Fragen zu bayerischen Fahnen um 1809

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  • Würfelkrieger
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    Enfant de Troupe
    • 03.03.2022
    • 3

    Fragen zu bayerischen Fahnen um 1809

    Hallo zusammen,


    noch ganz frisch in die Beschäftigung mit der napoleonischen Epoche eingestiegen und nach Zugriff auf populäre Sekundärliteratur: „Die Bayerische Armee“ aus der Heer & Waffen Serie bzw. zwei Osprey Bänden, bin ich ein wenig im Unklaren u. a. über die Fahnen der Bayerischen Armee um 1809. In der Sekundärliteratur finde ich uneindeutige und zum Teil widersprüchliche Angaben, ohne Nennung von Primärquellen, aber evtl. weiß hier jemand mehr zu meinen Fragen.


    Fahnenstangen:

    Laut Ospreys „Flags of the Napoleonic Wars I“ waren die bayerischen Fahnenstangen mit hellblauem Samt überzogen („staves with a light blue velvet covering“ S. 15). Auch die HP „Warflags.com“ erwähnt den hellblauen Samt, der erst 1813 durch einen schwarzen Lederüberzug ersetzt worden sein soll (evtl. bei Osprey abgeschrieben?).

    Die „Heer & Waffen“ Ausgabe zur Bayerischen Armee spricht dagegen von braun lackierten Fahnenstangen (S. 50) und einer schwarzen Lederhülle für die Fahne im Feld (S. 54).

    Haben die englischsprachigen Quellen da die lederne Fahnenhülle mit einem Überzug für den Schaft verwechselt? (...und heißt das, dass Fahnenhüllen zunächst aus hellblauem Samt waren?) Welche Quellen gibt es für das Aussehen der Fahnenstangen?


    Terminologie:

    Im Heer & Waffen Band ist eine Fußnote unglücklich gesetzt und verwirrt meines Erachtens. Dort heißt es auf S. 50: „...führten die Regimenter nur noch je 2 Fahnen, so dass das 1. Bataillon die Leibfahne und das 2. Bataillon die Ordinärfahne, auch Bataillonsfahne* führten“. Die direkt hinter „Bataillonsfahne“ gesetzte Fußnote (81) lautet „Auch als Regimentsfahne bezeichnet“. Das würde ich so lesen, dass die Ordinärfahne auch als Bataillonsfahne oder Regimentsfahne bezeichnet werden kann. Bei den Abbildungen auf S. 55 aber werden Fahnen, die klar Leibfahnen sind als „Regimentsfahne“ bezeichnet und von einer „Bataillonsfahne“ mit einfachem Rautenmuster unterschieden (die laut zugehörigem Text nur eine Ordinärfahne sein kann).

    Um das ganze vollends zu verwirren schreibt Terence Wise im Ospreyband „Flags of the Napoleonic Wars I“ auf S. 15 oben: „The new Ordinärfahne (Regimenterfahne) of…“

    Welche Begriffe sind denn nun synonym?


    Kompaniefähnchen:

    Hier nur aus „Heer & Waffen“ S. 54: Kann es sein, dass bei der Abbildung oben links die ersten beiden Kompaniefähnchen falsch beschriftet sind? Müsste es nicht „Füsiliere 13. LIR“ und „Grenadiere 8. LIR“ heißen? Das entspräche der Beschreibung im Text.

    Bei der letzten Abbildung: Woher kommt das zentrale, rote Quadrat beim Fähnchen des 4. Leichten Bataillons? Im Text wird kein Quadrat erwähnt. Ist das eine Besonderheit nur für das 4. Leichte (immerhin sind auch die Farben der Dreiecke vertauscht) oder ist das rote Quadrat im Zentrum die Regel bei den leichten Bataillonen?

    Im Text wird auch ein herzförmiger schwarzer Schild im Zentrum der Fähnchen der Füsiliere erwähnt; gibt es dazu irgendwo eine Abbildung?



    Beste Grüße und schon mal vielen Dank

    Michael

  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2690

    #2
    Erst einmal willkommen im Forum und als einer der Autoren des Heere & Waffen Buches möchte ich zunächst mit den Kompaniefähnchen beginnen.

