Napoleons Privatleben!

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  • excideuil
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 24.09.2009
    • 207

    #76
    Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
    Natürlich sollte man Zamoyski lesen, aber mit einer gewissen Skepsis. Vieles ist gut, manches scheint mir etwas subjektiv.
    In der Tat, das sehe ich ähnlich. Vllt. kann der Autor sich einer gewissen Antipathie den Russen gegenüber nicht enthalten. Ich war nicht selten der Schilderung der russ. Kommanteure wegen erstaunt, dass die Franzosen den Krieg verloren haben ...

    Aber es geht in diesem Faden nicht um Zamoyski sondern um den privaten Napoleon, daher ein Zitat aus den Memoiren der Generalin Durand, keine alltägliche Literatur:

    "Bei Tische war Napoleon sehr mäßig, so reich und vielfach auch seine Tafel besetzt war. Von den feinen Gerichten der franz. Kochkunst aß er selten oder nie; er hatte einige einfache Lieblingsspeisen, die man ihm nicht oft genug vorsetzen konnte: Hammelragout, Koteletten, ein gebratenes Huhn, dazu weiße Bohnen und Linsen - ganz die simple bürgerliche Küche. Aber auf sein Brot hielt er sehr und ebenso auf seinen Wein, von dem er jedoch nur wenig trank. Sogenante Tafelfreuden kannte er nicht; ihm war das Essen nichts als ein notwendiges physisches Bedürfnis, das er so schnell wie möglich abmachte.
    Zu den vielverbreiteten Fabeln über seine Lebensweise gehören auch die acht oder zehn Tassen schwarzen starken Kaffee, die er täglichgetrunken haben soll; dieselben reduzieren sich auf eine einzige kleine Tasse nach jeder Mahlzeit. Es ist allerdigs oft vorgekommen, dass er aus Zerstreutheit bald darauf eine zweite Tasse Kaffee verlangte und es heftig abstritt, wenn man ihm dann sagte, er habe schon eine getrunken." [1]

    Grüße
    excideuil

    [1] ] Durand: „Memoiren der Generalin Durand, Erste Palastdame der Kaiserin Marie Luise 1810-1815“, Original Ausgabe von Adolf Ebeling, Köln und Leipzig, 1891, Seite 20-21

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    • Irene Hartlmayr
      Erfahrener Benutzer
      Capitaine
      • 22.02.2013
      • 596

      #77
      Mme.Durand

      Hallo Excideuil!
      Ich freue mich dass Du diese Memoiren zitierst!Die habe ich als Teenager in
      meinem damaligen Lieblingsantiquariat gefunden,und gekauft.Ich finde diese
      Memoiren sehr gut,wie denn überhaupt Memoiren von Leuten die nicht so pro-
      minent waren-und daher wahrscheinlich ehrlicher und "unmotivierter"geschrieben haben-absolut lesenswert sind.
      Allerdings haben auch diese Personen ihre geheimen (oder evidenten) Einstel-
      lungen,die aber leichter ersichtlich sind(Sympathie,Antipathie,politische Ansich-
      ten,negative der positive Erfahrungen,etc......).
      Als leicht durchschaubare "Giftschlange" nenne ich Josephines Hofdame Mme de
      Remusat :, die von Napoleon bevorzugt behandelt wurde und als Dank dafür
      mit Negativer Wertung überhäuft wurde!
      Die Memoiren von den Kammerdienern Constant,Marchand und Ali Saint-Denis
      sind allemal empfehlenswert.Detto,die Sekretäre Meneval und Fain.
      Und wer zwischen den Zeilen lesen kann und psychologischen Verstand hat,kann
      da auch noch Einiges annehmen.
      rost:
      Viele Grüsse,IRENE.

      Kommentar

      • excideuil
        Erfahrener Benutzer
        Sergent-Major
        • 24.09.2009
        • 207

