In vielen zeitgenössischen Memoiren wird besonders eindrücklich beschrieben, was Soldaten empfanden, die das erste Mal im Feuer standen. Vielen Schilderungen ist gemeinsam, daß die Neugier über die Furcht siegte, aber was läßt sich davon verallgemeinern? Ist es eine Schockwirkung, eine Euphorie, Gleichgültigkeit, Stumpfsinn?
Beginnen möcht ich mit einem Zitat von dem russ. Generstabsoffizier Friedrich v. Schubert, Unter dem Doppeladler, Stuttgart, 1962, S. 97:
"Ich höre von hier Ihre Frage, die jedes Frauenzimmer sogleich tut: Nun sagen Sie mir, wie war Ihnen zu Mute, als sie zum ersten Mal ins Feuer kamen. Und ich kann Ihnen nicht anders beantworten, als indem ich Ihnen sage, daß ich es nicht weiß. Das Schauspiel, das sich vor einem entwickelt, hat etwas so Neues, etwas so Interessantes, man hat so viel zu sehen, zu betrachten, man ist so neugierig, daß ich kaum glaube, daß ein gut konstituierter Mensch bei der ersten Affaire, in der er sich befindet, Zeit oder Gleichgültigkeit genug hat, um an sich oder die Gefahr, die er läuft, zu denken; erst später, wenn die Zufälligkeiten des Gefechts den Reiz der Neuheit verlorgen haben, wenn man anfängt, die Sache nur wie eine Schachpartie anzusehen, die man durchspielen muß, alsdann nur, glaube ich, kann der Gedanke an unsere eigene Person, unsere eigene Gefahr, fühlbar werden. Alsdann aber, besonders als Generalstabsoffizier, hat man schon Erfahrung und wird deshalb so viel gebraucht, hat man so viel zu tun, so viel zu denken, hat so viel Verantwortlichkeit, hat seine Reputation zu wahren, seine Karriere zu machen, daß man unmöglich Zeit hat, an die Zufälle zu denken, die einen treffen können, und der Gedanke an die Gefahr ist so gut wie beseitigt. Es ist beinahe lächerlich, von dem Mute eines kommandieren Generals, eines höheren Offiziers zu sprechen; die haben so viele erhabene und starke Motive, die sie leiten, das Pflichtgefühl, den Ruhm, den Ehrgeiz, die Ehre, den Stolz, selbst die Eitelkeit, daß sie ganz elende Geschöpfe sein müßten, ja, daß es beinahe unmöglich wäre, wenn sie an die Gefahr dächten, die ihr erbärmlicher Leichnam läuft.
Ich habe immer den Mut einer Klasse von Leuten bewundert, das sind die Offiziere in den Regimentern; so ein armer kleiner Offizier weiß kaum, mit wem und weshalb Krieg geführt wird, ahnt nur, daß eine Schlacht geliefert wird, aus dem Lärm der Kannonade und des Flintenfeuers, darf nicht aus seinem Gliede heraustreten, sieht also weder den Feind noch das Schlachtfeld, weiß gar nicht, was dort vorgeht, wer im Vorteil, wer im Nachteil ist, und muß in dieser Untätigkeit, dieser Unwissenheit viele Stunden lang auf einer Stelle stehen, während bald links, bald rechts von ihm eine Kanonenkugel einen Kameraden hinwegrafft oder eine Haubitze in die Kolonne schlägt, und er weiß, daß niemand es auch nur bemerkt, wenn er selbst getötet wird - bis endlich der Befehl zu Vorgehen gegeben wird, wo er dann zwar in größerer Gefahr, aber in Tätigkeit tritt."
Gibt es andere Berichte, und was könnten wir daraus folgern?
LB
Beginnen möcht ich mit einem Zitat von dem russ. Generstabsoffizier Friedrich v. Schubert, Unter dem Doppeladler, Stuttgart, 1962, S. 97:
"Ich höre von hier Ihre Frage, die jedes Frauenzimmer sogleich tut: Nun sagen Sie mir, wie war Ihnen zu Mute, als sie zum ersten Mal ins Feuer kamen. Und ich kann Ihnen nicht anders beantworten, als indem ich Ihnen sage, daß ich es nicht weiß. Das Schauspiel, das sich vor einem entwickelt, hat etwas so Neues, etwas so Interessantes, man hat so viel zu sehen, zu betrachten, man ist so neugierig, daß ich kaum glaube, daß ein gut konstituierter Mensch bei der ersten Affaire, in der er sich befindet, Zeit oder Gleichgültigkeit genug hat, um an sich oder die Gefahr, die er läuft, zu denken; erst später, wenn die Zufälligkeiten des Gefechts den Reiz der Neuheit verlorgen haben, wenn man anfängt, die Sache nur wie eine Schachpartie anzusehen, die man durchspielen muß, alsdann nur, glaube ich, kann der Gedanke an unsere eigene Person, unsere eigene Gefahr, fühlbar werden. Alsdann aber, besonders als Generalstabsoffizier, hat man schon Erfahrung und wird deshalb so viel gebraucht, hat man so viel zu tun, so viel zu denken, hat so viel Verantwortlichkeit, hat seine Reputation zu wahren, seine Karriere zu machen, daß man unmöglich Zeit hat, an die Zufälle zu denken, die einen treffen können, und der Gedanke an die Gefahr ist so gut wie beseitigt. Es ist beinahe lächerlich, von dem Mute eines kommandieren Generals, eines höheren Offiziers zu sprechen; die haben so viele erhabene und starke Motive, die sie leiten, das Pflichtgefühl, den Ruhm, den Ehrgeiz, die Ehre, den Stolz, selbst die Eitelkeit, daß sie ganz elende Geschöpfe sein müßten, ja, daß es beinahe unmöglich wäre, wenn sie an die Gefahr dächten, die ihr erbärmlicher Leichnam läuft.
Ich habe immer den Mut einer Klasse von Leuten bewundert, das sind die Offiziere in den Regimentern; so ein armer kleiner Offizier weiß kaum, mit wem und weshalb Krieg geführt wird, ahnt nur, daß eine Schlacht geliefert wird, aus dem Lärm der Kannonade und des Flintenfeuers, darf nicht aus seinem Gliede heraustreten, sieht also weder den Feind noch das Schlachtfeld, weiß gar nicht, was dort vorgeht, wer im Vorteil, wer im Nachteil ist, und muß in dieser Untätigkeit, dieser Unwissenheit viele Stunden lang auf einer Stelle stehen, während bald links, bald rechts von ihm eine Kanonenkugel einen Kameraden hinwegrafft oder eine Haubitze in die Kolonne schlägt, und er weiß, daß niemand es auch nur bemerkt, wenn er selbst getötet wird - bis endlich der Befehl zu Vorgehen gegeben wird, wo er dann zwar in größerer Gefahr, aber in Tätigkeit tritt."
Gibt es andere Berichte, und was könnten wir daraus folgern?
LB
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