Der Amerikanischer Bürgerkrieg...

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  • Bene
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    Empfehle Jay Luvaas, The Military Legacy of the Civil War: The European Inheritance. Interessant zu lesen, was die Europäer (nicht) gelernt haben.

    Häufigster Kritikpunkt der Preußen: Das amerikanische Rekrutierungssystem (Milizen und Freiwillige statt Wehrpflichtigen - die Ausbildung verlängerte den Krieg) und das Fehlen eines Großen Generalstabes. Das militärische Eisenbahnsystem der Union wurde kopiert. Der Vorteil der Defensive bei eingegrabenen Truppen mit gezogenen Waffen nicht erkannt. Dass die geographischen Gegebenheiten in Amerika anders sind, wird anerkannt. Trotz aller Kritik: Der amerikanische Veteran von 1865 wird als sehr gut, wenn nicht sogar ebenbürtig angesehen.

    Selbiger Autor hat in einem Artikel in in Stig Förster und Jörg Nagles (Hg.), On the Road to Total War: The American Civil War and the German Wars of Reunification, 1861-1871 die umgekehrte Sicht beschrieben. Die amerikanischen Offiziere scheinen die eigenen Bürgerkriegserfahrungen und die Lehren aus den europäischen Kriegen besser synthetisiert zu haben als die meisten ihrer europäischen Kollegen.

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  • Bene
    antwortet
    Natürlich war der Großteil der Offiziere der "volunteers" nicht professionell ausgebildet, sondern ging nach dem Prinzip "trial & error" vor und musste das Kriegshandwerk überhaupt erst einmal lernen. Die Regularien und Exerzierschriften, aus denen sie lernen mussten, waren aber von West Pointern geschrieben. Zudem wurden ja am Anfang des Krieges die Offiziere erst noch gewählt, aber schon bald wurde die Spreu vom Weizen getrennt und die wirklich Unfähigen wurden entlassen oder nahmen selbst ihren Abschied - Beförderung gingen dann ihren normalen Weg (also auf der unteren Einheitsebene). Große Lücken hinterließen ja bereits die Abgänge derjenigen Offiziere der regulären Armee, die sich der Sache des Südens anschlossen, und wie du richtig festgestellt hast, hat mancher Offizier in den Freiwilligenveränden größere Aufstiegschancen gesehen als in der 16.000 Mann Vorkriegsarmee. Im Vergleich zu den Freiwilligenverbänden war ja auch die reguläre Armee im Bürgerkrieg verschwindend gering (habe gerade keine genauen Zahlen parat, aber waren ja beispielsweise nur an die 15-20 reguläre Infanterieregimenter im Gegensatz zu hunderten der Einzelstaaten). Für eine profunde Ausbildung wie in einer Konskribierten-(Friedens-)Armee à la Preußen war auf Grund der schnellen Aufstellung und baldigen Einsatzes nicht wirklich Zeit. In Sachen Disziplinierung und Ausbildungsstand kommt es auch immer auf den Einzelfall an, zu welchem Zeitpunkt im Krieg, etc. Wie gesagt, manche Regimenter waren gut aufgestellt, andere "funktionierten" einfach einigermaßen und mehr schlecht als recht.

    Allerdings muss man auch die verschiedenen Vorausetzungen und Unterschiede der US-Armee und bspw. der preußischen Armee in Bedacht ziehen. Preußen, im Herzen Europas, war natürlich immer von potenziellen Gegnern umgeben und musste daher para bellum bereit sein; hatte neben einem professionellen Teil des Heeres durch die Konskription ein großes Reservoir an ehemaligen Gedienten, die im Kriegsfall herangezogen wurden konnten. Außer im Unabhänigkeitskrieg und im Krieg von 1812 mussten die USA nicht wirklich eine Invasion ihres Landes befürchten; viele hatten Vorbehalte gegenüber einem stehenden Heer, dass als potenzielles Instrument von etwaigen Tyrannen argwöhnisch betrachtet und daher klein gehalten wurde; das Haupteinsatzgebiet der antebellum U.S. Army war die Grenze mit Native Americans als Gegnern und der konventionelle Krieg gegen Mexiko eher die Ausnahme, aber dennoch eine lehrreiche Episode.

