Schabracken Russ. Husarenoffiziere

[corporal]

Wie kommt man am schnellsten an die Grenzen seines Wissens über Uniformen?
Man bemalt Figuren oder betreibt Reenactment.

Bei mir ist es wieder einmal ersteres ...

Was ich bislang - vor allem bei Viskovatov - gefunden habe, gibt mir leider keine klare Antwort zur Frage, wie die Schabrackenborte der russsischen Husarenoffiziere (und zwar einerseits ca 1805, andererseits ca 1812) gestaltet war.

Gleich vorweg ein spassiba vam balschoie an Gunter, der sich über diesen Anflug von Russisch hoffentlich amüsieren kann, aber auch an andere, die sich meiner erbarmen ...

[Gunter]

Viskovatov bringt da wirklich nur Bruchstücke. Folgendes erscheint mir aber interessant (Übersetzung Mark Conrad):
"29 November 1812 — In order to lessen their expenses, officers of Hussar regiments are allowed to have: ... linen galloon and embroidery on saddlecloths: instead of gold — orange, and instead of silver — white (182)."

Das interpretiere ich so, dass die Einfassungen der farbigen Zahnränder und die Monogramme eigentlich nach der Knopffarbe golden oder silbern sein sollten. So ist das natürlich nirgendwo vorher erwähnt, erst weiter unten für 1819. Ansonsten düften die Schabracken der Offiziere die Farben wie für die Mannschaften gehabt haben.

Grüße

Gunter

[joerg.scheibe]

Jetzt bloß mal so...

soll ich noch weiter suchen oder langweile ich damit?
(evtl. Text bei W., Fricke, ein paar (?) Texte aus Zeiggaus...)

Kann ja auch sein, daß Gunters Antwort schon ausreicht.

@Gunter - ist diese Vorschrift das Pendant zu der (angeblich) für alle Offiziere geltenden, wonach Gold + Silber durch farbige Seide ersetzt werden sollte (W.Friedrich vor Jahrzehnten) ?

Jörg

[joerg.scheibe]

So, habe mal in den analogen Materialien nachgeschaut:

- Die Verwendung von weißer und orangefarbener Seide im normalen Dienst wird (ohne Angabe von Vorschriftendatum) bestätigt. (A.Wassilyew in "Nauka i Shisn" irgendwann im Herbst 1989, S.152 ff.)
Danach waren Gold und Silber an der Offiziersmontur nur für "besonders feierliche Anlässe" reserviert.

- Parchäyew gibt in seiner Postkartenserie den Offizier des HR Achtyrka mit m.E. goldenem Vorstoß der gelben Wolfszähne an der Schabracke und gleichfalls goldener Biese an der Außenkante der Schabracke. (Abzeichenfarbe ist gelb)

- - Bei Fricke liest man lapidar "Schabracken waren wie die der Mannschaften, aber mit silbernem oder goldenem Besatz und Namenszug (nach 18)"

Digital gucke ich noch nach.
J.

[Colonel]

Hallo,

um welche Husarenregimenter geht es ? Für 1812 habe ich farbige Abbildungen von 11 Husarenregimentern ( Offiziere und Mannschaften ). Quelle: Zentrales Staatliches Militär-historisches Archiv der UdSSR 1990.

Viele Grüße

[admin]

Zweguintzow

Im Zweguintzow finde ich im Band zur Armee Alexander I. (1801-1825) folgende Angaben zur Husarenschabracke:

• 30.4.1802 - Schnitt wie unter Paul I. Zweiköpfiger Adler aus Tuch (in Bortenfarbe) für die Mannschaften/Unteroffiziere bzw. Gold oder Silber für Offiziere
• 20.8.1803: Bei den Husarenoffizieren ersetzt das kaiserliche Monogramm den Adler auf Säbeltasche und Schabracke
• 11.11.1809: Veränderung der Schabrackenbortenfarbe (kann definitiv nur etwas für die Mannschaften sagen)
• 29.11.1812: Offizieren wird gestattet, bei ihren Kordeln, Schärpen, Faustriemen und Satteltüchern (wohl inkl. Schabracken) das Gold mit Orange und das Silber mit Weiß zu ersetzen; Metallobjekte durch gelbe bzw. weiße Bronze

Ich würde daher Gunters Anmerkung bestätigen wollen ... wenn ich die Schabrackenfarben nebst Borten und Einfassung noch posten soll, dann geht das aber nur noch heute Abend, da ich den Zweguintzow dann für über eine Woche nicht studieren kann.