        #78
        Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
        Hallo excideuil!
        Ich freue mich dass Du diese Memoiren zitierst!Die habe ich als Teenager in
        meinem damaligen Lieblingsantiquariat gefunden,und gekauft.Ich finde diese
        Memoiren sehr gut,wie denn überhaupt Memoiren von Leuten die nicht so pro-
        minent waren-und daher wahrscheinlich ehrlicher und "unmotivierter"geschrieben haben-absolut lesenswert sind.
        Allerdings haben auch diese Personen ihre geheimen (oder evidenten) Einstel-
        lungen,die aber leichter ersichtlich sind(Sympathie,Antipathie,politische Ansich-
        ten,negative der positive Erfahrungen,etc......).
        Als leicht durchschaubare "Giftschlange" nenne ich Josephines Hofdame Mme de
        Remusat :, die von Napoleon bevorzugt behandelt wurde und als Dank dafür
        mit Negativer Wertung überhäuft wurde!
        Die Memoiren von den Kammerdienern Constant,Marchand und Ali Saint-Denis
        sind allemal empfehlenswert.Detto,die Sekretäre Meneval und Fain.
        Und wer zwischen den Zeilen lesen kann und psychologischen Verstand hat,kann
        da auch noch Einiges annehmen.
        rost:
        Viele Grüsse,IRENE.
        Na, ja, das Zitat von Mme Durand erfolgte eher, um den Faden wieder in seine angestammte Bahn zu leiten.
        Und ehrlich gesagt, der Band gelangte nur in meine Hände, weil ich ihn zusammen mit der dreibändigen Ausgabe der Mme de Remusat aus der gleichen Reihe erworben habe.

        Ohne Frage ist natürlich, dass zu unterscheiden ist, wer, wann welche Position im Kaiserreich einnahm und aus welchen Gründen - wie politischer Position, persönlicher Abhängigkeit vom Kaiser etc. - oder aus persönlichen Erfahrungen mit Napoleon bestimmte Eindrücke oder was auch immer niederschrieb.

        Sicherlich sind Memoiren wie der Kammerdiener hilfreich, um Napoleons private Gewohnheiten näher zu betrachten, zur politischen Beurteilung taugen sie wohl kaum.

        Auffällig ist bei der Beurteilung von Quellen m.A.n., dass Napoleon von St. Helena aus eine Schwarz-Weiß-Malerei betrieb, was die Position der handelnden Personen des Empire zu seiner Person betraf, die z.T. heute noch wirkt.
        Als Beispiel mag Marschall Davout dienen über den er verlauten ließ:

        "Er hat mich zum Schluss genauso verraten wie all die anderen. Als er meine Sache gefährdet sah und als er sie verloren glaubte, wollte er all die Ehren und alles, was er mir an Reichtümern verdankte, retten. Er hat mir schlecht gedient." [1]

        Dieses Werturteil erschreckt, war Davout doch ein treuer Anhänger des großen Korsen, der sich in einer ganz bestimmten Situation 1815 aber für Frankreich entschied.

        Und genau das ist das Problem, Quellen werden zwischen pro und kontra Napoleon unterschieden.

        Mme de Remusat ist ein gutes Beispiel. Keine Frage, sie war die wohl klügste Hofdame Josephine, kaum sonst erklärbar das Interesse Napoleons oder Talleyrands., zu dessen Kreis sie später gehörte. Aber schon das Wissen, dass sie eher den politischen Ansichten des Fürsten zugeneigt war - man darf dabei ihre aristokratische Herkunft nicht vernachlässigen - genügt, um in das Schwarz-Weiß-Bild zu verfallen.

        Ein wenig mehr Differenzierung würde ich mir schon wünschen.

        Grüße
        excideuil

        [1] [1] Felkel, Alain: Louis Nicolas Davout - Das Genie hinter Napoleons Siegen, Osburg Verlag, Hamburg, 2013, Seite 37

        Kommentar

        • KDF10
          Erfahrener Benutzer
          Chef de Bataillon
          • 19.12.2010
          • 1278

          #79
          Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
          Das ist ja das Kreuz dabei.Was mich am meisten interessieren würde ist die Motivation der
          handelnden Personen.Und da kann man sowieso nur raten,wenn überhaupt.

          In den Naturwissenschaften eliminieren sich die falschen Annahmen mit der Zeit
          von selber-in menschlichen Angelegenheiten ist das nicht so einfach. :devil:

