Napoleons Pferde und Reitkünste

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  • Berit
    Benutzer
    Caporal
    • 07.10.2006
    • 68

    Napoleons Pferde und Reitkünste

    Hallo,

    ich würde gerne mehr über Napoleons Reitkünste und seine Pferde erfahren. In fast allen Büchern steht das Napoleon ein schlechter Reiter war. Außer in dem folgenden Buch "Auf dem Rücken der Pferde" von Bartos-Höppner, da wird das ganze in einen anderen Kontext gesetzt. Hier der Text aus dem Buch:

    "Es hieß von ihm, er habe zu Pferd eine miserable Figur gemacht, eine so schlechte, als ob er niemals schulmäßig reiten gelernt hätte. Nicht nur seine Hasser sagten ihm das nach, auch die ihm ergebenen Männer seiner nächsten Umgebung konnten nicht umhin, es zu vermerken, sobald sie zu seinen Biographen wurden. „Mit krummem Rücken und vorgestreckten Beinen saß er zu Pferd... Er ritt ohne Knie- und Schenkelschluß. . . Er lehnte auf seinem Pferd. . . Er hing nach rechts im Sattel. . .“, schrieben sie. Wollten sie es nicht wissen, erschien es ihnen nicht erwähnenswert, oder machten sie sich in der Turbulenz, die er stets um sich verbreitete, keine Gedanken darüber, worauf sein schlechter Reitsitz zurückzuführen war? Hatten sie vergessen, wo er herstammte? Wußten sie überhaupt, wie man in seiner korsischen Heimat ritt? War jemals einer von ihnen die schmalen Wege der Insel entlanggetrabt, über die sich Sommer für Sommer die wuchernde Macchia drängte, Steine und Unebenheiten verdeckend, waren sie jemals in sengender Hitze oder in stockfinsterer Gewitternacht die steilen Abhange ins Tal hinuntergeritten? Wußte einer von ihnen, wie sich der Reiter in solchem Gelände auf sein Pferd verlassen muß, auf dessen sicheren Tritt, auf dessen genaue Orientierung? Wußten sie, daß diese naturverwachsenen Tiere niemals beschlagen wurden, weil ihren Hufen der sichere Tritt davon verlorengegangen wäre? Diese Pferde brauch ten den Schenkeidruck der schulmäßigen Reiterei nicht, sie brauch ten nur den Schmitz mit der Reitgerte, um zu traben. Ihre Ausdauer, ihre Zähigkeit in schwierigem Gelände schulte den Reiter. Eine harte Schule für den jungen Napoleon Bonaparte, die ihm zeitlebens zugute kam, mochte sein Sitz auch bespöttelt werden. Er vertraute sich seinen Pferden so selbstverständlich an, wie er es in seiner Jugend auf den duftenden Macchia-Pfaden getan hatte. Empfand er unbewußt in den Jahren seines rastlosen Lebens immer wieder etwas von der Sicherheit, die ihm jene korsischen Pferde beigebracht hatten, sobald er in den Sattel stieg? Wie wäre es sonst zu erklären, daß sich sein Gesicht, sein Geist entspannte, daß er mit einemmal ruhig zu den Männern seiner Umgebung sprechen konnte, die er doch eben noch mit Wutausbrüchen traktiert hatte? Nicht selten, daß sie ihn plötzlich lächeln sahen, reitend sang er oft vor sich hin, obwohl ihm nach etwas anderem als singen hätte zumute sein müssen. Oft wurde Napoleon aus dem Sattel geworfen, aber niemals verübelte er das seinen Pferden. Er wußte, wieviel Schuld in den meisten Fällen bei ihm lag. Sobald er weite Strecken zurücklegen mußte, benutzte er nämlich die Zeit, sich in seine Gedanken zu vertiefen. Sein Pferd lief den beiden Garde-Chasseurs nach, die vor ihm herritten. Er selbst achtete nicht auf den Weg, er hielt die Zügel immer lose in der einen Hand, während er mit dem anderen Arm im Takt des scharfen Trabs auf und ab wippte. In seinem Kopf führte er Ge spräche mit seinen Gegnern, überdachte Staatsgeschäfte und stellte seine Armee zur Schlacht auf: Ney muß den rechten Flügel übernehmen, Davout den linken und Murats Reiterei attackiert . . . Da flog zwischen den Pferden der Garde-Chasseurs und dem Pferd Napoleons ein Eichelhäher über den Weg, laut zeternd, wie diese Vögel es an sich haben, dicht vor dem Kopf des Braunen. Das Pferd erschrak, stemmte augenblicklich die Vorderbeine ein, warf die Kruppe hoch, und Napoleon flog aus dem Sattel. Seine Begleiter parierten, sprangen ab, halfen Napoleon auf die Beine. Seine Garde-Chasseurs sprengten dem davonlauf enden Braunen nach, holten ihn ein, einer griff ihn am herabhängenden Zügel, hielt ihn fest, der andere sprang ab und führte das Pferd zu Napoleon zurück. „Eh, mein Lieber!“ Napoleon klopfte dem Braunen beruhigend den Hals. „So schreckhaft? Das müssen wir dir abgewöhnen.“ Und zu seinen Begleitern sagte er: „Der Stallmeister soll ihn mit der gleichem vertraut machen. Der Braune ist ein vorzügliches Pferd. Er darf künftig weder vor Schüssen scheuen noch vor Fahnen oder Trompetensignalen. Ich will ihn immer bei mir haben.“ - War es der große normannische Hengst Intendant, den Napoleon an diesem Tag geritten hatte, oder der rotbraune Embelli? Es wird sich mit Sicherheit nicht mehr sagen lassen, weil Napoleon auf jedem Ritt mehrere Pferde mitführen ließ. Denn trotz seines oft unverantwortlich fahrlässigen Sitzes war er ein ausdauernder und vor allem schneller Reiter. Nicht selten blieb er zwölf Stunden ununterbrochen im Sattel. Auf seinem spanischen Feldzug legte er einmal rund hundertdreißig Kilometer an einem knappen Vormittag zurück und verlangte diese Ausdauer von seinen Begleitern ebenfalls. Von seinen Pferden verlangte er sie nicht. Er wußte, wieviel ein zuverlässiges Reitpferd wert ist und wechselte es auf dieser Strecke sechsmal. Napoleon liebte seine Pferde. Er ließ sie fürsorglich betreuen, er kundigte sich bei seinen Feldzügen immer wieder nach den Daheimgebliebenen, und von den vielen, die er im Laufe seines Lebens besaß, ließ er diejenigen, die er besonders liebte, auf Gemälden festhalten, damit sie so unsterblich würden wie sein eigener Ruhm, so un vergessen blieben wie die großen Schlachten, in denen sie ihn getragen hatten."