    Eine Beschreibung findet sich bspw. in einem Artikel in der Heereskunde des Jahres 1929, aus der ich zitiere:

    In der Bayerischen Armee führten vom Jahre 1804 ab alle Infanterie- und Jäggerbataillone gleichfalls Kompagniefähnchen. An einer schwarzen Stange mit einer Messingspitze zeigte das Tuch immer oben die Regimentsfarben, das untere Dreieck an der Stange war bei den Füslier-Komp. grün und bei den Grenadier-Bataillonen hellblau, auf der Diagonalen in der Mitte der beiden farbigen Dreiecke saß ein schwarzes rot umrandetes Schild, (bei den Grenadieren eine schwarze Granate) welches die gelbe Komp.-Nummer zeigte. Diese Komp.-Fähnchen wurden meist von den an der Spitze des Regiments marschierenden Pionieren (2 pro Komp.) an den Stielen der geschulterten Axt getragen.
    Diese Komp.-Fähnchen, deren Form sich 1824 und 1838 etwas änderte, wurden hier bis 1868 geführt.
    Anbei noch zwei Abbildungen - die eine ist ein Foto eines Originalstücks, das andere ein Ausschnitt aus dem berühmten Bild von Hess zur Schlacht bei Wörgl 1809.

    Die anderen Fragen kann ich erst nächste Woche bearbeiten, wenn ich wieder zu Hause bin und auf einige Werke zurückgreifen kann.

    Schöne Grüße
    Markus Stein
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    • Würfelkrieger
      Neuer Benutzer
      Enfant de Troupe
      • 03.03.2022
      • 3

      #3
      Hallo Markus,




      und vielen Dank für die schnelle Antwort. Das ist natürlich geschickt, gleich an den Autor zu geraten.

      Danke für die Fotos, dann habe ich eine Vorstellung, was mit „herzförmig“ gemeint war, für die Form des zentralen Schildes der Kompaniefähnchen.




      Beste Grüße und bis nächste Woche

      Michael

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      • Spaen
        Erfahrener Benutzer
        Sergent-Major
        • 26.04.2020
        • 194

        #4
        Leider spielen die Feldzeichen in der deutschen Militärliteratur seit jeher eine untergeordnete Rolle. Ein Überblickswerk über die Geschichte der Feldzeichen, wie wir es von Preußen, Sachsen, Hessen und mit Abstrichen von Hannover kennen, gibt es nach meinem Wissen für Bayern nicht. Ob der vor wenigen Jahren erschienene Kraus diese Lücke schließen kann, ist mir aus Unkenntnis des Inhalts nicht bekannt.
        Bevor ich einen kurzen Blick auf die Infanterie-Fahnen werfe, eine Klarstellung. Der Begriff Ordinär-oder Bataillonsfahne manchmal auch Regimentsfahne bezeichnet den gleichen Gegenstand, nämlich die allgemeinen Fahnen des Regiments. Die Leibfahne wird stets als solche bezeichnet und ist unter vorstehenden Begriff nicht eingeschlossen.
        Vor 1801 war in Bayern die Anzahl der Fahnen eines Regiments nicht geregelt. Ab 1801 sollte jedes Regiment dann zwei Leib-und zwei Regimentsfahnen führen. 1803 änderte sich das erneut. Danach sollte das I. Bataillon eine Leib- und eine Regimentsfahne, das II. Bataillon zwei Regimentsfahnen bekommen.
        Am 31.03.1804 schließlich wurde eine Leib- und eine Regimentsfahne befohlen. Dies blieb im Wesentlichen für die Zeit der napoleonischen Feldzüge bestimmend. (Später mit Orden und Kette)
        Zum Aussehen:
        Die ehemalige, aus weißer Seide bestehende Leibfahne mit dem gestickten oder gemalten Muttergottes-Bild wurde gemäß Ordre vom 03.12.1803 durch eine Fahne aus weißem Taft (Taffet) in der Mitte mit dem Wappen des Kurhauses in Seide gestickt ersetzt. Im Jahre 1808 wurde das Kurwappen bei den meisten Regimentern durch das königliche Wappen ersetzt. Gleichzeitig kam bei denjenigen Regimentern, die eine Wecken-Einfassung hatten, diese am 02.07.1808 in Fortfall.
        Die Änderung von 1803 betraf ebenfalls die Regimentsfahnen. Die alten blauen Seidenfahnen mit dem gemalten Hauswappen (meist mit Wecken-Einfassung) kamen in Fortfall und wurden grundsätzlich durch Fahnen ersetzt die aus den weiß-blauen Wecken zusammengesetzt waren.
        Besonders schwierig zu bewerten ist die Tatsache, dass einige Regimenter weiter ihre alten Modelle (nur Leibfahnen?) weiter führten. So führte beispielsweise das 13. Infanterie-Regiment bis in die Mitte des 19.Jh. eine Fahne mit dem Kurbayerischen Wappen allerdings später auf eine Wecken-Fahne aufgebracht.
        Die gleiche Schwierigkeit betrifft auch die Fahnenspitzen. Diese wurden lt. alten Quellen nur auf besonderen Antrag des Regiments ausgetauscht, so dass mehrere Modelle gleichzeitig verwendet wurden.
        Ein besonderes Kapitel bilden die Fahnenbänder, die bereits von einigen Regimentern schon in dieser Zeit geführt wurden. Sie wurden auf besonderen Antrag, meist von Prinzessinnen des Herrscherhauses "eigenhändig" gestickt. Entgegen einer oft geäußerten Auffassung wurden diese Bänder mit ins Feld genommen.
        Noch komplizierter wird es bei den Fahnenstangen. Bis 1804 waren die Stangen mit blauem Manchester bespannt. Zum Schutz im Griffbereich wohl mit Leder benagelt. Wann der Manchester dem schwarzen Saffianleder weichen musste konnte ich nicht eruieren. Das Stangenende hatte eine Messinghülse.
        Über Fahnenhüllen ist mir nichts belastbares bekannt.

