Diorama "Austerlitz 1805"

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  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2687

    Diorama "Austerlitz 1805"

    In dieser neuen Rubrik, in der sich das Fachpublikum über die "Wahrheitstreue" von Bildern, Texten, aber auch z.B. Figuren austauschen kann, möchte ich mit einem - modellbautechnisch gesehen wunderschönen - Diorama beginnen.

    Es wurde von den Italienern M. Numitone und D. Cartacci angefertigt und gewann den Preis "Best of Show" des diesjährigen spanischen Wettkampfs in Leon Rampante.

    Nun aber zur Historischen Detailgetreue ... als Erstes (und das hat für mich den Anlass der Vorstellung hier gegeben) ist natürlich die Sockelgestaltung auffällig: keinerlei Hinweise auf Schnee oder "gefrorenen Untergrund", wie es am 2.12.1805 aber gegeben war. Der Dioramenboden erinnert eher an ein Sommer- bzw. Herbstgelände.

    Was für Fehler fallen Euch noch auf?

    Markus Stein
    Angehängte Dateien
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben
  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2962

    #2
    Auf der einen Seite ist doch viel Wert auf uniformkundliche Genauigkeit gelegt worden, endlich mal die Gardejäger mit Horn auf der Schabracke und nicht der Adler, idem Grenadiers à Cheval mit Granate, auf der anderen Seite ein paar Ungenauigkeiten, die Zügel in Paradeausführung, oder die Schabracke des Mamelucken - die eigentlich die der Jäger zu Pferd ist - oder die übliche falsche weiße Paspelierung des am Boden liegenden Tornisters ...

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    • Henning
      Erfahrener Benutzer
      Sergent
      • 11.10.2006
      • 131

      #3
      Für mich fällt diese Aufstellung eher in die Rubrik „schön bunt und schön heroisch“.
      Erst mal muss ich sagen, dass alle Figuren sozusagen „persilrein“ aussehen, an Pferd, Reiter und Ausrüstung ist nicht ein Stäubchen zu sehen. Das ist für eine Feldzugstruppe eher unwahrscheinlich.
      Dann habe ich mal versucht die Fahnen zuzuordnen und muss sagen, ich bin verwirrt und entsetzt.
      Der Husar müsste vom 2. Regiment sein und die Fahne würde ich wegen der Ausmaße für eine Infanteriefahne halten. Selbigem Regiment wird aber die Eroberung einer österreichischen Standarte durch Capitaine Braun zugeordnet. Standarte heißt für mich Kavallerie, also kleiner dimensioniert.
      Der Kürassier dahinter hat eine Fahne vom Regiment „Arkhangelogorodski“ Modell 1797. Von diesem Regiment hat Commandant Jacquemin von den 5. Kürassieren wohl eine erobert, allerdings führte „Arkhangelogorodski“ bei Austerlitz Fahnen vom Modell 1800 (ebenfalls falsch dargestellt in Hourtoulle`s „Austerlitz- The Empire at ist Zenith“ auf Seite13). Auch die Bildunterschrift in „Soldats Napoleoniens Numero 8“ auf Seite 73 ist falsch bzw. verwechselt (vergl. Selbes Heft Seite 72, Angaben zum Modell 1800). Die dort dargestellte Fahne müsste eine vom Regiment „Smolensk“ sein, die richtige („Arkhangelogorodski“) ist im selben Heft auf Seite 67, rechte Fahne, siehe Bildbeschriftung.
      Die Fahne des Reitenden Grenadiers würde ich mit viel gutem Willen dem Regiment „Narwa“ zuordnen, Modell 1797 also. Die Farbgebung ist ziemlich identisch mit der in Hourtoulle`s bereits erwähntem Buch. Für das Kreuz, hier wohl gelb, wird in der englischen Übersetzung des Wiskowatow die Farbe bronze genannt, in „Soldats Napoleoniens Numero 8“ wird sie mordoree bezeichnet und die Abb. auf Seite 71 selbiger Zeitschrift, rechte Figur, zeigt uns einen Farbton, der eher an rost- oder rotbraun erinnert als an gelb. Diesen (bräunlichen) Farbton zeigt übrigens auch die Olmes- Tafel (Gruppe II, Tafel 4, Abb. 3) zum Thema Austerlitzfahnen.
      Der Reitende Gardejäger hat eine Fahne vom Regiment „Kursk“, Modell 1797 und der Mameluck vom Regiment „Podolien“, Modell 1803. Bei letzterem lässt sich sicher auch wieder über den Gelbton streiten.
      Wenn ich mir nun die vielen kleinen Karten in Hourtoulle`s bereits mehrfach erwähntem Buch ansehe, so kann ich den Regimentern „Narwa“, „Kursk“ und „Podolien“ nicht unbedingt ein Zusammentreffen mit französischer Gardekavallerie zuordnen.
      Sollte jemand ausführliche oder gegenteilige Informationen zum Thema „Fahnen von Austerlitz“ (besonders zu den eroberten österreichischen Fahnen) haben, so würde ich mich über einen Hinweis freuen, denn der 1805er Feldzug ist nicht gerade mein Favorit.
      Wenn man merkt, dass man auf einem toten Pferd sitzt, sollte man absteigen!

