Standarten der französischen Kavallerie im Krieg von 1870/71

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  • admin
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    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2690

    Standarten der französischen Kavallerie im Krieg von 1870/71

    Für eine Diskussion mit einem Modelleur der Perry Miniatures habe ich nach dessen Aussage, die französische Kavallerie hätte ihre Standarten mit ins Feld geführt, einige Recherchen durchgeführt und heute dann einen neuen Abschnitt in den "Protagonisten des Krieges von 1870/71" veröffentlicht. Jedenfalls komme ich zu dem Schluss, dass die Kavallerie keine Feldzeichen mit ins Gefecht oder die Schlacht führte, sondern diese auf Anordnung in den Depots hinterlegt wurden. Der u.a. Link führt direkt zum neuen Abschnitt, in den auch wieder einige Fotos eingefügt wurden.

    Viel Spaß beim Lesen wünscht
    Markus Stein
    Die Armeen, Soldaten und Kriege der Epoche 1852 bis 1871
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben
  • Spaen
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 26.04.2020
    • 194

    #2
    Leider ist die Vexillologie das Stiefkind der militärischen Geschichtsschreibung in allen Armeen gewesen. Für Deutschland gibt es leider dazu auch nur eine "Handvoll" sogenannter Standard-Bücher.
    Aber zu Frankreich:
    ".....sondern diese auf Anordnung in den Depots hinterlegt wurden." Mir ist eine derartige Anweisung zwar nicht bekannt, die Schlussfolgerung, dass die Feldzeichen der Kavallerie nicht mit ins Feld genommen wurden, dürfte aber durchaus richtig sein. Anders liegt der Fall wohl bei der Infanterie. Hier gibt es zwei Belege für Adlereroberungen "mit stürmischer Hand".
    Ob allerdings alle Linien-Regimenter ihre Adler mitführten, darf wohl auf Grund der französischen Eigenart mit Befehlen umzugehen dahingestellt bleiben.
    Interessant sind die Fahnenabbildungen bei Lehmann deshalb, weil eindeutig sichtbar wird, dass die französische Infanterie 1870/71 neben dem neuen Modell 1861/63 noch das ältere Modell 1852/54 führte, wie z.B. Regiment Nr. 10 und 12.

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    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2690

      #3
      Ja, die Feldzeichen sind wie die Bewaffnung oft das ungeliebte "Anhängsel" der uniformkundlichen Studien. Allerdings habe ich schon das Werk von Pierre Charrié über die Fahnen/Standarten der französischen Armee von 1792-1815 sehr schätzen gelernt und dann aufgrund Louis Delpériers Scans zum Verbleib der französischen Kavalleriestandaraten gleich den Folgeband zur Epoche 1814-1888 gekauft. Dieser ist heute gekommen und ähnlich gut aufgemacht wie derjenige über die Vorgängerepoche.

      Im Charrié sind in der Tat alle Muster erwähnt, und es werden wie auch im vorhergehenden Band alle verliehenen Adler und Fahnen beschrieben - da möchte ich doch gleich auf die zwei von Spaen erwähnten Infanterie-Regimenter 10 und 12 eingehen:

      10e de ligne
      Adler M1852 befindet sich im Pariser Armeemuseum, der Adler M1860 wurde 1870 in Metz zerstört.
      Fahnentuch M1852 wurde in Bayonne am 9. August 1854 vernichtet
      Fahnentuch M1854 mit Fahnenbändern befand sich in Potsdam (siehe Lehmann)
      Als Schlachten wurden auf der Rückseite genannt FLEURUS 1794 - GAETE 1808 - LUTZEN 1813 - TOULOUSE 1814 - PAMPELUNE 1823

      12e de ligne
      Adler M1852 befindet sich im Pariser Armeemuseum, der Adler M1860 wurde 1870 in Metz zerstört
      Fahnentuch M1852 wurde in Perpignan am 30. September 1854 vernichtet
      Fahnentuch M1854 befand sich in Potsdam (siehe Lehmann)
      Schlachten auf der Fahnenrückseite: BORGO FORTE 1796 - GOVERNOLO 1796 - MANTOUE 1797 - WAGRAM 1809 - ANVERS 1832

      Schöne Grüße
      Markus Stein
      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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      • admin
        Administrator
        Colonel
        • 30.09.2006
        • 2690

        #4
        Und beim Stöbern im Charrié bin ich dann doch auf die Anordnung gestoßen, die am 23. Juli 1870 im französischen Kriegsministerium ausgestellt wurde. Dort wird befohlen, dass die Infanterie ihre Adler und Fahnen mit ins Felde führen soll, die Kavallerie jedoch ihre Embleme in den Depots belassen bzw. in diese bringen soll. Anbei der Scan des Rundschreibens, der laut Charrié aus einer Privatsammlung stammt.

        Damit sollten letzte Zweifel ausgeräumt sein.

        Schöne Grüße
        Markus Stein
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        • Spaen
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 26.04.2020
          • 194

          #5
          Danke für die interessanten Angaben! Charrié ist mir leider nicht bekannt. Entsprechend deinen inhaltlichen Angaben scheint das eine lohnende Anschaffung zu sein. Ist wohl eher ein jüngst erscheinendes Buch?

          Die für unsere Begriffe etwas großzügige französische Traditionspflege in der Armee unterscheidet sich ja bekanntlich in starkem Maße von den strengen deutschen Traditionsregeln die bis 1914 Gültigkeit hatten und ermöglicht daher diese Fahnenbeschriftung.

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          • admin
            Administrator
            Colonel
            • 30.09.2006
            • 2690

            #6
            Die Bücher von Pierre Charrié sind wirklich absolut empfehlenswert - er hat auch ein paar Artikel in den französischen Zeitschriften "Uniformes" und "Tradition" in den 1970er-1990er Jahren geschrieben, aber die Bücher sind wie gesagt für die Fahnen und Standarten der französischen Werke ein Muss. Und ja, sie sind "neueren" Datums, wenn man sie in den Vergleich mit den älteren Standardwerken von Hollander setzt.

            Hier die bibliographischen Daten zu den beiden Büchern, die ich habe:
            • Drapeaux & Étendards de la Révolution et de l'Empire. Copernic, Paris 1982. 232 Seiten
            • Drapeaux & Étendards du XIXème Siècle (1814-1880). Éditions Le Léopard d'Or, Paris 1992. 206 Seiten
            Außerdem hat er noch ein Buch zu den Fahnen des Ancien Régime veröffentlicht, das den Titel "Drapeaux et étendards du roi" trägt und ebenfalls bei den Éditions Le Leopard d'Or im Jahre 1989 veröffentlicht wurde. Dieses habe ich noch nicht, werde es mir aber wohl anschaffen, zumal ich ab nächstem/übernächstem Jahr wohl eine Reihe über französische Uniformen von den Anfängen bis 1870 schreiben darf - und da muss ich mich noch etwas mit Ancien Régime eindecken.

            Und wer es lieber antiquarisch und teurer mag, der kann sich die Werke von O. Hollander zulegen (sind aber nicht gerade günstig; wobei auch die Charrié Bücher nicht so günstig gehandelt werden).

            Schöne Grüße
            Markus Stein
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