          Grüsse,IRENE.
          Das ist nicht nur nicht einfach, das ist unmöglich. Wenn es, wie oben, um das Essen von Napoleon ging, kann man das glauben. Wir wissen aber nicht, ob er nicht eventuell, heimlich und unbeobachtet, jede Menge Pralinen in sich hineingestopft hat. Da fängt das Problem schon an. Wenn es um seine Privatleben geht, sagt der zeitgenössische Autor A etwas, Autor B hat eine andere Meinung und die Autoren C, D, E, usw., haben wieder andere Meinungen. Wählt ein heutiger Autor eine dieser Quellen zum zitieren aus, ist das auch wieder nicht objektiv, denn es liegt in seinem Gutdünken welche Quelle er auswählt. Dagegen hilft nur eins: möglichst viele Bücher lesen und versuchen zu einer eigenen Meinung zu kommen. Auch Zeitzeugen sind nicht objektiv. Zamoyski schreibt zum Beispiel, dass Napoleon unter der Herrschaft der Bourbonen nur schlecht dargestellt wird. Das ist nachweislich nicht richtig. Allerdings hat man russische Bücher, etwa das von Buturlin in die französische Sprache übersetzt und da kommt Napoleon natürlich schlecht weg. Bei Buturlin hat Napoleon in der Schlacht von Borodino 60.000 Mann verloren. Allerdings hatte er in Moskau noch 100.000 Mann. Nach französischen Angaben hatte man in Borodino 130.000 Mann. Das wurde in russischen Quellen in 160.000 Mann geändert. Denn wie kann die französische Armee sonst 60.000 Mann verlieren, wenn sie vor der Schlacht von Borodino 130.000 Mann hatte und danach noch 100.000 Mann? Der Russlandfeldzug 1812 ist deshalb so wichtig, weil es die erste große Propgandaschlacht der Geschichte ist. Propaganda gab es schon vorher, aber das war der Höhepunkt bis zur damaligen Zeit. Die offiziellen französischen Verluste in der Schlacht um Smolensk betrugen nur 700 Mann laut dem offiziellen Bulletin Napoleons. Das mag ja auch stimmen! Aber nur wenn man die "echten" Franzosen nimmt und etwa die Polen und Württemberger, die die Hauptlast an der Schlacht trugen, nicht mitrechnet. Nach der Schlacht bei Tarutino behaupten russische Quellen, dass man im Küchenwagen von Murat tote, abgezogene und gespickte Katzen gefunden hat. Das eine so hochgestellte Persönlichkeit wie Murat aus lauter Verzweiflung Katzen gegessen hat, weil es nichts anderes mehr gab, ist eigentlich sehr unwahrscheinlich.

          Lies Zamoyski und lies Mikaberidze, das kann ich dir dringend empfehlen. Wie Mikaberidze schreibt, hat Kutusow doppelt so lange wie Napoleon gebraucht um zur Beresina zu kommen. Nach Berg hat Wittgenstein in Borissow seine ffranzösischen Gefangenen gezählt und war überhaupt nicht in Studjanka. Der russische General Berg stand da ganz allein und als er Napoleons Armee angegriffen hat, kam Diebitsch im Auftrag Wittgensteins und gab ihm den Auftrag zum Rückzug. Das wird heute so dargestellt, dass Victor die russischen Truppen in die Flucht geschlagen hat. Dabei stehen die Memoiren von Berg auch in deutscher Übersetzung zur Verfügung. Natürlich kann man auch annehmen, dass Berg in die Flucht geschlagen wurde und sich nur rausreden wollte. Nachdenklich macht dann aber schon, dass ein sowjetischer Historiker wie Tarlé, diese Personen überhaupt nicht erwähnt. Die Betonung liegt auf sowjetisch, also ab 1917, denn davor war das kein Problem. Dass ausländische Offiziere, auch der Franzose Lambert; auf russischer Seite maßgeblich zum russischen Sieg im "Vaterländischen Krieg" beigetragen haben, passte überhaupt nicht zum Propagandabild Lenins und Stalins. Folgerichtig war Eugen von Württemberg, laut Tarlé in der Schlacht von Borodino auch nur (Zitat) "anwesend". Dass der, als Deutscher, im "Vaterländischen Krieg" Kommandeur eines russischen Korps war und auch maßgeblich und erfolgreich an der Schlacht von Tarutino beteiligt war, passt natürlich überhaupt nicht in die Darstellung des "Vaterländischen Krieges" aus sowjetischer Sicht. Zudem schildert Eugen von Württemberg in seinen Memoiren auch noch das Versagen des russischen "Volkshelden" Kutusow, der ja angeblich die Schlacht gewonnen hat. Und ein echter Russe, der General Jermolow hatte am Abend zuviel gesoffen und hat deshalb den Abmarsch mit seinen Truppen verpasst. Die sind überhaupt nicht ausgerückt. Der Versager war dann Levin von Bennigsen, noch ein Deutscher in russischen Diensten.

