Fahnenträger als Protagonisten der preußischen Armee 1870/71

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  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2690

    Fahnenträger als Protagonisten der preußischen Armee 1870/71

    Heute habe ich mich in der Reihe Protagonisten des Krieges von 1870/71 mit der Rolle der Fahne und vor allem der Fahnenträger auseinander gesetzt und bin dabei auch auf zwei, oder besser 1,5 Fahnenverluste der preußischen Armee im Deutsch-Französischen Krieg eingegangen. Der Beitrag ist hier direkt anzusteuern. Interessant wäre eine Auswertung, wie viele Fahnenträger verwundet oder gefallen sind - wenn man die teilweise mörderischen Angriff der Preußen und die zwei veröffentlichten (pathetischen) Berichte aus den Regimentsgeschichten liest, dürften dies nicht wenige sein.

    Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht
    Markus Stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1847

    #2
    Hier noch ein paar weitere Details zum Verlust der Fahne des 8. Pommerschen Infanterie-Regiments No. 61:

    Kommentar

    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2690

      #3
      Danke Dir, Sans-Souci ... den Hirth nutze ich auch ausgiebig, hatte mich hier "nur" auf die pathetische Regimentsgeschichte konzentriert ... aber heute wollte ich dann doch auch etwas zur französischen Seite ergänzen und habe diese mit zwei Abbildungen ergänzt.

      Schöne Grüße
      Markus Stein
      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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      • Moritz
        Neuer Benutzer
        Cantinière
        • 18.04.2020
        • 7

        #4
        Hier noch eine passende Tat, die zumindest in meiner Heimatstadt Pyrmont einige Berühmtheit erlangte. Am 2. Dezember 1870 bei Poupry lag das Füsilierbataillon des Infanterie-Regiments 83 als Bedeckung einer Batterie unter heftigem Feuer, litt zunehmend unter Munitionsknappheit und immer höheren Verlusten. Neben dem Major von Lengerke fiel auch der Fahnenträger des Bataillons:

        "Rechts und links sanken unsere braven Soldaten und tränkten mit ihrem Herzblut den grünen Rasen, aber noch flatterte ja unsere Fahne stolz im Winde und verhieß uns Sieg trotz alledem und alledem!
        In der Schützenlinie befand sich auch der tapfere Fahnenträger des Bataillons, Sergeant Franke. Plötzlich bricht er aber, von einem Granatstück tödlich getroffen, zusammen, ein in der Nähe liegender Füsilier, der die Fahne den Händen des Trägers entfallen sieht (leider ist sein Name nicht bekannt geworden), springt schnell auf, ergreift sie, wird aber schon in der nächsten Minute schwer verwundet. Nun eilt der Gefreite Schaper der 9. Kompagnie, der schon für hervorragendes Verhalten in der Schlacht bei Wörth als einer der ersten des Regiments mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet war, hinzu und nimmt dem sterbenden Füsilier die Fahne aus der Hand. Doch auch er wird sofort verwundet, ein feindliches Geschoß trifft seinen rechten Arm. Ruhig und noch immer aufrechtstehend, knöpft Schaper mit der linken Hand die Knöpfe des Waffenrockes auf, legt die rechte Hand zu ihrer Stütze zwischen diese und eilt dann, hoch die Fahne schwingend, zu seinem Kompagnieführer. Dieser sendet ihm einige Leute zur Unterstützung entgegen und befiehlt diesen, die Fahne zu dem 300m rückwärts stehenden Unterstützungstrupp zurückzubringen. Schaper gibt aber die Fahne nicht aus der Linken und lehnt die angebotene Hilfe mit den Worten ab: Ich denke, Herr Leutnant, um meine Fahne zurückzubringen, dazu habe ich noch immer Kraft genug. Und ein Wunder war es, daß dieser brave Mann die Fahne wirklich in Sicherheit bringen konnte, denn als er die 300m zurückeilte, da schien das ganze feindliche Feuer nur auf ihn sich zu richten. Für seine brave Tat wurde ihm bald nachher das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen.", aus der mir leider nicht vorliegenden Regimetnsgeschichte. Daher zitiert nach folgender Website: http://schaper.org/ahnen/denkmal.htm (SOllte also jemand die Regimentsgeschichte besitzen und das Zitat überprüfen können, wäre ich ihm sehr dankbar)

        Auch wenn der Verlust der Fahne wohl gar nicht unmittelbar bevorstand, da das Bataillon ja weiterhin die Stellung hielt, wurde der Gefreite Heinrich Schaper mit dem Eiserne Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Zudem machte ihn die Tat zum Kriegshelden des kleinen Fürstentums Pyrmont, brachte ihm ein 10 minütiges Gespräch mit Wilhelm I. und verewigte ihn als Übelebensgroße Statue auf dem Pyrmonter Denkmal für den Deutsch-Französischen Krieg
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        • admin
          Administrator
          Colonel
          • 30.09.2006
          • 2690