        Osprey gibt die Muster auf Seite 14 ff wieder. Allerdings bleibt die Quelle unklar. Die auf Tafel D gezeigte Fahne mit dem Königswappen auf blauem Grund erschließt sich mir derzeit nicht.

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        • HKDW
          Erfahrener Benutzer
          Colonel
          • 02.10.2006
          • 2969

          #5
          An der Bespannung mit blauen Manchester kann ich nicht glauben, tue es auch nicht, das wäre ja sehr ungewöhnlich für eine Fahnenstange, gibt es da eine oder mehrere Quellen die das bestätigen? Die Osprey Bände über die Fahnen - sind mit etwas Vorsicht zu betrachten.

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          • Würfelkrieger
            Neuer Benutzer
            Enfant de Troupe
            • 03.03.2022
            • 3

            #6
            Hallo Spaen,


            und danke für die Ausführungen. Auf welche Quellen stützt Du Dich denn dabei?

            Die Angabe zur hellblauen Fahnenstange habe ich nun auch noch einmal in „Otto von Pivkas“ (Digby Smith`) Büchlein „Napoleon´s German Allies 4 – Bavaria“ von Osprey gefunden.

            Wenn ich das nun richtig verstanden habe steht also „Leibfahne“ für sich und die Ordinärfahne kann sowohl als Bataillons- als auch als Regimentsfahne bezeichnet werden. Dann scheint mir aber die Beschriftung der Bildtafel im Heer & Waffen Band auf Seite 55 falsch zu sein. Dort sind drei Modelle der Leibfahne (Marienfahne, Kurfahne und Modell 1808) jeweils als „Regimentsfahne“ bezeichnet.

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            • Spaen
              Erfahrener Benutzer
              Sergent-Major
              • 26.04.2020
              • 194

              #7
              Auf welche Quellen stützt Du Dich denn dabei?

              Auch zu diesem Thema gibt es nicht die eine Quelle. Mein kurzer Beitrag basiert auf einer Anzahl von Einzelinformationen aus der mir zur Verfügung stehenden historischen Literatur zur bayerischen Armee, abgeglichen mit neueren Werken. Eine Einzelauflistung wäre da sicherlich nicht zielführend.
              Der Begriff "Regimentsfahnen" wird in der Fahnenkunde oftmals im Sinne von "alle Fahnen eines Regiments" benutzt. Vielleicht ist das bei deiner erwähnten Quelle ja so zu verstehen.
              Ansonsten ist dein Verständnis zum Begriff korrekt.

