Österreich. Laufbrücken

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 829

    Österreich. Laufbrücken

    Bekanntermaßen bestanden die österreichischen Laufbrücken aus 5 Balken mit einer Länge von ca. 9,5 m und (errechneten) 30 oder 31 Stück ca. 4,4 m breiter Belagbohlen. Die Balken hatten an den Enden Metallösen zum Einschlagen der Halterungssstäbe. Die Belagbohlen wurden mittels Schließbalken arretiert (ich nehme an mit Stricken gebunden).
    Die Aufbauzeit wurde mit 5 ½ min veranschlagt.
    Das Aufbauteam bestand aus 1 Gefreiten und 12 Mann.
    Später (nach 1806) kamen noch Böcke mit 3 unterschiedlich langen Füßen hinzu.
    Es gab auch Laufbrücken mit ganzen und halben Balken, die halben Balken sicher zur Auflage auf den Bock.
    Nun sind rund 10m lange Balken nicht gerade leicht handhabbar, am gegenüberliegenden Ufer sicher nur durch direkte Eingriffe ausrichtbar (Frage = wie kommt der Mann auf die andere Seite) und sicher auch nicht so einfach transportierbar.
    Wälzt man die verfügbare Literatur so findet man zum Thema Laufbrücken fast ausschließlich Beschreibungen des 1828 eingeführten Birago-Systems.

    Ich wäre daher hocherfreut, wenn ein Forumsmitglied evtl.
    • eine detailliertere Beschreibung
    • eine Aufbauanweisung für das alte System und/oder
    • eine bildliche Darstellung einer solchen Laufbrücke (im aufgebauten und/oder verladenen Zustand)
    zur Betrachtung ausreichen könnte.

    Analoge Anweisungen oder Darstellung von Laufbrücken anderer an den napoleonischen Kriegen teilnehmenden Staaten könnten evtl. auch hilfreich sein.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2690

    #2
    Textbeschreibung - Teil 1 für Zeit bis 1801

    Hallo Da Capo,

    in der Regimentsgeschichte von Wilhelm Brinner Geschichte des k.k. Pionnier-Regimentes in Verbindung mit einer Geschichte des Kriegs-Brückenwesens in Oesterreich, Band 1, Wien 1878, finde ich für die Revolutionskriege bis 1801 die folgende Passage:

    Die während der vergangenen Feldzüge [MS: bis 1792] in Verwendung gestandene Laufbrücke zeigte folgende Details der Konstruktion und der Ausrüstung: 5 Bruckbalken, 31 Fuss (9,79 m) lang, 5 1/4 zöllig (0,14 m); 2 Schliessbalken, 31 Fuss (9,79 m) lang, 4 zöllig (0,10 m) beschlagen und mit Ringen versehen; 32 Tannenpfosten, 14 Fuss (4,42 m) lang, 11 5/8 Zoll (0,30 m) breit, 1 1/4 Zoll (0,03 m) dick; 4 Schliesspflöcke, beschlagen mit Querbolzen, 3 Fuss (0,94 m) lang, 3 1/2 zöllig (0,09 m); 1 vierkantiger Sturzpflock, 2 Fuss, 3 Zoll (0,71 m) lang, 5 Zoll (0,13 m) breit, 3 Zoll (0,08 m) dick; 2 Schlägel; 2 10 Fuss (3,16 m) lange Stangen mit Gabeln; 2 Faschinen; 8 Faschinenpflöcke; 2 14 Fuss (4,42 m) lange Latten; 4 Radelprügel; 4 Radelseile 20 Fuss (6,32 m) lang; 2 Drittelseile mit Haken, 9 Klafter (17 m) lang; 2 Krampen, 2 Schaufeln.

