Moreau und Hochzeiten um 1800

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  • Madame Malicieux
    Benutzer
    Fourrier
    • 25.04.2007
    • 81

    Moreau und Hochzeiten um 1800

    Hallo,

    ich möchte hier mal um Rat fragen. Ich bin ja was Moreau angeht schon recht belesen, allerdings gibt es ein paar Eckpunkte, die sind ganz schwer zu beleuchten. Auch was das Thema Hochzeiten zur Napoleonischen Zeit angeht. Eine Freundin von mir, die sich ebenfalls mit Moreau beschäftigt, ist ganz fest davon überzeugt, dass Moreau aus Liebe heiratete...für mich völlig absurd. Sie reichte mir zum Beweis den ein oder anderen Brief in einem Buch, in dem wunderschöne Liebesbekundungen standen, geschrieben aus dem Temple an seine Ehefrau. Für mich hat seine Ehefrau sogar eine Mitschuld an seiner Verhaftung mit ihrem royalistischen Getue gehabt, aber das ist ein anderes Thema. Meine Freundin erklärte mir, dass die Ehefrau Moreaus mit Caroline Bonaparte, Hortense de Beaurharnais, Églé, Neys spätere Frau, Aimée, Davouts spätere Frau und Adéle, Mcdonalds spätere Frau befreundet war und gemeinsam zur Schule ging. Ich nam das zum Anhaltspunkt, dass Napoleon wohl seine besten Generäle mit guten belesenen, klavierspielenden und singenden Frauen verheiratet sehen wollte und sich aus dieser Schule fleissig bediehnt wurde. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die allesamt aus Liebe heirateten...natürlich kann man abstrakt denken, die haben sich ja alle auf irgendwelchen Bällen etc kennen und lieben gelernt etc...hüstel...aber für mich hat das eher einen anderen Charakter. Moreau hat 10 Monate vor seiner Hochzeit noch seine Liebe zu Ida St Elme gestanden, obwohl er von der Affaire zu Ney wusste. Sie schnitt sich die Haare ab und trug Uniformen und ging mit Ihm wohin auch immer und er liebte das. Nun soll plötzlich ein Püppchen von 18 Jahren daher gekommen sein, singend, Klavier spielend, royalistisch (!!!) und er soll das bevorzugt haben? Im Übrigen hatte Ida auch nach Neys Hochzeit mit ihm noch eine Affaire.
    Warum erzähle ich das??? Ich möchte einmal etwas Bestätigung.... Ich mag mich nicht immer mit Leuten streiten, die die Napoleonische Zeit mit der Rosaroten Brille sehen. Leute haben nicht aus Liebe geheiratet, es sei denn sie haben sich ihren PArtner selbst ausgesucht, dafür mussten sie sich aber meist erstmal von dem Ihnen ausgesuchten PArtnern trennen, wie es zB Madame Recamier und auch Ida St Elme vorher getan hatten. Natürlich hat man sich auch Liebe Dinge geschrieben, aber das ist für mich kein Beweis, dass das alles wahre Liebe war.

    Moreaus Frau hat zB nach der Ankunft in Amerika keine weiteren Kinder bekommen. das Letzte 1804. Moreau selbst ging für ein Jahr fort um Amerika zu bereisen und sie reiste mehrere Male nach Paris und London wärend er in Amerika saß. Zum Schluss wollte sie für immer bleiben und lebte bei Madame de Stäel in London, als sie die Nachricht von seinem Tod erhielt.

    Zuletzt geändert von Madame Malicieux; 19.10.2009, 08:01.
    Vive Moreau,
    Rival republicain de Bonaparte

    www.jean-victor-moreau.de
  • gnlwth
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 09.10.2006
    • 324

    #2
    Guten Morgen,

    zum Thema Moreau kann ich natuerlich nichts beitragen, aber vielleicht ein kleinen Einblick in die Sichtweise auf Ehe und Hochzeit:

    "Nur ein Mann, der eine gescheite Frau geliebt hat, kann ermessen, was für ein Vergnügen es ist, ein Gänschen zu lieben."

    sagte Talleyrand, als man ihn fragte, wie um alles in der Welt er erst ein Verhaeltnis mit Germaine de Stael und dann mit Catherine Grand haben kann (und die dann auch noch heiratet). Tja. Mit der einen kann man prima ueber Politik und Literatur diskutieren, aber die andere ist einfach besser im Bett. So einfach ist das.

    Ausserdem sagte er noch:

    "Die Klugheit einer Frau ist nicht immer ein Vorteil. Eine gescheite Frau kompromittiert ihren Gatten, eine dumme nur sich selbst."


    Ich denke, das erklaert, warum jemand zwar kluge Frauen liebt, aus Vernunft aber eine dumme heiratet. Hochzeiten hatten selten etwas mit Liebe zu tun. Entweder es ging um Geld oder um gesellschaftliches Ansehen, oder es war Taktik, um ein politisches Ziel zu erreichen. Und sobald man im sicheren Hafen der Ehe war, konnte man ja nach Belieben Affairen haben - und die dann natuerlich mit Frauen, die man wirklich mochte. Die Ehefrau musste man nicht lieben. (Wenn man Glueck hatte, verstand man sich ganz gut.)

