Wachstuchüberzug russischer / preußischer Kürassierhelme

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  • clouseau
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    Soldat
    • 07.06.2012
    • 19

    Wachstuchüberzug russischer / preußischer Kürassierhelme

    Die Tafel Nr. 35, Gruppe I, II. und III. Teil, aus der Reihe „Heere der Vergangenheit“, Krefeld, o. J., zeigt von Georg Schäfer gezeichnete russische Kürassiere nach zeitgenössischen Skizzen von G. Adam und J. A. Klein, Nürnberg. Sie stellt u. a. einen Trompeter vom Regiment Nowgorod um 1814/1815 dar (s. Foto, Nr. 6).

    Mir geht es hier speziell um den Helmkamm, der hier zur Felduniform mit einem Überzug aus schwarzem Wachstuch geschützt ist. Ob sich dies vielleicht nur auf die roten Kämme der Trompeter bezog, oder (je nach Regiment?) allgemein der Fall war, teilt die Quelle nicht mit.

    Meine Frage: Sind weitere Abbildungen dieser Überzüge (für den Kamm oder den kompletten Helm) bekannt?

    Gab es diese vielleicht auch bei den preußischen Kürassieren (Text- und Bildquellen)? Bei den Tschakos der Preußen waren ja Überzüge dieser Art absolut üblich, aber in Bezug auf die Helme der Kürassiere ist mir da noch nie etwas bekannt geworden.
    20220430_130744.jpg
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1841

    #2
    Für preußische Kürassiere kann man Wachstuchüberzüge so gut wie ausschließen. In den Vorschriften (z. B. Ribbentrop, Sammlung Bekleidung) tauchen zwar Wachstuchüberzüge für Tschakos auf, aber nie welche für Kürasssierhelme. Und Abbildungen preußischer Kürassiere mit Helmen im Wachstuchüberzug gibt es meines Wissens auch keine.

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    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2687

      #3
      Im Band zur Kavallerie Alexanders I. aus der Reihe des Verlags Russkie Vytjaz ist auch nur die Abbildung von Klein mit dem Kürassiertrompeter abgebildet, die oben von G. Schäfer entsprechend verarbeitet wurde. Im Viskovatov ist auch keine Tafel mit einem Überzug zu sehen. Ich bin grad dabei, den meinen Zweguintzow zu scannen, ich schau dabei mal und wenn ich etwas finde, poste ich es hier.

      Schöne Grüße
      Markus Stein
      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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      • clouseau
        Neuer Benutzer
        Soldat
        • 07.06.2012
        • 19

        #4
        nn.jpguuuu.jpgVielen Dank bisher für die Antworten,

        die Frage kam mir, da bei Suhr ein Holländischer Kürassier mit einem komplett schwarz überzogenen Helm (Wachstuch?, s. Abbildung) zu finden ist. Ähnliches ist bei der französischen Armee zu vermuten. Wie fast immer, sind ja Darstellungen von Felduniformen in Uniformwerken kaum zu sehen.

        Man findet nun immer wieder Darstellungen von preußischen Kürassier-Trompetern, die einen schwarzen Helmkamm haben, selbst bei scheinbaren Paraden, zu denen der rote Helmkamm vorgeschrieben war (GdC ab 1814, Linie ab 1816).

        Hier tun sich nun für mich Fragen auf. Hatten die Trompeter zwei Helme, die sie je nach Dienstverrichtung auswählten oder hatten sie einen auswechselbaren Kamm, d. h. einen Helm mit je einem schwarzen und einem roten Kamm (in der allerersten Zeit sollten die Kämme, damals nur die schwarzen, nur zur Parade getragen werden, sie waren also offenbar tatsächlich abnehmbar)?

        Wenn also preußische Kürassiertrompeter mit schwarzen Helmkämmen zu sehen sind, kann a) Unwissenheit / Ungenauigkeit des Zeichners vorliegen, b) täglicher Dienstanzug des Trompeters oder c) ein zur Schonung mit schwarzem Wachstuch bedeckter roter Kamm dargestellt sein.

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        • clouseau
          Neuer Benutzer
          Soldat
          • 07.06.2012
          • 19

          #5
          Anbei 2 Abbildungen.
          Zuletzt geändert von clouseau; 24.06.2022, 18:02.