    Wo die Preußen sicherlich viel weiter waren, ist mit ihrem Großen Generalstab. Manche amerikanische Generäle wie Robert E. Lee befassten sich zu sehr mit Detailfragen, die bei einem entsprechenden Stab von Subalternen hätten bearbeitet werden könnten und dem Oberbefehlshaber Zeit für die "wichtigeren" Aspekte der Kriegführung gegeben hätten. Später hat die US-Armee ja auch ihren Generalstab nach dem der Preußen aufgebaut.
    Zuletzt geändert von Bene; 17.12.2011, 16:47.

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  • Gunter
    antwortet
    @Bene,
    der von dir verlinkte Artikel sagt aber auch, dass es unterhalb der Brigadeebene nicht gut aussah mit dem Knowhow der Offiziere. Letztlich war es doch so, die West Pointer waren vor dem Krieg entweder in der regulären Armee, meist auf subalternen Posten, oder ins Zivilleben zurückgekehrt. Dann wurden sie ziemlich schnell in Stabsoffiziers- und Generalsränge befördert, die meisten natürlich nur mit Brevetrang. Damit ließen sie allein schon in der regulären Armee massive Lücken. Wer sollte die denn schließen? Für eine ordentliche Ausbildung war da keine Zeit. Man hätte die Berufsarmee schon komplett auflösen und verteilen müssen und es hätte trotzdem noch lange nicht gereicht. Dabei muss man auch erwähnen, dass die Regulären nicht zwingend die besseren Soldaten waren. Sicher war die Vorkriegstruppe halbwegs solide gedrillt, das dürfte sich aber im Verlauf des Krieges auch verloren haben. Zusätzlich gab es dann noch Engpässe mit dem Personal, das dann doch lieber zu den Freiwilligenverbänden ging. Ganz übel traf es die Artillerieoffiziere der Union, die während des Krieges kaum befördert wurden, wenn sie nicht die Waffengattung wechseln wollten. Der Qualität war das sicher nicht zuträglich, auch wenn einige Unentwegte ihrer Waffe treu blieben.

    Europäische Armen waren da schon wesentlich professionalisierter und im Frieden wurde da schon für größere Kriege vorgesorgt.

    Grüße

    Gunter

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  • Bene
    antwortet
    Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
    Hallo Bene,

    die USA waren keinesfalls so militarisiert wie Europa, denn die Bundesarmee war vergleichsweise winzig. Auch die Absolventen von West Point stellten nur eine kleine Elite dar. Unter den Generalen gab es ziemlich viele, die keine richtige militärische Ausbildung genossen hatten. Was die Einwanderer betrifft, so profitierten die Amerikaner sicher nicht wenig davon, dass viele von ihnen bereits in europäischen Armeen gedient hatten. Das wollten sie nur nicht zugeben.
    Dass die USA so militarisiert wie Europa waren, habe ich auch niemals behauptet. Allerdings waren die West Pointer sehr wohl wichtig und auch keine Ausnahme, und sie stellten den Großteil und das Rückgrat der Generäle auf beiden Seiten (Grant, Sherman, Meade, Sheridan, Custer, McClellan, Halleck, Lee, Jackson, Longstreet, J. Johnston, Hardee, Hood, um nur einige zu nennen - die Liste geht immer weiter). Einige der "politischen" Generäle hatten keine militärische Ausbildung, aber deren Zahl ist weitaus geringer als die der West Pointer; sogar ein politischer General wie Sigel hatte an der badischen Militärakademie studiert. Einige wenige schafften es auf Grund ihrer Befähigung natürlich auch vom Private bis zum General.

