Neuverfilmung Krieg und Frieden

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  • pique51
    antwortet
    Das stimmt nicht so ganz. Man kann es auch besser machen, aus als "TV Ereignis". Wenn man z.B. die Andreas Hofer Verfilmung anschaut, die Österreich vor 2 Jahren produziert hat, war diese Verfilmung sehr gelungen. Klar, sie hatte auch Schwäche, aber es war historisch korrekt, die Kostümen waren OK, und die Geschichte sehr spannend aufgenommen.

    Grüße
    Pierre-Yves

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  • Blesson
    antwortet
    Hier einige Filmkritiken, die ich erst jetzt gelesen habe:

    DIE ZEIT http://www.zeit.de/2008/02/TV-Krieg-und-Frieden?page=2
    Der Spiegel http://www.spiegel.de/kultur/gesells...526659,00.html
    Fokus http://www.focus.de/kultur/medien/me...id_231380.html

    Ist mir viel zu zahm - die Kritiker müssen Tomaten auf den Augen gehabt haben. Ich sehe mit meinem Wissen die Dinge mit sehr viel kritischeren Augen und dann muß eben ein Verriß sein.

    TV hin oder her. Wer sich als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent an einen solchen Stoff wagt, verhebt sich einfach und trivialisiert, so daß sich die Balken biegen.

    Als reines Kammerstück wäre die Verfilmung wohl ganz brauchbar gewesen, denn da hätte man mehr Sorgfalt in die Dialoge oder die Ausstattung der Hauptpersonen stecken können, aber hier vergleicht man unwillkürlich mit der weitaus gelungneren Verfilmung von Bondartschuk. Ich mag es nicht, wenn man Motive herbeikonstruiert, um der Handlung einen scheinbar tieferen Sinn zu geben.

    Also meldet man brav: "Herr Kriminalkommissar, habe zwar keinen Toten gefunden, aber dafür ein Motiv". Mit dem Holzhammer muß es jeder begreifen.

    Bei einem 27 Millionen Etat hätte mehr herauskommen müssen - niemand erwartet hier eine Dokumentation, sondern einfach gehobene, werktreue Unterhaltung mit - wenn es geht - auch opulenten Bildern. Diese Erwartungen erfüllt die Verfilmung nicht - selbst einige gelungene Passagen ändern nichts daran, daß die Verfilmung einfach nur abschreckend wirkt und knapp am Desaster entlang schliddert.

    Die Lehr von der Geschicht, versuch es mit TV-Historie nicht.

    LB
    Zuletzt geändert von Blesson; 14.01.2008, 23:02.

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  • CarpeDiem
    antwortet
    Man sollte doch bei allem Respekt vor dem hier Vorgetragenen eines bedenken, diese Verfilmung ist doch allein für den "normalen" Fernsehkonsumenten gemacht und soll allein nur diesen beglücken. Es kann doch niemand von den Forumlern hier ernsthaft erwarten, dass man bei dieser Ausgangslage irgend etwas für historische und geschichtliche Haarspaltereien übrig hat.

    Deshalb rate ich dringend von Vergleichen mit dem Original ab. Das Ergebnis ist allen vorher bekannt. Auch in der Zukunft ist nichts anderes zu erwarten, wenn sich Regisseure unserer Tage "fernsehgerecht" an eine solche Thematik heranwagen.

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  • pique51
    antwortet
    Lieber Blesson,

    man merkt, daß Sie herzhaft beim Thema sind, und daß es bei Ihnen richtig Emotionen aufruft !
    Für mich das Highlight des dritten Teil (zusätzlich zu der Liste von Blesson)war folgendes:

    - der "General" Murat, anstatt Marschall, oder noch besser für 1812, der König von Neapel.
    - Kutusov ist der alleinige Generaloberhaupt der russischen Kräften, und das seit Anfang des Feldzuges.
    - Die beste Szene überhaupt: Kutusov zieht sich mit seinem Stab in seinem Büro und entscheidet sich für den Rückzug. Es sah ungefähr wie die Szene aus dem Bunker, 1945, in dem Hitler mit seiner Gefolgschaft über die Situation an der Front debatiert. Unglaublich !!!