    Das Materiale war auf einem achtspännigen Wagen verladen. Das grosse Gewicht (bei 50 Zentner, 2800 kg), sowie die bedeutende Spannung dieses Wagens, machten denselben zu einem der schwerfälligsten Armeefuhrwerke, für dessen Fortbringung auf schlechten Strassen und Engwegen sich viele Schwierigkeiten ergaben. Nun hatte dieses Materiale jedoch die eigentliche Bestimmung, den Avantgarden der Heerestheile zu folgen und es ist natürlich, dass bei der Schwerfälligkeit der Konstruktion dieser Zweck nur unvollkommen zu erreichen war. Man war demnach bei den Armeen bemüht, diesen Nachtheilen abzuhelfen.

    In der Ausrüstung der Armee in den Niederlanden erscheint bereits 1793 eine leichtere Form unter dem Namen kleine Laufbrücke aufgenommen. Ueber die Konstruktion dieses Materiales ist Nichts aufzufinden; auch lässt sich nicht nachweisen auf wessen Vorschlag dasselbe zur Einführung gelangte.

    Von Seite des Oberst-Schiffamtes, welches die Laufbrücken in Erzeugung und Aufbewahrung hatte, ist jedoch dieser Vorschlag nachweisbar nicht ausgegangen; es wurden auch aus den Depots nur grosse Laufbrücken zu den Armeen entsendet.

    Die ersten Vorschläge zur Veränderung des Materiales finden sich von dem Kommando der italienischen Armee. In einem diesbezüglichen Berichte vom 1. Jänner 1797 aus dem Hauptquartier Trient wird angeführt, dass die bei der Armee befindlichen Laufbrücken in den engen Thalwegen des Gebirges ihrer Schwere und Länge wegen nicht zu verwenden seien und es wird um Einführung einer leichteren Form ersucht.

    Fast gleichzeitig wurden vom Kommandanten des italienischen Pionnierkorps Vorschläge gemacht, die vorhandenen Laufbrücken in eine leichtere Form umzugestalten. Die Balken sollten auf 20 Fuss (6,63 m) verkürzt und Balken und Pfosten getrennt auf zwei vierspännigen Wagen verladen werden.

    Diese Vorschläge erhielten die Genehmigung und es wurde auch sofort mit der Umgestaltung des Materials begonnen. Es war angeordnet, für die italienische Armee 20 Laufbrücken neuerer Konstruktion zu erbauen; die wieder ausbrechenden Feindseligkeiten verhinderten nun zwar vorläufig die Ausführung dieser Befehle, die angegebene Form der kleineren Laufbrücke blieb jedoch in der Zukunft beibehalten.

    Mit den angeführten Umänderungen des Materiales war die Laufbrücke älterer Konstruktion keineswegs beseitigt. Dieses Materiale verblieb mit sehr unwesentlichen Veränderungen noch bis zum Jahre 1817 unter der Benennung "grosse Laufbrücke" normirt.
    Soweit das Zitat ... helfen Dir solche Beschreibungen? Wenn ja, ergänze ich diesen Thread noch um die Beschreibungen für die Zeit bis 1809 bzw. bis 1815.

    Schöne Grüße
    Markus Stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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    • Da Capo
      Erfahrener Benutzer
      Adjudant
      • 23.10.2006
      • 829

      #3
      Besten Dank Markus für die Beschreibung.
      Natürlich bin ich brennend den Ausführungen auch zum späteren Zeitraum interessiert.