    Hat noch jemand Buchstellen die er zur Reitweise von Napoleon oder zu seinen Pferden zitieren kann?

    Bin über jede Info oder Quelle dankbar.
    LG Berit
  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2962

    #2
    soweit ich weiß gibt es da ein super Buch nur über die Pferde Napoleons - wie sie ausgewählt und ausgebildet wurden.

    Ansonsten finde ich die Anschuldigungen dass Napoleon ein schlechter Reiter war lächerlich, er war vielleicht kein elegenter Reiter nach den hohen Ästheten der Reitkunst, aber bei den zig Tausend Kilometer, die N querfeldein geritten ist, stellt er wohl jeden üblichen möchtergern Hobbyreiter von heute weit in den Schatten.
    Vom Pferd werden ja wohl auch die Profis immer mal wieder fallen, nur dann wird darüber nicht gleich berichtet.
    Napoleon war eben ein Gebrauchsreiter, so wie jemand der 80 000 km pro Jahr auf der Autobahn runterreißt.

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    • Berit
      Benutzer
      Caporal
      • 07.10.2006
      • 68

      #3
      Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
      soweit ich weiß gibt es da ein super Buch nur über die Pferde Napoleons - wie sie ausgewählt und ausgebildet wurden.
      Kannst du eventuell mehr über das Buch in Erfahrung bringen. Ich habe im Internet nach so einem Buch bisher vergeblich gesucht.

