Napoleon als Wegbereiter fünf bedeutender Gesetzesbücher

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  • excideuil
    antwortet
    Zitat von gnlwth Beitrag anzeigen
    Hallo excideul,

    also, das Raetsel, von wem das Bild ist, hat sich wohl geloest. Am letzten Wochenende war ja die Vollversammlung des Vereins "Les Amis de Talleyrand" in Valencay - ich konnte leider nicht dabei sein, aber ein Bekannter aus dem Verein, mit dem ich in regelmaessigem email-Kontakt stehe, hat fuer mich dort rumgefragt. Wo sich die Miniatur befindet, wusste man nicht, wohl aber, wer sie gemalt hat: Ein anscheinend nicht sehr bekannter Miniaturmaler namens Louis Marie Sicard (auch Sicardy oder Sicardi genannt), der von 1746 bis 1825 lebte (der Arme hat noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag) - wann das Bild genau gemalt wurde, weiss ich nicht, aber offensichtlich zumindest noch zu Talleyrands Lebzeiten. Zum ersten Mal abgebildet wurde das Portrait anscheinend in einer Spezialausgabe des Magazins "Figaro" von 2008, "Bonaparte in Egypten". Die habe ich nicht, also kann ich auch nicht nachsehen, aber vielleicht findet sich in diesem Heft noch mehr Information.

    Schoenen Gruss,
    Gnlwth
    Hallo gnlwth,

    vielen Dank für die Informationen. Dann kann das Portrait wohl nur zwischen 1818 und 1825 entstanden sein, wobei sich mir die jugendlichen Züge Talleyrands immer noch nicht erschließen. Da die "Les Amis de Talleyrand" auch nur wenige Informationen haben scheint es fast als ob das Bild eher eine Fantasie des Malers sein könnte, die mit der gut untersuchten Realität des Fürsten wenig zu tun hat.

    liebe Grüße
    excideuil

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    Ich habe auch nicht nur die Memoiren Napoleons gelesen. Vor diesen, sogar die anderer Zeitzeugen. Jedenfalls habe ich zu Napoleon I. eine recht neutrale Sicht gewonnen, die sich aus der Einsicht des gesellschaftlichen und geschichtlichen Kontextes ergibt.
    Bei aller Schwärmerei für den einen oder anderen Protagonisten dieser Zeit, sollte man auch nicht übersehen, welches Motiv dieser oder jener Zeitgenosse hatte, Napoleon in einem möglichst schlechten Licht darzustellen. Und wenn es da eben an einschlägiger Literatur fehlt hilft immer noch Herr Kircheisen weiter, um sich nicht zu sehr in unnötigem Hass und einseitigen Darstellungen zu verlieren.
    Für Dich mag nur er sich besser dargestellt haben. Für mich haben eben auch andere nicht unbegründet Napoleon als eine herausragende Person seiner Zeit gesehen.
    Zuletzt geändert von Sans-Gêne; 29.10.2010, 15:55.

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  • HKDW
    antwortet
    Ich dichte ihn gar nichts an - er war so - Umschreiben von Geschichte (siehe Marengo) - unterdrücken von anderer Ansicht - Damas sollte das Tagebuch von Kléber aus Ägypten herausrücken - unter Druck - und als er das nicht tat wurde er kalt gestellt, Vetternwirtschaft ohne Ende.
    Kleber meint er sei nichts anderes als ein miserabler Charlatan - da hat er ein wenig Unrecht - er war ein großartiger Charlatan - und wie bekannt - fliegen ja Leute gerade auf solche, wie die Geschichte immer wieder beweist.
    Man darf halt nicht die übrigen hochgradigen Propagandageschichtchen lesen.
    Er war nicht besser als ein x-beliebiger König oder Kaiser seiner Zeit - er hat sich nur besser dargestellt und auch Postmortal hervorragend gepunktet.
    Napoleon wurde auch nicht mehr vehemment bekämpft als z.b. Louis XIV.
    Klar - wenn man einfach Memoiren diverser Personen liest, oder kritische Bücher - wird Napoleon allzu menschlich.

