Aufrichten von Brückenböcken

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  • Mr. Pett
    Benutzer
    Caporal
    • 30.06.2017
    • 61

    Aufrichten von Brückenböcken

    Hallo Gemeinde,

    ich weiss nicht so recht wo der richtige Platz für meine Frage ist, also von daher einfach an einen besseren Platz verschieben, wenn nötig.

    Wie wurden denn wohl Brückenböcke, die ja anscheinend an Land vorgebaut wurden, an ihren Platz verbracht und dort aufgerichtet? Ich stelle mir vor, daß man die Böcke schwimmend, da ja aus Holz, unter Mithilfe von Flössen an ihren Platz verbrachte und dort mit Vorrichtungen, ähnlich einem römischen Kran ( http://www.fredericus-rex.eu/de/Mass...ak6dshrepto180) aufrichtete.

    Meine Frage bezieht sich auf mein Beresinaprojekt, Die dort gebauten Brückenböcke waren von 1 bis zu 3 Meter hoch,
    Zuletzt geändert von Mr. Pett; 29.09.2021, 08:42.
  • Tom
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 03.10.2006
    • 1071

    #2
    Ich nehme an, dass die französischen Pontonniers am linken (östlichen) Ufer begannen. Der erste Bock ( ca. 1 m hoch) wurde vermutlich händisch eingesetzt, dann die Streckbalken und Bretter gelegt. Am 1., 2. usw. Brückenglied entlang schob man sich dann weiter vor, möglicherweise mit Flößen auf beiden Seiten der Brücke, die auch an der Brücke vertäut wurden, um der Strömung Stand zu halten. Ich nehme ferner an, dass die Böcke an die Spitze der Brücke getragen wurden und dann händisch über die Flöße eingesetzt wurden. Das Werk musste ja in 1 oder 2 Tagen fertiggestellt werden. Auf jeden Fall eine körperlich schwere und gesundheitsgefährdende Arbeit, weil immer wieder Pontonniers ins Wasser steigen mussten...
    Gruß, Tom

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    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2689

      #3
      Hier ein Artikel von Pigeard zu den Pontoniers - in diesem wird grob aus Beschreibungen die Errichtung einer Pontonbrücke beschrieben - ob es hier für Beresina passt, kann ich nicht auf die Schnelle beurteilen.

      Schöne Grüße
      Markus Stein
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      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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      • Tom
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 03.10.2006
        • 1071

        #4
        Hallo Markus, danke, ich hatte auch die auf S. 5 gezeigte Adam-Zeichnung in Erinnerung, die den händischen Aufbau einer Brücke, offenbar sogar ohne Verwendung eines Flosses oder von Booten, zeigt. Der Fluss scheint aber relativ flach zu sein.
        Gruß, Tom

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        • Mr. Pett
          Benutzer
          Caporal
          • 30.06.2017
          • 61

          #5
          In Zamoyskis 1812 wird geschrieben, dass die Böcke an Ort und Stelle gehievt wurden. Ich hatte das allerdings nur darauf bezogen, dass man diese zum Fluss gehievt hat und dann irgendwie weiter verbrachte. Da aber die Brücke kaum höher als der Wasserspiegel und auch die Böcke nicht sehr hoch waren, konnte man diese auch über den bisher errichteten Teil zu ihrem Platz bringen. Es mussten nur noch 5 Meter zwischem dem Ende der bisher errichteten Brücke und dem Standplatz überwunden werden.

          Und ja ... die Beresina war an ihrer tiefsten Stelle nur wenig mehr als 2 Meter tief. Von daher käme es in Betracht, daß die Brücken ähnlich wie auf dem Gemälde gezeigt errichtet wurden.

          Vielen Dank für die Infos.
          Zuletzt geändert von Mr. Pett; 04.10.2021, 10:04.

