Bernadotte 13./14.Oktober 1806

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  • Lutz Langer
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 03.11.2006
    • 178

    Zitat von Mephisto Beitrag anzeigen
    PS
    HKDW, vielen Dank für die diversen Ordre-Zitate.
    Ich weiss, wieviel Arbeit darin steckt.

    Dem schließe ich mich absolut an.

    Gut, lassen wir Davout am 13. in Naumburg. Es wäre wirklich ein
    gewisses Risiko gewesen, ihn schon am 13. nach Apolda zu schicken, allerdings war eine Schlacht für den 13. nicht ausgeschlossen und für den 14. - ich sag mal - unvermeidlich, weswegen ich das wirklich ins Kalkül ziehen würde. Aber gut.

    Bleiben wir aber bei meiner anderen ersten Sache.


    Der Befahl Napoleons am 13. abends um 22:00 an Davout endet:
    "...Lorsque vous serez à portée d’être entendu d’Iéna, vous tirerez quelques coups de canon, ce qui sera le signal si nous ne sommes pas forcés de commencer plus tôt."

    Auf Deutsch:

    "...
    Wenn Sie sich Jena soweit genähert haben, dass man Sie hören kann, geben Sie einige Kanonenschüsse ab. Diese werden das Signal [zum Angriff] sein, wenn wir nicht gezwungen sind, früher damit anzufangen.“

    ... wobei das [zum Angriff] von Klaeber so eingefügt wurde als Interpretation, was hier gemeint sein könnte.

    Meint Ihr, dass hier etwas anderes gemeint sein kann, als "Signal zum Angriff"?

    Kommentar

    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2969

      Schwer zu interpretieren, also es soll ein Signal sein, dass zumindest Napoleon weiß wo Davout steht, wo genau weiß er ja sowieso nicht.

      Das paßt irgendwie nicht zusammen, Lannes war ja schon am 13.10. in Gefechten verwickelt, nachts noch werden Kanonen den Steiger hochgewuchtet, vielleicht war sich Napoleon auch nicht sicher wieviel seiner Truppen er früh am 14.10. bei sich konzentriert hatte.

      Der ganze Schlachtverlauf am 14.10. sieht doch auch eher nach einer französischen Offensive aus, wo nicht gewartet wurde ob Kanonenschüße von Davout zu höhren sein werden.

      Kommentar

      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2969

        Ich werde mich auch nochmal dem 12. Oktober widmen, da Napoleon seine Dispositionen für den 16. Oktober (geplante Schlacht) festgelegt hat.

        Kommentar

        • Lutz Langer
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 03.11.2006
          • 178

          Ich sehe schon, ich habe zu schnell zu viel geschrieben.

          Am 13. Oktober, um 2 Uhr morgens, Brief an Josephine (Aus Napoleon, Briefe an Josefine, Winkler-Verlag):

          "Heute bin ich in Gera, liebe Freundin; die Dinge stehen sehr gut, ganz wie ich es mir nur wünsche. Mit Gottes Hilfe glaube ich, wird in wenigen Tagen alles eine recht peinliche Wendung für den armen König von Preußen nehmen, den ich persönlich bedaure, weil er gut ist. Die Königin ist mit dem König in Erfurt. Wenn sie eine Schlacht sehen will, soll sie dieses grausame Vergnügen haben. Mir geht es ausgezeichnet. Ich bin seit meiner Abreise schon dicker geworden, und doch lege ich täglich zwanzig bis fünfundzwanzig Meilen zu Pferd, zu Wagenoder sonstwie zurück. Ich gehe um 8 Uhr schlafen und stehe um Mitternacht auf; manchmal denke ich daran, dass Du um diese Zeit noch nicht schläfst. Ganz der Deine.
          Napoleon"

          Nichts wirklich Neues, aber noch mal die Unterstreichung, dass Napoleon morgens noch sehr selbstsicher in seiner Planung war. Diese Planung zu ändern hat es Veränderungen bedurft, wie u.a. dass Lannes auf die Preußen bei Jena stieß und Napoleon sich das später persönlich angesehen hatte.

          Die erste Änderung am Schlachtplan 16. war die Nachricht, dass Lannes mit einem Angriff schon am 13. rechnete, der dann aber ausblieb.