          Sorry, vom eigentlichen Thema bin ich deutlich abgerückt. Aber wir unterhalten uns hier ja gerade über drei Bücher zum Jahr 1812.

          Kommentar

          • Alex
            Benutzer
            Fourrier
            • 27.04.2007
            • 89

            #80
            Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
            Zamoyski habe ich noch nicht gelesen,er scheint aber der typisch allesbesserwissende britische Historiker zu sein,von denen es Einige gibt.
            Das sind doch aber selbst entlarvende Aussagen. Kennst du das Stichwort "Der Schein trügt". Ich stelle frei, ob es zutrifft, oder nicht, aber jeder, der ein Buch nicht gelesen hat, sollte sein Gewissen prüfen, ober solche Aussagen tätigt, in welchen er sagt, was ein Buch (oder wer/was auch immer) zu sein "scheint". Aber ich glaube, solche "allesbesserwissenden" Menschen gibt es immer.

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            • Irene Hartlmayr
              Erfahrener Benutzer
              Capitaine
              • 22.02.2013
              • 596

              #81
              Schein oder Sein?

              Zitat von Alex Beitrag anzeigen
              Das sind doch aber selbst entlarvende Aussagen. Kennst du das Stichwort "Der Schein trügt". Ich stelle frei, ob es zutrifft, oder nicht, aber jeder, der ein Buch nicht gelesen hat, sollte sein Gewissen prüfen, ober solche Aussagen tätigt, in welchen er sagt, was ein Buch (oder wer/was auch immer) zu sein "scheint". Aber ich glaube, solche "allesbesserwissenden" Menschen gibt es immer.
              Danke für das zweifelhafte Kompliment!Mit den "allesbesserwissenden" Menschen meinst Du offenbar auch mich-oder täusche ich mich da?
              Schein ist nicht Sein,wenn man "scheint" sagt,relativiert man ja schon automa-
              tisch( auch die eigene Aussage ).Nachdem hier andauernd von Zamoyski geredet
              wird(was 1812 betrifft),auch kritisch,habe ich mir erlaubt etwas hinzuzufügen.
              Ich kenne die britische Geschichtsschreibung relativ gut,gerade auch zu dieser
              Zeit,und da kann man apodiktische Allesbesserwisserei (oder wie man es sonst nennen will) öfters feststellen.Das gehört nämlich u.a.auch zum britischen Na-
              turell.(Siehe z.b. Esdaille).
              Dennoch halte ich die britische Geschichtsschreibung ganz allgemein für überwiegend gut bis sehr gut,die Leute haben den pragmatischen Sinn der
              für Geschichtsschreibung relevant und angebracht ist. Sogar die "boshaften"
              haben noch pragmatischen Realitätssinn,manchmal allerdings etwas zynisch.


              Grüsse,Irene.

              Kommentar

              • Irene Hartlmayr
                Erfahrener Benutzer
                Capitaine
                • 22.02.2013
                • 596

                #82
                Zitat von excideuil Beitrag anzeigen
                Na, ja, das Zitat von Mme Durand erfolgte eher, um den Faden wieder in seine angestammte Bahn zu leiten.
                Und ehrlich gesagt, der Band gelangte nur in meine Hände, weil ich ihn zusammen mit der dreibändigen Ausgabe der Mme de Remusat aus der gleichen Reihe erworben habe.

                Ohne Frage ist natürlich, dass zu unterscheiden ist, wer, wann welche Position im Kaiserreich einnahm und aus welchen Gründen - wie politischer Position, persönlicher Abhängigkeit vom Kaiser etc. - oder aus persönlichen Erfahrungen mit Napoleon bestimmte Eindrücke oder was auch immer niederschrieb.

                Sicherlich sind Memoiren wie der Kammerdiener hilfreich, um Napoleons private Gewohnheiten näher zu betrachten, zur politischen Beurteilung taugen sie wohl kaum.

                Auffällig ist bei der Beurteilung von Quellen m.A.n., dass Napoleon von St. Helena aus eine Schwarz-Weiß-Malerei betrieb, was die Position der handelnden Personen des Empire zu seiner Person betraf, die z.T. heute noch wirkt.
                Als Beispiel mag Marschall Davout dienen über den er verlauten ließ:

                "Er hat mich zum Schluss genauso verraten wie all die anderen. Als er meine Sache gefährdet sah und als er sie verloren glaubte, wollte er all die Ehren und alles, was er mir an Reichtümern verdankte, retten. Er hat mir schlecht gedient." [1]

                Dieses Werturteil erschreckt, war Davout doch ein treuer Anhänger des großen Korsen, der sich in einer ganz bestimmten Situation 1815 aber für Frankreich entschied.

