General Dembowski - gestorben infolge eines Duells?

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  • Aide de Camp
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 14.12.2020
    • 167

    General Dembowski - gestorben infolge eines Duells?

    Louis-Mathieu Dembowski (eigentlich Ludwik Mateusz) war franz. Brigadegeneral polnischer Herkunft, der nach dem Kosciouszko-Aufstand nach Frankreich floh und dort in die Armee eintrat. Er nahm an der Saint-Domingue-Expedition teil, wurde zum Adjudant commandant ernannt und diente als Stabschef unter Baraguey d'Hilliers, Lannes und Mortier. 1809 zum General befördert, diente er bis 1812 als Brigadekommandeur unter Girard und Drouet d'Erlon in Spanien. 1812 soll er zur Grande Armee kommandiert worden sein, um dort eine Divsion im Russlandfeldzug zu übernehmen. Dazu ist es nicht mehr gekommen, da Dembowski am 18.07.1812 in Valladolid verstarb - angeblich an einer Wunde, die er sich einige Tage zuvor bei einem Duell zugezogen hatte.

    Weiß jemand, mit wem sich Dembowski duelliert hat und was der auslösende Grund war?

    Der Vorfall scheint jedenfalls nicht verheimlicht worden zu sein, denn Dembowskis Witwe und Sohn scheint das Anrecht auf eine Pension unter Verweis auf das Gesetz vom 8. Floréal des Jahres II, welches Offizieren das Duellieren verbot, verweigert worden zu sein.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1850

    #2
    Im Carnet de la Sabretache 1913 sind Briefe von 1803 von ihm veröffentlicht, mit einer kurzen Einführung, in der es unter anderem heißt (S. 707):

    Après avoir bravé la mort en maints combats , Dembowski devait périr d'une façon triste et obscure. Il était en route à la tête d'un convoi pour rentrer en France et rejoindre la Grande Armée en Russie, lorsque , à la suite d'une discussion , il se battit en duel et fut mortellement blessé par son adversaire. Transporté à Valladolid , il y mourut le 18 juillet 1812.
    Sa veuve fit une demande de pension ; mais la loi du 8 floréal an II ne permettant d'en accorder qu'aux veuves dont les maris étaient morts sur le champ de bataille ou dans les six mois de blessures reçues à l'ennemi, elle ne put l'obtenir.
    Die Witwe hätte also nur Anspruch auf eine Pension gehabt, wenn Dembowski in der Schlacht oder innerhalb von sechs Monaten nach einer vor dem Feind erlittenen Verwundung gestorben wäre.

    Tatsächlich handelt es sich aber ein Gesetz vom 8. Floréal des Jahres 11, nicht des Jahres 2:

    https://books.google.de/books?id=jrl...%22titre+ii%22

    Von Duellverbot steht in diesem Gesetz nichts.
    Zuletzt geändert von Sans-Souci; 25.02.2023, 22:58.

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    • Tom
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 03.10.2006
      • 1073

      #3
      Mir ist auch nicht bekannt, dass Duelle in Frankreich förmlich verboten gewesen wären. Wir hatten hier ja neulich das Thema der Massenduelle zwischen Angehörigen der Zentrumsarmee und von Suchets Armee in Spanien 1813. Allerdings war Napoleon - wie auch andere Monarchen - kein Freund des Duells, da es ihn zu viele "brave" Offiziere und Soldaten kostete, die dann anderweitig fehlten. Insofern war die Tendenz des o.g. Gesetzes sicher auch gegen Duelle gerichtet.

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      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1850

        #4
        Ich sehe keine Anti-Duell-Tendenz im Gesetz. Hinterbliebene hatten grundsätzlich keinen Anspruch auf eine Unterstützung. Nur für den Tod aufgrund militärischer Pflichterfüllung vor dem Feind schuf dieses Gesetz eine Ausnahme. Wäre Dembowski an einer Krankheit gestorben oder aufgrund eines Unfalls, hätte seine Frau auch keinen Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente gehabt.

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        • Jules Salmo
          Erfahrener Benutzer
          Tambour-Major
          • 08.12.2007
          • 291

          #5
          Das sehe ich auch so. Vielleicht kann man hier nachfragen mit wem er sich duelliert hat.
          „Er ging zum Haus des Gouverneurs und es kam zu einer lebhaften Diskussion. Bald wurde ein Duell notwendig. Das Duell wurde mit Pistolen ausgeführt und General Dombrowski wurde dabei getötet.“
          https://www.8eme.de/wie-der-bataillo...zur-rueckkehr/
          Dass sich Soldaten duelliert haben kam öfters vor. In den Matrikelbüchern von Ellingen/Weissenburg finden sich auch zwei, die an den Wunden durch ein Duell 1806 gestorben sind. Die Namen sind nicht genannt. Die Ursache des Todes aber schon. Vielleicht wurde das ausdrücklich festgehalten, um keine Pension zahlen zu müssen.
          Viele Grüße
          J. S.

