Johann Heinrich Bongard-Militärchirurg in bergischen und preußischen Diensten
Lebensdaten
Geboren am 18. März 1779 in Erkrath; verstorben am 20. Dezember 1857 in Düsseldorf war ein erfolgreicher Augenarzt, er wurde auch bekannt als als Autor einer ersten Schrift über das Neandertal.
Daten zum Gemälde
Eigentümer: Stadt Erkrath
Künstler: unbekannt
Standort: Stadtarchiv der Stadt Erkrath, Ansprechpartnerin ist die Archivarin Frau Katharina Simon
Größe: Mit Rahmen (nicht zeitgenössisch) ca. 60x 75cm
Veröffentlichungsrechte für die Fotografie: Dietrich Janicki
Das Gemälde wurde im Jahre 2010 fachgerecht restauriert auf Veranlassung von Frau Erika Stubenhöfer, der damaligen Stadtarchivarin, die das Gemälde im Fundus wiederentdeckt hatte.
Datierung der Entstehung
Das Portrait soll laut offizieller Schätzung 1810 entstanden sein. Davon ausgehend, dass es sich um einen schwarzen Uniformrock handelt, wurde bislang angenommen, das Bongard in der Uniform des Lützower Freikorps portraitiert wurde. Die Bildung dieses Korps wurde erst am 18. Februar 1813 durch den preußischen König gestattet. Ab dem 9.März 1813 war der Kern des Korps formiert. Es operierte zunächst in Sachsen und um Leipzig, anschließend in Norddeutschland. Zur Jahreswende 1813/14 durchquerte das Korps auf dem Weg nach Belgien und Frankreich bergisches Gebiet. Erst dann könnte sich Bongard dem Korp angeschlossen haben. Es wäre dann anzunehmen, dass das Portrait frühestens 1814 oder 1815, vermutlich sogar erst nach Abschluss der letzten Kampfhandlungen, also im 2. Halbjahr 1815 entstand.
Darstellung
Bongard trägt auf dem Bild einen zweireihig geknöpften Polrock bzw. eine Litewka, also einen langen Gehrock mit goldfarbigen Messingknöpfen am Kragen dunkelrot abgesetzt. Details sind kaum erkennbar. Auffallend ist das Fehlen von Schulterstücken, die Rückschlüsse auf die Waffengattung und den Rang erlauben würden.
Einer genaueren Betrachtung würdig wäre noch der rechte untere Bildrand. Andeutungswiese finden sich auch dort Messingknopf und roter Saum. Die könnte einen Ärmelaufschlag andeuten, wäre dann aber ziemlich hoch angesetzt. Alternativ könnte hier eine Mütze (Barett) abgebildet sein, wie sie im Lützower Korps zwar sehr beliebt, aber offiziell verboten war.
Widersprüchlichkeiten
Nach umfangreichen Recherchen von Horst Osman veröffentlich unter www.rubidu/Gechichte/ mit dem Geh.Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin als Quelle ergibt sich aber folgendes Bild.
In den Jahren 1814/15 diente Bongard in der Bergischen, dann in der preußischen Armee. Zitat H. Osman: „Am Ende seiner eineinhalbjährigen Dienstzeit wird ihm bescheinigt:“ Zitat Geh.Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I/76 VIII B, Nr. 208,209: "Herr Dr. Johann Heinrich Bongard ... stand, nachdem er vorher bei dem Großherzoglich-Bergischen Truppenkorps eine dirigierende ärztliche Stelle bekleidet hatte, ... seit dem Monat April 1815 als Regimentschirurgus bei dem königlichen 28ten Linien-Infanterie-Regiment*, und leitete während des letzten Feldzuges das fliegende Feld-Lazarett Nr. 12 des 1.Armee-Korps, in der Qualität eines Oberstaabschirurgus als Dirigent"
Seine Teilnahme in der Schlacht bei Belle Alliance/Waterloo am 18. Juni 1815 wird auch von Bongard selbst in seinem Tagebuch aus dem Jahre 1820 bestätigt (siehe Sonderdruck Düsseldorfer Jahrbuch 79. Band des Düsseldorfer Geschichtsvereins 2009).
*gebildet aus den Resten des ehemaligen 1. bergischen Infanterieregiments (siehe meinen Beitrag Jahresbericht des BGV-Erkrath 2018).
In Offiziersrang muss Bongard 1814/15 bereits eine Uniform preußischen Schnitts und Farbgebung getragen haben. Zuvor ist eine Uniform des Großherzogtums Berg, also in weißer oder grauer Grundfarbe anzunehmen.
Zur Entstehung des Gemäldes gibt es folgende Theorien:
1. Bongard ließ sich bewusst seiner patriotischen Gesinnung entsprechend in einer „Uniform“ portraitieren, die an das Lützower Korps erinnerte.
2. Es gab tatsächlich 1814 eine kurze Episode, in Bongard sich wie beispielsweise auch F. B. Gelderblom den Lützowern anschloss. Siehe hierzu Gelderblom, Friedrich Bernhard: Wehrstand und Lehrstand, Verlag Schmachtenberg Verlag, Elberfeld 1847.
3. Dargestellt ist Bongard in der preußischen Uniform eines Chirurgen. Möglicherweise ist die Farbe des Gemäldes trotz Restaurierung stark von dunkelblau nach schwarz nachgedunkelt.