      Ansonsten stimme ich dir in deinen Ansichten zu. Elegant konnte Napoleon wohl nie reiten wozu aber auch? Außerdem wann hätte er das lernen sollen? Oder gab es Reitunterricht in der Miltärschule die er besucht hat?
      LG Berit

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      • Cuirassier
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 20.10.2006
        • 275

        #4
        ...hi berit, schicke morgen mal was...hab da einiges in archiv...., doch eins ist belegt; ...der korse war auch nach damaligen verhältnissen KEIN guter reiter...*))))....was zu belegen wäre, und ich morgen tun werde...

        ciao uwe
        Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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        • Mme Kaya
          Neuer Benutzer
          Soldat
          • 27.10.2006
          • 12

          #5
          Der 14- jährige Heinrich Heine, beschrieb N. Haltung ( trotz aller Verehrung ;-) )als "...nächlässig, fast hängend .."...Heinrich Heine - Napoleons Einzug in Düsseldorf

          Kann ja auch andere Gründe gehabt haben.. Erschöpfung ..Lässigkeit.???

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          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2962

            #6
            Wie ein schlechter Reiter querfeldein und in der Schlacht bestehen kann ist mir rätselhaft?
            Und wenn schon Napoleons Haltung nachlässig war, na und, vielleicht hatte er gerade einen Ritt von zig Stunden hinter sich.
            Ein Zirkusreiter wie Murat war er natürlich nicht.

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            • TimEy
              Neuer Benutzer
              Cantinière
              • 07.11.2006
              • 10

              #7
              Ich bin überrascht HKDW ...

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              • Berit
                Benutzer
                Caporal
                • 07.10.2006
                • 68

                #8
                Zitat von Cuirassier Beitrag anzeigen
                ...hi berit, schicke morgen mal was...hab da einiges in archiv...., doch eins ist belegt; ...der korse war auch nach damaligen verhältnissen KEIN guter reiter...*))))....was zu belegen wäre, und ich morgen tun werde...

                ciao uwe
                Bin gespannt auf deine Beweise das Napoleon ein schlechter Reiter war. Genauso wie HDKW muss ich aber sagen, dass er keinen eleganten Reitstil hatte, aber Geländesicher war er wohl und das ist für mich gleichzusetzen mit guter Reiter. Leute die schöne Dressurfiguren reiten können sind in meinen Augen noch lange keine tollen Reiter, wenn sie ihr Können aus der Reithalle nicht auch im Gelände anwenden können.
                LG Berit

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                • Berit
                  Benutzer
                  Caporal
                  • 07.10.2006
                  • 68

                  #9
                  Zitat von Mme Kaya Beitrag anzeigen
                  Der 14- jährige Heinrich Heine, beschrieb N. Haltung ( trotz aller Verehrung ;-) )als "...nächlässig, fast hängend .."...Heinrich Heine - Napoleons Einzug in Düsseldorf

                  Kann ja auch andere Gründe gehabt haben.. Erschöpfung ..Lässigkeit.???
                  Hatte Jeine von Reiten zu der Zeit überhaupt Ahnung frage ich mich da als erstes. Außerdem haben hängende Schultern für mich nichts mit schlechtem Reiten zu tun. Das ist wieder die Eleganz oder eben Nichteleganz.
                  LG Berit

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                  • Cuirassier
                    Erfahrener Benutzer
                    Tambour-Major
                    • 20.10.2006
                    • 275

                    #10
                    baron von odeleben erinnert sich (1813)....zitiere gekürzt;...des kaiser pferde waren von kleiner statur, gutem charakter und weichen gängen...,

                    er führt weiter aus..; napoleon ritt wie ein schlachtermeister. die zügel liess er durchhängen, es sah aus , als würde er im sattel hängen, beim gallopp rollte sein körper nach hinten, vorn und nach der seite, je nach pferd und geschwindigkeit. macht das pferd einen satz, verlor der reiter seinen sitz. er wurde deshalb of abgeworfen.....
                    liesse sich fortsetzten...

