Napoleon und die Juden

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  • Britt.25
    Erfahrener Benutzer
    Sous-Lieutenant
    • 28.11.2006
    • 369

    Napoleon und die Juden

    Ein interessanter Aspekt hinsichtlich Napoleons Politik und seinen im Code Civil verfestigten Gesetzen, sind für mich die Judenrechte, die Napoleon Bonaparte erließ. Es wäre interessant, über Hintergründe und Auswirkungen der Rechte zu sprechen, den Napoleon den Juden zubilligte.
    Ich kann mich bespielsweise daran erinnern, dass dieses Thema in der Schule diskutiert wurde und kürzlich fiel es auch in einer meiner Vorlesungen. Auch besuchte ich einst eine diesbezüglich recht informative Ausstellung im jüdischen Museum in Frankfurt am Main.
    Leider habe ich persönlich das Gesetzbuch Napoleons nicht vor mir und kann daher nicht genau die Gesetzesgesetze zitieren, die die Juden betreffen, aber wenn jemand im Besitze einer Kopie des Code Napoléon sein sollte, wäre es interessant.
    Zumindest ist bekannt, dass Napoleon bei den Juden durch seine Zubilligung von neuen Rechte auf große Beliebtheit stieß. Im Jüdischen Museum in Frankfurt am Main fanden sich im Zuge einer Ausstellung Tafeln, auf welchen israelische/ hebräische Loblieder-und Schriften an Kaiser Napoleon zu lesen waren, die damals verfasst wurden: Der Kaiser wurde hochgelobt als "der Gütige", der "die letzten Reste des Staates Israel aus seinem Staube hebe" , auch kam es zu einer starken Einwanderung der Juden in das napoleonische Imperium, nicht innerhalb von Frankreich selber, sondern auch in die von Napoleon eroberten Länder.
    So viel ich weiß, wurden Juden zumindest in gewissen Punkten mit den übrigen Bürgern Frankreichs gleichgestellt, welches man von vorherigen und späteren Herrschern so nicht kannte. Vielleicht kann jemand genaueres beitragen.
    Es wäre an dieser Stelle auch zu überlegen, warum Napoleon den Juden diese Recht verschaffte. Damals in einer Schuldiskussion kam man zu dem Schluss, dass es weniger, so wie es anfänglich schien, ein Art "Mitleid" (oder etwas dergleichen) mit jener durch etliche Epochen der Geschichte hinweg so diskrimierten Menschenrasse war, da Napoleon kein Menschenfreund in dem Sinne war (wie sich sehr oft an zynischen Reaktionen zeigte, wenn Soldaten und andere in seinen Schlachten fielen; und er auch vor Exikutionen aus Launenhaftigkeit keineswegs zurückschreckte, wie manche Beispiele zeigen), sondern dass es in erste Linie darum ging, seine Macht und sein Ansehen in der Bevölkerung zu stärken, welches in diesem Fall durch die Schaffung von Rechten für die oft zurückgesetzen Juden erfolgte. Bei der Judenschaft jedoch, so zeigen Dokumente, wurde dieses zum Teil ganz anders aufgefasst, und wörtlich als "große Menschlichkeit" bezeichnet.
    Was sind andere Meinungen zu diesem Teilaspekt von Napoleons Politik? Kann jemand genaueres über einzelne dieser Gesetze beitragen?
    Zuletzt geändert von Britt.25; 30.11.2006, 10:26.
    "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

    Marie Bonaparte (1882-1962)
  • pique51
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 02.10.2006
    • 117

    #2
    So viel ich weiß, hatte er auch eine schlechte Erfahrung als er in Venedig 1797 angekommen war, und gesehen hatte, wie die jüdische Bevölkerung in dem Getho lebte. Das erste, was er dort machte, war das Getho zu schließen.

    In Frankreich hatte die jüdische Bevölkerung auch ein Sonderstatus, bis in die Revolutionszeit hinein, und es ist erst Napoléon, der ihr Status zu dem eines ganz normalen Bürgers umwandelte.
    Meiner Meinung nach war er einen Mensch, der sich weniger um Religion kümmerte (indem er sie alle anerkannte, sicherte er der soziale Frieden, was für ihn viel wichtiger war), sondern eher um sozialer Frieden (er hatte einen Graus vor dem Chaos der Revolution), und noch dazu brauchte er Soldaten.
    Indem er die Juden zu normale Bürger machte, konnte er sich auch in die Armee einbinden.

    Schöne Grüße
    Pierre-Yves

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    • Britt.25
      Erfahrener Benutzer
      Sous-Lieutenant
      • 28.11.2006
      • 369

      #3
      Danke für Deine Antwort!
      Der Aspekt, dass Napoleon die Rechte verschaffte, damit Religionsstreitigkeiten vermieden werden und um dafür mehr den sozialen Frieden zu sichern, ist doch ganz interessant. Dass er sich nicht so sehr um Religion scherte,ist ja bekannt, er war ja selber der Religion als solcher eher kritisch gegenüber eingestellt. Vielleicht handelt es sich tatsächlich um einen der Hauptgründe. die Geschichte mit der Erfahrung mit einem Getto hatte ich auch einmal gelesen, aber wohl wieder vergessen
      Auch das mit der Armee klingt logisch, weißt Du, ob die Juden in allen Punkten gleichgestellt wurden, oder ob es Beschränkungen gab? Und andere Religionen wurden dann sicher auch gleichgestellt, oder?
      Auch unter Joseph II gab es ja einst so eine Gleichstellung, die allerdings rein "rational" begründet war und auch Unterschiede zwischen Bürgerrechten und gewissen anderen Rechten machte (muss das noch mal genau nachschauen!)
      Zuletzt geändert von Britt.25; 30.11.2006, 12:28.
      "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

      Marie Bonaparte (1882-1962)

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      • wufi
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 03.10.2006
        • 311

        #4
        Zitat von Britt.25 Beitrag anzeigen
        , weißt Du, ob die Juden in allen Punkten gleichgestellt wurden, oder ob es Beschränkungen gab? Und andere Religionen wurden dann sicher auch gleichgestellt, oder?
        Gesetz und Realität waren sich auch in jener Zeit nicht immer das Gleiche!