                Und genau das ist das Problem, Quellen werden zwischen pro und kontra Napoleon unterschieden.

                Mme de Remusat ist ein gutes Beispiel. Keine Frage, sie war die wohl klügste Hofdame Josephine, kaum sonst erklärbar das Interesse Napoleons oder Talleyrands., zu dessen Kreis sie später gehörte. Aber schon das Wissen, dass sie eher den politischen Ansichten des Fürsten zugeneigt war - man darf dabei ihre aristokratische Herkunft nicht vernachlässigen - genügt, um in das Schwarz-Weiß-Bild zu verfallen.

                Ein wenig mehr Differenzierung würde ich mir schon wünschen.

                Grüße
                excideuil

                [1] [1] Felkel, Alain: Louis Nicolas Davout - Das Genie hinter Napoleons Siegen, Osburg Verlag, Hamburg, 2013, Seite 37
                Hallo Excideuil!
                Die Memoiren der Kammerdiener sind selbstverständlich nicht für politische Aussagen relevant,nur für Persönliches(die Rubrik heißt ja auch " Napoleons Privatleben").
                Die Schwarz-weiss Malerei die Du Napoleon vorwirfst,ist selektiv.Wenn er Andere beurteilt
                in Bezug auf seine Person,tritt zwangsläufig seine Egozentrik hervor.Wenn man aber seine
                gesamten Aussagen heranzieht(Memoiren seiner Mit-Exilanten)so ist er sehr wohl imstande
                zu differenzieren und andere Standpunkte auch zu berücksichtigen.
                IMMER DAS GANZE BILD IM AUGE BEHALTEN,Worte alleine sind sowieso oft irreführend,
                besonders wenn sie aus dem Gesamtzusammenhang herausgerissen werden.
                Der Titel des neu herausgekommenen Buches "Davout-das Genie hinter Napoleons Siegen"
                ist einigermaßen willkürlich;dieser Titel impliziert nämlich dass Napoleons Siege auf Davout
                zurückzuführen sind!
                Und wer sagt dass Quellen nur zwischen Pro und Kontra Napoleon unterscheiden????Das
                kann ich nicht finden,es sei denn man hat diese Fragestellung im Auge.
                Dass Napoleon -dem man ständig vorwirft,er habe Frauen verachtet und als Menschen zweiter Klasse betrachtet,sowie deren Intelligenz unterschätzt-eben doch auf intelligente
                Frauen Wert legte,wird ja schon durch die Tatsache nahegelegt dass er Mme de Remusat
                in seine Gunst aufgenommen hat und mit ihr Gespräche führte.(Manche vermuten allerdings
                auch,seine "Gunst" habe auch weiter gereicht-aber das sagen die Leute ja immer in so einem Fall).
                Dass Mme de Remusat dann später mit Talleyrand befreundet war,und eher dessen Ansichten zuneigte sowie aristokratischer Herkunft war,ist soweit bekannt.Das ändert aber
                nichts an der Tatsache,dass sie Napoleon negativ bewertete(aus welchen Gründen auch immer).
                Man könnte auch fragen warum das Ehepaar Remusat sich dazu herbeiließ,dem "Empor-
                kömmling" zu dienen obwohl es aus einem anderen Lager kam!?Manche würden es auch
                als Opportunismus sehen.
                Interessant dazu noch die Tatsache dass Mme de Remusat,als sie 1821 die Todesnachricht
                Napoleons bekam,den ganzen Tag darüber weinte.
                Ihr Sohn vermerkt dies ausdrücklich in seinen Erinnerungen,wo er feststellte dass diese
                Nachricht in Paris keinen großen Nachhall fand,bloß bei seiner Mutter,die "den ganzen Tag
                lang darüber weinte".(!). Ein merkwürdiger Gegensatz zu den negativ getönten Memoiren!
                Die Memoiren wurden übrigens erst in den 188er Jahren von Mme de Remusats Enkel he-
                rausgegeben,also während der dritten Republik.Hat der vielleicht daran herummanipuliert?