      Nach wie vor stellt sich mir die Frage des Aufbaus einer solchen „langen“ Laufbrücke mit ihren fast 10m langen Balken, wobei für mich die hauptsächlich zu lösende Frage das Legen des ersten Balkens ist.
      Ein solcher Balken wiegt zwischen 86 kg und 145 kg (9,80m x 0,138m x 0,138m x 460 kg/m³ für entrindetes, lufttrockenes Tannenholz bzw. 780 kg/m³ für lufttrockenes Buchenholz) und stellt damit eine Masse dar, die nicht so einfach zu handhaben ist.
      Evtl. ist der Balken in die Senkrechte aufgerichtet und durch Umfallen aufs andere Ufer gelangt, was allerdings auf die Haltbarkeit der Balken (Bruchrisiko) einen negativen Einfluß gehabt haben dürfte. Das Abbremsen mittels Seil fällt aus, da ein solches Seil länger als 10m sein müsste, was wiederum in der Materialauflistung nicht auftaucht.
      Allerdings dürfte bei einer Aufbauzeit von 5 ½ Minuten die schonende Behandlung des Material nicht im oberen Teil der Prioritätenliste gestanden haben.
      Auch scheint mir bei einer Brückenbreite von 4,42m, die z.B. eine Übersetzten von Artillerie zu Zweien (Geleisbreite bei den Österreichern 1,13m) gestattet haben dürfte, das Weglassen eines Balkens als Reservebalken nicht realistisch, da sich bei 4 Balken die Spannweite zwischen den Balken auf ca. 1,50m beläuft, was theoretisch das Durchbrechen eines Geschützes erlauben würde.

      Hat hierzu evtl. jemand eine Idee?
      Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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      • muheijo
        Erfahrener Benutzer
        Capitaine
        • 01.10.2006
        • 553

        #4
        Zitat von Da Capo Beitrag anzeigen
        Das Abbremsen mittels Seil fällt aus, da ein solches Seil länger als 10m sein müsste, was wiederum in der Materialauflistung nicht auftaucht.
        gehørten denn seile nicht zur standard-ausruestung von pionieren bzw. derer, die solche bruecken aufgebaut haben? man kann z.b. mehrere seile zusammenknoten. 2 "drittelseile", 17m lang (hab die længenangabe uebersehen) sind uebrigens erwæhnt. dein abbremsen mittels seil scheint also møglich.
        ich vermute, dass man den/die balken so weit wie møglich richtung anderes ufer geschoben hat, und dann mehrere soldaten rueberschwimmen durften, und den/die balken dann mittels vorher befestigtem seil an's andere ufer gezogen haben.

        das wære jedenfalls mein pfadfinderischer ansatz...

        gruss, muheijo
        Zuletzt geändert von muheijo; 10.04.2008, 15:25. Grund: nachtrag: længenangabe "drittelseile"

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        • Sans-Souci
          Erfahrener Benutzer
          Major
          • 01.10.2006
          • 1847

          #5
          In A. F. Drieu's "Guide du Pontonnier" (erste Ausgabe war 1815 fertig, die zweite, erweiterte, erschien später und wurde 1822 von Bachoven von Echt als "Leitfaden für den praktischen Pontonnier" ins Deutsche übersetzt und in Berlin veröffentlicht) wird Muheijos Vermutung bestätigt.

          "Streckbalken" sind die langen Balken in Längsrichtung der Brücke, über die die Bohlen gelegt werden. S. 63:
          Jetzt legt man die andern Streckbalken des Brückengliedes, vermittelst Walzen ... und mit Hülfe der Taue, welche gegen das Ende eines jeden Streckbalkens durch einen deutschen Knoten befestigt werden, und an welchem die Leute ... ziehen.
          Die Beschreibung handelt zwar von Schiffbrücken, doch kann ein findiger Pontonier-Offizier die Idee sicher auf andere Brückenarten übertragen.

          Drieu beschreibt S. 119 f. auch das Legen der Streckbalken über Bockbrücken.

          Bei niedrigen Wasser (bis drei Fuß), werden die Balken von im Wasser stehenden Leuten auf die Böcke gehoben.

          Bei tieferem Wasser befinden sich diese Leute in einem Nachen, auf dem auch der Streckbalken transportiert wird.

          Eine andere Methode sind Streckbalken von doppelter Länge der Brücke oder des Brückenabschnitts, die "gedrückt werden, um sie weiter vorwärts zu stoßen". Zur Not werden sie "mit 2 stark angezogenen Schnürleinen" aus zwei "gewöhnlichen" Streckbalken zusammengefügt.