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  • Gunter
    antwortet
    Hallo Bene,

    die USA waren keinesfalls so militarisiert wie Europa, denn die Bundesarmee war vergleichsweise winzig. Auch die Absolventen von West Point stellten nur eine kleine Elite dar. Unter den Generalen gab es ziemlich viele, die keine richtige militärische Ausbildung genossen hatten. Was die Einwanderer betrifft, so profitierten die Amerikaner sicher nicht wenig davon, dass viele von ihnen bereits in europäischen Armeen gedient hatten. Das wollten sie nur nicht zugeben.

    Zum "was wäre wenn":
    Die Österreichen sind 1866 mit ihren Lorenzgewehren gegen die Preußen ziemlich eingegangen. Gleiches wäre wohl den Amerikanern auch passiert. Die preußische Artillerie war 1866 noch nicht viel anders als die amerikanische, ein Mischung aus 12-pdrn und gezogenen Geschützen. 1870 sah das schon anders aus.

    Grüße

    Gunter

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  • Bene
    antwortet
    Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
    Für ihre Verhältnisse waren die amerikanischen Soldaten schon recht gut, vor allem nachdem sie genügend Erfahrung sammeln konnten. Grundsätzlich hatte die ganze Nation aber kaum militärische Traditionen, selbst die Offiziere der Vorkriegsarmee hatten keine Erfahrung mit größeren Verbänden.
    Die USA hatten auch schon eine militärische Tradition - hatte ja auch bereits einige Kriege hinter sich, George Washington und Andrew Jackson waren Präsidenten, die vorher Generäle waren. Viele der oberen Generalschargen im Bürgerkrieg auf beiden Seiten hatten ihr Handwerk auf der Militärakademie in West Point gelernt und dort auch eifrig die Entwicklungen in Europa verfolgt und besonders französische Einflüsse. Viele dieser West Pointer hatten sich ihre Sporen im Mexikanischen Krieg von 1846-48 verdient - natürlich noch nicht mit den Massen an Soldaten wie im Bürgerkrieg.

    Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
    Ein weiterer Punkt bei einem Vergleich europäischer Armeen mit denen des ACW ist die Bewaffnung. Die war in Europa zu dieser Zeit eindeutig einheitlicher und zum Teil erheblich besser als der amerikanische Durchschnitt, von der Kavallerie mal abgesehen.
    Das große Durcheinander bei der Infanterie war vor allem kurz nach Kriegsbeginn, als die einheimische Produktion noch nicht genug hochgefahren war. Da wurde von alten glattläufigen Musketen aus den Arsenalen bis zu europäischen Importen allerlei geführt. Ab Kriegsmitte konnte der Norden seinen Bedarf an rifle-muskets gut selbst stemmen und wenn man sich Spätkriegsbilder anschaut, sind dort eigentlich nur die Modelle 1861 und 1863 bzw. 64 zu sehen. Die Teile der amerikanischen rifle-muskets waren bei Typen eines Modells untereinander austauschbar (und in den späteren Modellen noch viel vom 1861 enthalten - die auch noch bis Kriegsende weitergebaut wurde, von Arsenalen wie Kontraktoren). Der Süden versuchte ja, gezwungermaßen, seinen Waffenbedarfs mit importierten britischen rifle-muskets zu stillen - wobei der Norden genauso viele dieser "Enfields" kaufte -, was teilweise auch gut gelang (abgesehen davon, dass Beutemusketen gleichzeitig verwendet wurde - die britischen Waffen hatten das Kaliber .577, die amerikanischen Stanardmodelle .58 und konnten somit dieselbe Munition nutzen - eine Standardisierung wurde angestrebt und die älteren Waffen mit Kalibern .69, .54 oder die importierten wurden so weit wie möglich mit der Zeit ausgetauscht bzw. bei akuter Benutzung in Kompanien zusammengezogen). Manche der Freiwilligen besorgten sich auch neuartigere Waffen wie die Spencer- und Henry-Repetierer, allerdings auf eigene Kosten. In der Kavallerie der Nordstaaten einigte man sich schließlich auf sieben "Standard-"Modelle.