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      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2962

        #4
        Naja - so recht wenig Ahnung scheinst Du ja nicht zu haben, die Fahnenverluste der Russen und Franzosen werden hervorragend diskutiert in :

        Adolenko : Aigles de Napoléon contre Drapequx du Tsar.

        Niederschmetternd ist schon dass solche Fehler auch in Soldats Napoleoniens zu finden sind, da sollte sich Markus mal melden.

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        • admin
          Administrator
          Colonel
          • 30.09.2006
          • 2687

          #5
          Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
          Naja - so recht wenig Ahnung scheinst Du ja nicht zu haben, die Fahnenverluste der Russen und Franzosen werden hervorragend diskutiert in :

          Adolenko : Aigles de Napoléon contre Drapequx du Tsar.

          Niederschmetternd ist schon dass solche Fehler auch in Soldats Napoleoniens zu finden sind, da sollte sich Markus mal melden.

          Das finde ich auch, dass Henning hier eine klasse "Fahnenanalyse" hingelegt hat ... sehr traurig, dass die sehr sehr schönen Figuren unter der historischen Ungenauigkeit "leiden".

          Tja, die Bildauswahl und -gestaltung in SN (oder Tradition etc.): die ist eben oft sehr lastig zugunsten einiger "Bildlieferanten" - ich erinnere nur an den Artikel aus der Revue Napoléon (insgesamt sehr anspruchsvoll) über die Preußische Armee 1806, tja: lauter 1808ff Preußen

          Ich hoffe aber, dass die Bildgüte bei den Autoren besser wird und auf verlässlicheres Bildmaterial zurückgegriffen wird.

          Schöne Grüße an Euch beiden Bildrezensenten
          Markus Stein
          "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2962

            #6
            trotzdem, Revue Napoleon und soldates napoleoniennes sind schon etwas unterschiedlich zu betrachten - hier geht es auch nicht um Bildlieferanten sondern schlicht um schlecht gemachte Hausaufgaben.

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            • schluppkothen
              Benutzer
              Caporal
              • 19.10.2006
              • 75

              #7
              Ich finde das Diorama von der Gestaltung, Bemalung her erstklassig.
              Die oben angesprochenen fachlichen Mängel sind geradezu klassisch für Dioramenbauer und finden sich leider an vielen Arbeiten.
              Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Es geht schon bei den Rohfiguren los, die falsche Details aufweisen.Dann die mangelnden "Hausaufgaben" die HKDW ansprach, ich kenne Figurenbemaler, die verlassen sich auf den Funken oder Man-at -arms-Heftchen. Da wird dann alles recht schön bunt aber dadurch nicht richtiger.

              Leider kann ich mich da auch nicht ausschließen. Arbeiten von mir, die ich vor über 10 Jahren gemacht habe, fand ich damals sehr gelungen. Aber aus heutiger Sicht?
              Huuuuu..........., da wurden mangelnde Kenntnisse mit viel Phantasie wettgemacht.
              Mir fällt da meine erste 90mm Zinnfigur ein. Schill. Ohne mich mit ihm, seinen Regiment zu der Zeit zu befassen, vertraute ich der Malanleitung und legte los. Erst Jahre später fiel mir auf, dass ich ihm eine Schwarz-Gelbe Nationale gemalt hatte, und außerdem ein Eisernes Kreuz.............

              So kann´s gehen

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              • Latour-Maubourg
                Erfahrener Benutzer
                Sergent-Major
                • 01.10.2006
                • 196

                #8
                Zitat von schluppkothen Beitrag anzeigen
                die verlassen sich auf den Funken oder Man-at -arms-Heftchen. Da wird dann alles recht schön bunt aber dadurch nicht richtiger.
                was gibt es an den Men-at-arms Heftchen auszusetzen? die neueren Bücher von Chartrand und Pawley sind doch hervorragend. klar, von den ganz alten Osprey Büchern (Bukhari, D. Smith) würde ich auch abraten. übrigens, kann es sein dass sich Emir Bukhari auf dem Forum registriert hat?