          Dies hat noch nicht zwangsweise zur Folge, dass ein Angriff am 14. stattfinden müsste [siehe unten; machte das aber natürlich sehr wahrscheinlich.]
          Interessanter Weise biwouakierten die Preußen ja so, dass sie eigentlich mit dem Rücken zu Lannes standen: sie nahmen weder die französichen Truppen in ihrer Zahl wie auch die Stellung ernst genug (ohne Kanonen, die ja erst in der Nacht über den Apolda-Steiger hoch gebracht wurden, was wiederum ja als unmöglich galt und womit die Preußen also nicht rechneten). Auch für den 14. morgens rechneten sie (zu Mindest die Führung) nicht mit einer Schlacht, was ihrem Verhalten zu entnehmen war. Und selbst im Laufe des Tages rechneten sie nicht damit, wobei Hohenlohe ja den Rückzug decken aber eine Schlacht nicht annehmen sollte.

          Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
          Nochmal ein Nachgedanke, Napoleon mußte ja am 14. Oktober angreifen, da die Rückzugstendenzen der Preußen offenkundig waren, eine Schlachtverzögerung kam wohl kaum in Frage, ...

          Richtig. Auch Napoleon hätte sich Zeit lassen können, wobei es dann eine ganz andere Schlacht geworden wäre. Und vermutlich ist die von ihm bei den Preußen am 14. gesehene Position/Stellung ähnlich der, die er für den 16. gedacht hatte.

          In Auma am 12. hatte Napoleon in seinem groben Plan für den 14. Bernadotte in Dornburg und Davout in Apolda geplant (was nicht uninteressant für eine geplante Schlacht am 16. ist, dass diese Stellung besser als die in Naumburg sein sollte). Allerdings hatte er auch Lannes für den 15. in Weimar angedacht! Vielleicht wollte Napoleon die Preußen im Viereck Weimar, Jena, Apolda, Dornburg einkesseln?
          Aber, da Napoleon nicht genau genug wusste, wo die Preußen standen, spielt diese Disposition vom 12. eigentlich eher weniger eine Rolle, denn sie war nur eine Vermutung von den Informationen vom 12. aus.


          Wie auch immer:
          Also rückte für Napoleon die Schlacht vom geplanten 16. zeitlich immer weiter nach vorn, wobei, da die Preußen nun mal vor Jena waren und seine Haupttruppen ebenfalls sehr nah, Bernadotte schon fast in Dornburg und Davout in Naumburg (also auch fast in Apolda), so war für Napoleon die Stellung, die er für den 16 geplant hatte (Davout in Apolda!), schon am 14. erreichbar da.

          Und eigentlich sogar "nur" am 14., wie HKDW auch schon festgestellt hat, denn am 15. und erst 16. wären die Preußen zu weit weg von dieser Schlachtposition Richtung Magdeburg gezogen, dass insbesondere Davout ja sogar hätte zurückweichen müssen. Eine ganz andere Schlacht hätte geplant werden müssen, wenn man/Napoleon sie nicht am 14. durchgeführt hätte.


          Für Napoleon wurde also aus dem 16. der 14. Oktober. Was aber noch nicht heißt: 14. Oktober im Morgengrauen! Das ist dann der letzte Schritt.

          Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
          ... Davout und Bernadotte waren eigentlich für eine Schlacht am 16. Oktober plaziert und konnten, ja nach Situation auch dahingehend noch manövriert werden.

          Wobei für die Schlacht am 16. - wie oben schon gesagt - am 14. Bernadotte in Dornburg und Davout in Apolda, nicht in Naumburg (!) sein sollte (dann käme der Tag Ruhepause); dieser "kleine Unterschied", dieser "kleine Formfehler" ließ mich davon sprechen, dass dies der Unterschied zwischen "perfekt" und "fast perfekt" sei. Und, es ließ mich vermuten, dass wenn Napoleon nun Bernadottes Anwesenheit in Dornburg um (k)einen Tag (ein paar Stunden eigentlich) vorzog und ihn schon am 13. Richtung Dornburg dirrigierte, er eventuell Davouts Abmarsch Richtung Apolda vergessen haben könnte.
          Zu Mindest stellte sich mir die Frage, wie Davout bei einem preußischen Angriff auf Lannes von Naumburg aus sowohl die Kanonen hätte hören können wie auch eingreifen sollen, was er auf den "Lannes-Befehl" hin hätte tun sollen (was selbst bei Bernadotte nicht machbar gewesen wärer, der näher an Jena war da Richtung Dornburg beordert). Dieser Lannes-Befehl macht bei Davout noch viel weniger Sinn als bei Bernadotte. Er hätte den gleichen Sinn (der immer noch ein ziemlicher Unsinn gewesen wäre) wie bei Bernadotte gehabt, wenn auch Davout schon am 13. nachmittags Richtung Apolda geschickt worden wäre.
          Aber egal.