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          • Tom
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 03.10.2006
            • 1073

            #6
            Es geht um Gen. Dembowski, nicht Gen. Dombrowski, die beiden Namen werden öfter verwechselt...

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            • Sans-Souci
              Erfahrener Benutzer
              Major
              • 01.10.2006
              • 1850

              #7
              Es scheint, daß auch Vigo-Roussillon die beiden Namen verwechselt hat:



              Der polnische General Jan Henryk Dąbrowski starb ja erst 1818.

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              • Aide de Camp
                Erfahrener Benutzer
                Sergent
                • 14.12.2020
                • 167

                #8
                Danke für die Berichtigungen zu meinem ersten Beitrag. Da habe ich die Infos aus meiner Quelle wohl zu unkritisch übernommen. Ist immer besser, man schaut nochmal überprüfend in die Originalgesetze.

                Dahingehend habe ich bei den Duellen nochmal genauer nachgeschaut. Im Ancien Régime hat es durchaus Edikte gegen die Duelle gegeben. Diese sind aber mit Beginn der Revolution aufgegeben worden.Das Duel scheint in der Revolution unter den Abgeordneten sogar eine Renaissance erfahren zu haben. Politische Meinungsverschiedenheiten waren jetzt die Ehrenfragen, die per Duel entschieden wurden. Da man sich juristisch nicht einigen konnte, ob das Duell unter die Kategorie Mord und Totschlag falle oder eben nicht, herrschte in dieser Frage lange Zeit Rechtsunsicherheit und das Duell wurde deshalb nicht Bestandteil des Code pénal von 1791 (frz. Straftgesetzbuch). Übrigens ist das Duell auch in der napoleonischen Fassung von 1810 nicht aufgenommen worden. Duelle ohne Verletzung oder Todesfolge sind deshalb von den Staatsanwälten überhaupt nicht verfolgt worden. Lag allerdings eine Verletzung mit Todesfolge vor, hing es von dem zuständigen Staatsanwalt ab, ob Ermittlungen aufgenommen wurden oder nicht... Im Falle von tödlichen Ausgängen scheinen Polizei und Staatsanwaltschaft die Umstände der Duelle auf Regelkonformität und Loyalität untersucht zu haben. War ein ehrlicher Kampf nachzuweisen, wurde das Verfahren in der Regel eingestellt und selbst in Fällen, wo Anklage erhoben wurde, folgten meist Freisprüche, weil die Taten dann als Akt der Notwehr angesehen wurden.

                Eine hervorragende und spannende Abhandlung bietet dazu die Dissertation von Stephan Geiffes, Das Duell in Frankreich 1789-1830. Zum Wandel von Diskurs und Praxis in Revolution, Kaiserreich und Restauration, München 2013.

                Anscheinend wurde im Kaiserreich nicht staatlich gegen das Duell vorgegangen, was mich etwas überrascht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass durch die Praxis des Duells ein nicht unerheblicher Teil von Offizieren auf ziemlich blöde Weise die Kampfkraft der eigenen Truppe schwächte, insbesonders wenn es sich um Offiziere im Generalsrang handelte. Aber vermutlich ist in dieser Hinsicht meine Verständnis von Ehrgefühl wenig komapatibel mit dem der Soldaten des frühen 19. Jahrhunderts...

                Allerdings sind Berichte über Duelle in der Zeit des Kaiserreichs zensiert worden. Nicht weil sich der Staat durch die ausufernde Duellpraxis herausgefordert fühlte, sondern weil man fürchtete, dass es durch die Bekanntgabe über die Medien zu Konflikten und Spannungen in der Bevölkerung und zur Störung der öffentlichen Ordnung kommen könnte, insbesondere dann, wenn es zu Duellen zwischen Militärs und Zivilisten kam.

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                • Aide de Camp
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent
                  • 14.12.2020
                  • 167

                  #9
                  Zurück zu General Dembowski... In einem Artikel über polnische Generale aus dem Herzogtum Warschau im Carnet de Sabretache 1906, S. 428 steht, dass er am 16.07.1812 bei einem Gefecht vor Valladolid einen Durchschuss erhalten habe, an dem er zwei Tage später gestorben sei... hmm... Keine Rede von einem Duell...

