Abortiges

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  • corporal
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 25.04.2007
    • 306

    Abortiges

    Manche werden sich - mit hoffentlich nicht allzuviel Abscheu - daran erinnern, dass ich die Probleme individueller Abfallentsorgung vor der Einführung öffentlicher Toiletten themenwürdig erachtet habe.
    Ein Nachtrag dazu für die Seefahrt: wofür wir heute mit Rollen weichsten Papiers verwöhnt werden, nahm der Schiffer früherer Zeiten Werg (engl oakum), das auf den Schiffen für die Abdichtung der Planken reichlich vorhanden war. Wenn also einer mit etwas Werg in der Hand bugwärts schritt, war allen der Zweck des Weges klar.
    Immer wieder liest man über die Ansammlung großer Mengen von Menschen und Pferden in freier Natur. In einem selbst vorübergehenden Lager wurden Latrinen errichtet - für die Menschen, wie war das aber für die Pferde?
    Und wenn kein Lager errichtet wurde - wie wurde verhindert, dass jeder einfach dort sein Geschäft verrichtete, wo es ihn überkam? Eine Regelung muss es gegeben haben, sonst wäre in wenigen Stunden ein Gelände "verseucht" gewesen. Ich habe bislang nichts darüber gefunden. Vielleicht weil es so selbstverständlich war? Oder weil das Thema als für Memoiren zu derb erachtet wurde?
    Wer Nahrung zu sich nimmt, muss auch ausscheiden - über Versorgung mit ersterem ist unschwer zu diskutieren.
    Zu zweiterem hoffe ich einerseits auf Nachsicht - und Information.
  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2969

    #2
    1813 bekam die Kaisergarde einen Rüffel weil sie wider der Befehle immer noch ihr Geschäft unter dem Fenster des Kaisers verrichtete als dieser in Dresden logierte.

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    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2690

      #3
      In einer Zeit, in der auch in Städten von einer Kanalisation kaum die Rede sein konnte und die Kloake auf der Straße abfloss, dürfte es auch mit der Frage nach den Latrinen nicht so weit her gewesen sein. Gut, auch ein Soldat möchte nicht unbedingt dorthin sch... wo er isst, aber im Felde denke ich mal, dass sie sich etwas abseits der Kameraden bewegten. Und nicht vergessen, damals ging auch schnell die Cholera oder Ruhr herum, das lag sicher auch an den nicht gerade günstigen hygienischen Verhältnissen, die Verdauung betreffend.

      Ich habe mal meine "digitale Bibliothek" nach dem Wort Latrine durchsucht (im Französischen übrigens gleich geschrieben) und habe nur wenig Treffer erhalten. So wird darauf hingewiesen, dass in größeren Camps (wie dem von Boulogne) extra Gebäude als Latrine eingerichtet wurden, wie dort die Reinigungsdienste aussahen, möchte ich mir aber jetzt nicht so genau vorstellen.

      Bei Pferden kannst Du Dir als Weaner ja selbst ein Bild davon bei Euren Fiakern machen, die kacken einfach dorthin, wo sie stehen - also dürfte solch ein "Pferdebereich" eines Biwaks eine gewisse Decke an "Äpfeln" aufgewiesen haben.

      Vielleicht findet ja noch jemand ein Bild eines Biwaks, aus dem so etwas wie eine Latrine ersichtlich wird.

      Aber ein spannendes Thema, mein lieber Corporal ... schöne Grüße von Hauptstadt zu Hauptstadt
      Markus Stein
      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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      • Da Capo
        Erfahrener Benutzer
        Adjudant
        • 23.10.2006
        • 829

        #4
        Leider taugen die Fiaker - nachdem man den armen Gäulen einen Auffangsack unter den Allerwertesten gebunden hat - als Anschauungsobjekt nur noch bedingt.
        Da Kavallerie - schon allein wegen der Fourage (@ Markus. schon wieder Heeresversorgung ;-)) und den Unterstellmöglichkeiten - bei geregelter Einquartierung fast ausschließlich in Dörfern gelegt wurde, dürfte das mit den Pferden nur in Ausnahmefällen ein Problem gewesen sein.

        In den Feldlagern sind Latrinenlöcher oder -gräben ausgehoben worden (meist mehrere 100m hinter den Marketendern), die von Zeit zu geschlossen und an anderer Stelle neu gegraben wurden, was dem Offizier der Polizeiwache oblag. Ich muss mal suchen, da gibt er definitiv Anweisungen.
        Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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        • Spaen
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 26.04.2020
          • 194

          #5
          In der preußischen Armee ist auch dieses Thema in den entsprechenden Reglements geregelt gewesen. Bis Mitte des 18. Jh. befanden sich die Abortgruben nach dem Motto: " Vom Tisch nach de Wisch" in unmittelbarer Nähe der Kochlöcher, danach wurden sie aus diesem Bereich verbannt. Bei Wärme waren alle 2 Tage neue Gruben für die "Privets" anzulegen.
          Laut Reglement von 1788 befanden sich z. B. die Gruben in der ersten Linie 200 Schritte vor dem Bataillon, in der zweiten Linie 100 Schritt hinter den Kochlöchern.

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