Österreich. Laufbrücken

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  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2687

    #16
    Abbildung Bau einer Laufbrücke

    Im neuesten Gloire & Empire über den Zeitraum von Ebelsberg bis Essling findet sich eine wunderschöne Darstellung aus dem HGM Wien, die Österreicher beim Bau einer Laufbrücke zeigt.

    Ich möchte Euch dieses Bild nicht vorenthalten und stelle es in diesen älteren Thread ein.

    Schöne Grüße
    Markus Stein
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    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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    • Da Capo
      Erfahrener Benutzer
      Adjudant
      • 23.10.2006
      • 827

      #17
      Hallo Markus,

      besten Dank für die Einstellung des Bildes.
      Leider kommt jetzt ein großes ABER.
      Was wir sehen, ist die Verfertigung einer Pontonbrücke. Die blau gewandeten Herren sind Pontoniere (Pioniere hechtgrau), die sich mit – für Österreich in der napoleonischen Zeit– seltsam anmutenden Pontons (sieht eher nach frz. oder preuß. Pontons aus) eine Brücke bauen, bei der sie den 5ten Grundbalken scheinbar vergessen haben. Das Fehlen des Ankertaues an jedem zweiten Ponton lässt auf ein Verfahren in vorgefertigten Sektionen zu je 2 Pontons schließen, wobei merkwürdiger Weise der gerade einfahrende Ponton (ganz vorn) scheinbar einzeln eingebaut wird.
      Die Bretter und Balken zutragenden Herren könnten Pioniere sein, was das ganze nach einer Übung des vereinigten Pionier- und Pontonierkorps aussehen lässt.
      Fraglich ist auch, wie die nachkommenden Balken einbaut werden, wenn doch alle vor ihnen ankommenden Bretter die noch sichtbare Balkenlänge auf dem letzten eingebauten Ponton mit großer Wahrscheinlichkeit vollständig bedecken.
      Bei den Uniformen habe ich (besonders bei den Offizieren) irgendwie das Gefühl, die Szene nach 1815 einordnen zu müssen.

      Mein Fazit (leider mal wieder): Es ist selten das drin, was draufsteht.
      Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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      • admin
        Administrator
        Colonel
        • 30.09.2006
        • 2687

        #18
        Hallo Da Capo,

        da zeigt sich das Problem, dass viele Darstellungen zur Napoleonischen Geschichte nicht zeitnah erstellt wurden und daher sich Fehler schon durch die "Vermengung" mit "Bildern nach der Zeit" einschleichen.

        Von daher ist Deine Analyse plausibel ... man müsste jetzt das Original in Wien einsehen können und vielleicht noch mehr Details rausfinden.

        Schöne Grüße
        Markus Stein
        "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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        • HKDW
          Erfahrener Benutzer
          Colonel
          • 02.10.2006
          • 2962

          #19
          Die Darstellung von Briago ist ja schon mal nicht schlecht, da scheint der Bock dann mit Hilfe von 2 Pontons oder auch Booten von oben ins Wasser getrieben zu sein, trocken eben.

          Die Textstelle von DaCapo deutet aber darauf hin, dass die Pionniere sich ins Wasser begaben um eben die Böcke aufzustellen.

          Das kann dann aber nur bei relativ seichten Wasser und auch bei wenig Strömung paßiert sein.

          Kommentar

          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2962

            #20
            Im Krieg von 1809 lese ich nun gerade auf Seite 80, 1. Band, dass jeder Pionierkompannie eine große und eine kleine Laufbrücke haben sollten, bei 9 Pionierdivisionen a zwei Kompanien - schon eine ganze Menge.

            Was ist denn kakanisch? Ein wohl pseudopreußischer Ausdruck für die K und K Armee

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            • Blesson
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 03.10.2006
              • 778

              #21
              Erst zum vergnüglichen Teil, kakanisch stammt nicht von mir, sondern von einem Wiener Satiriker um 1900, und der Austruck leitet sich folgendermaßen her:

              kaiserlich-königlich, abgekürzt k.k., gesprochen kaka. Daher also Kakanien, das k.k. Reich, in dem der Stamm der Kakanier lebt, folglich lautet das Adjektiv kakanisch. Soweit zum Kapitel Ironie, Satire und tiefere Bedeutung, ohne die Verdienste unserer österr. Vettern schmälern zu wollen.
              Zuletzt geändert von Blesson; 13.05.2009, 23:05.
              Do, ut des

              http://www.ingenieurgeograph.de

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              • Blesson
                Erfahrener Benutzer
                Adjudant
                • 03.10.2006
                • 778

                #22
                Nun zum fachlichen Teil, und zur Zusammenfassung:

                Die sog. Laufbrücken werden über Funktion oder Bauweise definiert.

                Funktion: Übergang der Infanterie über kleine Gewässer unterstützen.

                Konstruktion: Von ufer zu ufer, i.d.R. ohne einen weiteren Auflagepunkt, also nur 2 Auflagepunkt nur an den Enden. Verstärkung kann durch abstützende Balken in der Art eines Sprengwerks oder durch Böcke erfolgen. (Siehe Hoyer S. 373)
                A) provisorisch mit Bäumen oder Balken etc. vor Ort, kein Transport der Materialien
                B) aus mitgeführten Balken, welche auf einem Hakett transportiert werden. In der Regel keine Laufbretter, Fläche ergibt sich durch nebeneinandergelegten Balken, 2 Fuß Breite dürften wohl ausreichend sein. Ein Übergang mit leichten Fahrzeugen wird erst möglich, wenn quer zu Balken auch Ribben gelegt werden (mind. 6 Ellen breit). Diese Lösung macht zwar unabhängig von den Materialien vor Ort, bindet aber zusätzliche Transportkapazitäten, und verlangsamt dadurch den Marsch. Stichwort: Impediment wie oben zitiert.
                c) Laufbrücken auf einem Wagen montiert, aber in der Praxis wohl nicht gebräuchlich (siehe Blesson)

                Die maximal erreichten Spannweiten sollen ca. 30 Fuß betragen. Der Aufbau ist eine spannende Frage, die noch an Hand der zeitgen. Literatur und einiger Plausibilitätsbetrachtungen an Hand eigener Erfahrungen (wie von da Capo) beantwortet werden sollte.

                Nahe verwandt sind die pr. Feld- oder Modderbrücken seit 1756, die ebenfalls ohne Pontons oder Böcke auskommen, bei denen aber noch zusätzlich Laufbretter mitgeführt werden. Der eine sechspännige Wagen transportiert die Balken oder Ribben, der 2. die Laufbretter. Damit sind auch Brücken in Wagenbreite möglich. (Siehe Müller, S. 459)

                Meine Weisheiten stammen aus:

                Ludwigs Müller militärische Schriften, Erster Band enthaltend Die Lagerkunst, Berlin 1807

                Handbuch der Pontonnier-Wissenschaften in Absicht ihrer Anwendung zum Feldgebrauch Von Johann G. von Hoyer, 2. Auflage, 1830 (jetzt auch in Google Books)

                LB
                Zuletzt geändert von Blesson; 13.05.2009, 23:07.
                Do, ut des

                http://www.ingenieurgeograph.de

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