Kamel-Artillerie

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  • Borussen_Kanonier
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 12.03.2010
    • 169

    Kamel-Artillerie

    Das gehört doch sicher in das Reich der Fabel und Legenden oder hat schon jemand davon gehört ? Die armen Kamele oder hatten die Perser schon rückstoßfreie Kanonen ?
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  • Tellensohn
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
    • 1253

    #2
    Zitat von Borussen_Kanonier Beitrag anzeigen
    Das gehört doch sicher in das Reich der Fabel und Legenden...
    Offenbar nicht:



    Ansonsten einfach mal "Persian camel artillery" bei Google eingeben und die zahlreichen Einträge und Bilder dazu studieren.

    Kommentar

    • Borussen_Kanonier
      Erfahrener Benutzer
      Sergent
      • 12.03.2010
      • 169

      #3
      Es schein woht tatsächlich so etwas gegeben zu haben. Aber richtige Kanonen können das m.E. nicht gewesen sein, eher doch überdimensionierte Büchsen. In diesem Bericht (Auszüge aus privaten Briefe mit Eindrücke über Iran, geschrieben vom Michael Fuss, Privatlehrer der Kinder des österreichisch-ungarischen Botschafters Epeyesy in Tehran (1897) ) wird von einer Länge von einem Meter berichtet. Oh, da fällt mir auf, ist das etwa ein Beleg für Minikanönchen ?



      "Nun ertönt ein Heersignal, das Defilé der Truppen beginnt. Welche erbärmliche Komödie. Vor einer Woche noch hatte Wagner keine Pferde für die Kanonen; im letzten Augenblick wurden sie reserviert. Die Soldaten, denen man ansieht, dass sie alles andere, nur keine Soldaten sind, marschierten leidlich vorüber, aber jedem europäischen Unteroffizier würde sich das Herz im Leibe herumdrehen, sähe er dies Defilee. Nur die von russischen Offizieren gedrillte Kosaken sind was wert (...), aber malerische Bilder breiten sie alle in ihren bunten, scheinenden Uniformen. Am besten gefiel mir die Kamelartillerie. Auf riesigen Thieren sitzend, hat jeder Soldat eine kleine, ein Meter lange Kanone vor sich (...). Im Kriegsfall freilich ist diese Kamelsartillerie kein Heller wert. Aber ein malerischer Anblick war's. Die Kamele laufen übrigens bedeutend schneller als Pferde. Besonders eine dazu gezogene Sorte vermag 100-120 Kilometer am Tag zurückzulegen, ungefähr 10 Tage lang. Man füttert sie während des Laufens (...). Die persische Armee existiert tatsächlich nur auf dem Papier, und im Kriegsfall ist sie nicht zu brauchen. Aber ein buntes Bild bietet solch ein Defilee doch. Um 3 Uhr nachmittags war es aus und hochbefriedigt fuhr ich nach Haus, mit dem Vorsatz, nächstes Jahr mir die Geschichte wieder anzusehen".

      Unter "Persian camel artillery" finde ich nur sieben Treffer, einer davon ist dieses Thema. Wirklich Sinn würde sie eher so machen, wie auf diesem Bild. Das hätte ich auch darunter verstanden.
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      • Tellensohn
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 16.02.2011
        • 1253

        #4
        Genau, eine "swivel gun" oder Drehbasse ist im Prinzip nichts anderes als eine überdimensionierte, auf einer Gabel montierte Handbüchse, aber eben doch ein Geschütz und keine Handfeuerwaffe. Wenn man sich unter "Artillerie" nur grössere Kanonen vorstellen kann, sollte man eben seine Vorstellung von Artillerie revidieren. Drehbassen wurden bei uns über Jahrhunderte erfolgreich eingesetzt, v.a. auf Schiffen. Die Perser haben sie auf ihre "Wüstenschiffe" übertragen. Origineller Einfall. Was die Effizienz anbelangt, kommt es immer drauf an, unter welchen Umständen gegen wen oder was die Geschütze zum Einsatz kommen sollen. Drehbassen wurden stets gegen Mannschaften bzw. Menschenansammlungen eingesetzt, verschossen wurde Schrot. Offensichtlich mit einigem Erfolg, sonst hätte man die Waffe nicht über Jahrhunderte weiterverwendet. Dass die Waffe im 19. Jahrhundert veraltet war, ist klar. Ineffizient braucht sie deshalb aber nicht gewesen zu sein, jedenfalls nicht wenn man sie dafür verwendete, wofür sie eigentlich vorgesehen war.





