Neuverfilmung Krieg und Frieden

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Blesson
    antwortet
    Im II. Teil war Bolkonskis merkwürdiger Uniformrock näher zu bewundern. Da der zuständige Gewandschneider sich offenbar für Dual Use entschieden hat, war als Kompromiß eine fliegende Untertasse mit viel zu weitem Halsausschnitt zu bewundern.

    Bis 1805/6 ein sehr hoher Kragen, bis an das Ohrläppchen reichend, vorne aber immer schräg angeschnitten und einen Spalt breit zwischen den beiden Knöpfen auf der Brustklappel. Ab 181x (wann genau?) wurde die nun mehr gerade Kragen vorne mit Haken verschlossen, infolgedessen also niedriger. Der hier zu sehenden Kragen war ein bißchen offen, ein bißchen zu niedrig, aber kein bißchen schräg...

    Der Mantelkragen war offensichtlich als Kugelschutz gedacht, so dick war er. Ein Wunder, wenn der Gute noch seinen Kopf wenigstens hübsch geradeaus strecken konnte.
    Zuletzt geändert von Blesson; 10.01.2008, 17:03.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Bellinghusar
    antwortet
    Zitat von Canut Beitrag anzeigen
    Es sah in dieser Verfilmung ziemlich merkwürdig aus, wie Natascha sich ans Bolkonskis Schulterschmuck festkrallte.
    Vielleicht auch reiner Selbstschutz der Dame?
    Schaut Euch den Hungerhalen doch mal an...eine schwungvolle Drehung des Herren und Madamchen liegt in der Champagner-Bowle!

    Einen Kommentar schreiben:


  • BrbHusar
    antwortet
    Liebe Madame de Canisy,
    leider hat die Verfilmung die Wirkung, die ich befürchtet habe. Für jemanden, der das Buch nicht gelesen hat, ist der chronologische Ablauf nicht korrekt nachvollziehbar.

    Ich habe daher noch einmal im Buch geblättert.

    1805 : Natascha ( 12 Jahre ) hat Andrej vor dem Tod seiner Frau nie gesehen.

    1806 : Anfang des Jahres kam Andrej nach seiner Verwundung bei Austerlitz zurück. Seine Frau starb.

    1809 : Im Frühjahr besuchte Andrej die Familie von Natascha ( 16 Jahre ) auf ihren Gütern. Hier erste Begegnung mit Natascha ( Fensterscene ).

    1809 : 31. Dezember, der besagte Ball

    1810 : Anfang des Jahres Heiratsantrag. Danach Reise Andrejs für ein Jahr zur Kur ins Ausland, nicht zur Armee.

    1810 : Ende des Jahres Opernscene mit der "Anmache" Anatols gegenüber Natascha.
    Hat aber nichts mit Rache gegen Andrej zu tun, da der mit Anatols Hochzeit nichts zu tun hatte.

    Wir wollen mal sehen, wie es weitergeht.

    Rolf

    Einen Kommentar schreiben:


  • Madame de Canisy
    antwortet
    @ Rolf:
    Der Ball im Film fand zwischen 1805 und 1807 statt, in der Handlung sind wir bisher noch nicht bei 1810/11. Gegen Ende des ersten Teils war ja erst das Treffen auf der Memel, das bekanntlich 1807 stattfand. Also dürfte Blesson doch recht behalten.

    Einen Kommentar schreiben:


  • BrbHusar
    antwortet
    Hallo Blesson,

    eine kleine Korrektur : Offiziersepauletten wurden in Russland 1807 ( linke Schulter ) und 1809 ( beide Schultern ) eingeführt. Der Ball fand, wenn ich mich richtig erinnere, im Winter 1810/11 statt. Demnach gab es bereits Epauletten.

    Rolf

    Einen Kommentar schreiben:


  • Latour-Maubourg
    antwortet
    Zitat von Madame de Canisy Beitrag anzeigen
    Wird der Name "Bagration" heutzutage tatsächlich so deutsch ausgesprochen? Ich lese den Namen immer mit englischer Aussprache, denn der gute Mann war doch gebürtiger Schotte, oder irre ich da?
    auf georgisch würde es korrekt Bagrationi heissen.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Madame de Canisy
    antwortet
    Danke für die Aufklärung, Norbäär! Dann werde ich mich wohl umgewöhnen müssen.

    Zitat von Norbäär Beitrag anzeigen
    An die Decke springen könnte ich immer, wenn man statt Waterloo Wooderluu, Woterlu o.ä quakt.
    Geht mir genauso - meine Mutter sagt auch immer "Woderlu", ich kann ihr das nicht abgewöhnen! Zu sehr von Abba beeinflusst ...

    Einen Kommentar schreiben:


  • Norbäär
    antwortet
    Bagration

    Bagration ist georgischer Abstammung und wird gesprochen wie geschrieben. Wie ich diese Anglisierungen hasse. An die Decke springen könnte ich immer, wenn man statt Waterloo Wooderluu, Woterlu o.ä quakt. Der Ort liegt in Belgien und nicht England und wird gesprochen wie geschrieben.

