Frage zur frz. Infanterietaktik 1806

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 827

    Frage zur frz. Infanterietaktik 1806

    Bei unseren Planspielen zu Auerstädt sind wir auf folgende Situation gestoßen.
    Das 85e de ligne stand relativ exponiert auf dem linken frz. Flügel. Das25e als Schwesterregiment stand zu diesem Zeitpunkt in Hassenhausen.
    Die Entfernung zu Hassenhausen bzw. zur „neuen“ Poststraße von Taugwitz nach Hassenhausen beträgt rund 700m Luftlinie.
    Diese exponierte Stellung ohne jedwede Verbindung zu anderen Einheiten scheint mir nicht logisch. Kann dieser Zwischenraum durch ein aufgelöstes Bataillon des 25e ausgefüllt worden sein? Rein rechnerisch ist dies kein Problem, auch unter Berücksichtigung der 2/3-1/3 Regel. Dazu spricht der Bericht des 3.Korps in dieser Phase sehr viel von Schützenschwärmen. Die 85e hätten dann als Kolonne den linken Flügel der Schützenkette gedeckt.
    Wenn also diese Möglichkeit auch von Seiten der frz. Taktik her bestünde, wäre mir/uns geholfen.

    Bin auf Eure Meinung gespannt.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Nikolaj
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 27.12.2009
    • 122

    #2
    Servus,

    da wäre es mE nun gut, das Gelände dort im Detail zu kennen. Gibts irgendwo online eine gute (durchaus auch moderne) Schichtlinienkarte der Gegend? Und/Oder eine Karte, die die Situation hochauflösend, aber zeitlich näher zum Schlachtdatum zeigt? (Irgendwo im Hinterkopf hab ich da das Bild wunderschöner alte/ältere Karten im Maßstab 1:15.000 aus Deutschland???) Ich konnte in der Eile nur die Pläne im Wiki-Artikel einsehen. Der hart westl. SONNENDORF aus allg. Richtung NORD kommende Bach als potentielles Geländehindernis scheint mir eine mögliche Erklärung für die Lücke zu sein. Interessant wäre das Relief ebendort. Stand das 84ste in Vorderhang- Kamm- oder Hinterhangstellung? Waren Schützen ausgeschieden?

    Aus der Situation heraus kann ich mir vorstellen, daß das 84ste in allgemeiner Richtung Sonnendorf bzw Raum SO davon stand, um allfällige Umgehungen aus dieser Richtung zu beobachten und quasi als "regimentsstarker Gefechtsvorposten" fungierte. Abhängig von Geländerelief, Parametern des Gewässers, Uferbeschaffenheit, Bewuchs, etc. konnte eine derartige Position eine mögliche Umgehung beobachten und hatte auch ausreichend Zeit, um angemessen zu reagieren.

    Den "Mut zur Lücke" will ich den Franzosen allemal zutrauen, soferne das Gelände entsprechend günstig war. (Vgl. etwa die frz. Stellung bei Austerlitz, rechter Flügel am Goldbach zwischen Tellnitz und Kobelnitz). Davouts Angriffsschwergewicht lag ja, so scheints mir, entlang der Straße über Hassenhausen Richtung Westen, wodurch auch das gegnerische Schwergewicht einigermaßen festgemacht war. Viel konnte also über den preußischen äußersten rechten Flügel nicht kommen.

    Ist übrigens belegt, daß das 84ste in Kolonne stand und nicht vielleicht seinerseits auch Schützenketten ausgeschieden hatte? Evtl. auch Aufklärung in Richtung Sonnendorf angesetzt hatte?

    Soweit ein paar Gedankensplitter, eher seligen Genkens an früher absolvierte "Lagebeurteilung-nebst-Entschluß-mit-Begründung" - Lehrgangsfoltern verfaßt, denn in intimer Kenntnis der Schlacht von Auerstädt ;-)

    Ciao, Klaus
    Zuletzt geändert von Nikolaj; 07.10.2010, 13:56.

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    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2962

      #3
      Welche Uhrzeit?

      Bressonnet zeigt zwischen 10:30 bis 11:00 das 85. Regt unterstütz vom 13. leichte (dahinter) und an der linken Falne da 12. regiment

      Zwischen 09:00 und 09:30 zeigt Bressonnet das 85. regiment alleine in der linken Flanke von Hassenhausen (vom franz. Standpunkt)

      Es soll parallel zum Lisback Tal ungefähr 500 m westlich von Hassenhause plaziert gewesen sein, entlang einem Hohlpfad.

      Um 09:30 war das 85. vor und südlich von Hassenhause mit dem Bataillon Krafft im Kampf - des besiegt wurde.

      Nach 09:30 attackiert die Division Schmettau

      09:50 ging auch die Division Wartensleben vor und hatte die Möglichkeit die nicht linke Flanke des 85. Regts zu attackerein - angefangen mit einer Attacke der Irwing Dragoner.

      Das 85. Regiment ist ja dann auch geflüchtet und hat Hassenhausen verlassen.

