Zitat von excideuil
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"Legitim" war in den Augen der anderen Herrscher eben nur ein Monarch von Gottes Gnaden. Eine davon abweichende, revolutionære Regierung - ob nach heutigem Verstændnis demokratisch zustande gekommen oder nicht - wurde mangels anderer Verhandlungspartner hingenommen, aber eben nicht gutgeheissen und natuerlich bekæmpft, erschuetterte sie doch die Grundfesten des eigenen Machtverstændnissses der auslændischen Herrscher.
Im Innenverhæltnis konnte eine frz. Regierung nach 10 Jahren Revolution natuerlich nur dann "legitim" sein, wenn sie auf des Volkes Willen beruhte.
Insofern musste Nappoleon hier einen Spagat machen. Er musste versuchen, sich mit den anderen Herrschern auf eine Stufe zu stellen, und zugleich sich der Unterstuetzung des Volkes sicher sein.
Die Anerkennung der Legitimitæt vom Ausland ist ihm nicht gelungen, trotz Krønung mit Salbung durch den Papst, trotz Heirat mit dem hardcore-legitimistischen Hause Østerreich.
(BTW, Franz' eigene Erhøhung zum Kaiser von Østerreich per eigener Proklamation stand nie in der Diskussion)
Bei dem Putschversuch 1812 war Napoleons Sohn als Nachfolger gar nicht im Gespræch, auch 1814 und 1815 wurde dies verworfen.
Vielmehr griff man doch wieder auf die Bourbonen zurueck, eben aufgrund des Legitimitætsgrundsatzes - und nur der sicherte den Machterhalt der herrschenden Monarchen in Europa.
England hat seinen Kaisertitel meines Wissens nie anerkannt, wie ja besonders deutlich auf St. Helena zu Tage kam.
Im Aussenverhæltnis war N somit kein legitimer Herrscher, vielleicht wære es gelungen, wenn die Regierungszeit længer angehalten hætte, und sein Sohn irgendwann die Nachfolge hætte antreten kønnen.
(Auch heute noch sprechen ja viele von Napoleon Bonaparte, nicht von Napoleon I.)
Und im Innenverhæltnis? Ich finde es einerseits logisch, aber auch bemerkenswert, dass ein Putschist wie man N meinetwegen nennen møchte, sich und seine Verfassungsentwuerfe im nachhinein ueberhaupt zur Wahl stellt, und das gleich mehrfach.
Dass es sich hierbei um keine lupenreinen demokratischen Wahlen im modernen Sinne gehandelt hat, wegen Zensuswahl, Wahlmanipulation usw. - geschenkt.
Sie haben immerhin stattgefunden, und nach all dem, was wir Wissen, muss es insgesamt eine Mehrheit gegeben haben, die "den neuen Weg" unterstuetzt, zumindest toleriert hat, sogar im "2. Anlauf" wæhrend der 100 Tage.
Auch wahr ist -wahrscheinlich-, dass diese Mehrheit nicht ueber die ganze Regierungszeit anhielt. Ich sehe die Stimmung des Militærs und den Entzug der Unterstuetzung des Militærs bei seiner 1. Abdankung eher als Abbild, nicht als ein von der Bevølkerung losgeløstes Ereignis. Aber da kann ich auch irren.
Gruss, muheijo
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