frz. Bataillonskolonne mit Divisionen 1806?

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 827

    frz. Bataillonskolonne mit Divisionen 1806?

    Im 1806er Feldzug hatten die frz. Infanterie-Bataillone noch 9 Kompanien (1 Grenadier, 1 Voltigeur, 7 Füsilier).
    Wie wurde aus einem solchen Bataillon eine Bataillonskolonne gebildet?
    Bei einer Kolonne mit Divisionen blieb doch eine Kompanie übrig, oder gab es diese Kolonnenform 1806 nicht?
    Beim Karree stellt sich die gleiche Frage?
    Wer kann helfen? HKDW? Oli?
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1841

    #2
    Das Französische Exerzier-Reglement für die Infanterie vom 1. August 1791 blieb bis 1830 gültig, mit kleineren semi-offiziellen Ergänzungen.

    Das Reglement sah vor, daß die beiden Grenadier-Pelotons (es gab bis 1794 nur zwei Bataillone pro Regiment) zu einer Division vereinigt werden konnten (aber nicht mußten), die dem ersten Bataillon zugeordnet wurde.

    Das sieht man auf der Abbildung hier illustriert, das Bataillon formiert die geschlossene Kolonne (colonne serrée, Batallonsschule N°s 71 ff.), in diesem Falle auf der zweiten Division (= 3. & 4. Peloton), welche sich nicht bewegt. Die Grenadier-Division (die in Linie auf dem rechten Flügel steht) und die erste Division (= 1. & 2. Peloton) schieben sich vor die zweite Division, die dritte (= 5. & 6. Peloton) und vierte Division (= 7 & 8. Peloton) schieben sich hinter die zweite Division.

    Die geschlossene Kolonne konnte natürlich auf jeder Division formiert werden (die dann stehenblieb), wie es der zur Verfügung stehende Platz oder die Caprice des Bataillonskommandeurs gerade erlaubten. Das Ergebnis der Formation war dabei immer dasselbe.



    Die Abbildung ist insofern ungenau, als die Füsilier-Pelotons zwar untereinander egalisiert wurden, (vgl. http://www.napoleon-online.com/forum...read.php?t=102 ), die Grenadier-Pelotons aber schon etatsmäßig schwächer als die Füsilier-Pelotons waren und nicht mit diesen egalisiert wurden (vgl. z. B. Bataillonsschule, N°s 50, 65).

    Da sich in diesem Beispiel hier die Führer (guides) auf der linken Seite der Kolonne befinden, würde eine korrektere Darstellung etwa so aussehen (zwischen den beiden Grenadier-Pelotons klafft keine Lücke, sondern sie schließen aufeinander auf):

    GGGGGGGGGGGG
    2222222211111111
    4444444433333333
    6666666655555555
    8888888877777777

    Asymmetrisch, aber funktionsfähig.

    Theoretisch könnten die Grenadier-Pelotons auch im Laufe des Feldzuges stärker als die Füsilier-Pelotons geworden/geblieben sein. In diesem Falle würde die Grenadier-Division die übrigen Divisionen überlappen:

    GGGGGGGGGGGG
    222222111111
    444444333333
    666666555555
    888888777777

    Wen sich nun nur ein Grenadier-Peloton beim Bataillon befindet, bildet dieses seine eigene Division:

    GGGGGG
    2222222211111111
    4444444433333333
    6666666655555555
    8888888877777777

    Für den letzteren Fall, eine Grenadier-Division aus nur einem Peloton, finde ich allerdings gerade keinen direkten Beleg im Exerzier-Reglement.

    Kommentar

    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2962

      #3
      Es gibt keine Antwort auf dieser Frage, da im Reglement d'infanterie eigentlichdie Bataillone nur als 8 Pelotons per Bataillon dargestellt werden, da oft die Grenadierkompanien von verschiedenen Regimentern zu Elitebataillons zusammengezogen wurden.

      Wie nun tatsächlich auch ein 9 Kompanien starkes Bataillon eine Colonne d'Attaque gebildet hatte - oder auch eine Divisionskolonne - ist meines Wissens nirgendwo beschrieben.

      Wenn es jemand findet, teilt es mir bitte mit.