Schöne Grüße
Markus Stein

[Gunter]

@Gunter - ist diese Vorschrift das Pendant zu der (angeblich) für alle Offiziere geltenden, wonach Gold + Silber durch farbige Seide ersetzt werden sollte (W.Friedrich vor Jahrzehnten) ?Jörg

Ja, bei den übrigen Truppen gab es ähnliche Regelungen. Mitten im Krieg und unter dem Druck schnell Offiziersersatz bekommen zu müssen, hat man da eben ein paar Abstriche gemacht. Man muss allerdings dazusagen, dass bei den doch sehr teuren Husarenuniformen gerne Kamelhaar statt Edelmetalltextilien verwendet worden sind.

@Colonel,

die Bilder würden mich auf jeden Fall interessieren.

Bei den russischen Husaren ist mir besonders aufgefallen, dass es scheinbar keine Übereinstimmung bezüglich der Farbe der Pelzränder an den Pelissen der einzelnen Regimenter herrscht. Andere Besonderheiten wie rote statt gelbe Schnüre, abweichende Knopffarben Offiziere/Mannschaften beim Isjumsky Regiment usw. scheinen dagegen ziemlich klar zu sein.

Grüße

Gunter

[joerg.scheibe]

@Gunter - zu den abweichenden Pelzbesätzen gibt der bei den Gardehusaren verlinkte (Zeiggaus-)Aufsatz auf Mark Conrads Seite weitere Aufschlüsse.

@ Colonel - ich tippe jetzt mal -das sind die, die 1988 in Nauka iShisn erschienen sind, denn deren Autor war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Militärhistorischen Archich

J.

[corporal]

Ganz formidabel, Eure Antworten - vielen Dank.

Mich würden an sich Abbildungen ALLER Husarenregimenter interessieren, mon Colonel - Bescheidenheit des Wissendranges ist nicht meine Stärke.

Aber besonders die Regimenter Jelisawetgrad (1805) und für 1812 Sumy, Isjum, Achtyrsk und Pawlograd.
Pawlograd hatte ja für Mannschaften rote Schabrackenborten - was meint Ihr zu meiner (aber auch Gunters, wenn ich das recht verstanden habe) Spekulation, dass die Offiziere diese roten Borten außen und innen mit Goldlitze eingefasst hatten (das würde der - mir bekannten - "Postkarte" für das Reg. Achtyrsk entsprechen)? Bei Isjum wäre das dann silberne Einfassung der weißen Borte?

[Gunter]

@Jörg,
kannst du den link bitte mal direkt angeben?

@corporal,
diese Einfassungen sind in der Serie von Kiel für die Zeit um 1816 bei jedem Offizier so dargestellt. Das werte ich mal als weiteres Indiz.

Das mit den Isjumern war ein spezielle Sache. Die Offiziere dieses Regiments hatten gelbe (bzw. goldene) Knopffarbe, während die übrigen Angehörigen weiße hatten. Manche Rekonstruktionen vernachlässigen diese Tatsache. Der Hintergrund ist vermutlich folgender: Da das Regiment zu den älteren russischen Husaren gehörte, folgte seine Uniform offensichtlich der der preussischen Zietenhusaren unter Friedrich II., die ebenfalls diese Abweichung in der Knopffarbe aufwiesen. Damit wären die Schnüre, Einfassungen etc. also golden.

Übrigens scheint es bei den Isjumern ein weiteres Detail gegeben zu haben, dass im Zusammenhang mit preussischen Truppen stehen könnte. Als 1812 für das 1. Glied der Husaren Lanzen eingeführt wurden, legten sich die Isjumer zumindest zum Teil (dokumentiert in der Elberfelder BHS jedoch nicht so bei Suhr) rot über blaue Lanzenwimpel zu. Interessanterweise stieß das Regiment 1812 auf das kombinierte preußische Ulanenregiment, dass Napoleons Hauptmacht angeschlossen war. Die Hälfte davon gehörte zum schlesischen Ulanenregiment, das damals rot über blaue Lanzenwimpel trug! Da vermag man kaum an einen Zufall zu glauben.

Grüße

Gunter

[joerg.scheibe]

Die Pelzbesätz hier, ziemlich weit unten

http://marksrussianmilitaryhistory.info/Hussars1812.html

Die Husarenbildchen aus Nauka i Shisn

http://army.armor.kiev.ua/forma/uni-gusar-3.shtml

Weitere Details

http://army.armor.kiev.ua/forma/uni-gusar-2.shtml

Und noch ein paar

http://army.armor.kiev.ua/forma/uni-gusar-2b.shtml

Hinweis: Alle diese Bilder (die Texte habe ich auf die Schnelle nicht weiter durchgesehen) verarbeiten im Prinzip bekannte Sachen.

Gruß
Jörg

[Colonel]

Hallo ,

hier die Bilder, auf dem Umschlag steht "Periode 1812", jedoch scheinen es Uniformierungen 1815-17 zu sein. Der Autor ist Walkowitsch.

Viele Grüße

[Colonel]

Husaren 2.Partie

[Colonel]

Husaren 3.Partie

[Colonel]

Husaren 4.Partie