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          • Blesson
            Erfahrener Benutzer
            Adjudant
            • 03.10.2006
            • 778

            #6
            Hoyer in seinem Werke über pontonnier wissenschaften bestätigt das oben gesagte.

            https://books.google.de/books?id=oXQ...%BCcke&f=false

            Die Böcke wurden bei seichtem, also etwa hüfhohem Wasser, hinien getragen, sonst in tieferen Wasser von Flößen oder Booten aus gesetzt und mit Steinen beschwert, damit sie nicht davonschwammen. Der Vorteil der Böcke ist ja gerade, dass sie nur gesetzt und nicht gerammt werden mussten. Die Fahrbahn dürfte dann je nach Flussbett recht buckelig ausgefallen sein, da mit Sicherheit die Zeit fehlte, die Länge der Beine anzupassen. Die Wasserstiefe wurde sicher mit einem Stab oder Stecken gemessen, und danach die verschiedene Böcke angefertigt bzw. ausgesucht.

            Größe Tragfähigkeit wurde das enge Setzen der Böcke erreicht... Insgesamt eine sehr praktikable Lösung, wenn die eigentlichen Kriegsbrücken abgehen.

            Daher Nieren- und Blasenleiden als typische Pontonnier-Berufskrankheit.

            Leichtere Böcke konnten an Land von 2 Mann getragen werden, schwerere von 4 Mann. Sie u.a. auch Bild von Adam.
            Zuletzt geändert von Blesson; 04.10.2021, 18:58.
            Do, ut des

            http://www.ingenieurgeograph.de

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            • Mr. Pett
              Benutzer
              Caporal
              • 30.06.2017
              • 61

              #7
              Hallo Blesson,

              ja natürlich. Der gute alte Hoyer. Den habe ich mir gleich mal runter geladen. Vielen herzlichen Dank.

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              • Mr. Pett
                Benutzer
                Caporal
                • 30.06.2017
                • 61

                #8
                In einem Bericht zum Bau einer Bockbrücke habe ich gelesen, dass die Pfeiler der Böcke mit eisernen Schuhen versehen wurden, damit sie nicht zu tief im Flussbett einsanken. Stelle ich mir die vor, wie einen Kranz um den Pfeiler, um mehr Auflage zu schaffen?

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                • Blesson
                  Erfahrener Benutzer
                  Adjudant
                  • 03.10.2006
                  • 778

                  #9
                  Der Zweck der Schuhe war: Erstens eine größere Auflagefläche verschaffen, damit die die Beine nicht tief einsanken und die Böcke amit leichter geborgen werden konnten. Zweitens Beschwerung der Böcke am Fussende. Drittens Verhindern von Aufsplittern des Fusses. Es handelte sich vermutlich entweder um eine einfache Hülse, oder um quadratische Platten, die an einer Hülse angeschweißt waren. Laut Blesson, Feldbefesitungskunst, genügen auch aufgenagelte Brettchen.

                  Anmerkung zur Weiterentwicklung ab ca. 1825. k.k. Pontonieroffizier Birago entwickelte ein System von Bockbrücken, bei der mittels einer Hebevorrichtung die Höhe der Fahrbahn eingerichtet werden konnte.



                  https://www.e-periodica.ch/cntmng?pi...:2007:105::676 Siehe Abb. 2
                  Zuletzt geändert von Blesson; 05.10.2021, 21:16.
                  Do, ut des

                  http://www.ingenieurgeograph.de

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                  • Blesson
                    Erfahrener Benutzer
                    Adjudant
                    • 03.10.2006
                    • 778

                    #10
                    Blesson_Feldbefestigungskunst_Pl_2_Fig_56_Bockbrücke.jpg

                    Bockbrücken aus Blessen, Feldbefestigungskunst für alle Waffen
                    Do, ut des

                    http://www.ingenieurgeograph.de

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                    • Mr. Pett
                      Benutzer
                      Caporal
                      • 30.06.2017
                      • 61

                      #11
                      Vielen Dank für die vielen Infos Blesson. Das wird mir beim Nachbau der Brücken über die Beresina sehr helfen.

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                      • Spaen
                        Erfahrener Benutzer
                        Sergent-Major
                        • 26.04.2020
                        • 194

                        #12
                        Eventuell finden nachfolgende Details zum Beresina-Übergang bei einigen Lesern Interesse.