    Gruss Norbert

    Einen Kommentar schreiben:


  • Madame de Canisy
    antwortet
    Wie zu erwarten gab es auch im zweiten Teil so manchen Patzer ...

    Am erstaunlichsten fand ich das Haus Besuchows. Ein Palais ist ja in Ordnung, aber gleich Peterhof, der ZARENPALAST?! Absolut unglaubwürdig und unsinnig!!! (Auch wenn's nur um die Fassade ging, die Innenräume waren wieder mal irgendwo anders.)

    Diesmal sind mir drei verschiedene Zylinder aufgefallen. Die gab es zu dieser Zeit noch nicht, diese Modewelle ist erst um 1820 nach Europa geschwappt.

    Und dann die Oper zum Schluss. Schon nach dem ersten kurzen Duett Standing Ovations? War das Klatschen eigentlich erlaubt? Ich weiß aus Österreich, dass es zu Mozarts Zeiten durch den Kaiser verboten war, bei einer Aufführung zu klatschen. Gab es solche Regelungen vielleicht auch in Russland?

    Wird der Name "Bagration" heutzutage tatsächlich so deutsch ausgesprochen? Ich lese den Namen immer mit englischer Aussprache, denn der gute Mann war doch gebürtiger Schotte, oder irre ich da?

    Interessant war auch, dass Natascha und Nikolai während ihres Sommeraufenthaltes auf dem Land Pelzmützen trugen. Tststs

    Sehr amüsant war auch die Szene, als Bolkonski und Natascha im Garten spazieren. Als sie von vorne gefilmt werden ist Natascha rechts, Andrej links. Dann werden sie von hinten gefilmt, also müsste Natascha links sein und Andrej rechts - jaaa, aber Pustekuchen! Dämlicher Patzer, dürfte keinem Filmemacher passieren.

    Übrigens war der Ballsaal im ersten Teil mit elektrischen Kerzen beleuchtet - ist da jemand in Russland dem guten Edison zuvorgekommen?! Alle anderen Räume sind (bisher) mit echten Kerzen beleuchtet gewesen. Warum nicht im Katharinenpalast?

    Was freue ich mich auf morgen, wenn ich "Herr der Ringe" schaue, davon habe ich so gut wie keine Ahnung, da ich das Buch immernoch nicht gelesen habe. Das wird ein unterhaltsamer Fernsehabend ohne Miniaufreger.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Canut
    antwortet
    Nun, wie wurde dieses Treffen von welthistorischer Bedeutung von Napoleon und Alexander auf der Memel filmisch umgesetzt?

    Szene: Tümpel voller quakender Frösche und Entengrütze. (=die Memel). Eine Libelle sitzt auf einem Steg. Zwei Herren mit großen Hüten werden aus entgegengesetzten Richtungen zu einem wackeligen schwimmenden Partyzelt gerudert, schütteln sich gravitätisch die Hand und nehmen Platz, wobei sie die Hüte aufbehalten, was nicht unkomisch wirkt.

    Napoleon: Wir repräsentieren die mächtigsten Länder in ganz Europa, und deshalb ist es an uns, über ihr Schicksal zu entscheiden.

    Alexander: Rußland und Frankreich vereint. Eine uralte Macht und eine neue.

    Napoleon: Was neu ist, kann den Verlauf der Geschichte ändern und dem alten Impulse geben. Aber was alt ist, kann eine solide Basis für das neue sein. [Heben die Kelche]
    Eine solche Koalition könnte England schwächen und isolieren, und damit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für ganz Europa bringen.

    Alexander: Die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden sind vorhanden, solange wir die bestehenden Grenzen respektieren.

    Man stößt an. Libelle fliegt fort. Die ganze Szene hat ca 70 Sekunden gedauert.
    Was für ein erbärmlich dummer Dialog - wahrscheinlich der dümmste des ganzen 1. Teils. Blofeld als neuerer globaler Bösewicht verstand es stets, seine Weltbeherrschungspläne weit inspirierter vorzutragen als diese beiden Dilettanten.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Blesson
    antwortet
    Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
    Canut,
    ich stelle mir das Tanzen der Offiziere auf diese Art recht unentspannt vor "Nein, gleich reißt die mir meine teuren Epauletten runter, bin doch schon genug verschuldet!" :-D Ich denke nicht, das so ein Griff korrekt sein kann.

