Württembergisches Ergänzungskorps 1812

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  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    Württembergisches Ergänzungskorps 1812

    Dass 1812 in Russland viele Soldaten erfroren sind liest man in jedem Buch zu diesem Thema. Eine Schilderung, wie ein ganzes Regiment, in diesem Fall ein württembergisches, innerhalb von nur drei Wochen, von 1.026 auf 40 Mann geschrumpft ist, ohne überhaupt in ernsthafte Gefechte verwickelt zu werden, ist eher selten. Dazu hier der Bericht des württembergischen Majors von Bayer. Auf der ersten Seite (im Original unten links) fehlen ein paar Wörter. Für die steht …

    „Abdruck eines Original-Rapports von dem am 28. August 1812 in den Russischen Feldzug nachgesendeten, königl. Ergänzung-Corps; mitgetheilt durch den, demselben beigegeben gewesenen Kriegs-Commissär Herdegen (jetzigen Geheimen Rath und Chef des Finanz-Departements).

    Das Regiment war nach dem letzten Rapport Smorgonie den 22sten November 1026 Köpfe, incl. 24 zugetheilten von anderen Regimentern. Beim Abmarsch von Smorgonie, wo das Regiment nach Bienicza auf Vorposten marschieren mußte, wurden als … krank zurückgelassen, und nach Wilna ge … Korporals und Soldaten 49 Mann. … im Abmarsch von Bienicza als krank nach Wilna … schickt Korporals und Soldaten 130 Mann. … i der Zurückkunft in Smorgonie wurde

    Major von Bayer
    Hauptmann v. Stumpe
    - - v. Köneritz(?)
    Lieutenant v. Stetten
    - - v. Massenbach
    Qua-Lieutenant Pikhard
    - - Reichstatt
    Korporals und Soldaten 320 Mann
    zusammen 327 Mann

    commandiert, die Bagage Sr. Majestät des Kaisers nach Wilna zu escortiren. Der übrige Theil des Regiments, bestehend noch aus 521 Officieren, Korporals und Soldaten, unter dem Commando des Majors von Berndes, marschirte den darauf folgenden Tag ebenfalls ab nach Wilna.

    Von dem Commando des Majors von Bayer blieben auf dem ersten Marsch von Smorgonie nach Osmiane 61 Korporals und Soldaten zurück, theils ganz erfroren, und theils die Glieder, daß solche nicht mehr weiter kommen konnten.Von Osmiane bis halbweg Wilna auf dem Bivouaque blieben wieder Korporals und Soldaten 73 Mann, aus obigen Unfällen zurück.

    Vom Bivouaque bis Wilna blieben ebenfalls 59 Mann Korporals und Soldaten, mehr ganz als nur halb erfroren zurück, so daß Major von Bayer noch mit 134 Mann, Officiers, Korporals und Soldaten in Wilna einrückte. Oberlieutenant Rau ist auf dem Marsch von Osmiane bis auf dem Bivouaque, halbwegs Wilna, vermißt, und wahrscheinlich erfroren, indem derselbe schon auf dem Marsch von Smorgonie bis Osmiane alle Glieder erfroren hat.

    Vom Commando des Majors von Berndes ist mir nur so viel bewußt, daß solcher mit 131 Mann, Officiers, Korporals und Soldaten in Wilna eingerückt ist, und sein Verlust aus obigen Gründen, nämlich Hunger und Kälte, herrührt.

    In Wilna blieben als krank zurück, wegen erfrorener Glieder:

    Hauptmann v. Glock
    Lieutenant v. Stetten
    - - v. Rauchhaupt
    Qua-Lieutenant v. Reichstatt
    - - v. Deninger
    Korporals und Soldaten 158 Mann
    zusammen 163 Mann
    Gefangen wurden in der Vorstadt Wilna von den Kosacken:

    Qua-Lieutenant Pikhard
    Korporals und Soldaten 31 Mann
    zusammen 32 Mann

    Von Wilna marschirte vom ganzen Regiment noch aus, Officiers, Korporals und Soldaten, 70 Mann. Von Wilna bis Kowno vermisst:

    Hauptmann v. Zinkernagel
    Ober-Lieutenant v. Schmidt
    Qua-Lieutenant Frick
    - - Wollfarth
    Korporals und Soldaten 26 Mann
    zusammen 30 Mann

    welche vermutlich bei dem Defilée, zwei Stunden von Wilna, wo sämmtliche Bagage von den Kosacken genommen wurde, mit unserem Train gefangen worden sind.

    In Kowno war das Regiment noch 40 Mann, Officiers, Korporals und Soldaten; von diesen sind:

    Hauptmann v. Buhl
    Lieutenant v. Vollmer
    - - v. Massenbach
    mit 31 Mann, Korporals und Soldaten zur Wache des Divisions-Generals von Marchand commandirt worden.

    Marienburg, den 24. Dezember
    Major v. Bayer“

    Quelle: Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie 1835, Seite 194ff. Das Buch ist bei books.google.de verfügbar. Da die Titelseite einen Druckfehler enthält (1834 statt 1835) habe ich es unter 1834 gefunden.
  • Steve
    Benutzer
    Fourrier
    • 15.12.2007
    • 79

    #2
    URL for text:

    Kommentar

    • corporal
      Erfahrener Benutzer
      Tambour-Major
      • 25.04.2007
      • 306

      #3
      Was ist denn ein "Qua-Lieutenant"?

