Kobell Kosaken 1799

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  • Tellensohn
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    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
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    Kobell Kosaken 1799



    Sehr schönes Bild.

    Zu Frage 1: Dieses Bild Kobells aus dem Jahr 1802 ist in Wichmanns Werkverzeichnis nicht aufgeführt. Es befindet sich in der Royal Collection. Titel des Bildes: Russian and French Troops in Switzerland, 1799, s.

    A. E. Haswell Miller / N. P.Dawnay, Military Drawings and Paintings in the Collection of Her Majesty The Queen, London, 1970, Volume One, Plate 178 [S/W], Volume Two, S.136, Cat.No.1166.

    Zu Frage 2: Die Kosaken auf diesem Bild müssen Ural-Kosaken sein. Das ergibt sich zum einen aus dem Bildsujet:

    Kommentar aus Haswell Miller / Dawnay:
    "The Cossack Troops in the foreground are dancing to the music of the French on the opposite bank of the river. The incident is said to have taken place in the Passe de Limat, near Zurich in Switzerland."

    Tatsächlich ist nur ein Zusammentreffen dieser Art zwischen Franzosen und Kosaken in der Schweiz im Jahre 1799 denkbar, nämlich am Vorabend der 2. Schlacht bei Zürich (25./26. September). Auf russischer Seite war an dieser Schlacht einzig das Ural-Kosaken-Regiment Misinov (Mesenov, Misinoff) aktiv beteiligt, das auf dem nördlichen Limmatufer beim Kloster Fahr stationiert war. An dieser Stelle befand sich die günstigste Stelle für eine Flussüberquerung und Masséna liess dort Truppen massieren, um den Russen eine beabsichtigte Überquerung der Limmat beim Kloster Fahr vorzutäuschen. Der tatsächliche Übergang fand dann weiter flussabwärts bei Dietikon statt.

    Die topographischen Verhältnisse werden recht gut wiedergegeben. Die Blickrichtung ist von Nordwest nach Südost, die nach links ansteigende Hügellandschaft geht als Üetliberg und anschliessende Albiskette einigermassen durch, die bescheidene Breite der Limmat entspricht so ziemlich der Realität. Ob Kobell die Landschaft aus eigener Anschauung gekannt hat, weiss ich nicht, vielleicht hatte er einen Gewährsmann, der ihm eine Skizze angefertigt hatte oder er benutzte ein Bild aus einem Werk mit entsprechenden Landschaftsdarstellungen.

    Zur Frage, welche Kosaken dargestellt sind: Wie gesagt kann es sich nach den ereignisgeschichtlichen Umständen nur um Ural-Kosaken handeln. Aber sind diese auch in der ihnen entsprechenden Kleidung abgebildet?

    Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob es um 1799 konkrete Vorschriften gab, nach denen Don-Kosaken von Ural-Kosaken unterscheidbar gewesen wären. Wenn ich mir aber andere Kosaken-Bilder aus der Zeit von Kobell, Hess oder Weber anschaue, fällt mir auf, dass die Kleidung der Don-Kosaken meist regulierter und eleganter wirkt, in der Regel ganz in Blau gehalten ist, und die Abzeichen an Kleidung und Kopfbedeckungen meist von hellblauer oder weisser Farbe sind. Die Kleidung der Ural-Kosaken wirkt dagegen weit wilder und weniger reglementiert, ausserdem fällt auf, dass bei ihnen Mützenbeutel und Kleidungsstücke in roter Farbe recht prominent vertreten sind. Fazit: Auch die Kleidung der Kosaken auf Kobells Bild entspricht m.E., bis auf vielleicht zwei oder drei Ausnahmen, eher der der Ural-Kosaken als der der Don-Kosaken. Auch das Auftreten von Typen mit mongolischen Gesichtszügen (Kalmücken? Kirgisen?) scheint mir für Darstellungen von Ural-Kosaken typischer zu sein als für solche von Don-Kosaken (nebst diesem Kobell-Bild auch auf einer entsprechenden Darstellung von Hess sehr schön erkennbar). Im übrigen muss Kobell über das Aussehen der jeweiligen Kosaken ziemlich genau Bescheid gewusst haben, da sie auf ihrem Weg in die Schweiz durch Bayern gezogen sind und ich mir nicht vorstellen kann, dass er sie nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Wenn er also wusste, dass die beim Kloster Fahr stationierten Kosaken Ural-Kosaken waren (und ich denke, dass er das mit Bestimmtheit gewusst hat), hat er auch gewusst, wie sie aussahen, wobei er durchaus auch einige Don-Kosaken-Typen eingestreut haben mag, aus welchen Gründen auch immer.

    Kobell hat übrigens Details dieses Aquarells für ein zwei Jahre später (1804) angefertigtes Bild von rastenden Kosaken (teils umkoloriert) an einem Fluss wiederverwendet:



    Gruss, T.
    Zuletzt geändert von Tellensohn; 29.09.2011, 15:49.
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