Festung San Fernando bei Figueras (Katalonien)

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  • Karl-Heinz Kieckers
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 22.07.2019
    • 205

    Festung San Fernando bei Figueras (Katalonien)

    Innenhof.jpg
    (catalan: Sant Ferran Figueres)

    Auch diese Festung wurde wie die bereits vorgestellte Festung Hostalric in den Erbfolgekriegen des 18. Jahrhundert erbaut. Sie folgt auf drei Seiten dem klassischen Vauban-Stil. Der Nordöstliche Teil ist weniger stark befestigt, wird jedoch oberhalb einer Bergflanke gelegen durch diese zusätzlich geschützten. Das Städtchen Figueras befindet sich in Schussweite der Artillerie. Diese Festung war eine der Größten Europas und beherbergte sehr geräumige Unterkünfte für Infanterie, Artillerie und Kavallerie. Zur Wasserversorgung gehört eine unterirdische Zisterne und eine Wasserleitun mit Aquädukt aus den Bergen kommend.
    San Fernando blockiert die Hauptverbindung von Perpignan in Frankreich nach Barcelona und liegt nahe der französischen Grenze. Die Hauptverkehrsader verlief und verläuft noch heute zwischen den Ausläufern der Pyrenäen und Mittelmeerküste.

    Im Sommer kann man das ganze ausgeschilderte Gelände selbst erkunden. Eine Jeep-Safari führt außen um die Befestigungen herum, das Innere wird teils zu Fuß erkundet und es folgt eine Fahrt mit einem Schlauchbot durch die Zisterne. Das ist aber nur etwas für Leute ohne Klaustrophobie und mit einer T-Shirt-Größe ohne X vor dem L. Man klettert nämlich mit Helm ausgerüstet durch ein simples Loch im Boden und eine enge Röhre hinunter zum Boot. Bereits am Eingangstor der Vorburg kann man sich mit Literatur in spanischer Sprache eindecken. Dort gibt es auch ein Bistro.
    Historie
    San Fernando war so groß konzipiert, dass Ihre Besatzung jegliche gegnerischen Aufmärsche mit Hilfe ihrer respektablen Garnison (6.000 Mann, 500 Pferde, zahlreiche Kanonen) stoppen konnten. Selbst dann wenn der Gegner die Festung außer Artillerieschussweite umgehen wollte Schon bald nach Errichtung endeckten man aber einen Fehler im Konzept. Die Festung band Unmengen an Ressourcen. Die meiste Zeit blieben Wachtruppen und Garnison untätig. So zog man nach und nach immer mehr Kräfte von der Festung ab. Mit einem Nukleus an Wachpersonal waren die Verteidigungswerke konstant unterbenannt. In diesem Zustand widerstand das „Riesenbaby“ niemals einem Sturmangriff oder einer Belagerung und wechselte ständig den Besitzer. So erwarb sich den Beinamen „La Bella Inútil“ (Die nutzlose Schönheit).
    .
    Napoleonischen Zeit
    Nachdem die Franzosen am 10. Februar 1808 die Stadt Figueres friedlich besetzt hatten, erhielten sie an April die Erlaubnis 200 Soldaten in der Festung einzuquartieren. Mit dem Aufstand von Madrid am 2. Mai 1808 wurde aus der Koexistenz Feindschaft. Die aufständischen Spanier belagerten die Festung von wo aus die Franzosen die Stadt bombardierten. Nachdem eine Nachschubkolonne von 2.000 Soldaten mit Munition und Lebensmitteln die Festung entsetzt hatten belagerten und eroberten die Franzosen ihrerseits die Stadt.
    Das für die Spanier dunkelste Kapitel war der Tod des Volkshelden[1] und Verteidigers von Gerona General Álvarez De Castro, welcher nach einer Odyssee in Gefangenschaft in der Festung eingesperrt wurde und dort noch in der gleichen Nacht (21. Januar 1810) verstarb.
    In der Nacht vom 9, auf den10. April 1811 schlichen sich spanischen Soldaten unter dem Kommando von Oberst Francesco Rovira, und unter Zuhilfenahme eines Schlüssels für eine Außentür in die Festung. Sie überwältigten die Wachen und nahmen die ganze Garnison gefangen. Dieser Handstreich wurde nach dem Anführer „la Rovirada“ benannt.[2]
    Ab dem 16. April belagerten napoleonische Truppen erneut die Festung. Am 16, August ergaben sich die spanischen Verteidiger aus Mangel an Munition noch Lebensmitteln.
    Mit dem Ende des Krieges evakuierten die napoleonischen Truppen am 25. Mai 1814 die Festung....