    Grüße,

    Gunter
    Tant pis, ich hätte es gar nicht für Übel befunden, die Epauletts herunterzureissen, denn sie gehören nicht in das Jahr 1805/6.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Blesson
    antwortet
    Die Schlachten sind also durchaus wichtig, sondern hätte Tolstoi sicher einen anderen Titel gewählt. Und es ist mir doch völlig schnurz, ob ein bestimmter Walzer erst dann und dann getanzt wurde oder wie ein Adliger richtig anzusprechen ist. Der ganze Film ist doch schon unglaubwürdig, wenn man die Schlacht von Austerlitz im grünen Klee darstellt, obwohl fast jeder wissen sollte - auch lassen wir das. Ich hatte kurz mal in den Film reingeschaltet und gerade Austerlitz erwischt. Entsetzt habe ich sofort weggeschalten.
    Sans doute - Ich denke wir sind uns alle einig, daß der militairische Teil, der ja nur im Film wie im Roman die Kulisse für die Protagonisten abwirft, einfach nur zum Wegschauen ist und des Diskutierens nicht lohnt. Ich debattiere gerne Finessen, aber hier wird mit noch gröberen Instrumenten als mit dem Holzhammer gearbeitet. Bilder sind aber das, was die Erinnerung prägt, und so werden viele Unbedarfte diese Bilder wörtlich nehmen, was das eigentlich Ärgerliche ist. Ich meine zwar nicht, daß man bei einem unterhaltenden Film ständig die Fackel der Aufklärung schwingen muß, um anderen den Bart anzusengen, aber so grobschlächtig muß es ja nicht daherkommen. Der Unfug von den Sharp Serien ist damit verglichen ja noch eine dramaturgische Meisterleistung. Nennen wir es einfach eine äußerst freie Adaptation des Themas.

    Im übrigen denke ich, wer sich mit Geschichte beschäftigt, der muß auf Genauigkeit bestehen und da können selbst kleinere Dinge nicht schnurz sein. Aber lassen wir das, es kommt auf die Generallinie an.

    Was also bleibt, ist der zivile Teil mit seiner Ausstattung und Interpretation der Charaktere, also sollten wir hier eher ansetzen. Wie glaubwürdig sind also die dargestellten Personen?

    LB
    Zuletzt geändert von Blesson; 09.01.2008, 16:52.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Gunter
    antwortet
    Canut,
    ich stelle mir das Tanzen der Offiziere auf diese Art recht unentspannt vor "Nein, gleich reißt die mir meine teuren Epauletten runter, bin doch schon genug verschuldet!" :-D Ich denke nicht, das so ein Griff korrekt sein kann.

    Grüße,

    Gunter

    Einen Kommentar schreiben:


  • Canut
    antwortet
    An die Erwähnung des Walzers meinte ich mich bei Tolstoi auch erinnern zu können. Aber ich war mir auch nicht ganz sicher, ob es ein Anachronismus war, da ich ohnehin gelegentlich den nicht näher definierbaren Eindruck hatte, Tolstoi beschriebe teilweise vielleicht doch eher die Gesellschaft seiner eigenen Zeit?
    Nachdem nun die Walzerfrage aber glücklich geklärt ist, noch eine andere Sache: dienten die Epauletten denn den Damen beim Tanz tatsächlich als Haltegriffe? Es sah in dieser Verfilmung ziemlich merkwürdig aus, wie Natascha sich ans Bolkonskis Schulterschmuck festkrallte.

    Einen Kommentar schreiben:


  • BrbHusar
    antwortet
    Blesson, ich muss Dir leider widersprechen. Meiner Meinung nach braucht man nicht unbedingt viel Lebenserfahrung um das Buch zu lesen. Ich selber habe es mit Begeisterung bereits mit 14 Jahren zum ersten Mal gelesen und es hat bestimmt zu meiner weiteren Entwicklung einiges beigetragen, wie übrigens alles von Tolstoi.

    Hier noch ein paar Punkte, die mir, neben vielen anderen, aufgefallen sind :

    Siezen, Duzen, Erzen : Im Buch wurde sogar der feine Unterschied im Alter zwischen Pierre und Andrej gemacht. Da Pierre erst 20 und Andrej bereits in den 30ern war, hat er Andrej gesiezt und umgekehrt hat Andrej ihn geduzt. usw...

    Zum Thema Walzer habe ich noch folgendes gefunden ( Max von Boehn - Der Tanz ) :

    Prinzessin Luise Radziwill erzählt in ihren Erinnerungen, daß die beiden Prinzessinnenbräute von Mecklenburg ( die spätere Königin Luise und ihre Schwester ) die ersten waren, welche es wagten, auf dem Hofballe im Berliner Schlosse, am 24. Dezember 1794, Walzer zu tanzen. Der alte König war entzückt, die Königin aber wandte mit Ostentation die Augen ab und untersagte ihren Töchtern, das Beispiel der Schwägerinnen nachzumachen.
    Bei diesem Verbot ist es am Berliner Hof auch geblieben, noch unter Wilhelm II. waren Walzer von den Hofbällen ausgeschlossen.
    Am Hofe in St. Petersburg hielt der Walzer auch erst nach dem Tode Katharinas II. seinen Einzug. Hier war es 1798 die Prinzessin Anna Lapuchin, die Geliebte Pauls I., die das Eis brach und den bis dahin streng verpönten Tanz einführte.
    ... auf Münchner Bällen wurden schon im Jahre 1810 neun Walzer an einem Abend getanzt ...

    Rolf

    Einen Kommentar schreiben:

Lädt...
X
😀
😂
🥰
😘
🤢
😎
😞
😡
👍
👎