    Überhaupt war ich auch die ganze Zeit erstaunt zu sehen, daß Napoleon Russland angreift und kommt bis nach Smolensk, aber die hälfte der russischen offiziere weilt nach wie vor daheim und genießen den russischen Sommer. Erst nach Smolensk denken sie sich, daß es an der Zeit wäre, langsam mal an der "Front" zu schauen. Eine unglaubwürdige Situation !!!

    Anschließend muß ich aber den Regisseur dankbar sein: die einzige Szene, wo man Napoleon im Vordergrund und seinen Stab im Hintergrund zeigt, lehrt uns, daß ENDLICH Napoleon größer war, als seinen ganzen Stab zusammen. Hört, hört, endlich ist es bewiesen: er war doch gar nicht soooo klein !!!:

    Schöne Grüße
    PY

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  • joerg.scheibe
    antwortet
    Und überhaupt, Rußland muß ein sehr spezielles Klima haben, denn dort schneite es bekanntlich im Juli/August 1812 beim Übergang über den Njemen

    Verehrter Herr B.,

    wer zeitgenössische Erinnerungsliteratur liest, weiß, daß -entgegen modernistischer Auffassung- Russland im NORDEN von Deutschland liegt.
    Da kann es schon mal schneien

    Gruß
    Jörg

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  • Blesson
    antwortet
    Noch so eine Petitesse:

    Als der junge Bolkonski sich reisefertig macht, um an die Front zu gehen (was für ein wunderschöner Anachronismus - ich dachte immer, man zieht ins Feld), da wirft er eine widerwärtige Plastik-Pistole (!) mit den Karten (!) in einen Koffer (!), um seinen lustwandelnden Widersacher gegebenenfalls zu meucheln. Abgesehen von der etwas dämlichen Konstruktion, hätte da wohl noch das Ehrengericht ein Wörtchen mitzureden gehabt....

    Und überhaupt, hat er keinen Burschen, der uns diese Widerwärtigkeiten vom Leibe hält?

    Dann trifft er seinen Rivalen in Smolensk, wo nur die höhere Eingebung des Regisseurs verhindert, daß man sich gegenseitig ans Leder geht. Und später diese überaus rührende Vergebungsszene im sog. Lazarett, wo man wieder lernt, daß der Mensch erst in der Not zur wahren christlichen Nächstenliebe findet. Einfach geschmacklos.

    Übrigens das Lazarett, Florence Nightingale läßt grüßen, ist doch auch recht hübsch sauber und ordentlich, es hat sogar richtige Feldbetten. Irgendwie kann ich mich erinnern, etwas anderes gelesen zu haben, aber ein Regisseur hat immer recht. In diesem Fall wäre das Authentische sogar billiger gewesen, man hätte nur Stroh und einige Bretter benötigt.

    LB
    Zuletzt geändert von Blesson; 14.01.2008, 16:09.

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  • Blesson
    antwortet
    Zitat von Madame de Canisy Beitrag anzeigen
    Beim heutigen 3. Teil habe ich endlich etwas von der berühmten "russischen Seele" erkennen können. Natascha spielte am Klavier Beethovens Mondscheinsonate. Einmal ist es sogar zeitlich plausibel und zum anderen drückt gerade dieses Stück eine sehr große Melancholie aus, die den Russen eigen sein soll (natürlich kann man das nicht verallgemeinern). Für die Darstellung der zerrütteten seelischen Verfassung Nataschas ist kein anderes Musikstück so gut geeignet, wie die Mondscheinsonate. Bravo!
    Tja, wenn da nicht der moderne Konzerflügel gewesen wäre, dessen Mechanik und dessen Hersteller ein bißchen zu deutlich zu sehen waren. Ein Hammerklavier wäre besser gewesen. Oder täusche ich mich da?