              Die Osprey Bände über die Fahnen - sind mit etwas Vorsicht zu betrachten

              Nicht nur diese ! Ich habe da eine persönliche Grundskepsis gegen die Flut neuer Literatur zu diversen Themen im Laufe der Jahre entwickelt. Da werden manchmal schamlos ganze Kapitel abgeschrieben und als eigenes Werk deklariert. Der mir bisher untergekommene Gipfel war, dass ein ganzes Buch abgeschrieben wurde, getarnt mit dubioser Quellenangabe, neuem Vorwort und neuem Einband, natürlich unter eigener Autorenschaft. Andere Werke wiederum beinhalten grobe Fehlinterpretationen, die als neue Erkenntnisse verkauft werden. Das soll aber keineswegs bedeuten, dass alle neuen Bücher nichts taugen. Aber auch hier gilt: gegenprüfen!

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              • admin
                Administrator
                Colonel
                • 30.09.2006
                • 2690

                #8
                Ich habe von Markus Gärtner den folgenden Text erhalten, er hatte den Text zum Fahnenteil geschrieben, allerdings ist beim Lektorat nicht aufgefallen, dass der sachlich richtige Inhalt nicht ganz eindeutig formuliert wurde:

                Fahnenstange: ist lt. Hekkel Kaffeebraun oder bei den Tafeln rötliches Braun – Holzfarben. Bei den Leibfahnen wird auch ein blau-weißer Spiralenanstrich gezeigt.

                Terminologie:
                Bis 1801: 2 Leibfahnen und 2 Regimentsfahnen pro Regiment
                1803: 1 Leibfahne und 3 Ordinärfahnen ( nun auch Bataillonsfahne benannt)
                Seit 1804: 1 Leibfahne für das 1. Bataillon und 1 Regimentsfahne für das 2. Bataillon – auch Ordinärfahne genannt.
                Auf jeden Fall gut, dass wir hiermit zu etwas Klarheit bei den Fragen der bayerischen Fahnen bringen können. Den Kraus werde ich mir aber auf jeden Fall noch besorgen, da auch für 70/71 relevant, also durchaus sinnvoll in der Anschaffung für mich.

                Hier aber noch zwei Darstellungen von Cantler mit Fahnenträgern:

                Leibfahne des IR Herzog Carl 1803

                Cantler65.jpg
                Bataillonsfahne des Leib-Infanterie-Regiments 1803

                Cantler66.jpg

                Schöne Grüße
                Markus Stein
                "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                • Spaen
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent-Major
                  • 26.04.2020
                  • 194

                  #9

                  Fahnenstange: ist lt. Hekkel Kaffeebraun oder bei den Tafeln rötliches Braun ...........

                  Wenn ich nichts überlesen habe, werden die Fahnenstangen bei Hekkel (russ. Gekkel geschrieben) nicht beschrieben. Wie ich in meinem Beitrag schon bemerkte, wurden Fahnen unterschiedlicher Modelle geführt. Es ist durchaus möglich, dass die Stangen in einer Zwischenperiode (Manchester-Leder) farbbeschichtet waren. Hekkel zeigt neben den Brauntönen auch weiß. Gut möglich dass dies Anstriche sind? Ist nicht weiter zu verifizieren..
                  Zu den Cantler -Figuren
                  Oben abgebildet wird das Modell 1803. Hinweis, Frau Wrede (bekannt als absolute Expertin der Bayr. Armee) erwähnt bei Figur Nr.45 aus dem Jahr 1800 ebenfalls den von mir angesprochenen Manchesterbezug.

                  Bis 1801: 2 Leibfahnen und 2 Regimentsfahnen pro Regiment

                  Hier scheint sich ein kleiner Lapsus eingeschlichen zu haben. Die erwähnte Anzahl betrifft nur die Zeit von 1801-1803
                  Vor 1801 war die Anzahl nicht geregelt. Manche Regimenter besaßen 5 und mehr Fahnen.