          OK.


          "...
          Wenn Sie sich Jena soweit genähert haben, dass man Sie hören kann, geben Sie einige Kanonenschüsse ab. Diese werden das Signal [zum Angriff] sein, wenn wir nicht gezwungen sind, früher damit anzufangen.“

          Das Ende ("... wenn wir nicht gezwungen sind, früher damit anzufangen.“ Womit anzufangen? Mit dem Angriff, das wäre vollkommen offensiv, oder mit der Schlacht, was nicht gegen die Offensive spricht.) kann gut auf die weiterhin geplante Offensive hinweisen. Klar wäre aber auch, dass Napoleon Davout wirklich in der Nähe von Jena haben wollte, wenn die Schlacht beginnt.

          Und das meine ich, dass am 13. Oktober 22 Uhr abends Napoleon die Schlacht noch mit Davout
          plante. Und das heißt für gegen mittags, weil der ja erst einmal kommen musste.

          Und zwischen 22 Uhr und morgens hat Napoleon es sich dann doch anders überlegt. Sicher insbesondere auch, weil die Kanonen erfolgreich über den Apolda-Steiger hochgebracht wurden (was um 22 Uhr noch nicht absehbar war, dass das klappt) und aus dem "kleinen" Brückenkopf, den es zu verteidigen galt, eine gute Angriffsposition (mit den notwendigen Kanonen) wurde, der es erlaubte - auch ohne Davout nah bei Jena - früh morgens anzugreifen.

          Mit den Kanonen. Mit dem Vorteil des Nebels, von dem Napoleon am 13. um 22 Uhr noch nichts wissen konnte. Mit dem Überraschungsmoment. Wie in Austerlitz, wie in Elchingen ...

          Also nicht mehr auf Davout warten: Angriff im Morgengrauen!

          Ab wann wurden die Kanonen denn herauf gebracht?

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          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2969

            Na gut, schön ist doch dass man hier schon lange nicht mehr vom Verräter Bernadotte spricht rost:

            Kommentar

            • Lutz Langer
              Erfahrener Benutzer
              Sergent-Major
              • 03.11.2006
              • 178

              rost:

              Stimmt, das sehe ich auch so!

              Führen wir das ganze also die Tage zu Ende!

              Proooooost!

              Liebe Grüße

              Lutz

              Kommentar

              • Lutz Langer
                Erfahrener Benutzer
                Sergent-Major
                • 03.11.2006
                • 178

                Das Warum, Wieso, Weshalb ...

                Am 21. Oktober begannen Bernadotte gegenüber die "Anschuldigungen" (im Zusammenhang mit dem Elbübergang bei Barby), dass er bei Jena gefehlt hätte. Auf diese konkreten Anschuldigen möchte ich später noch kommen, aber, da sie erst am 21. Oktober auftauchten, gilt es, den Zeitraum vom 14. bis zum 21. Oktober kurz zu untersuchen.

                Ich möchte sicherheitshalber - und ohne vorweg zu greifen - darauf hinweisen, dass mit Beginn der Vorwürfe am 21. Oktober, von Berthier es dann am 21. heißt: "Obwohl der Kaiser davon [vom Fehlen bein der Schlacht] höchst unangenehm berührt war, hat er Sie nicht darauf ansprechen wollen, weil er sich an Ihre früheren Verdienste erinnerte und fürchtete, Sie zu kränken. Aufgrund der Hochachtung, die er für Sie empfindet, hat er es vorgezogen zu schweigen."

                Hiermit wird klar, dass außer Barby und dem Fehlen bei Jena wir wohl kaum mit einer „andere Verfehlung“ Bernadottes rechnen müssen (zumindest keiner, die Offensichtlich werden würde, denn sonst wäre sie am 21. oder danach angesprochen worden). Da Barby nach Berthier anscheinend nur der „Auslöser“ ist, der das Fass so zum Überlaufen bringt, auch das Fehlen bei Jena anzusprechen, so ist Barby also zweitrangig und wir können es erst einmal ignorieren.

                Es kann natürlich gut sein, dass wir hier „nichts“ feststellen, wenn wir die Zeit vom 14. bis 21. untersuchen. Sprich: Napoleon hüllt sich tatsächlich bis zum 21. in Schweigen. Allerdings – so sehe ich es voraus – passt da Einiges nicht wirklich zusammen.