Recherchen in Bezug auf Stammlisten der Lützower, soweit überhaupt vorhanden, könnten hier Licht ins Dunkel bringen. Bongard geschützt.jpg
Lebensdaten
Geboren am 18. März 1779 in Erkrath; verstorben am 20. Dezember 1857 in Düsseldorf war ein erfolgreicher Augenarzt, er wurde auch bekannt als als Autor einer ersten Schrift über das Neandertal.
Daten zum Gemälde
Eigentümer: Stadt Erkrath
Künstler: unbekannt
Standort: Stadtarchiv der Stadt Erkrath, Ansprechpartnerin ist die Archivarin Frau Katharina Simon
Größe: Mit Rahmen (nicht zeitgenössisch) ca. 60x 75cm
Veröffentlichungsrechte für die Fotografie: Dietrich Janicki
Das Gemälde wurde im Jahre 2010 fachgerecht restauriert auf Veranlassung von Frau Erika Stubenhöfer, der damaligen Stadtarchivarin, die das Gemälde im Fundus wiederentdeckt hatte.
Datierung der Entstehung
Das Portrait soll laut offizieller Schätzung 1810 entstanden sein. Davon ausgehend, dass es sich um einen schwarzen Uniformrock handelt, wurde bislang angenommen, das Bongard in der Uniform des Lützower Freikorps portraitiert wurde. Die Bildung dieses Korps wurde erst am 18. Februar 1813 durch den preußischen König gestattet. Ab dem 9.März 1813 war der Kern des Korps formiert. Es operierte zunächst in Sachsen und um Leipzig, anschließend in Norddeutschland. Zur Jahreswende 1813/14 durchquerte das Korps auf dem Weg nach Belgien und Frankreich bergisches Gebiet. Erst dann könnte sich Bongard dem Korp angeschlossen haben. Es wäre dann anzunehmen, dass das Portrait frühestens 1814 oder 1815, vermutlich sogar erst nach Abschluss der letzten Kampfhandlungen, also im 2. Halbjahr 1815 entstand.
Darstellung
Bongard trägt auf dem Bild einen zweireihig geknöpften Polrock bzw. eine Litewka, also einen langen Gehrock mit goldfarbigen Messingknöpfen am Kragen dunkelrot abgesetzt. Details sind kaum erkennbar. Auffallend ist das Fehlen von Schulterstücken, die Rückschlüsse auf die Waffengattung und den Rang erlauben würden.
Einer genaueren Betrachtung würdig wäre noch der rechte untere Bildrand. Andeutungswiese finden sich auch dort Messingknopf und roter Saum. Die könnte einen Ärmelaufschlag andeuten, wäre dann aber ziemlich hoch angesetzt. Alternativ könnte hier eine Mütze (Barett) abgebildet sein, wie sie im Lützower Korps zwar sehr beliebt, aber offiziell verboten war.
Widersprüchlichkeiten
Nach umfangreichen Recherchen von Horst Osman veröffentlich unter www.rubidu/Gechichte/ mit dem Geh.Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin als Quelle ergibt sich aber folgendes Bild.
In den Jahren 1814/15 diente Bongard in der Bergischen, dann in der preußischen Armee. Zitat H. Osman: „Am Ende seiner eineinhalbjährigen Dienstzeit wird ihm bescheinigt:“ Zitat Geh.Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I/76 VIII B, Nr. 208,209: "Herr Dr. Johann Heinrich Bongard ... stand, nachdem er vorher bei dem Großherzoglich-Bergischen Truppenkorps eine dirigierende ärztliche Stelle bekleidet hatte, ... seit dem Monat April 1815 als Regimentschirurgus bei dem königlichen 28ten Linien-Infanterie-Regiment*, und leitete während des letzten Feldzuges das fliegende Feld-Lazarett Nr. 12 des 1.Armee-Korps, in der Qualität eines Oberstaabschirurgus als Dirigent"
Seine Teilnahme in der Schlacht bei Belle Alliance/Waterloo am 18. Juni 1815 wird auch von Bongard selbst in seinem Tagebuch aus dem Jahre 1820 bestätigt (siehe Sonderdruck Düsseldorfer Jahrbuch 79. Band des Düsseldorfer Geschichtsvereins 2009).
*gebildet aus den Resten des ehemaligen 1. bergischen Infanterieregiments (siehe meinen Beitrag Jahresbericht des BGV-Erkrath 2018).
In Offiziersrang muss Bongard 1814/15 bereits eine Uniform preußischen Schnitts und Farbgebung getragen haben. Zuvor ist eine Uniform des Großherzogtums Berg, also in weißer oder grauer Grundfarbe anzunehmen.
Zur Entstehung des Gemäldes gibt es folgende Theorien:
1. Bongard ließ sich bewusst seiner patriotischen Gesinnung entsprechend in einer „Uniform“ portraitieren, die an das Lützower Korps erinnerte.
2. Es gab tatsächlich 1814 eine kurze Episode, in Bongard sich wie beispielsweise auch F. B. Gelderblom den Lützowern anschloss. Siehe hierzu Gelderblom, Friedrich Bernhard: Wehrstand und Lehrstand, Verlag Schmachtenberg Verlag, Elberfeld 1847.
3. Dargestellt ist Bongard in der preußischen Uniform eines Chirurgen. Möglicherweise ist die Farbe des Gemäldes trotz Restaurierung stark von dunkelblau nach schwarz nachgedunkelt.
Recherchen in Bezug auf Stammlisten der Lützower, soweit überhaupt vorhanden, könnten hier Licht ins Dunkel bringen. Bongard geschützt.jpg
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