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                  • Sans-Souci
                    Erfahrener Benutzer
                    Major
                    • 01.10.2006
                    • 1850

                    #10
                    Vielleicht kann man die Quellen so zusammenbringen:

                    1.) Dembowski stirbt im Duell
                    2.) Aus irgendwelchen Gründen (Vertuschung, Unterstützung der Frau, Spaß am Lügen, Wasauchimmer) wird behauptet, er sei im Gefecht gefallen
                    3.) Seine Frau fordert deswegen eine Unterstützug nach dem Gesetz vom 8. Floréal des Jahres 11
                    4.) Die Sache wird untersucht, die Wahrheit kommt heraus, und der Antrag der Witwe wird abgeschlagen

                    Ist natülich reine Spekulation.

                    In der Base Léonore steht leider nichts über Dembowskis Tod.

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                    • Aide de Camp
                      Erfahrener Benutzer
                      Sergent
                      • 14.12.2020
                      • 167

                      #11
                      ... das ist natürlich auch möglich.

                      In der Quelle von Vigo-Roussillion, die du oben angegeben hast, ist ja davon die Rede, dass er sich mit einem General D... hitzig gestritten haben soll, was dann zum Duell geführt habe. Der General D.... soll in der Umgebung von Valladolid als Gouverneur eingesetzt gewesen sein. Vielleicht kommt man über diesen Hinweis auf den vollständigen Namen des zweiten Duellanten?

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                      • Tom
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 03.10.2006
                        • 1073

                        #12
                        Hallo zusammen,

                        Sans-Souci und ich haben versucht, in einer umfangreichen Doktorarbeit (fast 800 S.) über Valladolid während des span. Unabhängigkeitskrieges den Namen des Generals D. zu finden, auf Anhieb ist es uns nicht gelungen. Wer sich selber der Mühe unterziehen will:

                        Titel: Valladolid durante la Guerra de la Independencia Española (1808-1814)
                        Autorin/Autor: Sánchez Fernández, Jorge
                        Erschienen: Valladolid : Universidad de Valladolid, 2002
                        Umfang: Online Ressource (798 S.)
                        Sprache(n): Spanisch
                        Schriftenreihe: Biblioteca Virtual Miguel de Cervantes
                        Hochschulschrift: Zugl.: Valladolid, Universidad de Valladolid, Diss., 2002

                        Downoad hier: https://cervantesvirtual.com

                        Bis 1811 war Gen. Dufresse in Valladolid, Nachfolger war Gen. Dorsenne, der aber bereits im Mai 1812 seine Funktionen abgab. Siehe obige Quelle ab S. 207 / 223ff.

                        Beste Grüße, Tom

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                        • Sans-Souci
                          Erfahrener Benutzer
                          Major
                          • 01.10.2006
                          • 1850

                          #13
                          Auf S. 547, Anm. 2001, stehen zwei Zitate.

                          Aus einem privaten Tagebuch: "Im Juli 1812, infolge eines Duells in der Rondilla de Santa Teresa [ein Stadtviertel von Valladolid] zwischen zwei Generalen des Kaiserreichs, einer Pole und der andere Franzose, starb der Pole und wurde in der Pfarrgemeinde Santiago am folgenden Tag, dem 19., um 11 Uhr vormittags mit militärischen Ehren zu Grabe getragen."

                          Und im Sterberegister dieser Pfarrgemeinde steht: "Am 19. Juli 1812 wurde in einem gemauerten Grab dieser Kirche der Körper des Herrn Brigade-Generals Dembouski begraben, der am 18. desselben verstorben war; er war verheiratet, nach dem was mir gesagt wurde, geborener Pole und in Diensten des Kaisers der Franzosen, was die einzigen Informationen sind, die mir gegeben worden sind. Ich beurkunde etc."
                          Zuletzt geändert von Sans-Souci; 02.03.2023, 10:12.

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                          • Sans-Souci
                            Erfahrener Benutzer
                            Major
                            • 01.10.2006
                            • 1850

                            #14
                            Und hier in den Erinnerungen eines Chirurgen

                            https://books.google.de/books?id=r5b...dembowski+duel

                            steht: "Der tapfere Dembowksi, der sie [34e und 40e de ligne] kommandierte, wurde in einem Duell in Valladolid getötet, ein unglückliches Duell, das wegen Brot entstand, das er seiner Brigade geben wollte !"

                            Der Generalintendant des 6. Militär-Gouvernements mit Sitz in Valladolid war ein baron Dudon.

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                            • Tom
                              Erfahrener Benutzer
                              Chef de Bataillon
                              • 03.10.2006
                              • 1073

                              #15
                              Über Dudon im März 1812 in der Correspondance Napoleons, Hrg. Picard u. Tutey: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bp....image.r=Dudon

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