      Die Voltigeurs wurden ja 1805 mitten im Feldzug eingeführt, das kann man gut in Memoiren lesen, z.b. Fesenzac, da wird auch niemand einen gelben Kragen bekommen haben oder gar ein Briquet.

      Da mußte wohl jeder Regimentskommandeur oder andere höhere Offiziere - sich einen eigenen Behelf machen.

      Kommentar

      • Da Capo
        Erfahrener Benutzer
        Adjudant
        • 23.10.2006
        • 827

        #4
        Herzlichen Dank für die sehr sachdienlichen Ausführungen.

        Hier stellt sich mir gleich die Frage, wie denn die Colonne d’Attaque gebildet wurde, wenn die Grenadiere in ihrer Grenadier-Division beim 1sten Bataillon, die Voltigeure in Wald und Flur zerstreut und nun die 7 Füsilierkompanien zur Kolonnenbildung übrig waren.
        Egalisierung auf 6 oder 8 Peletons?

        Nächste Frage:
        Bei einer Reihe von Regimentern werden im Feldzug von 1806 3te Bataillone gegeben, die nur aus Grenadieren und Voltigeuren bestanden und so um die 180 – 200 Mann stark waren.
        Waren dies nun wirklich die Grenadiere und Voltigeure eines echten 3ten Bataillons oder sind dies etwa zusammengefasste Verbände der ersten beiden Bataillone?
        Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

        Kommentar

        • Sans-Souci
          Erfahrener Benutzer
          Major
          • 01.10.2006
          • 1841

          #5
          Dei 1805 bei der Linieninfanterie eingeführten Voltigeure ersetzten ja die 2. Füsilierkompanie (der unter dem folgenden Link wiedergegebene Entwurf wurde, soweit ich weiß, unverändert als Dekret verabschiedet):



          Das heißt, ein einzelnes Bataillon bestand seit 1805 aus 1 Grenadierkompanie, 1 Voltigeurkompanie und 7 Füsilierkompanien, die in Line folgendermaßen nebeneinanderstanden (Front nach oben):

          876543V1G

          Die Divisionskolonne sähe dann so aus:

          G
          V1
          43
          65
          87

          Die Angriffskolonne so:

          54
          63
          7V
          81
          _G

          Wenn die Voltigeure und Grenadiere detachiert sind, hat die Angriffskolone die Form:

          54
          63
          71
          8

          Das Typische an der Angriffskolonne ist, daß die beiden mittleren Pelotons stehenbleiben. Wenn ein Flügel kürzer ist als der andere, und die Kolonne dadurch "schief" aussieht, beeinträchtigt das ja nicht die Bewegungsfähigkeit und die Möglichkeit, sich jederzeit wieder in Linie formieren zu können.

          Die Kolonnen waren Formationen, um die Truppen geordnet von A nach B zu bringen, keine ästhetischen Kunstwerke, die vor allem ein Muster an Symmetrie hätten abgeben sollen.

          Egalisieren bedeutet, daß man die vorhandenen Pelotons (mit Ausnahme der höher besoldeten Elitekompanien) auf dieselbe Stärke bringt, nicht daß man ganz neue Peloton aus ihnen formiert. De facto wurden dabei von den überdurchschnittlich starken Pelotons für die Dauer des Tages Mannschaftsrotten an die unterdurchschnittlich starken Pelotons abgegeben.

          Zur Frage der konkreten Organisation im Feldzug 1806 kann ich mangels Wissen nichts sagen. Schon seit 1794 bestand ein französiches Infanterieregiment in der Regel aus 3 Feldbataillonen.

          Kommentar

          • Rangar
            Benutzer
            Soldat
            • 09.08.2007
            • 30

            #6
            Das ist alles sehr interessant,dabei dachte ich bis jetzt das die Voltigeure in der Bat.-Linie immer auf dem linken Flügel standen und somit in der Angriffskolonne das hintere Peloton bildeten-(leichter zu entsenden od. wieder den Platz einnehmen).Gab es so nicht auch Probleme mit der Karree-Formierung??

            Kommentar

            • Gunter
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 01.10.2006
              • 1377

              #7
              Kein Wunder dass die ab 1808 endlich eine neue Organisation einführten. Die größeren Kompanien dürften dafür aber auch auf Kosten der Führungsqualität gegangen sein.

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