Sichtschutz bei Belagerungen ?

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    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1841

    Sichtschutz bei Belagerungen ?

    Der Stettiner Kaufmann Johann Gustav Grönlund schreibt am 30. September 1813 in der belagerten Stadt (Baltische Studien, Neue Folge Bd. XIII, Stettin 1909, S. 96):

    In der Nacht vom 27. auf den 28. ds. Ms. haben die Preußen, wie man sagt, die ersten Trancheen gegen Fort Preußen eröffnet; sie haben rechts und links vom Möhringschen Wege Leinwand, wie uns scheint, ausgespannt, wohinter sie arbeiten. Man weiß noch nicht eigentlich, was sie dahinter machen, aber wahrscheinlich wird es auf einen Angriff auf Fort Preußen abgesehen sein. Des Nachts suchen die Franzosen von Fort Preußen aus dieses zu zerstören, doch ists ihnen noch kein Mal gelungen.
    Bei Plotho, Bd. 2, S. 539 f., ist die Belagerung leider nur sehr summarisch abgehandelt.

    Kennt jemand weitere Beispiele von solchen Sichtschutzen - wenn es den einer war - und ihrer Wirksamkeit ? Eigentlich müßte man sie doch leicht zerstören (in Brand schießen oder zerfetzen) können ?
  • Blesson
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 03.10.2006
    • 778

    #2
    Das ist mir auch neu. Werde also nach dem Thema recherchieren.

    Das Sichthindernis mit Leinen kann nur dann Sinn machen, wenn es außerhalb der Reichweite des Kleingewehrfeuers oder der Festungsartillerie ist. Es auch die Sicht durch Überhöhung oder von der Seite nicht freigibt.

    Spekulation: Man nimmt die Sicht auf Straßen und Kolonnenwege, eine Ortschaft, um die Bewegung der eigenen Truppen zu verbergen. Lager oder Depots wurden i.d.R. weit über 2000-3000 Schritt von der festung gelegt, sind also nicht mehr im Bereich der schweren Festungsartillerie. Hier erscheint mir das nur dann sinnvoll, wenn eine direkte Sichtverbindung zur Festung bestand, was man i.d.R. zu meiden suchte.

    Ich kann bisher nur sagen, was es nicht ist: Der Beginn einer förmlichen Belagerung. Nach allen Regeln der Kunst suchte man nämlich den Angriff auf die ausgewählte Fronte oder das detachierte Werk so lange wie möglich zu tarnen, bzw. durch einen Scheinangriff vom Hauptangriff abzulenken. Tagsüber wurde das Vorgelände möglichst unauffällig erkundet und die Lage der 1. Parallele in etwa 800-1000 Schritt vom Glacis markiert. Faschinen und Erdwerkzeuge werden aus dem Depot herbeigeschaft und bereitgelegt. Mit Einfall der Nacht werden dann die Ouvriers an der fliegenden Sappe angestellt, legen die erste Faschine vor sich und beginnen sich möglichs lautlos einzugraben, so daß beim ersten Morgenrot schon bis zur Brust in Deckung stehen. Meist werden auch schon die Enfilier- und Ricochetbatterien mit ausgehoben. Die Belagerten sehen dann erst im Morgengrauen, was für sie der Anfang vom Ende bedeutet, und suchen die Brustwehr mit schweren Festungsgeschützen zu zerstören... Es ist der Auftakt eines Schachspiels, bei der meist die Materialüberlegenheit entweder für den Angreifer oder die Belagerten entscheidet.

    LB
    Do, ut des

    http://www.ingenieurgeograph.de

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