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    @Mephisto
    Wenn man sich mal mit der Geschichte Moritz von Sachsens befasst findet man wunderbare Beispiele dafür, wie selbst Adlige in Frankreich des ancien régime bekämpft wurden, die eine hervorragende militärische Leistung zu Gunsten Frankreichs vorweisen konnten, weil sie eben "nur" ausländische Reichsgrafen waren und dazu noch von anderer Konfession.
    Aber Moritz nahm dies ja durchaus mit einem schlagfertigen Humor, wie sich an der personellen Zusammensetzung des Offizierscorps und der Regimentsmusik der "volontaires de saxe" zeigte.
    Diese "Blutsanfeindung" eben machte auch den Mief aus, der den Absolutismus durchzog und den Unterschied zu den Eliten die Napoleon schuf und sich auch in der Schaffung der "Légion d'Honneur" niederschlugen.

    @HKDW
    Wenn Napoleon nicht besser war, als die anderen blaublütigen Lemuren um ihn herum und diese Eigenschaften die Du ihm andichtest wahr wären, warum haben diese ihn dann und auch die Regierungsformen vor Napoleon so vehement bekämpft?
    Sie hätten doch dann gar nichts von Napoleon zu befürchten!
    Jedenfalls nichts, was ihrer Attitüde nicht entspräche.

    Das hohe Bild von Napoleon wird ein Menschliches, wenn man nicht selektiv liest und die Person im Geschichtskontext bewertet.
    Alles andere ist tatsächlich Erbsenzählerei und Propagandastil!

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  • HKDW
    antwortet
    Das hohe Bild von Napoleon stürzt in Abgründe wenn man sich mit seiner Person beschäftigt, richtig - er war nicht schlimmer als die anderen Fürsten um ihn herum - aber auch nicht besser, kleingeistig, eifersüchtig, misstrauisch, verlogen, Vetternwirtschaft - alle diese Eigenschaften findet man auch bei ihn, da braucht man nicht wirklich Erbsen zählen.

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  • Mephisto
    antwortet
    er hat also munter Krieg geführt, obwohl er die Franzosen auf dem Schlachtfeld vernichtete.

    Haben das abgesehen von den Blaublütigen nicht auch die Girondisten - unsere Vorzeigedemokraten - gemacht?!?

    durch eine herausragende Fähigkeit auszeichneten, und nicht dadurch, mit einer Schwester des Kaisers verheiratet zu sein (oder ähnliches).

    Bei den Republikanern musstest Du u.a. wohl vor allem die richtigen Beziehungen haben, um General zu werden - nicht unbedingt nur das Talent. So anders war das denn wohl nicht.
    Und bei den Blaublütigen: Ich nenne hier nur Prinz Louis Ferdinand. Warum war der noch mal General geworden?

    Und nein, so vollkommen abwegig wäre die Idee der Demokratie 1799 nicht gewesen - die 13 vereinigten Staaten von Amerika waren da schon 12 Jahre lang eine.

    Hier darf ich wieder auf die Sklaverei zurückkommen, die man einem N vorwirft. Wie war das denn da noch in unserer Vorzeigedemokratie?

    Ich denke:
    Und wenn der Messias gekommen wäre, es hätten sich trotzdem noch die Mäkeler und Nörgerler, die Erbsenzähler gefunden, die eben das Haar in der Suppe finden.
    Zuletzt geändert von Mephisto; 28.10.2010, 23:52.

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  • gnlwth
    antwortet
    Guten Abend,

    Napoleon hat also Krieg geführt, um die Franzosen auf dem Schlachtfeld zu vernichten. Das halte ich für eine sehr gewagte These!
    Sicher behauptet niemand, Napoleon hätte Krieg geführt, um sein Volk zu dezimieren. Aber ein (oder auch sehr viele) Menschenleben zählten für ihn auch nicht die Bohne, er hat also munter Krieg geführt, obwohl er die Franzosen auf dem Schlachtfeld vernichtete.


    Welchen anderen Weg, als die Schaffung einer neuen Elite hätte es denn gegeben nach Deiner Meinung?
    Die Frage nach der Notwendigkeit der Existenz von Eliten sei einmal dahingestellt. Im Allgemeinen schaffen sich Eliten aber natürlich von selbst und sind weder zu verhindern, noch ist eine Verhinderung a priori wünschenswert. Wünschenswert wäre es jedoch, dass die sich zur Elite Zählenden durch eine herausragende Fähigkeit auszeichneten, und nicht dadurch, mit einer Schwester des Kaisers verheiratet zu sein (oder ähnliches). Kurz: Hier wurde eine Chance verpasst, nämlich nicht nur die zur Demokratisierung der Gesellschaft (in der Revolution durchaus angelegt und auch danach vielleicht noch möglich), sondern auch zur Demokratisierung der Eliten.