    Talleyrand's Definition der Ehe war uebrigens: "Zwei schlechte Launen am Tag und zwei schlechte Gerueche bei Nacht."

    Keine sehr positive Einstellung der Institution Ehe gegenueber...

    Schoenen Gruss,
    Gnlwth
    Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

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    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2962

      #3
      Soweit ich weiß wollte ja der 1. Konsul Moreau mit jemand anderem verheiraten, aus dem engeren Bonaparte Klan.

      Moreau stellt sich auch klar gegen diesen Wunsch und kompromitiert Bonaparte.

      Es wäre ja auch immer eine Scheidung möglich gewesen.

      Die Heirat war sicherlich nicht der Karriere von Moreau dienlich.

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      • Madame Malicieux
        Benutzer
        Fourrier
        • 25.04.2007
        • 81

        #4
        Aber die Frage ist ja, warum hat er sich nun für Eugenie Hulot entschieden, die eindeutig royalistische Züge hatte. Ihre Kinder, Enken und Urenkel haben allesamt Prinzen und Prinzessinnen geheiratet, zum Glück nach Moreaus Tod, der damit sicher nicht einverstanden gewesen wäre. Die Schwiegermutter hatte da auch keine Finger im Spiel, denn die war auch bereits verstorben. Für mich ist das alles noch etwas unklar.
        Vive Moreau,
        Rival republicain de Bonaparte

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        • HKDW
          Erfahrener Benutzer
          Colonel
          • 02.10.2006
          • 2962

          #5
          Picard - in Bonaparte et Moreau - schreibt auch eher - dass Moreau von der jungen Mlle Hulot verzaubert gewesen sei und verweist auf die Memoiren von Decaen.

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          • Madame Malicieux
            Benutzer
            Fourrier
            • 25.04.2007
            • 81

            #6
            Habe ich im Internet nicht finden können..wenn warscheinlich nur in französisch, oder? Tja...ist denke Moreau hat sehr schnell festgestellt, dass die Entscheidung Hulot zu heiraten, falsch war. Aber genau wird man das nie wissen. Merkwürding ist ja, dass Menschen, die mit Moreau enger befreundet waren schreien, dass Moreau und seine Frau sich liebten, andere widerum , die die Situation von Aussen betrachteten, sahen das eher kritisch. Das liegt sicher an der vielleicht nicht ganz neutralen Beurteilung, wer weiss...
            Vive Moreau,
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            • HKDW
              Erfahrener Benutzer
              Colonel
              • 02.10.2006
              • 2962

              #7
              Mit der richtigen Heirat und etwas Anpassung hätte Moreau so richtig Karriere machen können - aber das wäre dann nicht mehr Moreau gewesen.


              Andererseits, Bernadotte hat die Sache ja auch sehr clever gemacht.

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              • Lutz Langer
                Erfahrener Benutzer
                Sergent-Major
                • 03.11.2006
                • 178

                #8
                Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                Mit der richtigen Heirat und etwas Anpassung hätte Moreau so richtig Karriere machen können - aber das wäre dann nicht mehr Moreau gewesen.


                Andererseits, Bernadotte hat die Sache ja auch sehr clever gemacht.

                Wie meinst Du das denn jetzt? -lach-

                Liebe Grüße

                Lutz

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                • Madame Malicieux
                  Benutzer
                  Fourrier
                  • 25.04.2007
                  • 81

                  #9
                  Naja, ich sag mal so... er hätte sicher anderweitig auf das Regime einwirken können...besser sicherlich als aus dem Exil....
                  Vive Moreau,
                  Rival republicain de Bonaparte

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                  • HKDW
                    Erfahrener Benutzer
                    Colonel
                    • 02.10.2006
                    • 2962

                    #10
                    Zu Bernadotte - der hat ja die Notbremse 1803 gezogen und sich mal "angepaßt" wird Marschall, erfolgreicher und beliebter Truppenführer - schließlich König von Schweden - was für ein Aufstieg.

                    Geschadet hat er Napoleon am Ende sicherlich 1000 mal mehr als Moreau, deswegen ist er ja bei den Nappy Groupies so verhaßt.

                    Moreau blieb konsequent radikal - es kam dann was kommen mußte.

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                    • Gunter
                      Erfahrener Benutzer
                      Chef de Bataillon
                      • 01.10.2006
                      • 1377

                      #11
                      Bernadotte war der wohl erfolgreichste Aufsteiger aus seinen Usprungskreisen. Er stand zuletzt als souveräner Monarch da, andere endeten im Exil oder wurden hingerichtet. Welch ein Unterschied! Unterm Strich hat ers weiter gebracht als N.