          Über die benötigte Zeit zum Brückenschlagen steht bei Drieu nichts.

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          • Blesson
            Erfahrener Benutzer
            Adjudant
            • 03.10.2006
            • 778

            #6
            Ich zitiere mich nur ungern selbst, aber in diesem Fall muß sein:

            Louis Blesson: Feldbefestigungskunst für alle Waffen, Berlin 1825, S. 200, § 148 Laufbrücken. Planche 3, Fig 78 + 79
            Leider habe ich nicht das pr. Standardwerk von Hoyer zu Hand, der es sicher noch genauer beschreibt.

            Da hier schon viel zitiert, aber nicht so viel verstanden wurde, füge ich eine Abbildung bei. Man sieht unschwer, daß hier die ausgefahrene Länge dieser Konstruktion (es mag andere geben) nicht die Länge des Wagens überschreitet. Damit der Wagen nicht durch die ausgefahrene Brücke kippt und auch tragfähig für die Truppen wird, ist er durch ausklappbare eiserne Füße gesichtert. Der Vorteil dieser Konstruktion ist, daß die Brücke schnell wie ein Teleskop auseinandergezogen werden kann (binnen 5 Minuten, siehe oben) , und daher zeitaufwendige Verspannungen durch Trossen, Seilwinden etc. sowie das Handhaben einzelner Streckbalken und Stützen entfällt. Niemand muß hier Balken werfen oder ins Wasser gehen, dafür sorgen die sich selbst arretierenden Stützen. Lassen wir Blesson selbst sprechen:

            "Endlich gibt es noch ein Mittel, um leichte Truppen über Flüsse geringer Tiefe zu schaffen, [....] nämlich eine Laufbrücke. [....]

            Die Vorrichtung besteht aus einzelnen Rollen übereinander verschiebbarer Schlitten, die hinten nur so weit mit Belag versehen sind, als der nächste Schlitten übergreifen wird. In der Mitte befindet sich ein Bügel, unter welche eine Knagge greift, welche am Ende des übergeschobenen Schlittens befindlich ist, und das Überkippen unmöglich macht. Am Schlitten ist ein Fuß eingeklappt, der beim Herausschieben des ersteren herausfällt, und sich, durch sein Gewicht, so lange verlängert, bis er den Grund erreicht. damit er nicht zu tief sich eindrücke hat er an seinem unteren Ende eine Fläche [....]"

            Die Laufbrücke auf der u.g. Abbildung zeigt 4 Schlitten. Diese dürfen nur etwa bis zur Hälfte ausgefahren werden, um den nötigen stabilen Verbund mit den auf- oder unterliegenden Schlitten zu sichern. Zur Länge der Schlitten schreibt Blesson nichts (die anderen Quellen sind da präziser), ich schätze die Spannweite der Laufbrücke auf max. 30 Fuß?

            Für die Verwendung der Schlitten auf Pontons schreibt Blesson:

            "Auf einem vierspännigen Wagen können bequem zwölf solcher Schlitten gefahren werden, welche wenn man den Schlitten so lang als einem gewöhnlichen Ponton macht, einen Fluß von 130 Fuß Breite überbrücken. [...] Die Brücke erhält zwischen 4-5 Fuß Breite..."

            Diese Konstruktion ist daher klarerweise nicht für die Artillerie geeignet. Ich vermute, daß es sich bei den Österreichern um ähnliche Konstruktionen gehandelt hat. Wenn diese für Feldartillerie ausgelegt waren, kann man sich Schwerfälligkeit dieser Konstruktion gut vorstellen, die wie oben zitiert, etwa das Zweifache (!) eines Sechspfünders mit Protze wog...


            Das Pontonnierwesen wird übrigens auch Gegenstand der diesjährigen Krieges-Schule sein.



