Zwei fragen zu Haubitz-Granaten

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  • Drusus
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 09.10.2006
    • 278

    Zwei fragen zu Haubitz-Granaten

    Hallo Allesamt,

    ich hab zwei Fragen zu Haubitz-Granaten, da sich Sekundärliteratur hierzu etwas widersprüchlich ist. Evtl. kann uns Herr Scharnhorst ja hier weiterhelfen.

    1. wurden die Granaten schon vollkommen fertig in die Schlacht mitgeführt oder erst kurz vor Abschuss gefüllt und mit passend gekürztem Zünder versehen?

    2. hatten alle Haubitz-Granaten einen (deutlich) dickeren Boden im Vergleich zur Wandstärke am Zündloch oder war das eine Besonderheit der französischen Granaten?

    Viele Grüße,
    Günter
    "But Linden saw another sight, when the drum beat at dead of night,
    commanding fires of death to light the darkness of her scenery." (Thomas Campbell)
  • Gunter
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 01.10.2006
    • 1377

    #2
    Hallo,

    zu 1.: Granaten wurden schon gefüllt im Munitionswagen mitgeführt, das hätte im Gefecht sonst viel zulange gedauert. Da reichte es schon zu, erst die Zünder einstellen zu müssen.

    zu 2.: Nicht unbedingt, es wurde bei den verschiedenen Armeen damit herumexperimentiert. Bis 1809 hatten die Russen das z.B. noch nicht.

    Grüße

    Gunter

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    • Sans-Souci
      Erfahrener Benutzer
      Major
      • 01.10.2006
      • 1847

      #3
      Hier, was Hoyer 1805 zu den exzentrisch gegossenen Granaten meint:



      Die ursprüngliche Idee war gewesen, wenn ich mich recht erinnere, daß sich durch die ungleiche Verteilung der Masse der Granate diese im Fluge so drehen und ausrichten sollte, daß stets der verstärkte Boden nach unten und das Zündloch nach oben zu liegen kam, um sicher zu verhindern, daß beim Aufprall auf den Boden der Zünder verlöschte.

      Kommentar

      • Drusus
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 09.10.2006
        • 278

        #4
        Besten Dank für die Antworten!

        @Gunter: Aber die Zünder wurden dann wirklich erst in der Schlacht gekürzt und eingesetzt? Das bedeutet aber, dass man die Granaten, sofern sie zuvor schon gefüllt waren, doch irgendwie am Zündloch abdichten musste, könnte ich mir vorstellen.

        @Sans-Souci: zumindest Hoyer scheint schon mal von den nicht konzentrischen Granaten wenig zu halten, wie ich dem Text entnehme. Die Franzosen scheinen mir jedoch in der gesamten zeit der Koalitionskriege nicht von dem Prinzip der Granaten mit verdicktem Boden abgekommen zu sein. Also scheinen in der Kampfpraxis wohl beide Varianten – je nach Armee – eingesetzt worden zu sein.

        Viele Grüße,
        Günter
        "But Linden saw another sight, when the drum beat at dead of night,
        commanding fires of death to light the darkness of her scenery." (Thomas Campbell)

        Kommentar

        • Da Capo
          Erfahrener Benutzer
          Adjudant
          • 23.10.2006
          • 829

          #5
          Die Zünder waren eingesetzt, sie mussten schließlich mit einer Art Kleber „eingegossen“ werden (sonst Druckverlust mit evtl. ausspeien des Zünders!). Es gibt genügend Streitschriften darüber, ob man ein Extra-Zünderloch vorsah oder den Zünder später in das Füll-Loch einsetzte (weil zuviel Reibung evtl. zum vorzeitigen Bumm führte).
          Die Zünder hatten eine vorherbestimmte Brenndauer (z.B. für die Granaten der sächsischen 8pfd. Haubitzen 23 Sekunden). Da war nix mit einstellen!
          Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

          Kommentar

          • Gunter
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 01.10.2006
            • 1377

            #6
            "Einstellen" im Sinne von Brenndauer festlegen ist da natürlich nicht vorgesehen, auch das würde zu lange gedauert haben. Das preußische Artilleriereglement von 1812 erwähnt das Öffnen des Zünders und das Herausziehen und Auseinanderlegen der Zündschnur. Insofern ist da schon etwas "Einstellen" erforderlich im Vergleich zur Kugel.

            Grüße

            Gunter

            Kommentar

            • Blesson
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 03.10.2006
              • 778

              #7
              Zitat von Da Capo Beitrag anzeigen
              Die Zünder waren eingesetzt, sie mussten schließlich mit einer Art Kleber „eingegossen“ werden (sonst Druckverlust mit evtl. ausspeien des Zünders!). Es gibt genügend Streitschriften darüber, ob man ein Extra-Zünderloch vorsah oder den Zünder später in das Füll-Loch einsetzte (weil zuviel Reibung evtl. zum vorzeitigen Bumm führte).
              Die Zünder hatten eine vorherbestimmte Brenndauer (z.B. für die Granaten der sächsischen 8pfd. Haubitzen 23 Sekunden). Da war nix mit einstellen!
              Ganz richtig für die Feldartillerie; die lange Brennzeit bedeutete aber, daß die Granaten oder Bomben meist nicht gleich beim ersten Aufschlag sprangen, sondern sich beim steilen Auftreffen und/oder weichem Grund erst einmal eingruben oder bei flachem Winkel des Bogenschußes weiter sprangen (ricochettierten) und am Ende nur weiter rollten (Rollschuß). Wenn sie dann noch sprangen, und einen Effekt taten, durfte man sich billiglich gratulieren.

              Bei Belagerungen mit schweren Mörsern (z.b. 50-zölligen), wo der Geschützführer mehr Zeit zum Beobachten des Aufschlags und Messen der Flugzeit (via Sekundenpendel) hatte, wurde selbstverständlich getempert.
              Zuletzt geändert von Blesson; 12.12.2011, 16:54.
              Do, ut des

              http://www.ingenieurgeograph.de

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              • Drusus
                Erfahrener Benutzer
                Tambour-Major
                • 09.10.2006
                • 278

                #8
                Besten Dank für die weiteren Antworten.

                Ganz besonders gefreut hat mich Da Capos Hinweis mit dem Extra-Fülloch. Das erklärt nämlich ein Bild einer Mörser-Bombe, das mir mal gemailt wurde. Besagte Bombe wies nämlich neben einem großen noch ein zweites kleineres Loch auf, dessen Sinn mir bis dato nicht klar war.

                Viele Grüße,
                Günter
                "But Linden saw another sight, when the drum beat at dead of night,
                commanding fires of death to light the darkness of her scenery." (Thomas Campbell)

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