                    aus " baron von odensleben, a circumstantial narrative of the campaign in saxony, 1820"

                    kann dir ( berit) gerne etwas dazu kopieren, auch zu napoleons " brigades".
                    ciao uwe
                    Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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                    • Cuirassier
                      Erfahrener Benutzer
                      Tambour-Major
                      • 20.10.2006
                      • 275

                      #11
                      von abd el kader bis zieten...hab alles über reiter und deren pferde...kann dir genau sagen , wann murat welches pferd ritt))))!***

                      übrigens, will napi nicht schlechter machen als er ist...ursache seiner schlechten haltung ist in korsika zu finden. dort gab es nur halbwilde ponies, die meist ohen schenkel und zügelhilfen geritten wurden, was bei den schmalen bergpfaden auch sinn macht. daher kommt wohl der tiefe hängende sitz, die vorgestreckten beine, mangelnder knie und schenkelschluss. mit anderen worten, nicht ausbalanciert, reitet also nicht mit arsch und kreuz und schwingt also auch meist gegen den rücken...das führt dann oft zum bodenkuss*))

                      es ist wahr, das er lange distanzen gut überstand und schnell reiten konnte! er hatte viele lieblingspferde ( er hatte knappe 100)..wie wagram, intendant, vizir, coco...die kaum einer kennt. wahr ist auch, das er zu seinen tieren sehr fürsorglich war und im allgemeinen grosse interesse an der zucht hatte....besonders schätzte er für seine husaren deutsche pferde.
                      ach, könte dazu noch viel schreiben....ps. baronin fain berichtet auch von seinen ständigen abgängen....etc, wie gesagt, kann dir einiges dazu kopieren...
                      Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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                      • HKDW
                        Erfahrener Benutzer
                        Colonel
                        • 02.10.2006
                        • 2962

                        #12
                        Laut Odeleben ritten ja nicht mal die Ordonnanzen bei den Franzosen ventre à terre.

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                        • Berit
                          Benutzer
                          Caporal
                          • 07.10.2006
                          • 68

                          #13
                          @Uwe
                          Danke für das nette Angebot. Ist aber sicherlich alles in englisch und damit komme ich leider nicht weiter.

                          Nach der Beschreibung von Baron von Odeleben ritt Napoleon wirklich katastrophal, aber mir ist ein Rätsel wie er so lange Strecken zu Pferde bewerkstelligt hat ohne körperliche Schäden zu nehmen. Lange durchhängenende Zügel finde ich im Gelände nicht verwerflich. So reite ich auch. Das Pferd sucht sich den besten Weg. Ich finde das ist die sicherste Methode im Gelände und zeugt von Vertrauen zum Pferd.
                          LG Berit

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                          • Cuirassier
                            Erfahrener Benutzer
                            Tambour-Major
                            • 20.10.2006
                            • 275

                            #14
                            nein, nein...habs auch in deutsch...*)!

                            also, meist wechselte er alle 12-16 km das pferd, sicherlich ist das aus heutiger sicht eine beachtliche strecke....aber auch die moderner distanzreiter ( heute gibt es leistungsklassen von 39-169 km) schaffen das.
                            der hintern tut aber dann doch weh....( eigenerfahrung ).


                            also fazit; der kaiser ritt bestimmt nicht so schlecht wie oft beschrieben, er hatte aber auch immer die besten pferde....ein guter reiter wird auch auf einem schlechten pferd zu seiner eigenen karriaktur....
                            Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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                            • HKDW
                              Erfahrener Benutzer
                              Colonel
                              • 02.10.2006
                              • 2962

                              #15
                              Ein moderner Distanzreiter trägt wohl aber auch andere Kleidung, Napoleon, bzw, Bonaparte - schwere Kavalleriestiefel, Generalsunfrom, bzw andere Tuchkleidung, dazu das französische Sattelzeug, nicht gerade eine moderen Wettkampfkleidung.
                              Übrigens mokierten ja nicht nur Deutsche die schlechten Reitkünste der Franzosen.

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