Preuss. (Artillerie-)Train 1806

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  • corporal
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 25.04.2007
    • 306

    Preuss. (Artillerie-)Train 1806

    Schon an anderer Stelle musste ich mit Bedauern bemerken, wie wenig - vor allem bildliches - Material man zur preussischen Artillerie 1806 findet.
    Und zum Train kenne ich nur das - natürlich nicht zeitnahe - Bild von Joineau (im Band "Eylau bis Friedland").
    Für weitere Informationen zur Uniformierung des (Artillerie-)Trains
    dankt
    der Corporal
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1847

    #2
    Zum Train generell:



    Eine Beschreibung der Uniform bei 1806 bei Kiesling (über einen Proxy-Server les- und als PDF herunterladbar), S. 114 ff.:

    Kommentar

    • Borussen_Kanonier
      Erfahrener Benutzer
      Sergent
      • 12.03.2010
      • 169

      #3
      Hier eine Beschreibung des Aussehens beim 2.FAR um 1805. Bei den anderen Regimentern konnten sie anders gekleidet sein. Das wurde von Regiment zu Regiment individuell gehandhabt, je nach Verhältnissen. Das 2.FAR hatte viele Knechte aus Südpreußen, also Polen. Ein festen Train gab es 1806 noch nicht.


      Beim 2. FAR bekamen die Stückknechte einen langen bis zu den Knöcheln reichenden blauen Überrock, welcher mit rotem Boy gefüttert war und mit einer Reihe großer Messingknöpfe versehen wurde. Die langen Rockflügel konnten mit ihren Zipfeln übereinander geknöpft werden, um sie gegen hochspritzenden Straßendreck zu schützen. Weiterhin eine blaue Tuchjacke, die unter dem weiten Rock getragen werden konnte. Die Hosen waren kurz und aus gelbem Leder mit Hosen aus grauem Drell zum Überknöpfen, lange bis über die Knie reichende Strümpfe aus weißer Wolle und Stulpenstiefel aus rotem Juchtenleder (sog. Matrosen- oder Wasserstiefel), welche bis über die Knie heraufgezogen werden konnten. Dazu eine Halsbinde aus einem Streifen Pappe, bezogen mit rotem Etamin, einem dreistutzigen Filzhut (ohne Krempeneinfassung) und letztlich der zwölf Zoll lange Zopf. An Ausrüstung eine Fuhrmannspeitsche mit geflochtenem Peitschenstiel. Um die Zugehörigkeit zum 2. FAR erkenntlich zu machen, bekamen die (polnischen) Stückknechte vorne am Hut eine schwarze Blechtafel angeheftet, auf welcher in weißer Ölfarbe der Truppenteil, die Nummer des Geschützes oder Munitionswagens angegeben war. Die mitgebrachten Bekleidungsstücke wurden an Händler verkauft, auf diesem Wege gelangten sie wiederum nach in die Provinz Südpreußen. Der Erlös wurde an die Besitzer verteilt.

      Wagenmeister und Schirrmeister trugen dieselbe Uniform wie die Stückknechte und als Abzeichen der Wagenmeister eine goldene Tresse um die Hutkrempe, die schwarz-weißen Hutpuschel und eine Tresseneinfassung um den übergeschlagenen blauen Rockkragen, sowie Tressen um die gleichfarbigen Ärmelaufschläge. Die Schirrmeister hatten keinen Tressenbesatz am Hut und nur die Ärmelaufschläge waren mit Tresse eingefasst. Beide trugen als Bewaffnung den Artillerie-Pallasch in einem gelben ledernen Infanterie-Säbelkoppel über dem Rock. Dazu ein derber Stock und ein Kantschu, mehr für die Stückknechte als für die Pferde.


      Die Handwerker waren genauso bekleidet wie die Stückknechte. Die verschiedenen Gewerbe zeichneten sich durch verschiedenfarbige Federbüsche auf den Hüten aus.

      Das ist ein Auszug aus einem Artikel "Kritische Würdigung und Beschreibung der altpreußischen Artillerie in den Jahren vor den Reformen von 1809", der demnächst in der Zeitschrift für Heereskunde erscheinen wird.

      Kommentar

      • corporal
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 25.04.2007
        • 306

        #4
        Doppelten Dank, meine Herren!

        Oli - so hätte ich jetzt fast geschrieben - ist ja überhaupt ein Schatz, indes: per definitionem muss Wertvolles lange verborgen liegen, um ein Schatz zu werden - und das unterscheidet unseren Oli eben von einem nebbichen Thesaurus: er hält sein unerschöpfliches Wissen gerade nicht verborgen, sondern teilt es - mit unbelohntem Aufwand für ihn - mit uns.
        Wieder einmal sehr wertvoll, konnte dank klarer Anweisungen viel Wissenwertes ergattern ...

        Überaus interessant neben der Theorie (Kiesling) die Praxis, an der uns Borussen Kanonier teilhaben läßt. Tolle Informationen!

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