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                  • admin
                    Administrator
                    Colonel
                    • 30.09.2006
                    • 2690

                    #10
                    Guten Abend,

                    ich muss zugeben, dass ich von Markus' Angabe etwas abgeschnitten habe, daher hier seine ergänzten Angaben zu den bayerischen Infanteriefahnen:

                    Bis 1801: Anzahl verschieden, 3 bis 8 Fahnen erwähnt.
                    Ab 1801: 2 Leibfahnen und 2 Regimentsfahnen pro Regiment
                    Ab 1803: 1 Leibfahne ( 1. Batl) und 3 Ordinärfahnen ( 1x 1. Batl und 2 x 2. Batl., nun auch Bataillonsfahne benannt)
                    Seit 1804: ( 31. März) 1 Leibfahne für das 1. Bataillon und 1 Regimentsfahne für das 2. Bataillon – auch Ordinärfahne genannt
                    (nach: Neubecker, Formbecher und Brauer)

                    Stange:
                    ….. die Stange war Kaffeefarben ….. Hekkel/GEKKEL – Text deutsche Übersetzung – hier Einführung bay. Fahnen, Seite 34 beschrieben.
                    Die Fahnenstangen waren braun und sollten unterhalb des Fahnenblattes mit einem aufgenagelten blauen Samtbezug versehen sein.
                    Ich habe mal diverse Regimentsgeschichten durchgeschaut, leider keine allzu großen Details zu den Fahnen, außer die schon bekannten Änderungen in der Zahl und Benennung. Aber morgen hole ich den "Kraus" hier in Berlin im Laden ab und kann dann sicher mehr zu den bayerischen Fahnen berichten.

                    Schöne Grüße
                    Markus Stein
                    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                    • Würfelkrieger
                      Neuer Benutzer
                      Enfant de Troupe
                      • 03.03.2022
                      • 3

                      #11
                      Erst einmal vielen Dank an alle die hier so reichhaltig beigetragen haben, da wird so eine Detailfrage schnell umfangreicher als am Anfang gedacht.

                      Ich versuche mal zusammenzufassen.

                      Es deuten sich drei Phasen an: Mit Manchesterbespannung bis 1804 (ca./ mindestens/ maximal?) – möglicherweise einer „Zwischenphase“ mit möglicher Lackierung – später schwarzem Saffianleder.

                      Nach Quellen:

                      Hekkel: Kaffeebraun, zeigt aber auch weiß. Sollten mit blauem Samtbezug versehen sein. Bei Leibfahnen auch blau-weißer Spiralanstrich möglich.

                      Cantler zeigt für 1803 dunkelbraune Fahnenstangen.

                      Rotraud Wredes Kommentar von 1976 zu einer Abbildung bei Cantler, für 1801, erwähnt die blaue Manchesterbespannung („müßte mit blauem Manchester bespannt sein“)





                      Meine Anschlussfrage zur richtigen Zuordnung der beiden Fahnen im Kriegsjahr 1809:

                      Weiß man wie die einzelnen Kompanien auf die beiden Bataillone aufgeteilt waren?

                      Nach dem Heer & Waffen Band zur Bayerischen Armee, unterscheiden sich die Kompanien nach farbigen Pompons am Kaskett; auf S. 55 sind die Ausführungen für acht Kompanien abgebildet. Auf S. 56, ist die Aufstellung für 1811 gegeben, da stehen die ungeraden Nummern im 1. Feldbataillon, die geraden im 2. Bataillon. (Demnach müsste die Leibfahne wohl von der 1. Kompanie getragen worden sein und die Bataillonsfahne von der 2. Kompanie?)

                      Auf S. 28 dagegen werden die ersten vier Füsilierkompanien dem I. Bataillon zugeordnet und die Nummern fünf mit acht dem II. Bat. (Dann hätte wohl die 5. Komp. die Bataillonsfahne?)

                      Wären das aber für 1809 nicht ohnehin zu viele Kompanien? Es sollten doch nur drei Füsilierkompanien pro Bataillon sein?