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  • BrbHusar
    antwortet
    Hallo,

    ein Problem des 3. Teils, wie bereits zuvor, war, dass die Chronologie des Films ziemlich durcheinander war. Die Abläufe um Nataschs Untreue fanden im Winter 1810/11 statt. Da stand Andrej an der Memel, wo bereits die ersten Franzosen herüberlugten. Plötzlich gab es einen zeitlichen Sprung von 1,5 Jahren bis Juni 1812. Beim Verhalten der Protagonisten war diese Zeitlücke überhaupt nicht zu erkennen. Sie machten da weiter, wo sie 18 Monate zuvor aufgehört hatten.

    Rolf

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  • Madame de Canisy
    antwortet
    Zitat von Drusus Beitrag anzeigen
    Diesmal ist mir aufgefallen, dass beim Kartenspiel Papiergeld eingesetzt wurde. War das damals wirklich schon so üblich oder wurde nicht eher in harter (Silber und Gold) Münze gezockt?

    Viele Grüße,
    Günter
    Ich kann mich erinnern, dass Napoleon während des Feldzuges Russland mit falschen Assignaten überschwemmt haben soll, um den Krieg auch wirtschaftlich auszufechten. Deshalb denke ich, dass das mit dem Papiergeld in Ordnung geht (ich habe aber zunächst auch gestutzt). Wie nun die Praxis beim Kartenspiel war, lässt sich daraus allerdings nicht folgern.

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  • Blesson
    antwortet
    Der Sommer, der ein Winter war.

    Hurra, endlich sind wir auch psychologisch auf dem Niveau der B-Film-Pictures angelangt, wo der Film bei der Komparserie und den Requisiten schon immer war. So viel plattes Seelenleben war doch ein bißchen schwer zu verdauen. Die Glaubwürdigkeit ist bei so vielen plumpen Konstrukten einfach dahin.

    Ein Beispiel: Bei einer Soirée soll der junge Galan Kuragin eine junges Fräulein angrapschen können, ohne daß es jemand merkt? Die Gouvernante oder Gesellschafterin werden immer darüber gewacht haben, daß die Mademoisselle aus gutem Hause immer hübsch fein von den Herren separiert blieb.

    Und da steht einfach im Vestibül etwas Rattengift in Apothekengläsern des frühen 20 Jahrhunderts prêt à porter für suizidal veranlagte junge Mädchen herum, die im hellen Silberlichte des Mondes natürlich sofort das richtig wirksame Gift finden. Ich wage gar nicht zu fragen, ob das damals überhaupt schon bekannt war, denn das sind wahrlich Petitessen. Die orale Dosis von ca. 10-20g war anscheinend doch nicht ausreichend für das junge Ding, oh hätte man ihr doch besser Wasser gereicht, damit es besser hinuntergeht, aber nun springt sie doch wenige Stunden nach versuchter Selbsttötung wieder putzmunter umher, um sich ein Liebesbekenntnis anzuhören. Gut, sie war ein bißchen blaß und überhaupt schrecklich verwirrt. Man darf dem Regisseur für den überaus küriosen Einfall billiglich gratulieren - es hat einfach nicht gereicht, daß das junge Ding ein paar Tage lang in die Kopfkissen schluchzt, da muß einfach ein gröberes Geschütz her, nach dem Motto: Schaut her Mütter, seht wohin die Verzweifelung führen kann.

    Und überhaupt, Rußland muß ein sehr spezielles Klima haben, denn dort schneite es bekanntlich im Juli/August 1812 beim Übergang über den Njemen, und dann muß man natürlich Schlitten fahren, weil die Regie einen genialen Einfall hatte. Oder liegt Rußland neuerdings auf der Südhalbkugel, oder besser noch in der Arktis, weil dort immer Winter ist? Als Anhänger des Kausalitätsprinzips und der Logik bin ich wohl ein bißchen überfordert.