                Also müssten wir uns jetzt die Zeit vom 14. nach der Schlacht bis zum 21. ansehen, um nachzuvollziehen, ob da was Relevantes passiert (soweit es erkennbar ist). Zum Teil kann ich hier aufgrund meiner Bernadotte-Biografien einiges von dieser Seite und manches durch andere Bücher von mir bieten, aber mir fehlen Kleinigkeiten speziell bei Napoleon, Berthier und Davout.

                Also, am 14. abends hat Bernadotte seine über 1.000 Gefangenen gemacht und die Truppen sind bei Apolda. Nach Girod de l’Ain erfährt Bernadotte um 21 Uhr von einem preußischen gefangenen Stabsoffizier, ‚dass Davout sich mit „einem Korps von acht- bis neuntausend [sic!] Mann“ hatte schlagen müssen, um 22 Uhr berichtet ihm sein Adjutant Berton nach seiner Rückkehr aus dem Hauptquartier von dem entscheidenden Sieg, den der Kaiser östlich von Weimar errungen hatte.’


                Ich biete zu Bernadotte (nach Girod de l'Ain) den 15. Oktober bis zum 17.:
                'Am 15. Oktober um 10 Uhr erteilte ihm der Kaiser den Befehl, den Feind zu verfolgen und vernichtend zu schlagen, und präzisierte: "Es steht Ihnen frei, den Umständen entsprechend zu manövrieren." Am 17. Oktober eroberte Bernadotte Halle nach einem 30 Kilometer langen nächtlichen Gewaltmarsch. ...'
                (Zu Halle später noch mal mehr)Nun. Dies ist nichts "Besonderes". Und das ist das Besondere. Am 15. morgens scheint es für den Kaiser zu Bernadotte nichts Negatives zu geben und er schickt ihn - als Korps, dass nicht im Kampf gestanden hat, los, den Feind zu verfolgen. Nun mag sich ja der Kaiser in Schweigen hüllen, aber „es steht Ihnen frei, den Umständen entsprechend zu manövrieren“ widerspricht dem doch etwas. Dies insbesondere im Vergleich mit anderen Vorfällen anderer Marschälle und Generale, die Napoleon nach einem ersten Vorfall anschließend richtig „gängelte“, was sie zu tun und zu lassen und dass sie das genau zu befolgen haben. Diese „Freiheit“ zu geben passt also nicht zu Napoleon, wenn Bernadotte in Napoleons Augen vorher falsch gehandelt hätte.

                Fortsetzung folgt die Tage. Also wenn Euch dazu was ein- und auffällt...!

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                • HKDW
                  Erfahrener Benutzer
                  Colonel
                  • 02.10.2006
                  • 2969

                  Ja merkwürdig, man lese auch in den Bulletins nach der Schlacht, Davouts Corps war ja komplett abgekämpft, konnte also nicht verfolgen, blieb eben Bernadotte, der ja auch günstig stand, sein energisches Vorgehen bei Halle zeigt ja auch keine Langsamkeit, keine Ahnung was dem Hauptquartier sauer aufgestoßen ist, erst Berthier und dann auch Napoleon selbst (nach dem Rechtfertigungsschreiben Bernadottes).

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                  • Lutz Langer
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent-Major
                    • 03.11.2006
                    • 178

                    Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                    ... Bernadotte, ... sein energisches Vorgehen bei Halle zeigt ja auch keine Langsamkeit ...
                    Nun, theoretisch könnte man seitens Bernadottes "Schuldgefühle" anführen. Egal, ob der Marsch nach Halle, die Eroberung Halle, die eine militärische Meisterleistung war, die Verfolgung Blüchers (mit Murat, Lannes, Soult ...), Lübeck ... Man könnte jetzt sagen: er hat was gut zu machen.

                    Aber einerseits gab es zuvor in Bernadottes genügend Beispiele ähnlicher toller "Taten" u.a. Fleurus, Aldenhoven (Juliers) und in Italien, sodass wir hier keine "Besonderheit" bei Bernadotte haben (zu mindest nicht mehr, als ein Soldat, der das Pech hatte, bei einer tollen Schlacht nicht dabei sein zu können und jetzt andere Taten sammelt). Und andererseits gibt es keinen offensichtlichen Grund anzunehmen, Bernadotte müsste sich einer Schuld (ob real oder seitens Napoleons/Berthiers eingeredet) zu diesem Zeitpunkt bewusst sein.

                    Schließlich - nach Berthier - hat der Kaiser ja angeblich bewusst geschwiegen ... Wer sollte da Bernadotte was anderes gesagt haben? Davout zumindest nicht.

                    Und damit wird dann aber Halle ein "Problem" ...

                    Hier erst einmal, ohne dass es relevant ist, eine Darstellung der Schlacht.

