwähnte allerdings auch, dass N. nicht unbedingt dünn war („…he certainly never could have been[bony/thin], even in his thinnest days...").So beschreibt sie seine Hände als die schönsten und zugleich ‚dicksten’ der Welt. Die Fingerknöchel sollen wie die eines Babys Grübchen gebildet haben. Seine Fingerspitzen sollen wunderschön geformt gewesen sein und die Nägel perfekt. Häufig hat sie die Symmetrie seiner Hände bewundert und konnte sich gar nicht vorstellen, dass solche Hände stark genug waren, um ein Schwert halten zu können.

                              LG
                              Zuletzt geändert von William; 22.07.2007, 14:09.
                              Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.

                              Johann Wolfgang von Goethe

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