                      John Gill, „with eagles to glory“, den ich mittlerweile auch vorliegen habe, erwähnt in Endnote 12 auf S. 118 auch vier Füsilierkompanien pro Bataillon, davon aber eine im Depot. Demnach stehen im Feld nur die 1., 5. u. 7. Kompanie im I. Bat. und die 2., 6. und 8. im II. Bat. Gill bezieht sich ja nur auf 1809. Ist das die Lösung für die "Kompanie zu viel"? Geht die Aufteilung auf die beiden Bat. nun nach niedrige Nummern zu hohen Nummern, oder nach gerade - ungerade?

                      Kommentar

                      • Tom
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 03.10.2006
                        • 1073

                        #12
                        Hallo zusammen,

                        es gibt übrigens ein älteres Spezialwerk zu den bayerischen Feldzeichen:

                        Kühlmann, H., Geschichte der bayerischen Fahnen und Standarten. München: Selbstverlag, 1959 - ca. 1967 (Textband III: 1777-1815)

                        Beste Grüße, Tom

                        Kommentar

                        • Spaen
                          Erfahrener Benutzer
                          Sergent-Major
                          • 26.04.2020
                          • 194

                          #13
                          zu 2. es gibt übrigens ein älteres Spezialwerk -stimmt!, hatte ich vergessen zu erwähnen. Hermann Kühlmann, Titel wie oben, 5 Bände umfassen den Zeitraum von ca.1600-1945.

                          zu 1. Meine Anschlussfrage .....

                          Eine ausführliche Darlegung zum Thema würde den zur Verfügung stehenden Rahmen sprengen. Daher nur kurz das Wesentliche:

                          Erst mit Reskript vom 29.10.1810 wurden die Kompanien mit durchlaufenden Nummern bezeichnet. Es wurden fortan nur Grenadiere und Füsiliere unterschieden. Die Bataillone erhielten erst jetzt eine feststehende Zusammensetzung. I. Bataillon: I. Grenadier-Komp. Füsilier-Komp. 1,3,5
                          II. Bataillon: II. Grenadier-Komp. Füsilier-Komp. 2,4,6
                          Gemäß Reskript vom 08.07. 1810 wurde das ehemaliges Reserve-Bataillon quasi als III. Bataillon betrachtet und bestand aus den Füsilier-Komp. 7-10. Bataillonskommandant war der Oberstleutnant des Regiments.

                          Vor 1810 bestand das Regiment aus der Leib-, Oberst-,Oberstleutnants-, 1.und 2. Majors- und 1.-3. Hauptmannskompanie. Die Verteilung auf die Bataillone erfolgte nach dem Rang des Kompanie-Kommandanten. Dazu kam eine Grenadierkompanie je Bataillon.
                          Es gab allerdings seit 1800 verschieden Organisationsstufen bezüglich Reserve- und Feld-Kompanien, Schützen, Hornisten (zu den Hoboisten gehörig), Anzahl der Kompanieweiber usw.

                          Die Füsilier-Kompanien waren durch unterschiedliche Farben am Kasket unterscheidbar. weiß, weiß-gelb, grün, grün-gelb, rot, rot-gelb, blau, blau-gelb usw. Die Grenadiere hatten Huppen in rot (I.K) und rot-weiß (II. K.)

                          Krieg- und Friedensstärke unterschieden sich deutlich. Z.B. Kriegs-Sollstand 31.03.1804: 2 Grenadier-und 8 Füsilier-Kompanien mit 2.500 Gemeinen bei einer Ausrückstärke von 2.000 Mann.. Die Sollstände wurden oft nicht erreicht.

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                            Colonel
                            • 30.09.2006
                            • 2690

                            #14
                            Die Tafeln des Werkes von Kühlmann (Danke für den Tipp!) können beim Historischen Bilderdienst bezogen werden - es sind immerhin 337 JPG-Dateien. Ich habe nun auch das Werk von Kraus erhalten und kann es wärmstens empfehlen - sehr gut aufgemacht und von einem Kenner geschrieben. Allerdings würde ich es für den Preis nur dann empfehlen, wenn das Interesse über die Napoleonische Epoche hinausgeht; diese macht zwar einen großen Part aus, aber Kraus beschreibt ja die Fahnen/Standarten vom 16. Jahrhundert bis 1918.

                            Schöne Grüße
                            Markus Stein
                            "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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