      Kommentar

      • Steve
        Benutzer
        Fourrier
        • 15.12.2007
        • 79

        #4
        "... Beide Feldzüge vom Jahr 1814 und 15 mitmachend, lehnte er die Beförderung zum Qualieutenant ab, meinend, es sey größere Ehre, ein guter Unteroffizier, als ein mittelmäßiger Offizier zu seyn, und fürchtend, er könne dann nicht mehr als einfacher Landmann au den väterlichen Heerd zurückkehren, und den weißen Kittel anlegen, wenn er den Ebrenrock eines Offieiers getragen hätte.
        ..."

        Kommentar

        • Steve
          Benutzer
          Fourrier
          • 15.12.2007
          • 79

          #5
          Sorry, page URL should be

          Kommentar

          • Steve
            Benutzer
            Fourrier
            • 15.12.2007
            • 79

            #6
            From Latin qua (“in the capacity of”).

            Kommentar

            • KDF10
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 19.12.2010
              • 1278

              #7
              Zum besseren Verständnis zu den fehlenden „Wörtern“. Da die erste Zeile eines Satzes immer eingerückt ist, lassen sich zwei Zeilen leicht rekonstruieren. Mit der Zeilenlänge im Original sieht das dann so aus.

              ........Beim Abmarsch von Smorgonie, wo das Regiment
              nach Bienicza auf Vorposten marschieren mußte, wurden
              ……. … als krank zurückgelassen, und nach Wilna ge-
              ……..… Korporals und Soldaten 49 Mann.
              .......(Be)im Abmarsch von Bienicza als krank nach Wilna
              …….… schickt Korporals und Soldaten 130 Mann.
              .......(Be)i der Zurückkunft in Smorgonie wurde

              Hauptmann Glock ist im Hospital in Wilna gestorben. Der Name Rauchhaupt taucht in einer württembergischen Verlustliste drei Mal auf. Zwei wurden im Hospital in Wilna zurückgelassen, einer davon starb. Auch ein Leutnant Denninger starb in Wilna. Die beiden anderen Offiziere sind als Patienten nicht erfasst. Möglichweise lebten sie schon nicht mehr, als die Organisation der von den Russen eroberten Hospitäler einigermaßen funktionierte.



              Die Reste der Armee Napoleons verließen Wilna am 10. Dezember. Danach herrschte Chaos in der Stadt, die von Kosaken besetzt wurde. Erst mehrere Tage später zog die reguläre russische Armee in die Stadt ein. Darunter befand sich auch der englische General Wilson, der quasi als Beobachter im Hauptquartier Kutusows war. Er hat eine sehr eindrucksvolle Schilderung über die Verhältnisse in den Hospitälern hinterlassen. Die Württemberger in Wilna haben davon profitiert, dass Alexander von Württemberg russischer General war. Er war nicht nur der Schwager des Zaren, sondern auch Bruder des württembergischen Königs. Nach seiner Ankunft in Wilna hat er sich besonders um die württembergischen Gefangenen gekümmert. Das Buch von Wilson ist auch sonst empfehlenswert. Einer der wenigen kritischen Augenzeugen auf russicher Seite, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Da Steve hier mitliest, kann er ja noch etwas zu Cathcart schreiben. Sein Buch habe ich, aber noch nicht gelesen.
              Zuletzt geändert von KDF10; 11.06.2014, 19:01.

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              • Sans-Souci
                Erfahrener Benutzer
                Major
                • 01.10.2006
                • 1841

                #8
                Wir Steve schon andeutete, ist der Qua-Lieutenant anscheinend ein diensttuender Lieutenant:

                http://books.google.de/books?id=yNxIAAAAcAAJ&pg=RA2-PA2&dq="qua+lieutenant"

                Der Rang ist unterhalb des Seconde-Lieutenants:

                books.google.de/books?id=G-gyAQAAMAAJ&pg=PA153&dq="qua+lieutenant"

                Diese Bezeichnung scheint aber eine Württembergische Besonderheit gewesen zu sein. Ich habe auch einen Qua-Oberarzt gefunden:

                http://books.google.de/books?id=BFsAAAAAcAAJ&pg=PA130&dq="qua+oberarzt"

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                • corporal
                  Erfahrener Benutzer
                  Tambour-Major
                  • 25.04.2007
                  • 306

                  #9
                  Thank you, Steve!
                  I was thinking in that direction - an able NCO substituting an officer, like the later "Offiziersstellvertreter" and "Vizeleutnant" of the k. u. k. Austrian army.

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                  • KDF10
                    Erfahrener Benutzer
                    Chef de Bataillon
                    • 19.12.2010
                    • 1278

                    #10
                    Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
                    Steve hat eine Quelle angegeben (books.google.com), die möglicherweise nicht jeder lesen kann. Dort ist der Text komplett. Es heißt also

                    ........Beim Abmarsch von Smorgonie, wo das Regiment
                    nach Bienicza auf Vorposten marschieren mußte, wurden
                    daselbst als krank zurückgelassen, und nach Wilna ge-

                    schickt: Korporals und Soldaten 49 Mann.

                    .........Beim Abmarsch von Bienicza als krank nach Wilna
                    zurückgeschickt Korporals und Soldaten 130 Mann.
                    .........Bei der Zurückkunft in Smorgonie wurde

                    Damit wäre der Rapport komplett.

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