                Von Schwarz-Weiss Bild ist hier keine Rede,ich bin sehr wohl imstande zu differenzieren!

                Ausserdem ist es eine Tatsache dass negativ getönte Memoiren oder Darstellungen weit
                eher beim Publikum ankommen als Positive.Davon leben ja auch manche Verlage und
                Zeitschriften - Vertreiber,damals wie Heute.

                Grüsse,IRENE.

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                • HKDW
                  Erfahrener Benutzer
                  Colonel
                  • 02.10.2006
                  • 2962

                  #83
                  Gefunden in

                  Wissenswertes zu deutschsprachigen Memoiren der Napoleonzeit
                  Dr. Thomas Hemmann


                  Ludwig Boedicker: Die militärische Laufbahn 1788-1815 des Generallieutenant Ludwig Boedicker

                  Da dieser Schuß mich zu Boden warf, so ließ mich der Adjudant-Major Spangenberg durch einige Leute auf zwei Gewehren zurücktragen; nachdem ich die Besinnung wiedergewonnen, ließ ich mich auf ein umherlaufendes Pferd setzen, wobei mich meine Leute festhielten und so weiterführten. Aus der großen russischen Schanze, bei der wir vorbeikamen, waren die Todten und Blessirten in den Graben geworfen, so daß letztere, besonders die unten lagen, laut jammerten. Dabei ging Napoleon in der Schanze auf und nieder und pfiff, so daß ich mich über die unbeschreibliche Gleichgültigkeit jenes Mannes nicht genug wundern konnte
                  Jeder sieht ihn halt anders

                  Kommentar

                  • Irene Hartlmayr
                    Erfahrener Benutzer
                    Capitaine
                    • 22.02.2013
                    • 596

                    #84
                    Wissenswertes

                    Zitat von excideuil Beitrag anzeigen
                    Na, ja, das Zitat von Mme Durand erfolgte eher, um den Faden wieder in seine angestammte Bahn zu leiten.
                    Und ehrlich gesagt, der Band gelangte nur in meine Hände, weil ich ihn zusammen mit der dreibändigen Ausgabe der Mme de Remusat aus der gleichen Reihe erworben habe.

                    Ohne Frage ist natürlich, dass zu unterscheiden ist, wer, wann welche Position im Kaiserreich einnahm und aus welchen Gründen - wie politischer Position, persönlicher Abhängigkeit vom Kaiser etc. - oder aus persönlichen Erfahrungen mit Napoleon bestimmte Eindrücke oder was auch immer niederschrieb.

                    Sicherlich sind Memoiren wie der Kammerdiener hilfreich, um Napoleons private Gewohnheiten näher zu betrachten, zur politischen Beurteilung taugen sie wohl kaum.

                    Auffällig ist bei der Beurteilung von Quellen m.A.n., dass Napoleon von St. Helena aus eine Schwarz-Weiß-Malerei betrieb, was die Position der handelnden Personen des Empire zu seiner Person betraf, die z.T. heute noch wirkt.
                    Als Beispiel mag Marschall Davout dienen über den er verlauten ließ:

                    "Er hat mich zum Schluss genauso verraten wie all die anderen. Als er meine Sache gefährdet sah und als er sie verloren glaubte, wollte er all die Ehren und alles, was er mir an Reichtümern verdankte, retten. Er hat mir schlecht gedient." [1]

                    Dieses Werturteil erschreckt, war Davout doch ein treuer Anhänger des großen Korsen, der sich in einer ganz bestimmten Situation 1815 aber für Frankreich entschied.

                    Und genau das ist das Problem, Quellen werden zwischen pro und kontra Napoleon unterschieden.

                    Mme de Remusat ist ein gutes Beispiel. Keine Frage, sie war die wohl klügste Hofdame Josephine, kaum sonst erklärbar das Interesse Napoleons oder Talleyrands., zu dessen Kreis sie später gehörte. Aber schon das Wissen, dass sie eher den politischen Ansichten des Fürsten zugeneigt war - man darf dabei ihre aristokratische Herkunft nicht vernachlässigen - genügt, um in das Schwarz-Weiß-Bild zu verfallen.

                    Ein wenig mehr Differenzierung würde ich mir schon wünschen.