    Österreich hat ja 1866 auch noch die gezogene Lorenz-Muskete benutzt, die von beiden Seiten des Bürgerkrieges importiert wurde. Das Zündnadelgewehr war natürlich ein Quantensprung; die gezogenen Perkussionsmusketen waren aber auch der Endpunkt der Entwicklung der infanteristischen Vorderladerhandfeuerwaffen, technisch ausgereift und funktionssicher.

    Sie sind auch recht treffsicher; allerdings waren die Soldaten des Bürgerkrieges Übungsschießen mangelhaft bis gar nicht ausgebildet und gaben ihre ersten scharfen Schüsse oft auf dem Schlachtfeld ab. Sie waren in der Bedienung der gezogenen, weitreichenden Musketen mit verstellbaren Visieren und einer gekrümmten Flugbahn nicht wirklich versiert.

    Dass Disziplin ein Problem war, ist unbestritten - das Berufsheer war klein, die Milizen oft gesellschaftlich angesehene (Schau-)Gruppen, die meisten Bürgerkriegssoldaten im praktischen militärischen Betrieb also unbeleckt. Wenn man plötzlich von seinem Schulbanknachbarn kommandiert wird (oder überhaupt Befehle entgegennehmen und sich unterordnen muss), ist das auch erst einmal Gewöhnungssache in einer als recht individualistisch charakterisierten Gesellschaft. Besonders die Südstaatenarmeen hatten auch mit unerlaubter Entfernung von der Truppe zu kämpfen, da die Heimatorte der Rebellen oft in der Nähe oder innerhalb der Operationsgebiete waren.

    Bei Bull Run im Juli 1861 flohen beispielsweise viele der grünen Freiwilligen in Panik (die "regulars" waren dagegen in Manövern gut gedrillt); allerdings wurde die Army of the Potomac später über lange Zeiträume unter McClellan gedrillt und versorgt und entwickelte einen esprit de corps, der sich z.B. bei geordneten Rückzugsgefechten in der Sommercampagne 1862 bemerkbar machte. Regimenter auf allen Kriegsschauplätzen waren stolz darauf, als besonders gut gedrillte Einheit bekannt zu sein (wie z.B. die 9th Ohio Infantry, auch "First German Regiment of Ohio" genannt). Allerdings war die Army of the Potomac häufig in Zeiten der relativen Ruhe in Stellungen und hatte Zeit für einen "normalen" Militärbetrieb inklusive Exerzieren. Auf dem Westlichen Kriegsschauplatz wurde dagegen über viel weitere Entfernungen operiert, marschiert und gekämpft (die westlichen Unionstruppen waren wahrhaftig wesentlich erfolgreicher und verloren nur wenige Schlachten im Gegensatz zu denen der östlichen Army of the Potomac) - für Drill blieb oft keine Zeit. Wenn Drill angeordnet wird, wird er zähnknirschend hingenommen. Es wird aber auch berichtet, dass manche Generäle auch auf dem Feldzug exerzieren ließen.

    Der Infanterist des Bürgerkriegs ist auch ein Universalfußsoldat, da es hier die Aufteilung zwischen Linien- und leichter Infanterie nicht mehr gibt - Johnny Reb und Billy Yank müssen sich in Gefechtslinie und beim Plänklergefecht auskennen.