                    Quelle: Erich Neuss und Werner Piechocki „Halle an der Saale“, Sachsenverlag, Dresden, Seite 60

                    'Halle wurde bald ein Mittelpunkt der Kampfhandlungen, die dem allgemeinen fluchtartigen Rückzug der Preußen folgten. Aus dem Raum Fürstenwalde war die preußische Reservearmee nach Halle beordert worden, zunächst, um Leipzig und Dresden vor dem französischen Zugriff zu schützen, nach der Katastrophe aber mit der Sicherung des Saale*überganges für die Geschlagenen betraut. Herzog Eugen von Württemberg ließ die über 16000 Mann zählende Armee am rechten Saale-Ufer Stellung beziehen, ohne zu bedenken, dass die Situation ein unbehindertes Zurückgehen auf die Elblinie gerade noch zuließ. Die Fran*zosen unter Marschall Bernadotte erkannten die Schwäche dieses Lagers bei Halle, brachen von Querfurt auf, kamen über Schafstädt und griffen am Morgen des 17. Oktober mit un*gestümer Wucht die strategisch so ungemein wichtige „Hohe Brücke" in der Nähe von Passendorf an. Der Herzog zeigte sich in keiner Weise der Lage gewachsen. Den Angreifer völlig unterschätzend, ritt er nach einigen Anordnungen in die Stadt zurück, um vor allem den Abtransport der umfangreichen Bagage zu sichern. Zu spät! Nach heftigem Artillerie*feuer überrannten drei Regimenter der Division Dupont die Hohe Brücke, stürmten sie, trieben die Preußen zum größten Teil in die Saale oder nahmen sie gefangen. Rasch drangen die Sieger durch das Klaustor und die Große Klausstraße zum Marktplatz vor. Überall in der Stadt entwickelten sich nun Straßengefechte. In der Galgtorvorstadt und in der Gegend des Steintores wurde besonders heftig gekämpft, da sich hier die Preußen zum Rückzug sam*melten. Nach stundenlangem Ringen war zwar die Straße nach Dessau für einen Teil der geschlagenen Verbände gesichert, doch die Niederlage der Reservearmee bei Halle war voll*ständig. Tragisch gestaltete sich bei diesen Kämpfen das Schicksal des Regiments von Treskow. Es war aus der Gegend von Aschersleben zur Unterstützung der Reservearmee herangerufen worden, stieß jedoch in der Nähe der Heide auf die Division Drouet, mußte den von ihm besetzten Bahrdtschen Weinberg bald aufgeben und geriet beim Rückzug nach Norden in den Hohlweg zur Kröllwitzer Papierfabrik. In völliger Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten glaubte v. Treskow hier eine Saalebrücke als ungefährdeten Übergang zum anderen Ufer zu finden, sein Regiment wurde jedoch zwischen Fabrik und Fluss völlig auf*gerieben oder gefangengenommen.
                    Was Halle als erste von den französischen Truppen im Sturm eroberte preußische Stadt zu erdulden hatte, soll nicht ausführlich geschildert werden. Die Verluste durch Plünderung und die finanzielle Belastung waren groß, weil Gefangene beköstigt. Verwundete aufgenommen und die Sieger bewirtet werden mussten. Am 19. Oktober 1806 zog Napoleon mit seiner Garde, annähernd 22000 Mann, in Halle ein, von den Bewohnern mit ängstlicher Spannung erwartet.'

                    Wichtig: es handelte sich hierum ein Reservekorp, welches noch nicht in der Schlacht gestanden hatte, also keine demoralisierten Truppen ...

                    Fortsetzung folgt demnächst.
                    Zuletzt geändert von Lutz Langer; 27.11.2007, 21:11.

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2969

                      siehe auch, sehr interessant

                      Kommentar

                      • Lutz Langer
                        Erfahrener Benutzer
                        Sergent-Major
                        • 03.11.2006
                        • 178

                        Lieber HKWD!!! Das ist für mich ja fast wie ein kleines/großes Weihnachtsgeschenk, solch einen Text zu bekommen!!!!

                        Und, man muss sich wirklich mal die Mühe machen, das zu lesen (was natürlich nicht Dir, HKWD, gilt, sondern den anderen), weil es so typisch für Bernadotte ist. Ich picke Kleinigkeiten raus, weil ich es an anderer Stelle zu Halle (und auch zu anderen Orten und Begebenheiten) habe:

                        'Die Sieger zu loben bedarf es hier nicht. Sie waren tapfer, denn sie besiegten die Tapferen, und in ihrer Mitte, fehlte es nicht an Zügen eines hohen Muhtes, einer ruhigen Gelassenheit in der Todesgefahr, aber auch nicht an Zügen der Menschlichkeit und der Großmuth.'