                    Grüße
                    excideuil

                    [1] [1] Felkel, Alain: Louis Nicolas Davout - Das Genie hinter Napoleons Siegen, Osburg Verlag, Hamburg, 2013, Seite 37
                    Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                    Gefunden in

                    Wissenswertes zu deutschsprachigen Memoiren der Napoleonzeit
                    Dr. Thomas Hemmann


                    Ludwig Boedicker: Die militärische Laufbahn 1788-1815 des Generallieutenant Ludwig Boedicker



                    Jeder sieht ihn halt anders
                    Lieber HKDW!
                    Wenn schon,dann gib mir bitte auch den Verlag und das Erscheinungsjahr des
                    oben genannten Buches an.
                    Allerdings kann man sich über solche Gleichgültigkeit wundern,vor allem von denjenigen die einfach Alle in den Graben werfen,ohne nachzusehen ob einer tot ist oder nur verletzt.
                    Im übrigen kenne ich auch ganz andere Schilderungen von Zeugen,die ein ganz
                    anderes Verhalten Napoleons in ähnlichen Situationen schildern.
                    Warum trittst Du nicht die Nachfolge Pressers an und schreibst ein Buch,indem
                    Du alle diesbezüglichen ,negativen Aussagen zusammenträgst und giftig kommentierst.Das wäre doch ein Fressen für alle Napoleongegner! Und Du kannst Dich dabei austoben und womöglich noch ein Geld verdienen.

                    "Jeder sieht ihn halt anders".Was Du nicht sagst!So ist es eben.
                    Am Besten,man sieht sich das Thema von allen möglichen Seiten an.

                    IRENE.


                    P.S. Das obige Zitat von Excideuil habe ich nicht hineingestellt,da hat sich die Elektronik wieder einen Streich geleistet.
                    Das hatte ich ja schon kommentiert,im vorangegangenen Beitrag.
                    Kann es vielleicht irgendwer herausholen damit nur das Zitat von HKDW aufscheint?? Mitsamt der hervorgehobenen Zeu-
                    genaussage,die in meinem Beitrag nicht mehr aufscheint. (Warum)?
                    Zuletzt geändert von Irene Hartlmayr; 27.10.2013, 16:31.

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2962

                      #85
                      Hier noch was

                      Quelle : Denkwürdigkeiten eines württembergischen Offiziers aus dem Feldzug im Jahre 1812, München 1892

                      Die Lage von Thorn ist äußerst romantisch, besonders ist auf der Weichsel, unterhalb der Stadt eine reizende Insel. Ich sah in dieser Stadt den Einzug des Kaisers. Wer diesen Mann nach dem Ausdrucke beurteilen wollte, dem er seinem Gesicht gab, als er zur Stadt hereinritt, könnte nicht anderes sagen, als daß diese sorglos lächelnde Miene und diese wohlbehagliche Haltung des wohlgenährten Körpers das Gepränge eines Mannes ist, der sich in seinem Leben um nichts anders bekümmert hat, als um Essen und Trinken und andere sinnliche Genüsse. Übrigens schien mit die Art des Einzuges eines so großen Mannes höchst unwürdig. Eher er kam, jagten die polnischen Lanciers von der Garde unaufhörlich die Straße auf und ab und jagten Leute aus dem Wege. Endlich ritt er, von einem nicht sehr zahlreichen Gefolge begleitet, über die Brücke. Vor ihm her ging mit dem Ausdrucke eines Fleischerhundes, keuchend und schwitzend mit bloßem Degen, ein dicker Oberst von der Gens-d’armerie d’elite, dicht hinter dem Pferde eines Capitän von derselben Truppe mit 6 oder 8, wahrscheinlich gedungenen Gassenbuben. Diesen Jungen rief von Zeit zur Zeit der Gendarmeriecapitän zu, und zwar so laut, daß der Kaiser das hören mußte : Allons donc criez ! Wenn das die armen Teufel nicht sogleich verstanden, so gab er den nächsten ein paar derbe Puffe unter den Rippen, worauf sie dann ein klägliches und schnell verhallendes Geschrei: vive l’empereur ! ausbrachen.
                      S. 6 - 7
                      Wenn der Kaiser immer so wenig gegessen hat, wie die Hofdame artig berichtet, wieso wurde er so fett - ok Alter hat auch was damit zu tun, aber zu vieles Essen auch.