                        Wie bekannt, wurde der Übergang von den beiden Generalen Eblé und Chasseloupe vorbereitet und durch geführt. Hierfür standen ihnen nachfolgende Kräfte und Mittel zur Verfügung:

                        Kräfte:
                        7 Pontonnier-Kompanien
                        5 Sappeur-Kompanien
                        2 Detachements der 4. Equipage der Marine-Handwerker des Donau-Bataillons

                        Mittel:
                        6 Wagen mit Handwerkszeug, Klammern, Hacken und Äxten
                        2 Wagen mit Kohlen und sonstigem Vorratsmaterial
                        3 Feldschmieden

                        Jeder Pontonnier war darüber hinaus in Smolensk von Eblé mit ca. 20 Nägeln ausgestattet worden.

                        Übergangsstelle:
                        Flußbreite von ca. 80-100m, rechtes Ufer sehr sumpfig aber gefroren

                        Brückenkonstruktion.
                        23 Böcke je Brücke mit maximaler Höhe von 8 Fuß
                        Streckbalken unbeschnittenes Fichtenholz, 18 Fuß lang, 5 Zoll Durchmesser
                        Schwere Brücke für Artillerie, Wagen usw. : Brückenbelag aus runden Balken 18 Fuß lang, 4 Zoll dick
                        Leichte Brücke für Infanterie und Kavallerie: Brückenbelag aus doppelter Lage dünner Bretter

                        Beide Brücken waren mit Stroh belegt um die Erschütterungen zu minimieren. (Musste ständig nachgelegt werden)

                        Der Ablauf wird als bekannt vorausgesetzt, deshalb hier nur Stichpunkte.

                        25.11. 5.00 Uhr früh: beide vorgenannten Generale treffen in Borisow beim 2. Korps ein. Vorerst verbleiben hier auch 6 Kompanien nach langem Anmarsch, der Rest rückt weiter.
                        Die 7. Kompanie des 1. Pontonnier-Bataillons vom 2. Korps war bereits an der Übergansstelle und hatte dort bis 17.00 Uhr 20 Brückenböcke vorgefertigt, die sich bei der Prüfung als zu schwach und damit als unbrauchbar erwiesen. Fertigungsbeginn neuer Böcke durch alle Kräfte.
                        26.11. 14.00 Uhr Fertigstellung der Brücke für Infanterie und Kavallerie. Ein 8-Pfünder mit Munitionswagen geht unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen über
                        17.00 Uhr Schwere Brücke ist fertig. Die Artillerie beginnt sofort mit dem Übergang
                        20.00 Uhr 3 Böcke der schweren Brücke brechen ein.
                        23.00 Uhr Die Reparatur ist abgeschlossen, der Übergang wird fortgesetzt
                        27.11. 15.00 Uhr An der tiefsten Stelle brechen wiederum 3 Böcke der schweren Brücke ein
                        18.00 Uhr Die Reparatur ist beendet, der Übergang wird fortgesetzt

                        Bis zum 27. verläuft der Übergang planmäßig und geordnet

                        28.11. Anhäufung von Truppen und Material, Unordnung reißt durch Nachzügler u.dgl ein.
                        14.00 Uhr Kanonenfeuer der Russen bis zum Einbruch der Dunkelheit. In der Nacht geht das 9. Korps ohne seine Infanterie geordnet über. Die Kanonen aller Korps werden gerettet.
                        Nachzügler, Bagage, und Ungeordnete beziehen am diesseitigen Ufer ein Biwak und gehen trotz mehrfacher Aufforderung in der Nacht nicht über.
                        29.11. Die Infanterie des 9. Korps geht als letzte geordnete Abteilung über die Brücken.
                        08.00 Uhr Beide Brücken werden abgefahren und in Brand gesteckt. Die zurückgebliebenen Massen ergreift eine Panik.
                        10.00 Uhr Wird die Übergangsstelle am jenseitigen Ufer von einem Bataillon Sachsen vom 8. Korps, das zur Sicherung gegen russische Angriffe aufgestellt war, geräumt.

                        Während des gesamten Übergangs waren die Pontonniere ständig mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt. Von 100 Pontonnieren, die im Wasser gearbeitet hatten, waren nach 3 Tagen noch 12 Mann am Leben.

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