                        18. Oktober
                        ...
                        'Der Magistrat machte in Vereinigung mit der Universität dem Marschal Prinz v. Ponte-Corvo, dessen Korps die Stadt eroberte, seine Aufwartung, und wurde sehr gnädig von ihm aufgenommen. Er versprach, alles zu thun, um der Stadt das erlittene Unglück zu erleichtern, versprach auch der Universität und allen ihren öffentlichen Gebäuden seinen Schutz. An allen Thüren derselben wurden daher Sauvegarden geheftet; doch kam dies für den schönen akademischen Hörsaal, auf der Waage, zu spät, welchen man gleich nach dem Treffen zu einem Lazarethe bestimmt und deshalb alle Bänke und das Katheder zerschlagen und in den Hof gestürzt hatte. Doch unterblieb jetzt die Einrichtung zu einem Hospitale.'

                        Bernadotte, der ritterliche ..., der mit seinen Gegnern und Besiegten sehr menschlich umging und vor allem die Universität schützt (er war in Gießen 1798 Ehrendoktor geworden; Plünderungen unter Bernadotte wurden von ihm schnell bestraft und eingestellt, wobei auch hier es böse Verleumdungsgeschichten gibt, wie Nürmberg oder Halbwahrheiten, wenn bei der Eroberung von Lübeck der Teil weggelassen wird, wo Bernadotte nach der Kapitulation Blüchers wieder nach Lübeck zurückkommt und die Plünderungen beendet (er und nicht Soult oder Murat).

                        Und dann kommt es:

                        20. October

                        'Heute war der für Halle ewig denkwürdige Tag, der Ankunft Napoleons in ihren Mauern und der Aufhebung der Universität.'

                        Und, wenn man den gesamten Text liest, dann wird dem Angreifer und Eroberer Bernadotte erstaunlich viel Achtung und Respekt entgegengebracht, während unter Napoleon - er hat ja nicht nur die Universität schließen lassen, sondern der gesamte "Ton" wurde wohl rauher - es wohl nicht gerade "so gut" war. Der "denkwürdige" Tag war wohl eher negativ gemeint.

                        Interessant. Und ganz ausdrücklich betont!

                        Denn Bernadotte hatte laut Zeitzeugen aufgrund seines lobenswerten Verhaltens immer wieder (Ausnahmen, die zu Lebzeiten/in Augenzeugenberichten zu finden sind, sind eher selten) einen sehr exzellenten Ruf, was hier absolut bestätigt wird. Klar, dass auch Napoleon so etwas wusste und nicht mochte. Und dass solche (immer wieder in beider Leben vorkommenden Konflikte) unterschiedliche bis gegensätzlichen Handhabungen wie die Schutzerklärung Bernadottes bezüglich der Universität und dem Verbot der gleichen durch Napoleon, es immer wieder zu Spannungen kommen musste.

                        Aber: Spannung, kleiner Konflikt, wegen einer Universität? Ein Bezug zu Jena ist nicht erkennbar.

                        Die Episode Halle ist aber hier noch nicht fertig. Hab noch was, aber das später...

                        Liebe Grüße

                        Lutz

                        Kommentar

                        • Lutz Langer
                          Erfahrener Benutzer
                          Sergent-Major
                          • 03.11.2006
                          • 178

                          OK. Weiter, nach einem Quercheck, wobei Klaeber am meisten hat, andere Biografen aber das ganze weitgehend bestätigen.