    Im Mai 1865 marschierten an zwei Tagen zwei siegreiche Armeen über die Pennsylvania Avenue, beide jeweils gut 100.000 Mann stark. Im Felde standen weitere Unionsarmeen. Auch wenn "was-wäre-wenn" nicht gerade Geschichtswissenschaft ist, so ist es doch interessant, zu spekulieren (ich gehe vom direkten Schlagabtausch auf dem Schlachtfeld mit ausgeglichenem Verhältnis aus und lasse die Versorgung, Verkehrswege, spezifische Gegebenheiten der beiden Kontinente etc. heraus). Ich bin mir sicher, dass die Nordstaatenarmeen des Jahres 1865 bei einem hypothetischen Konflikt es mit den europäischen der Zeit hätten aufnehmen können. Das Zündnadelgewehr war vielleicht schneller zu laden, die Perkussionsmuskete jedoch weitreichender und zielgenauer, die Kavallerie der USA mit Hinterladekarabinern, teilweise mit Magazin, und mit Revolvern ausgerüstet (und hatten somit auf mittlere Entfernung eine hohe Feuerkraft) und als berittene Infanterie für den Plänklerdienst nützlich, jedoch sicherlich nicht auf einen Kampf mit der blanken Waffe gegen schwere europäische Reiterei - die sowie gegen die in der Defensive einfach stärkere Infanterie den Kürzeren ziehen würde. Im Deutsch-Französischen Krieg wurde die Kavallerie ja auch mehr und mehr eher zu Aufklärungszwecken als zu richtigen Reiterschlachten eingesetzt. Die preußische Artillerie hätte aber sicher einen großen Vorteil.

    Bild: Washington, DC, 24.5.1865, Units of 20th Army Corps, Army of Georgia, passing on Pennsylvania Avenue near the Treasury (Library of Congress)
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Bene; 17.12.2011, 06:05.

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  • Gunter
    antwortet
    Der Krieg wurde eindeutig im Westen und von Truppen des westlichen Schauplatzes gewonnen. Es waren ja gerade nicht die Entscheidungsschlachten, sondern die strategische Ebene, die dem Norden den Sieg brachten.
    Der Vergleich mit dem 1. WK zeigt aber doch gerade, dass eine preussische Armee damit auch zurechtkam. Eine funktionierende Logistik hatten sie auch, gerade durch ihr bereits im Frieden auf den Krieg ausgerichtetes Eisenbahnnetz. Im Waldkampf hätten die Preußen auch nichts anderes gemacht. Allerdings kämpfte die preussische Armee in zahlenmäßig größeren Schlachten als im ACW. Ob umgekehrt die Amerikaner das so hinbekommen hätten?
    Vielleicht ist das schwer vergleichbar, da die Schauplätze sich zu sehr unterschieden. In Europa herrschten Kulturlandschaften vor, in Amerika häufig die reinste Wildnis.

    Grüße

    Gunter

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  • HKDW
    antwortet
    Ich meine im Westen besonders die Yanks, die Army of Tennessee zerfleischte sich ja leider selbst mit ihren Kämpfen der Generäle untereinander und wurde auch wenig von Richmond unterstützt.

    Die Kampfesweise änderte sich im ACW - immerhin wurden Schlachten in fast undruchdringlichen Wäldern durchgeführt, wie Chickamauga - wie soll ich mir da eine europäische Armee vorstellen?

    Die Soldaten marschierten, kämpften, bauten in Windeseile Verschanzungen, dazu kam eben auch eine funktionierende Logistik - bei den Yanks.

    Da hätte ich mal eine preußische Armee sehen wollen - vor ähnlichen Herausforderungen gestellt.

    Hier tat man sich ja anfänglich auch im 1.WK schwer die richtige Taktik gegen befestigte Stellungen zu finden.

    Also ich seh die amerikanischen Armeen nicht so negativ.