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          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Major
            • 01.10.2006
            • 1841

            #6
            Die von Dir gezeigten preußischen Kürassier-Trompeter tragen eine Phantasie-Uniform (Tressen auf der Brust und den Ärmeln), das spricht dafür, daß der Künstler sie nicht selber gesehen hat.

            Meines Wissens erhielt auch das Regiment Garde du Corps erst am 15. Januar 1816 die roten Roßhaarkämme, nur das Schlesische Kürassier-Regiment hatte sie schon im Mai 1814 angelegt (zurechtgestutzte französische Carabiniers-Raupen aus Bärenfell).

            Ich habe nirgendwo gelesen, daß preußische Kürassier-Trompeter zwei Helme gehabt hätten. Naheliegender wäre ja auch, gegebenfalls den roten Roßhaarkamm nachzufärben.

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            • Herzog Louis Jäger
              Benutzer
              Tambour
              • 24.01.2009
              • 50

              #7
              Die Kämme sind bei solchen Helmen fest vernäht und auch bei Trompetern nicht austauschbar. Bei einem Wachstuchüberzug würde der Rosshaarkamm unweigerlich umknicken..
              Interessant ist die Mitteilung von Sans-Souci, " zurechtgestutzte französische Carabiniers-Raupen aus Bärenfell". Bärenfell trugen auch bei den Carabiniers nur die Herren Offiziere.Gibt`s da eine Quelle für die Aussage das man preußische rote Roßhaarkämme aus französischen -Beutehelmen- gefertigt hat ?
              Zuletzt geändert von Herzog Louis Jäger; 29.06.2022, 13:06.

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              • Sans-Souci
                Erfahrener Benutzer
                Major
                • 01.10.2006
                • 1841

                #8
                Ja, hier:



                Daß die adaptierten französischen Kämme von schwarzem und rotem Bärenfell waren, wird bei Zedlitz und Neukirch, Geschichte Leib-Kürassier-Regiments, Bd. 3, S. 150, 185 f. erwähnt. Zedlitz schreibt 100 Jahre später, es kann sein, daß er sich geirrt hat.

                Hat jemand die französische Vorschrift zur Uniformierung der Carabiniers und dem Material ihrer Helme zur Hand ?

                Hab im Bardin 1812 das hier gefunden:

                1106. COMPOSITION DU CASQUE. Le casque des carabiniers dit : « casque à la Minerve » se composera d'une bombe, d’un cimier et d'une crinière (voyez dessin gravé n° 1106).
                [...]
                1113. CRINIÈRE DU CASQUE. La crinière, qui sera composée de crins écarlates, non flottants, et qui pèsera trois cent trente grammes sera montée sur un gros fil .de fer de 520 millimètres de longueur. Elle sera en forme de chenille et plus fournie à sa partie antérieure.
                Les crins, à cette partie, dépasseront le cimier de 110 millimètres ; au milieu, ils le dépasseront de 85 millimètres ; à la partie postérieure ils le dépasseront de 40 millimètres.
                La crinière sera fixée au pied du cimier par un anneau en fer rivé à la bombe ; elle le sera également par deux vis en cuivre, l’une au milieu du cimier et l’autre au haut du devant. Le crin reposera par derrière, sur le couvre-nuque.
                Leider steht da nichts über das Material.

                Die erwähnten schwarzen Kämme waren wohl die der Chevau-légers:

                1440. COMPOSITION DE LA COIFFURE. La coiffure des sous-officiers et chevau-légers français sera composée d'un casque à chenille et d’un bonnet de police.
                [...]
                1444. CRINIÈRE. La crinière sera composée de crins noirs non flottants et qui pèsera 305 grammes, sera montée sur un gros fil de fer de 490 millimètres de longueur. Elle sera en forme de chenille et plus fournie à sa partie antérieure ; les crins, à cette partie, dépasseront le cimier de 70 millimètres ; au milieu, ils le dépasseront, de 55 millimètres ; à la partie postérieure, ils le dépasseront de 35 millimètres. La crinière sera fixée au pied du cimier par un anneau en fer rivé à la bombe. Elle le sera également par deux vis en cuivre, l’une au milieu du cimier, l’autre au-dessus du masque. Le crin reposera, par derrière, sur une gouttière de cuir verni qui sera un peu inclinée et aura la même forme que la visière mais sera d’un tiers plus petite.