        Nach dem Code Civil, der glaub noch heute gültig ist, haben die Angehörigen aller Religionen die gleichen Rechte.:attention:
        Aber die Realität: Dreyfussaffäre rund hundert Jahre nach Einführung des Code civil, algerié française mit Bürgern und (auch Soldaten) zweiter Klasse.
        Je l'ay emprins

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        • Britt.25
          Erfahrener Benutzer
          Sous-Lieutenant
          • 28.11.2006
          • 369

          #5
          Danke für Deine Antwort. Es mag sein, dass vieles in der Realität trotz der Gesetze schief lief, wahrscheinlich gibt es das immer irgendwann , irgendwo, aber es ging ja jetzt in erster Linie erstmal um das, was in den Gesetzen durch den Kaiser festgeschrieben wurde, das mich interessierte. Mit Sicherheit gibt es einige Beispiele, wo natürlich dennoch zuwidergehandelt wurde, was gewiss tragisch ist. Zu der Napoleons Zeit selber wurden die gesetze von der jüdischen Bevölkerung aber extrem positiv aufgefasst, oder hat jemand anderes gehört? Zumindets gab es einen Einwanderungsstrom.
          "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

          Marie Bonaparte (1882-1962)

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          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2962

            #6
            In der Revue Napoléon Nr. 26, Mai 2006, ist ein Artikel zu diesem Thema zu finden, im Dictionnaire Napoléon sicherlich auch.

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            • Britt.25
              Erfahrener Benutzer
              Sous-Lieutenant
              • 28.11.2006
              • 369

              #7
              Leider kenn ich den Artikel nicht: Ist er gut? Kannst Du ein paar Schlagworte hier geben?
              "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

              Marie Bonaparte (1882-1962)

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              • HKDW
                Erfahrener Benutzer
                Colonel
                • 02.10.2006
                • 2962

                #8
                Leider habe ich dazu momentan keine Zeit

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                • Britt.25
                  Erfahrener Benutzer
                  Sous-Lieutenant
                  • 28.11.2006
                  • 369

                  #9
                  Kein Problem,
                  aber wenn Du was passendes findest, wäre ich interessiert. Ich schaue auch noch mal ein wenig. Mich interessiert´s eben seit ich diese Ausstellung gesehen hab.
                  "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

                  Marie Bonaparte (1882-1962)

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                  • admin
                    Administrator
                    Colonel
                    • 30.09.2006
                    • 2687

                    #10
                    Artikel aus La Reveue Napoléon Nr. 26

                    So, hier ist der Artikel als PDF-Datei ... sicherlich nicht schlecht recherchiert und geschrieben.

                    Schöne Grüße
                    Markus Stein
                    Angehängte Dateien
                    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                    • Britt.25
                      Erfahrener Benutzer
                      Sous-Lieutenant
                      • 28.11.2006
                      • 369

                      #11
                      Danke, werd ihn dann direkt lesen, wenn ich Zeit habe.
                      Vielen Dank!
                      "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

                      Marie Bonaparte (1882-1962)

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                      • Britt.25
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                        Sous-Lieutenant
                        • 28.11.2006
                        • 369

                        #12
                        Nun ja, wenn ich jetzt ganz eherlich sein soll...Ich war zwar eine sehr sehr sehr fleißige Lateinschülerin, aber eben eine LATEINschülerin, was nun mit anderen Worten heißt, dass es mir etwas schwierig mit dem Text wird. Wohl werde ich das Ruder erstmal aus der Hand geben müssen und einen anderen bitten sich des Artikels anzunehmen. Ich spreche eben doch die Sprache besser, die Napoleon als Kind mit seinem Eltern gesprochen hat: Italienisch!
                        Hoffe, ich flieg nun nicht gleich aus dem Forum, ist ja schon eine peinliche Angelegenheit :card:
                        "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

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                        • testapoleon
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                          Enfant de Troupe
                          • 05.05.2009
                          • 1

                          #13
                          ich hole diesen Thread nochmal hoch.

                          Kann mir jemand sagen, welche Artikel des Code Civil sich genau mit den Juden beschäftigte?

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                          • admin
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                            Colonel
                            • 30.09.2006
                            • 2687

                            #14
                            Einen expliziten Artikel im Code civil habe ich jetzt (online) nicht gefunden, dafür zwei interessante französische Seiten zu den Juden, in denen u.a. auf die Gleichstellung zu den Nicht-Juden Frankreichs gemäß des Code civil eingegangen wird, und zwar:

                            Da es nach dem ersten Link in Frankreich weniger als 40.000 Juden gab glaube ich nicht, dass diese verhältnismäßig kleine Gruppe explizit im Code civil erwähnt wurde - vielmehr dürften sonstige Dekrete die Gleichstellung gemäß dieses Bürgerlichen Gesetzbuches geregelt haben.

                            Schöne Grüße
                            Markus Stein
                            "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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