    Die französische Bürgerregierung ist doch vorher in ganz Europa (und auch von den vergesslichen Königen in Preußen und von England) gar nicht ernst genommen worden,
    Ach so, und Napoleon wurde ernst genommen? Er wurde aufgrund seiner militärischen Streitmacht gefürchtet, aber als wirklich gleichwertig (im Sinne von standesgemäß) hat ihn doch keiner der etablierten Herrscher betrachtet. Da brauchte es einen altadeligen Außenminister und schließlich eine Heirat mit einer von Habsburg-Lothringen, und es hat trotzdem nicht funktioniert. Verpasste Chance, wie gesagt: Nach der Revolution (bzw nach dem Direktorium), als alles offen war, hätten die Weichen anders gestellt werden können. Aber ein stabiler Friede in Europa und unter Umständen eine (etwas) progressivere Politik (und demokratischere Staatsform) war ja nicht gerade das Ansinnen des General Bonaparte. Und nein, so vollkommen abwegig wäre die Idee der Demokratie 1799 nicht gewesen - die 13 vereinigten Staaten von Amerika waren da schon 12 Jahre lang eine.

    Viele Grüße,
    Gnlwth

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  • HKDW
    antwortet
    es geht nicht um keine Lösung - sondern einfach um eine andere - aber das ist nun mal Spekulation.

    Klar hat Napoleon Kriege aus rein eroberungspoplitischen Gesichtspunkten geführt, z.b. Spanien - damit mußte er auch mit gewissen Verlusten - auch eigenen rechnen.

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    @hkdw

    Aha, die Sklaverei war also de facto abgeschafft?
    Und kannst Du mir sagen, ob sich das bis Haiti herumgesprochen hatte?

    Napoleon hat also Krieg geführt, um die Franzosen auf dem Schlachtfeld zu vernichten. Das halte ich für eine sehr gewagte These!
    Mir ist da anderes bekannt.
    Unter einem Direktorium wäre der Code Civil sicher anders ausgefallen. Da hätte dann sicher der Preis bestimmt, welche Interessengruppe ihre Belange in Gesetzesform gießt. So etwa wie bei der Belieferung der Armee durch Armeelieferanten, die vom Direktorium Lizenz erhielten und französische Soldaten dann ohne Schuhe unterwegs waren.

    Welchen anderen Weg, als die Schaffung einer neuen Elite hätte es denn gegeben nach Deiner Meinung?
    Die französische Bürgerregierung ist doch vorher in ganz Europa (und auch von den vergesslichen Königen in Preußen und von England) gar nicht ernst genommen worden, die sich dereinst auch selbst krönten!
    Ich finde Arbeiter - und Soldatenräte sind da keine Lösung.

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  • HKDW
    antwortet
    Wiedereinführung der Sklaverei?
    Napoleon war reaktionär, Wiedereinführung des Adels, Gründung einer hereditären Dynastie, Hofprotokoll etc.er wollte ja auch wieder die alten weißen Uniformen (wie bei den Königen) für die Infanterie einführen.
    Die Guillotine hatte er ja nicht so notwendig - er vernichtete die Franzosen auf dem Schlachtfeld.
    Wie bereits oben aufgeführt wurde der Code Civil unter der Regierung von Bonaparte fertiggestellt, vielleicht wäre er ja "anders" ausgefallen unter einem Direktorrat oder ähnlichen.
    Zuletzt geändert von HKDW; 28.10.2010, 06:58.

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    @hkdw

    Wenn man die Anwendung des Gewohnheitsrechtes per Enteignung und Guillotine als progressiv ansieht, dann war Napoleon mit dessen eingeschränkter bzw. reglementierter Anwendung und der Schutz von Privateigentum per Gesetz sicher reaktionär!
    Zuletzt geändert von Sans-Gêne; 27.10.2010, 14:19.

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  • HKDW
    antwortet
    Nun ja - der Code Civil - wäre vielleicht unter jemanden anderem - nicht so reaktionär wie unter dem sehr reaktionären Napoleon ausgefallen.

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    Auweia!

    Aber nicht nur der Code Civil war im Ergebnis reaktionär.
    Da hat jemand in einer Zeit, in der so "fortschrittliche" Gesetze wie das preußische Landrecht üblich waren an einem Gesetzeswerk mitgearbeitet, dass wegweisend auch für das heutige BGB war und diesem zur Rechtsanwendung verholfen und wird aus heutiger Sicht zum "Reaktionär" gestempelt, weil er die Frauenfrage nicht erkannte und löste.