        Das von dir angehängte Bild kann ich leider nicht sehen.
        Zuletzt geändert von Tellensohn; 10.08.2011, 10:06.

        Kommentar

        • Borussen_Kanonier
          Erfahrener Benutzer
          Sergent
          • 12.03.2010
          • 169

          #5
          Hier noch mal das Bild.
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          • Michi.
            Neuer Benutzer
            Cantinière
            • 05.08.2011
            • 10

            #6
            Bißchen off-topic, aber vielleicht ist's für wen von Interesse.


            Diese swivel guns/Drehbassen waren meist 1 pfündig, daneben gab es auch 3 pfündige.
            Im österreichischen Sprachgebrauch bzw. auf der Donau sind Drehbassen durchwegs bekannt als Gabelstücke.
            Sie wurden im österreichischen Kriegswesen bis 1790 hauptsächlich bei den Tschaikisten verwendet, danach auch k. k. Seewesen.

            In der Regel, so zum Beispiel:

            Halbtschaike:
            je 2 Gablestücke zu 1 lb auf der vorderen & hinteren Back drehbar, auf eisenbeschlagenen Pollern.

            Ganztschaike:
            je Seite 3 Gabelstücke zu 3 lb;
            erforderlichenfalls dazu je Seite 4 Gabelstücke zu 1 lb.
            später:
            je Seite 2 Gabelstücke zu 3 lb am Vor- & Mittelschiff;
            je Seite 1 Gabelstück zu 1 lb am Achterschiff.

            Doppeltschaike:
            je Seite 2 Gabelstücke zu 3 lb am Vorschiff;
            je Seite 3 Gabelstücke zu 3 lb längsverteilt;
            je Seite 1 Gabelstück zu 1 lb am Achterschiff.
            Zusätzlich wurden 2 kleine Lafetten für die 3 pfünder mitgeführt, um im Bedarfsfall kleine Landoperationen durchführen zu können.

            In der Adria wurden sie auf
            Kanonierbarken zu je 2 Stück achterlich neben der Hauptbewaffung (24 pfünder) benutzt.

            Quelle:
            Nassern # Tschaiken # Canonierbarquen. Kurt Schäfer.


            Vorgänger waren sogenannte Kammerstücke, die ab Anfang des 16ten Jahrhunderts einen Versuch darstellten gebrauchsfähige Hinterlader zu produzieren.


            Es liegen Berichte vor, daß die aufständischen Tiroler 1809 kleine Kanonen auf Wagen gesetzte haben und in Einsatz brachten.
            Vermutlich handelt es sich hierbei um Gabelstücke aus der 2ten Triester Kriegs-Marine oder der Tschaiken. (mMn)
            Ähnliche "Kanonenwagen" benutzen im 16ten/17ten Jahrhundert auch die Kossaken.


            MfG Michi
            „No matter how great a wrong is done to the Germans, some obscure German professor will always turn up and rearrange and reconfigure objectivity until he has proven that the Germans themselves did wrong.“
            (De l'Allemagne, ca. 1810)
            Anne-Louise Germaine Necker, baronne de Staël-Holstein, also known as Madame de Staël,
            (Paris, 22nd April, 1766 – 14th July, 1817)
            a French-speaking Swiss author

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            • zinnmartina
              Benutzer
              Tambour
              • 15.05.2011
              • 38

              #7
              Betr. das zweite Bild.

              Auf dem Bild sind zu erkennen Soldaten der ägyptischen Armee, die die Kamele führen. Die Kanonen sind auseinandergebaut und auf Kamele geladen, eine damals in der Wüste übliche Transportart.
              Die die Kamele begleitenden Infanteristen sind britische Marinesoldaten.
              Das Bild zeigt eine Episode aus dem Sudanfeldzug 1896 - 1898.

              Betr. den auf Kamelen montierten Kanonen, habe ich schon sog. zeitgenössische Bilder gesehen. Auf diesen Bildern kamen mir diese Kanonen wie überdimensionale Büchsen vor.

              Es dar in diesem Zusammenhang auch nicht außer Acht gelassen werden, das es sich um eine Bewaffnung aus Asien handelt die mit europäischen nicht unbedingt vergleichbar.

              MfG
              Zinnmartina

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