            LB
            Angehängte Dateien
            Zuletzt geändert von Blesson; 11.04.2008, 00:08.
            Do, ut des

            http://www.ingenieurgeograph.de

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            • Da Capo
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 23.10.2006
              • 829

              #7
              Mei Gudsder Blesson,

              eine wirklich tolle Konstruktion – nur m.E.n. leider auf die österreichische große Laufbrücke nicht anwendbar.

              a) Wir haben 5 Balken zu je 9,96m Länge. Für die dargestellte Konstruktion benötigt man zumindest eine gerade Anzahl von Balken. (Außerdem würde wohl der Fachmann nicht von Balken sprechen, wenn es sich um vollständige Brückensegmente handelt?)
              b) Die gezeigte Gesamtkonstruktion mag eine Spanne von 10m überbrücken, sollte aber der einzelne Balken seine 10m haben, so hätten wir eine überbrückbare Weite von 30m.
              c) Die Belagbohlen der Öschis haben eine Breite von 4,42m. Dies würde für die gezeigte Konstruktion eine Wagenbreite von mind. 4,42m bedeuten.

              Das klingt doch alles eher unwahrscheinlich.
              Da scheint mir das „Überwerfen“ der Balken und Abbremsen mittels Seilen (Muheijo – die Drittelseile mit Haken habe ich übersehen – tja, wer richtig lesen kann, ist klar im Vorteil) wahrscheinlicher.
              Wenn ich mal wieder zu Hause bin, kann ich ja mal im Hoyer nachsehen (Ich habe allerdings nur den 1sten Band).
              Ich möchte nur noch anmerken, dass Hoyer sein Standardwerk in sächsischen Diensten schrieb. Dis wolln mir ma hier nüsch vorgessn dun.
              Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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              • Blesson
                Erfahrener Benutzer
                Adjudant
                • 03.10.2006
                • 778

                #8
                Bis zum Beweis des Gegenteils mag ich bei den Laufbrücken nicht an einzelne Streckbalken und darübergelegte Bohlen glauben, wenn denn die angegebene Zeit von 5min für die Verlegung stimmt. Der Name Laufbrücke steht schließlich für eine bestimmte Konstruktionsweise.

                Alles spricht eher für eine Schlittenkonstruktion, also vorgefertigte Teile, die nur noch ausgefahren werden müssen. Bei der Blessonschen Konstruktion für leichte Laufbrücken wird allerdings die Hälfte des Schlittens nicht genutzt, sondern dient nur der Stabilisierung im Verbund. Die klassischen Pontonkonstruktionen nützen Länge der Streckbalken besser aus.... Das Verhältnis von überspannter Länge und Materialverbrauch sieht bei den Laufbrücken überhaupt nicht günstig aus...

                Andrerseits ist eine Rahmenstruktion für die Streckbalken denkbar, über welche nur noch die Bohlen gelegt werden mußten. Ich muß noch nachlesen, welche Teile auch beim gewöhnlichen Pontonbau vorgefertigt waren.

                Materialauflistungen lösen das Rätsel des Aufbaus nur bedingt. Hier helfen nur noch Abbildungen weiter, selbst wenn sie von konvertierten Sachsen stammen.

                LB
                Do, ut des

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                • Sans-Souci
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                  Major
                  • 01.10.2006
                  • 1847

                  #9
                  Nach dem Deutschen Wörterbuch von Grimm wäre eine Laufbrücke generell einfach nur eine:

                  3) kleine brücke, über einen graben oder einen kleinen flusz angebracht, nur um darüber zu gehen, nicht aber zu fahren. das. [JACOBSSON] 2, 566a.