                          Seite 180/181
                          'Die Befehle2) [Fußnote 2) Foucart bringt alle wortlich.], die dieser am 15. und 16. Oktober erhielt, also zu einer Zeit, wo der Kaiser die Ereignisse bei Auerstädt, im besonderen auch die schweren Verluste des Davoutschen Korps kannte, ließen nicht die geringste Unzufriedenheit mit des Fürsten Verhalten erkennen. Sie wiesen ihn über Auerstädt, Bibra und Querfurt nach Halle, das er am 17. durch die jetzt heran*gekommene 3. Division seines Korps, Dupont, erstürmen ließ. Zwei Generale, 150 andere Offiziere, 5000 Mann, 4 Fahnen und 30 Geschütze des preußischen Reservekorps des Herzogs Eugen von Württemberg fielen in die Hände des Fürsten. Es war also keineswegs eine demoralisierte Truppe, wie des Fürsten Feinde be*haupten, die Halle verteidigt hatte, sondern ein Korps, das noch gar nicht im Kampf gewesen war. Deshalb fand die Einnahme von Halle auch die vollste Bewunderung des Kaisers, als dieser am 20. Oktober über die Hohe und Schieferbrücke ritt, die am 17. Oktober durch den Fürsten gestürmt worden waren. Er ver*glich1) [Fußnote 1) Segur.] die Tat mit der Erstürmung der Brücke bei Lodi am 10. Mai 1796 und äußerte dann: „Ich weiß nicht, ob ich mit weniger als 50000 Mann angegriffen hätte, selbst wenn die Stellung nur durch 25- bis 30 000 Mann 2) [Fußnote 2) Die beiderseitigen Streitkräfte am 17. Oktober waren etwa gleich gewesen.] verteidigt wäre. Bernadotte fürchtet nichts ³) [Fußnote 3) Sarrans.]." Aber schon waren die Feinde des Fürsten von Ponte-Corvo an der Arbeit, um den Kaiser gegen ihn einzunehmen. Man hinterbrachte ihm, daß der Fürst nach dem Einrücken in Halle der Universität seinen Schutz zugesagt hatte, so daß er noch am 20. an Berthier schrieb: „Treffen Sie Verfügung, daß die Universität geschlossen wird. ... Wenn morgen noch Studenten in der Stadt betroffen werden, sollen sie eingesperrt werden, um den schlechten Geist nicht aufkommen zu lassen, den sie ver*breiten 4) 4 [Fußnote 4) Landsberg, „Rheinischer Antiquarius''.]."'


                          Etwas Quatsch ist die Geschichte mit "... wenn die Stellung nur durch 25- bis 30 000 Mann verteidigt wäre.", denn beide Seiten waren ca. 16.000 Mann stark, wobei die Division Dupont anfänglich alleine angegriffen hatte. Wie auch immer haben teilweise die anderen Biografen auch diese Aussage.
                          Vielleicht lag ein Versehen vor und Napoleon hatte geglaubt, die Stadt wäre stärker als 30.000 Mann verteidigt. Trotzdem drückt es Hochachtung aus

                          Girod de l'Ain hat:
                          'Als Napoleon 3 Tage später in die Stadt einzog, soll er zu Marschall Lefebvre gesagt haben: "Was? Diese Brücke haben sie genommen? Die hätte ich nicht mit 60.000 Mann anzugreifen gewagt!".'

                          Sir D.P. Barton hier fast das gleiche S169:
                          '"Ich weiß nicht, ob ich den Sturm mit weniger als fünfzigtausend Mann gewagt haben würde", sagte er überrascht. "Bernadotte scheut vor nichts zurück. Eines guten Tages wird der Gascogner erwischt werden."

                          Diesen letzten Satz haben auch andere. Interessant, wie es bei Barton weiter geht:
                          'Als Bernadotte den letzten Satz erfuhr, murrte er, dass der Kaiser und sein Stab eine tapfere Tat ungerechterweise herabwürdigten, indem sie dieselbe als ein Stückchen tollkühner Verwegenheit hinstellten.
                          Aus dem Hauptquartier schrieb ihm sein Freund Marschall Lefebvre: "... sie sind enttäuscht. Es würde ihnen besser gefallen, wenn Sie keinen Erfolg gehabt hätten."

                          Wie auch immer, Fazit:
                          Klaeber spricht die Befehle des Kaisers an, die bei Foucart wörtlich stehen sollen und keinen Anlass geben, dass Napoleon mit Bernadotte wegen Jena unzufrieden sein könnte. Natürlich könnten wir Foucart nun auch noch prüfen, aber ich denke, das können wir uns sparen.

                          Die Eroberung Halles war ein - eventuell etwas waghalsiges - Meisterstück. Napoleon war in jedem Fall beeindruckt - egal, ob auch er seine Äußerung wortwörtlich ernst meinte oder wirklich das Ganze durch Leichtsinn herunterspielen wollte (dies glaube ich weniger) oder eine Mischung von Hochachtung und Leichtsinnsicht.

                          Halle birgt jetzt das Probleme: Halle war als Meisterleistung eigentlich etwas, was eine "Wiedergutmachung" für das Fehlen bei Jena (ob absichtlich oder unabsichtlich) genannt werden könnte und wenn nicht vollständig, so wenigstens in Ansätzen; wird aber später bei den Vorwürfen vollkommen ignoriert, als hätte es Halle nicht gegeben.
                          Und durch Halle wird aber auch der Tadel eigentlich schwieriger, denn jemanden zu tadeln, der gerade bestens gekämpft hat?