    Erneut kann meine Bildauswahl nur Appetit anregen. Viel mehr zu sehen und zu lesen gibt es auf https://elrincondebyron.com/2017/09/29/castillo-de-san-fernando-de-figueres-gerona-girona/ und http://www.castillosanfernando.org/en/
    In Spanischer Sprache habe ich zwei Buchempfehlungen:
    • dos horas en ... el Castillo de San Fernando de Figueras“ aus der Serie Les Fortaleses Catalanes herausgegeben vom Departament de Cultura Catalunya
    • “La Rovirada – 1811” Collection Cuedernos del Castillo de San Fernando herausgegeben vom Ministerio de Defensa 2011

    Portal.jpgVerwaltungsgebäude.jpgPferdeställe.jpgBlick zu den Außenwerken.jpg
    [1] Bergische Soldaten werden das sicherlich anders gesehen haben, da dieser General vor Gerona nach einem gescheiterten Sturmangriff der Berger die Bergung der Verwundeten verweigerte und sie massakrieren lies.

    [2] Möglicherweise verschwanden im Zuge dessen die (einigen Quellen zufolge) dort deponierten Fahnen der Bergischen Regimenter.

  • Blesson
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 03.10.2006
    • 778

    #2
    Eine sehr imposante Anlage; aber nicht jede bastionäre Befestigung aus dem 18. Jahrhundert hat Vauban als Uhrahn, und selbst die Ähnlichkeit mit Vaubans I. Manier wäre hier etwas an den Haaren herbeigezogen. Wenn man überhaupt nach einer Manier klassifiziere will, dann wäre es die neu-italienische Manier, welche die Spanier mit ihren süditalienschen Besitzungen entscheidend mitgeprägt haben.

    Sehr ungewöhnlich sind die drei vorgelagerten Hornwerke, denn bei Festungsum oder- neubauten ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurden eher ein umlaufender Mantel oder die weiter vorgelegten detaschierten Forts angewendet. Siehe z.B. der Umbau maastrichts im 18. Jahrhundert.
    Do, ut des

    http://www.ingenieurgeograph.de

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    • Karl-Heinz Kieckers
      Erfahrener Benutzer
      Sergent-Major
      • 22.07.2019
      • 205

      #3
      Zur Baugeschichte verweise ich auf die genannte Literatur, da finden sich alle Details. Zum Thema "umlaufender Mantel" kann nur sagen, dass die drei von mir besuchten Festungen bzw. Festunganlagen Hostalric. Girona und San Ferran sich alle an eine steile Bergflanke lehnten, die deutlich weniger stark befestigt war. Weitere Festungswerke nutzten die Meerseite als Schutz. Das ist lediglich eine Beobachtung. Ob sich daraus Schlüsse ziehen lassen, vermag ich nicht zu sagen.

      Kommentar

      • Karl-Heinz Kieckers
        Erfahrener Benutzer
        Sergent-Major
        • 22.07.2019
        • 205

        #4
        So, nun habe ich mal die spanischen Textpassage aus dos horas en ... el Castillo de San Fernando de Figueras“ übersetzt. welche Blesson bestätigt:
        "Das Befestigungssystem mit Bastionen stammt aus Italien und tatsächlich wurde diese Technik „ a la italiana“ bezeichnet. Trotzdem wurde es fälschlicherweise als Vauban-Stil oder -System bezeichnet, wenn (weil) es mit der Arbeit des berühmten Militäringenieurs Ludwigs XIV. von Frankreich in Verbindung gebracht wurde."

        Geplant wurde die Festung übrigens von dem Militäringenieur D. Juan Martín Zermeño . Die Bauarbeiten begannen 1753 und wurden nie vollständig beendet. Der Bezug durch die erste Garnison erfolgte 1792.

        Und noch eine Korrektur: Die Festung nennt sich in spanischer Sprache
        Castillo de San Fernando auf Catalan Castell de Sant Ferran, da kann man schon mal leicht durcheinander kommen.





        Zuletzt geändert von Karl-Heinz Kieckers; 13.05.2023, 09:23.

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