                  Mit der Quelle Jacobsson ist vermutlich das hier gemeint:

                  Jacobsson, Johann Karl Gottfried: [Technologisches Wörterbuch] Johann Karl Gottfried Jacobssons Technologisches Wörterbuch oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufacturen, Fabriken und Handwerker / hrsg. von Otto Ludwig Hartwig. Fortges. von Gottfried Erich Rosenthal. - Berlin [u.a.] : Nicolai.
                  1 (1781) - 8 (1795)

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                  • Blesson
                    Erfahrener Benutzer
                    Adjudant
                    • 03.10.2006
                    • 778

                    #10
                    Ja, in der Tat ist man sich bei der Terminologie nicht einig:

                    Faesch, Kriegs-Ingenieur- und Artillerie-Lexikon, 1726
                    schreibt:

                    "Lauff-Brücken werden diejenigen Brücken genennet, welch man bey den Schantzen brauchet, die Erde aus dem Graben auf den Wall zu bringen."

                    Vermutlich waren dies einige Balken, die über Böcke gelegt wurden. Hier sind diese nur über die Funktion, nicht aber über die Konstruktion definiert.

                    Die von mir gesuchte Quelle ist:

                    Hoyer, J. G. v.: Versuch eines Handbuches der Pontonnier-Wissenschaften in Absicht ihrer Anwendung zum Feldgebrauch. Bd. 1-3. Leipzig: Barth 1793-1794...
                    Johann Gottfried von Hoyer (1767 Dresden - 1848 Halle), preußischer Generalmajor und Militärschriftsteller, diente bis 1813 in der sächsischen Artillerie, wurde in preußische Dienste zum Ingenieurkorps übernommen. Er wurde Inspekteur der Festungen und Pioniere in Pommern und Preußen. 1825 nahm er seinen Abschied und hielt in Halle an der Saale Vorlesungen über Kriegskunst

                    Dieser ist für schlapp 720 EUR in Antiquariaten zu haben.

                    LB
                    Zuletzt geändert von Blesson; 13.04.2008, 17:56.
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                    • Sans-Souci
                      Erfahrener Benutzer
                      Major
                      • 01.10.2006
                      • 1847

                      #11
                      Hie die anderen beiden Definitionen aus dem Grimm:

                      1) leichte bei schanzen gebrauchte brücke, um die erde aus dem graben in die höhe zu bringen. EGGERS kriegslex. 1, 38.

                      2)
                      diele oder bret, auf welchem die karrengänger die erde aus den bütten an den deich schieben. JACOBSSON 6, 427a.
                      Das Gemeinsame aller Definitionen scheint zu sein, daß man auf Laufbrücken eben nur drauf rumläuft, weil sie größeres Gewicht nicht tragen können.

                      [Neues Kriegs- Ingenieur- Artillerie- See- und Ritter-Lexicon]
                      Jacob von Eggers, Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächsischen Oberstens ... Neues Kriegs- Ingenieur- Artillerie- See- und Ritter-Lexicon : worinnen Alles, was einem Officier, Ingenieur, Artilleristen und Seefahrenden aus der Tactique, der Civil- Militair- und Schiffsbaukunst, der Artillerie, der Mechanic, dem Seewesen etc. zu wissen nöthig, sattsam erkläret und mit Kupfern erläutert ist
                      Verfasser: Eggers, Jacob von *1704-1773*
                      Erschienen: Dresden und Leipzig, ... bey George Conrad Walther, Königl. Hof-Buchhändler, 1757
                      Drucker: Walther, Georg Konrad

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                      • Blesson
                        Erfahrener Benutzer
                        Adjudant
                        • 03.10.2006
                        • 778

                        #12
                        Auf Grund von DaCapos Beschreibung vermute ich jetzt eine Brücke, die sonst in der gängigen Literatur als "Ponton-Brücke" beschrieben wird und die für jede Waffe tauglich ist. Siehe z.b. Blesson §146.

                        Vielleicht löst sich ja das Rätsel, warum diese bei den k.k. Pontonniers ausgerechnet "Laufbrücken" genannt werden. Das Besondere der nachfolgenden Birago-Brücken ab ca. 1828 hat sich für mich noch nicht erschlossen, dazu müßten genauere Konstruktionszeichnungen und eine Beschreibung des Aufbaus her.