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  • Gunter
    antwortet
    Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
    Über die Soldaten des ACW - da hab ich eine andere Meinung als Gunther, die waren extrem kriegstüchtig, besonders im Westen.
    Und doch waren die Taktiken doch recht primitiv und die Einheiten nicht in der Lage die verschiedenen Standardformationen einzunehmen. Man fühlt sich da an den Unabhängigkeitskrieg und Steuben erinnert, der musste für die Amerikaner auch alles vereinfachen. Im Prinzip geht es doch immer wieder um das alte Problem: Wie behalte ich meine Leute unter Kontrolle, während sie gleichzeitig in Schützenlinie vorgehen sollen? Die amerikanische Lösung war dann eben die von den Briten übernommene zweigliedrige Linie, die aber keineswegs immer sinnvoll war. Es erwischt damit eben mehr eigene Soldaten im Gefecht als bei dem Einsatz in lockerer Formation möglich gewesen wäre. Zugleich konnte man so auch nicht richtig mit effektivem Nahkampf drohen (um mehr gings bei den Bajonetten ja meist nicht). Das Gelände war oft recht schwierig, so dass geschlossene Formation wenig Sinn hatten. Die Frage ist, waren die Leute für eigenständiges Kämpfen fit genug und kapierte die Führung diese Notwendigkeit?

    Für ihre Verhältnisse waren die amerikanischen Soldaten schon recht gut, vor allem nachdem sie genügend Erfahrung sammeln konnten. Grundsätzlich hatte die ganze Nation aber kaum militärische Traditionen, selbst die Offiziere der Vorkriegsarmee hatten keine Erfahrung mit größeren Verbänden. Da waren ihnen die europäischen Armeen durchaus voraus. Kriegserfahrung ist der entscheidende Punkt, der den Unterschied machte, nur die sammelten europäische Armeen auch und konnten zusätzlich auf ihre Friedensstrukturen aufbauen, was schon einen deutlichen Vorteil bedeutete.

    Ein weiterer Punkt bei einem Vergleich europäischer Armeen mit denen des ACW ist die Bewaffnung. Die war in Europa zu dieser Zeit eindeutig einheitlicher und zum Teil erheblich besser als der amerikanische Durchschnitt, von der Kavallerie mal abgesehen.

    Wieso waren die Truppen im Westen eigentlich so viel besser als die im Osten? Galt das für beide Seiten? Der Norden hat im Westen schließlich zuerst gewonnen.

    Grüße

    Gunter
    Zuletzt geändert von Gunter; 15.12.2011, 20:35.

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  • HKDW
    antwortet
    Napoleonic combat, the ultimate development of linear tactics,
    Solche Aussagen erschrecken mich immer und dann wird dazu noch die Schlacht von Leuthen gezeigt.

    Über die Soldaten des ACW - da hab ich eine andere Meinung als Gunther, die waren extrem kriegstüchtig, besonders im Westen.

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  • Gunter
    antwortet
    Hallo,
    der verlinkte Artikel sagt doch eigentlich aus, dass die ACW-Soldaten eben nicht auf der Höhe der Zeit waren und mit einer Armee wie der preußischen nicht mithalten konnten. Sie mögen gut genug gewesen sein, es ging eben nicht anders, sie kämpften aber nur gegen ihre Landsleute, denen es auch nicht anders ging. Der direkte Vergleich ist schwierig, da kann man sich nur ein Bild aus den Ausssagen der zeitgenösischen Experten machen.
    Ein wichtiger Punkt wird da genannt, dass die Schlachten im Bürgerkieg die Tendenz hatten, keine entscheidenden Siege hervorzubringen. Das lag aber ganz massiv an dem ebenfalls angeführten Nichtzurückhalten von Reserven, der schlechten Koordination der Waffengattungen und dem Unvermögen im Umgang mit der blanken Waffe. Disziplin war ja nun auch keine besondere Stärke der Bürgerkriegssoldaten, wobei das bei den napoleonischen französischen Soldaten nicht viel anders war.

    Der Vergleich der Artillerie scheint mir nicht so recht durchdacht. Ein Napoleon-12-pdr ist keineswegs so einfach mit einem Geschütz ähnlichen Kalibers in den napoleonischen Kriegen gleichzusetzen. Ballistisch ist das eine andere Sache und von der verwendeten Munition her auch. Besser wäre es, man hätte die russischen Einhörner und kurzen 12-pdr zum Vergleich herangezogen, die dem Napoleon-12-pdr schon recht nahe kamen. Nur, wer kennt die schon?