          #5
          Hallo Moritz,

          die Geschichte des IR 83 ist eine der wenigen Lücken, die ich noch bzgl. Regimentsgeschichten habe - allerdings gibt es einige Erinnerungen von 83ern, die zum Teil antiquarisch besorgt werden könnten. Zum Fahnenträger Sergeant Franke habe ich aber im zweibändigen Werk Geschichte der Königlich Preußischen Fahnen und Standarten seit dem Jahre 1807, Berlin 1889, im Anhang unter der Nummer 259 mit Titel "Ringe zum Andenken an die mit der Fahne in der Hand gebliebenen Offiziere und Mannschaften" folgenden Hinweis zum Füsilier-Bataillon der 83er gefunden:

          Füsilier-Bataillon 3. Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 83
          Verstorbener: Sergeant Franke
          Begebenheit: Fiel als Fahnenträger am 2. Dezember 1870 in der Schlacht bei Orléans, als das Bataillon gegen Artenay vorging, von einer Kugel in die Brust getroffen, so daß das aus seiner Wunde hervorquellende Blut das Tuch der Fahne färbte und diese unter seiner Leiche hervorgezogen werden mußte.
          Inschrift des Fahnenrings: Es starb mit dieser Fahne in der Hand am 2. Dezember 1870 den Heldentod : Sergeant Franke.
          Nach den Tagebucheinträgen des Generals Wittich (der spätere Namensgeber der 83er) stand das Regiment am 2. Dezember vor allem unter starkem Beschuss aus Mitrailleusen.

          Jedenfalls ist die kurze Beschreibung im Zuge der Anfertigung von Fahnenringen etwas abweichend von dem - wie häufig aus Regimentsgeschichten - pathetischen Zitat von Dir.

          Schöne Grüße
          Markus Stein
          "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Major
            • 01.10.2006
            • 1847

            #6
            Hier die Kabinets-Ordre vom 9. Januar 1873 zur Einführung der Fahnendekorationen zur Ehrung gefallener Fahnenträger:

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            • Spaen
              Erfahrener Benutzer
              Sergent-Major
              • 26.04.2020
              • 194

              #7
              zu#5-admin

              die Geschichte des IR 83 ist eine der wenigen Lücken, die ich noch bzgl. Regimentsgeschichten habe.......

              Dann empfehle ich dir die Ausgabe von 1909, die mit 582 Seiten bedeutend umfassender ist als die Ausgabe von 1891.

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              • admin
                Administrator
                Colonel
                • 30.09.2006
                • 2690

                #8
                Zitat von Spaen Beitrag anzeigen
                zu#5-admin

                die Geschichte des IR 83 ist eine der wenigen Lücken, die ich noch bzgl. Regimentsgeschichten habe.......

                Dann empfehle ich dir die Ausgabe von 1909, die mit 582 Seiten bedeutend umfassender ist als die Ausgabe von 1891.
                Da scheinen sich die Herren Chronisten immer weiter übertroffen zu haben, denn 1913 erschien die Geschichte von Köper mit 742 Seiten - das Exemplar hier ist mir aber dann doch zu teuer und ich suche weiter.

                Schöne Grüße
                Markus Stein
                "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                • Spaen
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent-Major
                  • 26.04.2020
                  • 194

                  #9
                  Fahne61.jpg zu#3 Hier mal eine französische Zeichnung (ohne Pathos) die das Geschehen relativ realistisch darstellt.

                  Kommentar

                  • admin
                    Administrator
                    Colonel
                    • 30.09.2006
                    • 2690

                    #10
                    Zitat von Spaen Beitrag anzeigen
                    zu#3 Hier mal eine französische Zeichnung (ohne Pathos) die das Geschehen relativ realistisch darstellt.
                    Ja, die Bilder von Bombled aus den Grenest-Bänden sind eine Augenweide - das ist in der Tat eine angemessenere Darstellung.

                    Danke dafür
                    Markus Stein
                    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                    • admin
                      Administrator
                      Colonel
                      • 30.09.2006
                      • 2690

                      #11
                      Ich wurde von einem Forennutzer nach dem Text zu den Eidesformeln gefragt - anbei die entsprechenden Passagen aus dem Werk von Witzleben Heerwesen und Infanteriedienst der Königlich Preußischen Armee, elfte Auflage, Berlin 1869.

                      Schöne Grüße
                      Markus Stein
                      Angehängte Dateien
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                      • Suworow
                        Erfahrener Benutzer
                        Sergent
                        • 24.11.2013
                        • 112

                        #12
                        OT - Entschuldigung!

                        Vielen Dank an den Admin, für den Text.

                        Zur Zeit beschäftige ich mich mit einer Arbeit über die Emanzipation der preußischen Juden ab 1806 bis nach den Kriegen 1813 -15 und deren Präsenz im preußischen Heer. Einiges fand ich u.a. in "Geschichte meines Dienstlebens - Erinnerungen eines jüdischen Major´s der preußischen Armee - Meno Burg", Geiger /Simon, H&H 1998.
                        Auch in der französischen Armee dienten zur gleichen Zeit Juden. Davon habe ich bisher jedoch wenig gefunden.
                        Vielleicht gibt es da Hinweise?
                        Tu´ im Kriege das, was der Gegner für unmöglich hält.

                        Alexander W. Suworow

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