Der Divisionsgeneral Baraguey d'Hilliers ist ebenfalls 1813 verstorben, allerdings in Berlin. Bei ihm ließe sich ähnlich Fournier-Sarlovèse ein (wenn auch bescheidener) disziplinarrechtlicher Hintergrund anführen. Baraguey war Kommandeur einer Division in Victors IX. Armeekorps 1812 und fiel bei Napoleon in Ungnade, weil eine seiner Brigaden am 09.11.1812 bei Ielnia ohne Unterstützung blieb und in einem Gefecht mit russischen Truppen aufgerieben wurde. Baraguey wurde von seinem Diensposten entbunden und sollte sich in Frankreich einer kriegsgerichtlichen Untersuchung stellen. Er ist auf dem Weg nach Frankreich allerdings erkrankt und am 06.01.1813 in Berlin verstorben.
Der Vorgang mit Fournier-Sarlovèse zog sich bei Eisenach zu. Er ist später in Mainz interniert und im Mai 1814 während der 1. Restauration rehabilitiert worden. Der Fall des Divisionsgenerals Walter liegt ebenfalls zu weit entfernt von den fraglichen Sühnesteinen, da er in der Pfalz verstarb.
Poniatowski liegt mit Leipzig ebenfalls zu weit entfernt. Er ist auch zu berühmt und kann eigentlich nicht gemeint sein.
Für das zweite Beispiel kommen eigentlich nur Generäle in Frage, die im Umfeld der Schlacht von Bautzen im Mai 1813 oder bei den Kämpfen zwischen Bautzen und Hoyerswerda im September 1813 gefallen sind. Bautzen liegt ungefähr 15 km südlich Wartha, Hoyerswerda ca. 15 km nördlich von Wartha.
In der Schlacht von Bautzen sind zwei französische Generäle zu Tode gekommen: Dem Brigadegeneral Laboissière, Kommandeur der leichten Kavallerie-Brigade im III. Armeekorps unter Ney wurde am ersten Tag der Schlacht von Bautzen beim Angriff auf das Dorf Klix durch einen Kartätschsplitter das linke Schienbein zerschmettert. Er wurde nach Dresden ins Lazarett gebracht, erlag aber am 15.09.1813 dort seiner Verwundung.
Am zweiten Tag der Schlacht von Bautzen erhielt Brigadegeneral Sicard, Kommandeur der 2. Brigade in der Division Morand im IV. Armeekorps unter Bertrand beim Angriff auf Wurschen einen Schuss in den Unterleib. Auch er wurde nach Dresden verbracht, starb aber bereits am 13. 06.1813. Das Schicksal der beiden Generäle liegt eigentlich für den Sühnestein in Wartha "zu weit ab vom Schuss..."
Es gibt aber noch einen General, auf den die Sache gut passen würde. Am 13.09.1813 kam es bei Groß Drebnitz, ca. 15 km südwestlich von Wartha zu Gefechten zwischen den Truppen des französischen V. Armeekorps unter Lauriston und russischen Truppen unter Langeron und Saint Priest. In dem Gefecht wurde der neu ernannte Brigadegeneral Azemar, der Kommandeur der 1. Brigade in der 16. Division Maison, durch eine Kanonenkugel getötet. Der Vorgang wird von Johann Jakob Röhrig in seinen Erinnerungen "Unter der Fahne des ersten Napoleon" geschildert, der an dem Gefecht im 150e de ligne teilnahm. Azemar war einige Tage vorher noch Colonel dieses Regiments gewesen.
Vielleicht bezieht sich die Überlieferung auf ihn? Die Toten des Gefechts sollen überwiegend in der Umgebung von Kleindrebnitz beigesetzt worden sein, wo die Franzosen ein Feldlazarett eingerichtet hatten, welches ein paar Tage später durch die Kavallerie Saint Priests hochgenommen worden sein soll.
Hier die Erinnerungen Röhrigs zum Schicksal des Generals Azemar...
Röhrig Fahnen S 79.jpg
Französischer General?
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Poniatowski
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B...ni_Poniatowski
Hier hätte ich einen General gefunden, der auf dem Rückzug von Russland bei der Schlacht von Leipzig 1813 verwundet wurde. Beim Versuch auf seinem Pferd die Weiße Elster zu überqueren ertrank er.
Ob das Pferd auch ertrunken ist steht nicht dabei. Leider passt der Standort der Sühnekreuze nicht.