                          'Aus dem Hauptquartier schrieb ihm sein Freund Marschall Lefebvre: "... sie sind enttäuscht. Es würde ihnen besser gefallen, wenn Sie keinen Erfolg gehabt hätten."'
                          Es ist jetzt nur eine Vermutung von mir (und auch nicht relevant), aber im Hauptquartier (Berthier und Co.) war man wenig erfreut über Bernadottes Erfolg. Warum?
                          Dies mag sein, dass mit und um Berthier eh ein paar fiese Konsorten waren, die Bernadotte nicht leiden konnten. Aber, vielleicht auch umgekehrt: Bernadotte das Fehlen bei Jena (Auerstedt) in die Schuhe zu schieben, konnte JETZT noch nicht gemacht werden. Man brauchte einen neuen Anlass ...

                          Letzteres ist pure Vermutung von mir, würde aber sogar passen. Und wenn kein Anlass von alleine passiert, wird halt etwas erfunden.

                          Dazu ein ander mal mehr.
                          Zuletzt geändert von Lutz Langer; 30.11.2007, 08:01.

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                          • Lutz Langer
                            Erfahrener Benutzer
                            Sergent-Major
                            • 03.11.2006
                            • 178

                            Bernadotte verließ einen Tag von Napoleon Halle mit neuen Befehlen.

                            Nach Klaeber, S 181
                            'Schon tags zuvor hatte der Fürst von Pontecorvo Halle verlassen, um, wie befohlen, nach Aschersleben zu gehen. In Alsleben angekommen, traf ihn aber am 20. früh der Befehl, nur eine Division nach Aschersleben marschieren zu lassen, mit allen übrigen Truppen aber über Kalbe oder Bernburg an den Einfluß der Saale in die Elbe zu gehen und diese nach Herstellung einer Brücke zu überschreiten. Der Fürst begab sich sogleich nach Bernburg und beorderte dorthin die Divisionen Dupont und Drouet, während Rivaud, der bereits über Alsleben hinaus war,' im Marsch auf Aschersleben blieb. Von Bernburg erkundete der Fürst die Übergangsstelle und die Mittel für einen Brückenschlag und traf am Abend des 21. in Bernburg wieder ein.'

                            Klaeber schreibt hier - leider als einziger - sehr genau, wobei er immer wieder Foucart als Quelle für die Befehle angibt. Hat da einer von Euch was?

                            Nach wie vor und wieder nichts ungewöhnliches bezüglich Jena. Auch wenn diese Befehle vom 19. und 20. nicht wörtlich wiedergegeben werden, so glaube ich, Klaeber hätte es getan, wenn da was Relevantes gewesen wäre.
                            Jedenfalls kommen wir - wenn ich wieder Zeit zu schreiben habe - zum 21. und zu den Beschuldigungen und da wäre Foucart wirklich wegen einer Ungereimtheit ganz klasse.

                            Liebe Grüße

                            Lutz

                            Fortsetzung folgt die Tage

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                            • HKDW
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                              Colonel
                              • 02.10.2006
                              • 2969

                              Ich lese den Foucart gezielt nochmal auf den Zeitraum 14.10 bis 22.10 durch und bring hier die Berichte.

                              Kommentar

                              • Lutz Langer
                                Erfahrener Benutzer
                                Sergent-Major
                                • 03.11.2006
                                • 178

                                Hallo HKWD. Das wäre super.

                                Also, Klaeber, Seite 181 und 182:
                                „Halle, den 21. Oktober, 8 Uhr früh5).
                                Der Kaiser befiehlt Ihnen, im Laufe des 21. und in der Nacht die Elbe zu überschreiten. Wenn aber der Feind das Übersetzen verhindern sollte, ist Ihnen freigestellt, nach Dessau zu marschieren und den Fluss auf der dort hergestellten Brücke zu überschreiten, ..."


                                5) Foucart: Campague de Prusse, S. 185 ff.


                                Findest Du den?
                                Du bräuchtest ihn jedenfalls nicht abtippen. Hauptsache, er ist auffindbar.
                                (Irgendwie habe ich gerade auch ein Deja-Vu-Erlebnis, als hätten wir das schon mal geklärt. Ich guck jetzt aber nicht nach und: ich will einen Hauch mehr checken, als damals)

                                (Wie teuer war der Foucart?)

                                :-)
                                Zuletzt geändert von Lutz Langer; 05.12.2007, 09:35.

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