                        LB
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                        Do, ut des

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                        • Da Capo
                          Erfahrener Benutzer
                          Adjudant
                          • 23.10.2006
                          • 829

                          #13
                          Mein bester Blesson,

                          es wird zwar nichts mit einem Bild, aber dafür habe ich in der Geschichte der österreichischen Pionniere (Brinner – Dank an den Admin für den Hinweis) folgendes gefunden:

                          „In der Stand- und Diensttabelle …Oktober (1809)… ist der Stand der Pionniere … zu 3.951 Mann angegeben. Hierbei erscheinen 787 Mann krank in den Spitälern…(dies sind ca. 20%, während z.B. bei den Pontonnieren 5-8% normal waren)…Diese ausgesprochen ungünstigen Sanitätsverhältnisse bei den Pionnieren können keiner anderen Ursache zugeschrieben werden, als der Eigentümlichkeit des Dienstes bei den Laufbrücken. Die Beschaffenheit dieses Materials nötigte beim Brückenschlag über Breiten, wo die Balkenlänge nicht ausreichte, den größten Teil der Partie (Mannschaft) auch bei bedeutenderer Tiefe in das Wasser zu steigen, um den Bock zu setzen oder sonst eine Unterlage zu erbauen. Ebenso musste man bei geringerer Breite des Hindernisses und bei rascherem Brückenschlage das erstere behufs Hinüberschaffung der Balken durchwaten.“

                          Also doch nicht Technik, sondern Manneskraft war die Triebfeder im österreichischen Laufbrückenwesen der napoleonischen Zeit. Und mit der Blase hatten es die Jungs bestimmt auch.

                          Schon vor Birago hatte man angefangen, die Böcke mittels Boot auszusetzen und mit Birago halbe (von der Länge her und zu einem ganzen zusammenfügbar, also kein richtiges sondern ein ganzes halbes) Pontons (ein solches dürfte auch auf Deinem Bild zu sehen sein) hierzu zu verwenden.
                          Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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                          • Blesson
                            Erfahrener Benutzer
                            Adjudant
                            • 03.10.2006
                            • 778

                            #14
                            Na bitte, dann können wir ja vereinfachend setzen:
                            kakanische Laufbrücke = Pontonbrücke im Rest der Welt
                            Bleibt nur noch die Frage wie bei den kakanischen Pontonniers diejenigen Brücken genannt werden, die der Rest der Welt als Laufbrücken bezeichnet.

                            LB
                            Do, ut des

                            http://www.ingenieurgeograph.de

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                            • Da Capo
                              Erfahrener Benutzer
                              Adjudant
                              • 23.10.2006
                              • 829

                              #15
                              Werter Blesson,

                              mir scheint diese Formel ohne Definition der Rahmenbedingungen eine unzulässige Vereinfachung zu sein. Da die Österreicher auch Pontonbrücken hatten, sorgt eine Gleichsetzung von Ponton- und Laufbrücke wohl etwas für Verwirrung.

                              Wenn ich recht verstanden habe, erfolgte in der k.u.k. Armee die Zusammenführung von Pionieren (Laufbrücken) und Pontonieren (Pontonbrücken) gegen 1817 (oder war es 1827 – nach 1815 lebe ich historisch gesehen in einem schwarzen Loch). Birago konnte also auf das vereinigte Korps zurückgreifen und daher auch Pontons einsetzen (ob nun ganze oder ganze halbe).

                              Die in der anderen Welt als Laufbrücken bezeichneten Übergangsvorrichtungen gab es im Bestand der k.u.k Armee bis 1815 meines Wissens nicht, so dass sich die Truppe, wie z.B. am 16.10.1813 bei Markkleeberg, diese selbst bastelte (Häuserbalken, Scheunentore etc.).

                              Mein Österreichisch ist nicht so besonders, aber vielleicht wurden diese Gebilde dann STEGL oder KLANES LAUFBRÜCKL oder auch ganz anders genannt.
                              Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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