    Es mag zwar sehr modern sein, geschichtliche Aspekte aus ihrem zeitlichen (rechts)geschichtlichen Kontext zu lösen und aus heutiger Sich zu bewerten. Im Endeffekt entfernt man sich aber durch diese Herauslösung aus dem Kontext von der (damaligen) Realität.

    Realität ist aber, dass Napoleon (selbstverständlich) den Code Civil niemals allein auf den Weg bringen konnte.
    Die Entwicklung des Allgemeinen preußischen Landrechtes (ALR) dauerte gar von der Initiative durch Friedrich I. über die Ära Friedrich II. bis zum 01. Juni 1794, als es in Kraft trat. Und natürlich muss man auch in die Archive gehen, um zu erfahren, dass es ohne das redliche Zutun der Großkanzler Samuel von Cocceji (was für ein wunderbarer Nachweis jüdischen Lebens in Preußen) und Johann Heinrich von Cramer sowie Carl Gottlieb Svarez und Ernst Ferdinand Klein nicht ging.
    Aber würde man deshalb diesen Umstand instrumentalisieren, um etwa das Ansehen Friedrichs II. als Staatsmann und Förderer eines preußischen Liberalismus als "reaktionär" zu schmähen, wie dies hier im Falle Napoleons I. im Zusammenhang mit dem Code Civil und der damals fast beispiellosen gesetzmäßigen Etablierung von Menschen - und Bürgerrechten durchschaubar geschieht?

    Auch in Preußen wurden unter dem Eindruck der französischen Revolution, deren Gewaltherrschaft und Terror zeitweise schlimmere Auswüchse annahm, als das französische Strafrecht (code pénal) je bestimmte, freiheitliche und vernunftrechtliche Bestimmungen aus dem ALR entfernt, wie etwa die allgemeine Wohlfahrt als Staatszweck, welche vorher galten, weshalb das ALR erst 1794 in Kraft trat.
    Das ist der Vergleich, den man ziehen muss, um sich eine Bild über die Progressivität eines Code Civil zu machen, der am 21. März 1804 eingeführt wurde.
    Und schließlich war dieser so progressiv, dass er nach 1815 als "Rheinisches Landrecht" weiterhin in Kraft war und zwar bis zur Ablösung durch das BGB im Jahre 1900.
    Zuletzt geändert von Sans-Gêne; 26.10.2010, 16:03.

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  • gnlwth
    antwortet
    Hallo excideul,

    also, das Raetsel, von wem das Bild ist, hat sich wohl geloest. Am letzten Wochenende war ja die Vollversammlung des Vereins "Les Amis de Talleyrand" in Valencay - ich konnte leider nicht dabei sein, aber ein Bekannter aus dem Verein, mit dem ich in regelmaessigem email-Kontakt stehe, hat fuer mich dort rumgefragt. Wo sich die Miniatur befindet, wusste man nicht, wohl aber, wer sie gemalt hat: Ein anscheinend nicht sehr bekannter Miniaturmaler namens Louis Marie Sicard (auch Sicardy oder Sicardi genannt), der von 1746 bis 1825 lebte (der Arme hat noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag) - wann das Bild genau gemalt wurde, weiss ich nicht, aber offensichtlich zumindest noch zu Talleyrands Lebzeiten. Zum ersten Mal abgebildet wurde das Portrait anscheinend in einer Spezialausgabe des Magazins "Figaro" von 2008, "Bonaparte in Egypten". Die habe ich nicht, also kann ich auch nicht nachsehen, aber vielleicht findet sich in diesem Heft noch mehr Information.

    Schoenen Gruss,
    Gnlwth

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  • gnlwth
    antwortet
    Hallo excideuil,

    zunächst einmal Entschuldigung für die späte Antwort - aber das liegt hauptsächlich daran, dass ich genau genommen keine habe -

    Fast vergessen! Das Portrait, welches du als derzeit als Avatar führst, ist wohl nach 1818 entstanden obwohl es jünger wirkt als die von Prodhun und Gerard, da wohl um seinen Hals das goldene Vlies gebunden ist?
    Keine Ahnung. Keine Ahnung, wer das gemalt hat, wann, weshalb und wo... ich habe versucht, es heraus zu finden, aber bislang ist es mir nicht gelungen. Aber ich bleibe dran!

    Schöne Grüße,
    Gnlwth

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