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                • schluppkothen
                  Benutzer
                  Caporal
                  • 19.10.2006
                  • 75

                  #9
                  Ich kann nur die Hefte beurteilen, die zu "meinem" Themengebiet "Preussen"
                  passen. Also "Bluchers Army und Co. Und da sind die Abb. sehr Phantasievoll.
                  Aber die sind natürlich uralt.
                  Das Heft aus der Warrior-Serie über die preussische Linien-Infanterie ist da schon eine andere Liga und um Längen besser.

                  Aber hier geht es um Dioramen-Kritik und nicht um Literatur/Publikationen...

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                  • pique51
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent
                    • 02.10.2006
                    • 117

                    #10
                    Vielen Dank auf jeden Fall an Henning für seine Klassearbeit, Markus, könnten wir nicht eine solche Rubrik "reglementarisieren". ich finde es eine super Idee, solche Werke von einer historischen Sicht zu beurteilen, und man kann noch dazu sehr viel lernen.
                    Ich bin mittlerer Weile bei solche Figuren, bzw. Dioramas extrem kritisch geworden, und kann mich auch an einem kurzen Artikel von Rigo in einem Figurines-Heft, bei dem regelmäßig der Kragen platzt, wenn er sich Figuren anschaut.

                    Schöne Grüße
                    PY

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                    • admin
                      Administrator
                      Colonel
                      • 30.09.2006
                      • 2687

                      #11
                      Zitat von pique51 Beitrag anzeigen
                      Vielen Dank auf jeden Fall an Henning für seine Klassearbeit, Markus, könnten wir nicht eine solche Rubrik "reglementarisieren". ich finde es eine super Idee, solche Werke von einer historischen Sicht zu beurteilen, und man kann noch dazu sehr viel lernen.
                      Ich bin mittlerer Weile bei solche Figuren, bzw. Dioramas extrem kritisch geworden, und kann mich auch an einem kurzen Artikel von Rigo in einem Figurines-Heft, bei dem regelmäßig der Kragen platzt, wenn er sich Figuren anschaut.

                      Schöne Grüße
                      PY
                      Pierre-Yves,
                      Dein Wunsch wurde schon umgesetzt ... denn dieser Thread befindet sich in einer neuen Rubrik des Forums mit Titel Quellenkritik ... also kann hier jeder Bilder, Photos (von Modellen/Dioramen) oder Literaturexzerpte zur kritischen Stellungnahme einstellen.

                      Schöne Grüße nach München
                      Markus Stein
                      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                      • Canut
                        Benutzer
                        Caporal
                        • 19.11.2006
                        • 54

                        #12
                        Der größte Fehler dieses Dioramas ist m.E. der, daß es häßlich ist. Vermutlich die meisten Figuren vor allem italienischer oder spanischer Hersteller, die im Handel erhältlich sind, weisen ähnliche Charakteristika auf. In eine relativ kleine Figur soll ein Höchstmaß an "Ausdruck" gebracht werden, was sich dann oft genug in wild verzerrten Visagen und grotesken Verrenkungen äußert. In ihrer krampfhaften Übersteigerung wirken diese Figuren auf mich eher wie Karikaturen.
                        Dieses Austerlitz-Diorama enthält für meinen Geschmack weit mehr "Pose", als es vertragen kann.
                        Nachdem die Leute, die das Diorama gemacht haben, offensichtlich die Bemalungstechniken beherrschen, sollten sie vielleicht einmal versuchen, sich ein paar Grundlagen künstlerischer Komposition anzueignen (Gemälde und bildhauerische Werke studieren).
                        >> Line of Battle - Seekrieg gegen Napoleon <<
                        Geschichte, Segelschiffe, Fachbücher, Wargame & cetera

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                        • muheijo
                          Erfahrener Benutzer
                          Capitaine
                          • 01.10.2006
                          • 553

                          #13
                          Zitat von Henning Beitrag anzeigen
                          Erst mal muss ich sagen, dass alle Figuren sozusagen „persilrein“ aussehen, an Pferd, Reiter und Ausrüstung ist nicht ein Stäubchen zu sehen. Das ist für eine Feldzugstruppe eher unwahrscheinlich

                          das ist mir auch aufgefallen. da haben die den ganzen tag gekæmpft, die fahnen erbeutet und haben eine uniform wie frisch vom c&a gekauft....

                          gruss, muheijo

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