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                      • Madame Malicieux
                        Benutzer
                        Fourrier
                        • 25.04.2007
                        • 81

                        #12
                        Das stimmt. So in der Art habe ich es auch gemeint, als ich schrieb, mit einer anderen Taktik hätte Moreau besser gegen Bonaparte arbeiten können und wäre sicher erfolgreicher gewesen. Trotzdem habe ich mehr Anhaltspunkte dafür, dass es keine reine Liebeshochzeit war. Madame Hulot, Eugenies Mutter, war ja sehr eng mit Josephine befreundet zu der Zeit der Hochzeit, daher stammt sicher auch der Kontakt. Kurz darauf gab es ihrerseits einen grossen Streit mit Josephine, weshalb weiss ich nicht genau, aber dann fingen im Hause Moreau die Streitigkeiten an, die Tochter und der Schwiegersohn durften keine Einladungen der Bonapartefamilie mehr annehmen, die wohl sehr häufig ins Haus flatterten, Moreau hat das Oberkommando der Englandarmee ausgeschlagen, er ging mit seiner Frau auf "Anti-Bonaparte-Partys" bei Madame Recamier...all das ärgerte Bonaparte. Als dann die Geschichte mit der angeblichen Beteiligung an dem Komplott gegen Napoleon des Georges Cadoudal herauskam, kann ich mir gut vorstellen, warum Bonaparte zuerst dachte, Moreau sei mitschulding. Aus dem Grund denke ich, dass die Heirat in die Hulot-Familie keine gute Wahl war und ich denke das hat er auch sehr schnell gewusst. Habe gelesen, dass Moreau 1803 sehr schlecht aussah, um Jahre gealtert, melancholisch wirkte...und da war noch nicht mal Cadoudal Thema.
                        Vive Moreau,
                        Rival republicain de Bonaparte

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                        • HKDW
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                          Colonel
                          • 02.10.2006
                          • 2962

                          #13
                          So einfach war das nicht - Moreau - der ja ein wesentlicher Steigbügelhalter Bonapartes war, hat wohl erst jetzt so richtig erkannt welchen maßlosen Machtmenschen, der mit den Idealen der französischen Revolution nichts am Hut hat - er unterstützt hatte.

                          Ich denke das hat auch an ihm genagt. Ich muss da mal die Memoire von Decaen lesen, der bestimmt darüber was schreibt.

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                          • Madame Malicieux
                            Benutzer
                            Fourrier
                            • 25.04.2007
                            • 81

                            #14
                            Das würde mich auch interessieren. Hast Du sie auf deutsch oder englisch?
                            Habe die Verfassung Moreaus aber eher mit der Situation im privaten Bereich verbunden. Im Buch über Moreau von Hulot ( welcher aber wohl nichts mit der Hulot Familie zu tun hat) steht, dass Moreau in Amerika froh war, kein Kommando mehr zu haben und glücklich war mit Orchideenzucht und seinen Hunden. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Warum sollte er denn nach Europa zurück gekehrt sein. Es gibt teilweise Bücher...da weiss man wirklich nicht, was man darüber denken soll...
                            Vive Moreau,
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                            • muheijo
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                              Capitaine
                              • 01.10.2006
                              • 553

                              #15
                              Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                              Bernadotte war der wohl erfolgreichste Aufsteiger aus seinen Usprungskreisen. Er stand zuletzt als souveräner Monarch da, andere endeten im Exil oder wurden hingerichtet. Welch ein Unterschied! Unterm Strich hat ers weiter gebracht als N.
                              Der Unterschied war, dass er von den Schweden selbst zum Kronprinz und spæter Kønig auserkoren war - dafuer konnte Bernadotte ja eigentlich nicht viel, er brauchte nur "ja" sagen. Da er legitim auf diesen Thron kam, war seine Stellung eigentlich nie gefæhrdet, zumal Schweden ja auch nicht im Zentrum der anderen Mæchte stand.
                              Im Sinne Schwedens war der Tausch Finnland - Norwegen. Diese Verbindung wæhrte immerhin rund 90 Jahre.

                              Anders die von Napoleon eingesetzten Kønige und Fuersten - es war klar, dass deren Thron mit Napoleons Erfolg oder Misserfolg eng verknuepft war.
                              Einzig Murat hætte wohl, wenn er nicht zu hoch gepokert hætte, in Neapel evtl. weiterregieren kønnen.

                              Als besonders herausragend sehe ich Bernadottes Leistungen aber nicht, selbst wenn man die napoleonische Propaganda abzieht.
                              Fazit:
                              Ein ganz normaler Marschall mit Stærken und Schwæchen, der das Glueck hatte, in das fuer den Rest Europas uninteressante Schweden umziehen zu duerfen und danach fuer seine neue Heimat seine alte "vergass" - ich vermeide bewusst: "verriet".

                              Gruss, muheijo
                              Zuletzt geändert von muheijo; 22.10.2009, 10:56.

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