                      Für mein Zitat weiter oben, ist auf der HP von Dr. Thomas Hemmann zu finden

                      voila ici



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                      • KDF10
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 19.12.2010
                        • 1278

                        #86
                        [quote=Irene Hartlmayr;22356]Lieber HKDW!
                        Wenn schon,dann gib mir bitte auch den Verlag und das Erscheinungsjahr des
                        oben genannten Buches an.
                        Allerdings kann man sich über solche Gleichgültigkeit wundern,vor allem von denjenigen die einfach Alle in den Graben werfen,ohne nachzusehen ob einer tot ist oder nur verletzt.
                        Im übrigen kenne ich auch ganz andere Schilderungen von Zeugen,die ein ganz
                        anderes Verhalten Napoleons in ähnlichen Situationen schildern.

                        IRENE.

                        Cool down, Irene. Ich kenne auch positive Darstellungen zu Napoleons Verhalten gegenüber Verwundeten. Die bekannteste gibt es wohl zu Austerlitz. Deshalb muss die Darstellung von Boedicker aber nicht falsch sein. Man hat damals sehr große Unterschiede zwischen Dienstgraden und Mannschaften gemacht. Bei vielen Schlachten war medizinische Versorgung nicht für alle möglich. Larrey hat sich in Ägypten noch um alle gekümmert. Später nicht mehr. Konnte er auch nicht mehr, bei der Höhe der Verluste. Dass mancher Verwundete in die Gräben geworfen wurde, weil drittklassiges Personal der Meinung war, "der macht eh nichr mehr lange", halte ich für sehr wahrscheinlich. Und wenn Napoleon zufällig in der Nähe war, hat er es sicher nicht als seine Aufgabe betrachtet jeden zu überprüfen, der da im Graben landete. Das war damals halt so. In Leipzig lagen noch Tage nach der Schlacht unversorgte Verwundete.

                        Mich würde mal interessieren, auf welche Schlacht sich die Aussage von Boedicker bezieht. Für die, die das mit den zwei Gewehren nicht verstehen, auf die Boedicker gelegt wurde. Zwischen die Gewehre wird eine Plane oder noch einfacher zwei (stabile) Uniformjacken gespannt. Das ergibt dann eine Trage. Ist eigentlich sehr bequem, wenn man das nur zu Übungszwecken nach einem langen Marsch macht. Ist man verwundet, wohl eher nicht. Manch unbeliebter Vorgesetzte wurde dann auch schon mal (versehentlich) fallen gelassen.
                        Zuletzt geändert von KDF10; 27.10.2013, 17:30.

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                        • HKDW
                          Erfahrener Benutzer
                          Colonel
                          • 02.10.2006
                          • 2962

                          #87
                          Borodino - du kannst ja mal auf der empfehlenswerten HP von Dr. Thomas Hemmann stöbern.

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                          • KDF10
                            Erfahrener Benutzer
                            Chef de Bataillon
                            • 19.12.2010
                            • 1278

                            #88
                            Mal wirklich was zu Napoleons Privatleben. Napoleon hatte in Paris ein Bett, dessen vier Ecken aus Kanonenrohren bestanden. Das ist schon sehr egozentrisch. Angeblich hat das aber Josephine in Auftrag gegeben. In irgendeinem meiner Bücher gibt es dazu sogar ein Foto und vielleicht gibt es das Bett heute noch (?). Ich suche die Quelle mal raus. .

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                            • HKDW
                              Erfahrener Benutzer
                              Colonel
                              • 02.10.2006
                              • 2962

                              #89
                              Kann ich schwer glauben, da wäre ein Zitat oder noch besser Bild schon sehr interessant.

                              Kommentar

                              • KDF10
                                Erfahrener Benutzer
                                Chef de Bataillon
                                • 19.12.2010
                                • 1278

                                #90
                                Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                                Borodino - du kannst ja mal auf der empfehlenswerten HP von Dr. Thomas Hemmann stöbern.
                                Borodino habe ich mir schon fast gedacht. Da ging eh alles drunter und drüber und die Verwundeten und Toten lagen schon ohne das Zutun von Napoleon mehrfach übereinander gestapelt, schon allein durch den Schlachtverlauf. Aber man kann wirklich nicht erwarten, dass Napoleon in die Gräben steigt und die Verwundeten herauszieht. Ich kenne die Seite von Thomas Hemman seit Jahren. Leider hat sich da in den letzten Jahren nicht vieles Neues getan. Aber das was er an Literatur anführt war mir eine gute Hilfe bei meinen Recherchen. Boedicker war mir aber als Verwundeter in Borodino nicht bekannt.

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