    Und dann die Requisiten, ich kann immer nur stöhnen:

    - Baustellenlaternen für nächtliche Suchaktionen nach verloren gegangenen Töchtern. Noch nie was von Blendlaternen gehört?
    - Petroleumlampen en masse, wo die Lampes bouillotes doch besser gepaßt hätten
    - Die falsch präparierten Schreibfedern
    - Gründerzeitmobiliar en masse in den Schlafzimmern

    und beim Militair ein einziges Desaster:
    - Ein franz. Degen für einen russischen Stabsoffizier, was ich doch für sehr erklärungsbedürftig halte
    - Ein englisches Hafenmeisterteleskop M 1900 bei Freund Napi und den Ruskis. Für mich ungefähr so, als würde ein Automobil durch die Szene fahren.
    - Diese Katastrophen-Kragen
    - Die Pappkanonen
    - Die unsäglichen Monturen
    - Das falsche Kartenmaterial
    - billige, schlechte und falsche Ordensimitate

    Andere werden noch Schlimmeres registriert haben. Ja, ja, man kann schrecklich viele Fehler machen, und dadurch wird einfach alles andere, was vielleicht gar nicht so übel gelungen ist, völlig entwertet. So was verdirbt mir einfach den Genuß.

    LB
    Zuletzt geändert von Blesson; 14.01.2008, 16:04.

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  • Blesson
    antwortet
    Gunter,

    ob es bei den Russen schon Papiergeld gab, wäre noch zu klären. Für wahrscheinlicher halte ich Goldmünzen, was in Frankreich z.B. dem Napólón d'or entsprochen hätte.

    Bei diesen hohen Beträge wären möglicherweise auch Schuldscheine üblich gewesen, aber das ist halt nicht so eindrucksvoll aus wie Papierberge.

    LB
    Zuletzt geändert von Blesson; 13.01.2008, 23:39.

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  • Drusus
    antwortet
    Diesmal ist mir aufgefallen, dass beim Kartenspiel Papiergeld eingesetzt wurde. War das damals wirklich schon so üblich oder wurde nicht eher in harter (Silber und Gold) Münze gezockt?

    Viele Grüße,
    Günter

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  • Blesson
    antwortet
    Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
    @Blesson,

    Ingenieurgeograph? Der sieht eher aus wie von der Quartiermeister-Suite. Ingenieurgeographen wurden als eigene Truppe erst nach den napoleonischen Gruppen aus o.g. Suite aufgestellt. Allerdings erfüllte sie bereits vorher ähnliche Aufgaben wie Kartieren usw.

    Gunter
    Guter Günther,

    ich habe die Memoiren des Herrn Gelesen. Er war am 1807, an dem dieses Bild entstand, als Ingenieurgeograph beim Quartiermeisterstab des Generals Baclay de Tolly. Also stimmt wohl Deine Zuordnung.

    Siehe:

    Friedrich von Schubert: Unter dem Doppeladler - Erinnerungen eines Deutschen in russischem Offiziersdienst 1789-1814, Koehler Stuttgart, 1962
    Sehr lesenswert

    LB

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  • Madame de Canisy
    antwortet
    Beim heutigen 3. Teil habe ich endlich etwas von der berühmten "russischen Seele" erkennen können. Natascha spielte am Klavier Beethovens Mondscheinsonate. Einmal ist es sogar zeitlich plausibel und zum anderen drückt gerade dieses Stück eine sehr große Melancholie aus, die den Russen eigen sein soll (natürlich kann man das nicht verallgemeinern). Für die Darstellung der zerrütteten seelischen Verfassung Nataschas ist kein anderes Musikstück so gut geeignet, wie die Mondscheinsonate. Bravo!

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  • Gunter
    antwortet
    @Blesson,

    Ingenieurgeograph? Der sieht eher aus wie von der Quartiermeister-Suite. Ingenieurgeographen wurden als eigene Truppe erst nach den napoleonischen Gruppen aus o.g. Suite aufgestellt. Allerdings erfüllte sie bereits vorher ähnliche Aufgaben wie Kartieren usw.

    @Jörg,
    eigentlich ist das garnicht so krass wie du schreibst. Man hätte die hohen Kragen eigentlich auch für 1812 nehmen können, mit Tschakos ähnlich wie bei den Franzosen. Das wäre sogar noch authentischer gewesen als die
    geschweiften.

    Viele Grüße,

    Gunter

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