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                • Herzog Louis Jäger
                  Benutzer
                  Tambour
                  • 24.01.2009
                  • 50

                  #9
                  Vielen Dank,
                  dann waren das keine Carabiniersraupen, sondern erbeutete franz. Kürassierhelme. Das ergibt Sinn; die schwarzen Roßhaarschweife konnte man mit viel Geschick und Geduld zu preußischen Roßhaarkämme umarbeiten; auf die richtige Länge schneiden, bündeln, versteifen, vernähen. Das hätte bei den roten Raupen der Carabiniershelmen nur sehr schlecht funktioniert und hätte auch noch umgefärbt werden müssen.
                  Der bekannte Sammler und Händler Bertrand Malvaux bietet ab und zu mal einen Carabiniershelm an.

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                  • Sans-Souci
                    Erfahrener Benutzer
                    Major
                    • 01.10.2006
                    • 1841

                    #10
                    Hab nochmal nachgesehen: "crin" bezeichnet "das lange und dicke Haar, das an Hals und Schwanz von Pferden und einigen anderen Tieren wächst". Die Kämme der Carabiniers und Chevau-Légers waren also wohl von Roßhaar:



                    Die Kämme der Kürassiere nach Bardin 1812:

                    1159. COMPOSITION DE LA COIFFURE. La coiffure des sous-officiers et cuirassiers sera composée d’un casque de la dimension suivante et d’un bonnet de police.
                    [...]

                    1164. CRINIÈRE. La crinière sera composée de crins noirs flottants. Toute montée, elle devra peser deux-cent-quarante grammes. Sa longueur, mesurée à la queue, sera de 625 millimètres ; la longueur, sur le devant sera de 325 millimètres ; la longueur sur les côtés augmentera progressivement jusqu’à la queue.
                    La tête de la crinière sera surmontée d’une houppette en crin de 95 millimètres. Cette houppette sera nouée à sa base par des crins également noirs, à 25 millimètres de hauteur et d’un diamètre de 20 millimètres.
                    Elle sera montée sur un morceau de cuir fort en vache de la longueur de 245 millimètres ; sa largeur, mesurée à sa partie antérieure, sera de 35 millimètres ; mesurée au milieu, elle sera de 25 millimètres ; mesurée à la partie postérieure, elle sera de 20 millimètres. Elle se fixera sur le cimier au moyen d’une lanière en veau de la longueur de 380 millimètres, sur 20 millimètres de largeur. Cette lanière sera cousue dans la partie antérieure de la crinière et après avoir passé sous les trois barrettes et dans un passant en veau fixe à 25 millimètres de l’extrémité de la crinière qui se rattachera à une boucle cousue sur la partie supérieure du derrière du turban.
                    Schwer zu entscheiden, welche Art Kämme mit den schwarzen gemeint ist: Kürassiere oder Chevau-Légers ? Daß die Trompeter des Schlesischen Kürassier-Regiments die roten Kämme der Carabiniers erhielten, und sie bei Förster in einem Atemzug mit den schwarzen Kämmen genannt werden, könnte eher für die Chevau-Légers-Helme sprechen.

                    Zedlitz-Neukirch, der sich im Material "Bärenfell" sicherlich irrt,schreibt über die Tätigkeiten im Quartier in der Gegend von Abbéville nach dem 18. April 1814:

                    [...] und Helmen und Kürassen durch Putz und Politur altpreußischen Waffenglanz zu verleihen. Die erbeuteten Helmbügel aus Bärenfell, von denen die roten gleichzeitig den Trompetern gestattet wurden, mußten nach preußischem Muster gestutzt, die Helme selbst durch Glanzlack aufgefrischt [...]

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                    • Herzog Louis Jäger
                      Benutzer
                      Tambour
                      • 24.01.2009
                      • 50

                      #11
                      Ja, wir müssen unterscheiden zwischen Raupe, Kamm und Schweif, wobei die beiden letzten stets aus Roßhaar waren. Die franz. Chevaulegers trugen jedoch auch den puscheligen Raupenhelm und die Trompeter ihre Raupe in weiß, casque a chenille.
                      Zuletzt geändert von Herzog Louis Jäger; 30.06.2022, 17:34.

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