    Grüße

    Gunter

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  • Bene
    antwortet
    "Civil War Tactics in Perspective":




    Und um mit der ewigen Mär von den "schlechten" Bürgerkriegssoldaten aufzuräumen, empfehle ich den Artikel "Drill, Training, and the Combat Performance of the Civil War Soldier: Dispelling the Myth of
    the Poor Soldier, Great Fighter" von Mark Weitz in The Journal of Military History 62/2 (April 1998).

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  • Kaiserulan
    antwortet
    Da hast du natürlich Recht. Das Thema ist aber auch nicht einfach und für einen Ami ist DiMarco schon ziemlich umfassend. Das eine Buch, wo alles drinsteht, gibts ja eh nicht.

    Vielleicht ein paar Anmerkungen:

    Ich halte Alexanders Reiterei deshalb für die Darstellung der Kavallerietaktiken wichtig, da sie a) für ihn schlachtenentscheidend war und er b) eigentlich als einer der ersten die Attacke mit der blanken Waffe perfektioniert hat.

    Die polnische Hussaria hat leider in der nicht-polnischen Geschichtschreibung noch nicht ihren gebührenden Platz gefunden. Sie waren es, welche die Attacke mit der blanken Waffe und die Schocktaktik wieder nach Europa brachten. Man schreibt dies ja Gustav Adolf zu, doch die Schweden hatten es in leidvoller Erfahrung vorher von den Polen lernen müssen.

    Im Ersten Weltkrieg hat DiMarco zu sehr die britische Brille auf. Das beste Beispiel ist dabei das Gefecht von Lagarde am 11. August 1914, bei dem die bayerischen Ulanen - die ich ja darstelle - französiche Infanterie und Artillerie in einer Attacke weggefegt haben. Es ist die einzige erfolgreiche Attacke im größeren Verbandsrahmen an der Westfront. Und dann gibts ja noch den Feldzug von 1915 im Osten, bei dem die Kavalleriedivisionen ja eine wichtige Rolle spielten.

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  • Latour-Maubourg
    antwortet
    ich hab mir schon überlegt evtl. eine Rezession zu schreiben, na mal sehn.

    also vorneweg, allein wegen dem Titel dachte ich es würde Hauptsächlich auf die verschiedenen Pferderassen eingehn, was es auch generell tut, aber eben nur bei den Themen die er behandelt. was mir sonst so fehlt...die Mongolen hat er ja, und man muss wahrscheinlich nicht auf jedes einzelne Steppenvolk separat eingehn. ob man auf Alexanders und die Persische Reiterei wirklich eingehn muss, naja. bei den Achämeniden war die Reiterei ja nicht die Schlachtentscheidende Waffe, bei den Hellenen immerhin schon, wobei die wiederum eher eine Infanterielastige Armee hatten. bei den Sassaniden hingegen war Kavallerie definitiv das Gros der Armee.

    man muss auch einfach mal so sagen dass Europa bis ca. mitte 17. Jhd. generell den gösseren Asiatsichen Reichen hinterhergehinkt hat, vor allem auch in der Reiterei. z. b. das Moghul Reich in Indien hatte auf ihrem Höhepunkt ca. 300.000-600.000 Reiter, bei einer Papierstärke von einer Million (!), sowas kann man eigentlich kaum ignorieren, generell ging auf dem Indischen Subkontinent in Richtung Kavallerie sehr viel, und diese tradition ging auch nie wirklich verloren, man sehe nur mal 1. & 2. WK die berittenen Regimenter der britischen Kolonialmacht etc. wobei natürlich in der Literatur leider sehr wenig existiert über Indische Kriegsführung.