Viele Grüße
J. S.
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Vielleicht wurden tatsächliche Ereignisse aufgebauscht weitergegeben? Z.B. ist der französische Garde-Kavallerie-General Walther beim Rückzug von Leipzig / Hanau an Entkräftung (in Kusel) gestorben ( https://fr.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%..._Henri_Walther ) . Der Kavalleriegeneral Fournier-Sarlovèze wiederum, der es gewagt hatte, Napoleon beim Rückzug von Leipzig vor anderen Generalen öffentlich zu kritisieren, wurde abgesetzt und erhielt Arrest ( https://books.google.de/books?id=K2x...J&pg=RA1-PA174 ).
Gruß, Tom
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Hört sich stark nach Legende an... Dass es dort mal ein Einzelgrab eines gefallenen Offiziers gegeben hat, möchte ich nicht ausschließen. Sowohl im Mai als auch im September 1813 hat es in der Gegend größere Truppenbewegungen gegeben, aber ich habe bisher keine Kenntnis davon, dass 1813 ein französischer General exekutiert worden sein soll. Als antifranzösische Propaganda und deutschnationale Folklore der nachnapoleonischen Zeit macht sich eine solche Sage aber natürlich ganz gut...
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Noch ein Steinkreuz und ein beigesetzter französischer General (diesmal ohne Pferd).
Wieder ohne den Namen des Generals.
http://www.suehnekreuz.de/sachsen/wartha.htm
Viele Grüße
J. S.
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Wenn es keine Sage ist, dann müsste man diesen „General“ im Martinien finden. Verwundete und Verstorbene sind in 1813 zahlreich. Für Pilgramsreuth steht leider keiner. Wohl vermutlich eher eine schöne Geschichte. Oder vielleicht ein simpler Offizier der höher tituliert wurde? Evtl. kann man in den betreffenden Kirchenbüchern etwas dazu finden.
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bp...en?rk=107296;4
Viele Grüße
J. S.
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Rührend finde ich ja, daß das Pferd des Generals gleichzeitig mit ihm gestorben ist, und beide dann zusammen bestattet wurden.
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Ich nehme an, dass die Überlebenden der Grande Armee, die im Winter 1812/13 in den deutschen Landstrichen auftauchten, die einheimische Bevölkerung in Staunen versetzt haben. Dass Napoleons Armee in dieser nicht vorstellbaren Art und Weise zu Grunde gegangen ist, wird in der mündlichen Überlieferung der damaligen Epoche einen prägenden Niederschlag gefunden haben. Im Laufe der Zeit werden sich da Fakten, Geschichten und Mythen vermischt haben, die zu lokalen Legenden verschmolzen sind. Diese Legenden leben besonders dann weiter, wenn sie mit einem gewissen Grad an Übertreibungen angereichert werden. Zweifelsohne wird es an vielen Orten Deutschlands damals Begräbnisstätten von erschöpften oder kranken Russlandheimkehrern gegeben haben, aber dass ein General samt seinem Pferd dort beigesetzt worden sein soll, scheint mir eine dieser eingängigen Legendbildungen zu sein.
Mir ist zumindest kein General bekannt, der zum fraglichen Zeitpunkt dort verstorben sein könnte. Komplett ausschließen möchte ich es aber nicht.
Im Frühjahr 1813 hat es aber noch keinen "operativen Druck" gegeben, einen General unbedingt am Straßenrand beizusetzen. In der Regel sind so hohe Offiziere, wenn es die Umstände zuließen, in ihre Heimat überführt worden oder sie wurden zumindest an einen standesgemäßen Ort verbracht.
Vielleicht handelte es sich auch um einen Subalternoffizier, aus dem man dann später zwecks besserer Erzählwirkung einen General gemacht hat...?
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Französischer General?
An einem Steinkreuz bei Pilgramsreuth soll ein französischer General samt Pferd begraben worden sein.
https://www.google.de/books/edition/...sec=frontcover
Er soll auf dem Weg nach Russland verstorben sein.
Ebenso soll er auf dem Rückzug 1812/1813 verstorben sein.
http://www.bayern-fichtelgebirge.de/...gramsreuth.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Franzo...%A4ber_(Rehau)
Kann da was Wahres dran sein, oder ist es eine schöne Sage? Oder handelt es sich evtl. um einen Rangniedrigeren?
Viele Grüße
J. S.
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