Soft Power

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  • shwarts
    Neuer Benutzer
    Enfant de Troupe
    • 17.06.2009
    • 1

    Soft Power

    Hallo! Ich habe gelesen, dass die USA seit Obama das Prinzip der "soft power" benutzt und ich habe mich gewundert, ob das ein neues Konzept ist oder ob es das schon zu Napoleons Zeiten gab.


    Werft mal ein Blick drauf bei Interesse.
  • DesireeHannover
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 10.05.2007
    • 124

    #2
    zu der Frage an sich, kann ich leider nichts sagen.

    Muss aber, weiss nicht warum, oft an Napoleon denken, wenn ich Obama sehe.

    Hoffnungen die mit dem "Regierungsantritt" verbunden sind. Tatsächliche Reformen und Neuerungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Dann die Enttäuschungen im "Militärischen". Ich bin mir sicher, dass es auch dort bei Obama Enttäuschungen geben wird.
    "Eine schmucke Uniform und ein schönes Pferd sind wichtiger als ein voller Bauch!"
    Zitat: Laetitia Ramolino

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    • Serrez les rangs
      Neuer Benutzer
      Soldat
      • 15.02.2008
      • 18

      #3
      Begriff definieren

      Das ist mal wieder sehr politisch, also eine Frage der definition. Soft power - ist das ein freundschaftlicher Klaps oder eine Faust ins Gesicht mit Kieferbruch.... ?

      Die französische Machtanwendung unter Bonaparte würde ich aber ebenso wenig als "soft" bezeichnen wie das bombardieren von Frauen und Kindern in Pakistan.

      Interessant in der Gegenüberstellung Obama-Bonaparte wäre eventuellement der stetige Konflikt (um nicht den Ausdruck Hassliebe zu gebrauchen) zwischen Napoleon und seinem Aussenminister Talleyrand. Tatsächlich war es ja des Diplomaten Talleyrands erklärtes Ziel, weniger mit marschierenden Divisionen als mit überzeugenden Ideen zu gewinnen.... Er vertraute darauf, dass Prinzipien wie gleiches Recht für alle, allgemeine Schulpflicht und weitere Errungenschaften der Revolution sich ihren Weg von alleine bahnen würden. Bonaparte als ausgebildeter Militärbefehlshaber hatte da eine sehr viel muskulösere Vorstellung davon, wie die Europäischen Länder auf die seite Frankreichs zu bringen seien.
      Der Diplomat und der Soldat hatten sehr viel Mühe, zusammen zu arbeiten (man erinnere sich daran, dass Bonaparte Talleyrand einmal als "de la merde dans un bas de soie" (Scheisse in einem Seidenstrumpf) bezeichnet hatte.

      Vom Diplomaten Talleyrand stammt übrigens das Zitat: "England ist entschlossen, bis zum letzen Österreicher zu kämpfen".

      Meine persönliche Analyse zum "Joint-Venture" Bonaparte-Talleyrand ist aber, dass es mit Bonaparte von da an Bergab ging, als er es mit seinem Aussenminister verdorben hatte und dieser zwar den Posten weiter innehatte, jedoch nicht mehr am selben Strick zog.
      Interessante Lektüre dazu sind die Memoiren Talleyrands - auch wenn der Leser sich dessen bewusst sein muss, dass die Texte durch Talleyrand mehrmals überarbeitet und "frisiert" wurden - immer ganz nach aktueller Politischer Situation und immer mit Bedacht, den Autoren im bestmöglichen Licht zu zeigen.... der Mann war halt durch und durch ein Diplomat.

      Am Rande - was unterscheidet den Diplomaten vom Politiker? Der Diplomat sagt nie was er denkt; der Politiker denkt nie, was er sagt......

      Kommentar

      • gnlwth
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 09.10.2006
        • 324

        #4
        Guten Morgen,

        Interessante Lektüre dazu sind die Memoiren Talleyrands - auch wenn der Leser sich dessen bewusst sein muss, dass die Texte durch Talleyrand mehrmals überarbeitet und "frisiert" wurden - immer ganz nach aktueller Politischer Situation und immer mit Bedacht, den Autoren im bestmöglichen Licht zu zeigen....

        Anmerkung: Besonders sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Teil 1 bis 3 zwischen 1815 und 1830 (also größtenteils unter Louis XVIII), Teil 4 und 5 aber zwischen 1834 und 1838 (unter Louis-Philippe) geschrieben wurden.
        Somit sollte man zwischen den Zeilen immer auch den Adressaten sehen - auch, wenn Talleyrand in seinem Testament verfügt hat, dass seine Memoiren erst 60 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden durften (was dann 1891 geschah), und ihm (gerade ihm!) muss klar gewesen sein, dass sich die Regierungsform Frankreichs bis dahin schon wer weiß wie viele Male geändert haben dürfte, seine jeweilige Darstellung der Geschehnisse also durchaus in sehr anderem Licht interpretiert werden könnten, als von ihm gewollt.

        Ansonsten natürlich, Talleyrand war sozusagen der friedliche Gegenpol zu Napoleon. Ich will nicht behaupten, dass Talleyrand ein Pazifist war, das wäre Quatsch. Talleyrand war aber nicht nur Diplomat, sondern auch das, was wir heute wohl einen Wirtschaftsexperte nennen würden - und als solcher ziemlich pragmatisch. Sein politisches Ziel war ein vereintes, friedliches Europa. Und er hat immer die Meinung vertreten, dass sich Europa durch friedlichen gegenseitigen Handel sehr viel besser (oder nur so) vereinen lässt, als durch Krieg (der nur wieder Krieg erzeugt). Er wollte Frieden und Wohlstand und dachte, dass man beides durch eine starke Wirtschaft in einem geeinten Europa erreichen konnte. Gerechter Handel erzeugt Wohlstand, und wem es gut geht, der fängt keinen Krieg an - so ähnlich lautet die (vereinfachte) Formel.
        Und er sah wohl ein, dass ein Europa unter französischer Herrschaft (wie Napoleon es sich vorgestellt hat) schlicht nicht funktionieren würde - da machen die anderen Völker nicht mit, so einfach ist das.



        Schönen Gruß,
        Gnwlth
        Zuletzt geändert von gnlwth; 05.07.2009, 11:03.
        Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

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        • Colet
          Benutzer
          Fourrier
          • 27.08.2008
          • 95

          #5
          Hallo ihr,
          ein Einblick in (ein mögliches) Beispiel von soft power findet sich auch in Michael Rowes Studie über das Rheinland in der französischen Zeit. Während in der ideologisch geprägten Revolutionszeit die Handlungsrichtung überwiegend von oben nach unten ging (also von Verwaltung zu den Einwohnern) war Napoleons Prinzip zweiseitig. Rowe nennt einige Beispiele dafür, wie einige "gewachsene" rheinische Strukturen ihren Weg nach Paris und in die Verwaltung fanden. Ein Beispiel ist die Untersuchung, die Napoleon zum Verhältnis der Rheinländer zum Militär durchführen ließ. Da das Ergebnis sehr zu ungunsten des französischen Militärs ausfiel, ordnete er dieses der zivilen Verwaltung unter und setzte die Aushebungsquote unter der von Inner-Frankreich an (das hat sich allerdings in der Folgejahren geändert.)
          Grüße von
          Colet

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