Wufi:
Ich bezweifele, daß der Sturz Robespierres die alleinige Ursache gewesen ist.
Meine Thesen:
(1) Das Projekt wurde ja auch von der Akademie der Wissenschaften betrieben - aber anders als für das Meter gab es keine herausragenden Wissenschaftler wie Delambre, Cassini, Lavoisier, Laplace, Lalande, Legendre, Borda, Lenoir, Condorcet etc. die darfür eingetreten wären. Die Konstruktion von Uhren galt nämlich als rein mechanisches Problem, nicht als eine wissenschaftliche Herausforderung: Ich erinnere an Harrisons Erfindung des Chronometers in Großbritannien, die durch Astronomen, und die o.g. Herren waren meistenteils Astronomen (!), aktiv behindert wurde. Es muß für einen Astronomen wie Maskelyne wahrhaft beleidigend gewesen sein, seine schöne elaborierte Monddistanzenmethode für die Navigation durch eine einfache Zeitmessung ersetzt zu sehen, die sich binnen weniger Jahrzehnte in der christlichen Seefahrt durchsetzte.
(2) Der Um- oder Neubau der Uhren vom Duodezimal-System auf das Dezimalsystem hätte ungeheure Kosten nach sich gezogen, und den Stand der Uhrmacher auf Kosten der Allgemeinheit bereichert. Aber was hätte es genutzt, da man sich ja ohnehin schon auf die Standardisierung in Stunden, Minuten und Sekunden geeinigt hatte, ganz anders als bei den Längenmaßen? Nur eine Einteilung in Zeitzonen, die die unendlichen vielen lokalen Zeiten beseitigt hätte, wäre ein Forschritt gewesen und hätte die Vergleichbarkeit der Uhrzeiten befördert, wie es dann erst 40 Jahre später durch den Fahrplan der Eisenbahn und durch die Fabrikarbeit erzwungen wurde. Offenbar bestand in den 1790er Jahren noch keine ökonomische Notwendigkeit und noch weniger Einsicht der politisch führenden Kaste.
LB
Zur Zeiteinteilung:
Wenn ichs recht im Kopf habe, hat der Konvent 1793 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet (1Tag=10h à 100min à 100sec). Praktische Probleme (entsprechende Uhren mussten ja erst konstruirt werden) verzögerten die Einführung bis nach Robespierres Sturz. Und da der Wohlfahrtsausschuss die treibende Kraft gewesen war, versandete das Projekt anschliessend.
Wenn ichs recht im Kopf habe, hat der Konvent 1793 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet (1Tag=10h à 100min à 100sec). Praktische Probleme (entsprechende Uhren mussten ja erst konstruirt werden) verzögerten die Einführung bis nach Robespierres Sturz. Und da der Wohlfahrtsausschuss die treibende Kraft gewesen war, versandete das Projekt anschliessend.
Meine Thesen:
(1) Das Projekt wurde ja auch von der Akademie der Wissenschaften betrieben - aber anders als für das Meter gab es keine herausragenden Wissenschaftler wie Delambre, Cassini, Lavoisier, Laplace, Lalande, Legendre, Borda, Lenoir, Condorcet etc. die darfür eingetreten wären. Die Konstruktion von Uhren galt nämlich als rein mechanisches Problem, nicht als eine wissenschaftliche Herausforderung: Ich erinnere an Harrisons Erfindung des Chronometers in Großbritannien, die durch Astronomen, und die o.g. Herren waren meistenteils Astronomen (!), aktiv behindert wurde. Es muß für einen Astronomen wie Maskelyne wahrhaft beleidigend gewesen sein, seine schöne elaborierte Monddistanzenmethode für die Navigation durch eine einfache Zeitmessung ersetzt zu sehen, die sich binnen weniger Jahrzehnte in der christlichen Seefahrt durchsetzte.
(2) Der Um- oder Neubau der Uhren vom Duodezimal-System auf das Dezimalsystem hätte ungeheure Kosten nach sich gezogen, und den Stand der Uhrmacher auf Kosten der Allgemeinheit bereichert. Aber was hätte es genutzt, da man sich ja ohnehin schon auf die Standardisierung in Stunden, Minuten und Sekunden geeinigt hatte, ganz anders als bei den Längenmaßen? Nur eine Einteilung in Zeitzonen, die die unendlichen vielen lokalen Zeiten beseitigt hätte, wäre ein Forschritt gewesen und hätte die Vergleichbarkeit der Uhrzeiten befördert, wie es dann erst 40 Jahre später durch den Fahrplan der Eisenbahn und durch die Fabrikarbeit erzwungen wurde. Offenbar bestand in den 1790er Jahren noch keine ökonomische Notwendigkeit und noch weniger Einsicht der politisch führenden Kaste.
LB
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