    was die moderne betrifft, warum redet er über westeuropäische Kavallerie? im europäischen Kontext kommt man eigentlich überhaupt nicht um die poln. Hussaria herum, immerhin war Polen-Litauen auch der grösste zusammenhängende Staat der Renaissance in Europa, und das nicht ohne Zufall. deshalb hätt ich mir als repräsentative Schlacht z.b. Kirchholm gewünscht anstatt von Lützen. speziell im 18. Jhd. hätte man auch noch Nadir Shah in Persien erwähnen können, aber für die meissten Authoren war Asien nach dem 17. Jhd noch nie interessant. in den Nap. Kriegen geht er ja wenn überhaupt nur rudimentär auf Frankreich ein und als Fallbeispiel wählt er Waterloo, da fallen mir bestimmt auf anhieb drei Schlachten ein die besser gewesen wären. deshalb verwundert es auch kaum wenn er Kellermann und Uxbridge lobt - wahrscheinlich kannte er sonst eh niemand...

    Rezonville ist bei ihm die letzte grössere Schlacht in der Kavallerie in klassischer Art gegeneinander gefochten hat, dabei ignoriert er ganz den 1. WK wo es doch in den ersten tagen sogar zu zwei Schlachten zwischen zwei Divisionen kam, Haelen in Belgien und Jaroslawice in Galizien, wobei nur die Belgier bei Haelen abgesessen gekämpft haben. dann gitb es noch mind. eine Schlacht jeweils im Polnisch-Russischen Krieg und im Russischen Bürgerkrieg 1920-21 in dem es zu grösseren Kavallerieschlachten kam, diese aber nicht gut dokumentiert sind. evtl. kam es auch in der Mandschurei 1945 noch zu zusammenstössen Mongolisch-Sowjetischer Kavallerie und der Mongolischen Kavallerie von Mandchukuo, das habe ich mir auch noch nich so genau angesehn, aber das ist auch recht schwierig wenn man nicht gerade Russisch oder Japanisch spricht...

    im Epilog geht er ja noch Afghanistan ein wo US Special Forces zusammen mit Nordafghanischen Rebellen für die Kamera herumreiten... es hätte mir besser gefallen wenn er sattdessen auf die Kriege der 60er-70er in Südafrika eingeganen wäre wo ja teilweise noch berittene Einehtien effektiv zum Einsatz gekommen sind durch Rhodesien im Buschkrieg, Portugal im Kolonialkrieg und auch von Südafrika in Angola und SW-Afrika. Afrika, abgesehn von den Buren wird ja eh nicht behandelt, obwohl im Westafrika das Pferd ab dem Spätmittelalter doch eine grosse Rolle in der Kriegführung gespielt hat. China muss man nicht wirklich behandeln obwohl es vielleicht interessant wäre, Lateinamerika ist da schon viel interessanter, da haben Gauchos unter anderem schon eien wesentliche Rolle gespielt vor allem im Unabhängigkeitskrieg. dann gibt es noch das Volk der Mapuche (Araukos) die im heutigen Chile schon im 16. Jhd. das Pferd für sich entdeckt haben und den Spaniern bzw. später Chilenen bis ins späte 19. Jhd. eben durch ihre Reiterei sehr erfolgreich die Stirn geboten haben. man merkt schon dass das Buch sehr Europa/Nordamerika-lastig ist....

    naja jetzt ist es ja doch fast ne Rezession geworden.. natürlich kann man kaum erwarten dass er all das in einem einzgien Buch abhandelt aber ich finde dass ähnliche Bücher teilweise besser wegkommen bei dem was sie haben als diMarco hier.

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  • Kaiserulan
    antwortet
    Ich fand es schon ziemlich komplett. Altpersische Reiterei, Alexander der Große, Parther, Sassaniden, Ritter, arabische Reiterei, Mongolen, deutsche Reuter, 30-jähriger Krieg, Seydlitz usw.
    Alle revanten Entwicklungen der Kavallerietaktiken sind doch abgedeckt.

    @Latour-Maubourg: Was fehlt Dir?

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