      Bei dieser Attacke soll das 85. Regiment 500 m vor Hassenhausen isoliert gestanden haben.
      Hier war auch die Grenadiere vom Bataillon Krafft wieder
      beteiligt und es wurden 3 Offiziere und 30 Soldaten des 85. Regiments gefangen.

      Hinter Hassenhausen ralliierte das 85. Regt und formiert ein Karree.

      Alles nach Bressonett - bis zu diesen Zeitpunkt fand keine Unterstützung druch andere Regimenter statt, das 85. stand offensichtlich allein.

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      • Da Capo
        Erfahrener Benutzer
        Adjudant
        • 23.10.2006
        • 827

        #4
        Hallo zusammen,

        vielen Dank für Eure Mühen.

        Als Zeitpunkt gilt das Eintreffen der Division Wartensleben (also gg. 0900).

        Nach den preußischen Berichten war die Situation folgende:
        Gg. 0800 trifft DR Irwing auf dem rechten Flügel der Division Schmettau ein und wird (gemeinsam mit 1.Bon Blücher-Husaren) zur Raumbesetzung mit weiten Escadronsintervallen auf den Weg nach Rehehausen geschoben. Die 4.Züge werden zum Plänkeln aufgelöst.
        Hier steht das DR ca. 1,5h im Kugel- und heftigen Kartätschfeuer (die 85e hatten aber gerade mal 2 8-Pfünder, also vielleicht auch starkes Kleingewehrfeuer?). Beim Eintreffen der Div. Wartensleben, ziehen sich die Dragoner rechts, um das Terrain freizumachen. (Zu diesem Zeitpunkt soll das 85e in Richtung Lisbach nachgedrängt haben.) Sie gehen scheinbar durch Rehehausen durch und auf der alten Poststraße in Ri.Kösen vor. Von hier holt sie der Major v.Jagow zur Attacke auf das 85e, die 4.Esc. in der Spitze, ab. Irwing muß 2x attackieren, da sich die Mannschaften des 85e bei der 1.Attacke auf den Boden legen und toter Käfer spielen, nach Abzug der Dragoner aber wieder aufstehen und auf diese Feuern. Gleichzeitig muß aber II/IR20 nach einer Bataillonssalve den Lisbach im Laufschritt überschreiten und das 85e nach Hassenhausen fliehen lassen. Irgendwo müssen ja auch die 600 Mann Verluste herkommen, die das 85e hatte. Nach wilder Flucht sieht es aber auch wieder nicht aus, da weder Irwing noch IR 20 von eroberten Kanonen berichten.
        Die preußische Infanterie muß aber bei den Irwing-Angriffen sehr nahe gewesen sein, da einige Franzosen in die preußischen Reihen flüchten.

        Vom Lisbach bis nach Hassenhausen sind es aber gut und gerne 2000 m, die rennt man nicht eben mal so. Der Rückzug im Karree ist da wohl am ehesten anzunehmen.
        Und an ein isoliertes Aufstellen mit diesen – eine Unterstützung unmöglich machenden - Entfernungen mag ich nicht so recht glauben.
        Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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        • HKDW
          Erfahrener Benutzer
          Colonel
          • 02.10.2006
          • 2962

          #5
          Bressonnet ist aber hier sehr bestimmend und gibt an - dass das Karree (wohl aus 2 Bataillone) erst hinter Hassenhausen formiert wurde.

          Hast du den Bressonnet - ich hab da nur die amerikanische Übersetzung mit den Karten allerdings.

          Wie genau die sind - kann ich leider nicht sagen.

          Was benützt du als preußische Quellen, Jany?

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          • Da Capo
            Erfahrener Benutzer
            Adjudant
            • 23.10.2006
            • 827

            #6
            Als Quellen benutze ich neben Jany speziell für diesen Zeitpunkt
            Wild – Geschichte IR20
            Schöning – Geschichte DR3
            Bressonet habe ich mir mal aus dem Netz gezogen (in frz.), ansonsten Operationen des 3.Korps und das bischen, was im Foucart steht.

            Sollte Bressonet wirklich annehmen, dass 85e erst hinter Hassenhausen (bei den Franzmänners ist das mit dem avant und derriere immer so eine Sache) Karree gegen Irwing (so habe ich Dich zumindest verstanden)gebildet hat, dann liegt er völlig falsch, weil Irwing nie bis Hassenhausen gekommen ist.
            Die alten Karten zeigen, dass das ganze Gelände mit Hohlwegen und Taleinschnitten übersät war. Da hilft der Hinweis „an einem Hohlweg“ nicht immer weiter.
            Meine Erfahrung mit den doch recht zahlreich vertretenen preußischen Quellen ist folgende:
            - Die Berichte geben die Teilnahme an der Schlacht sehr gut wieder (da mehrere Offiziere vom gleichen Raumfenster berichten).
            - Den erst nach 2 oder 3 Jahren erfolgten Niederschriften ist eine häufige Verwechslung in der zeitlichen Abfolge geschuldet (ordnet man die Einzelaktionen zeitlich anders an und gleicht mit anderen Quellen ab, ergibt ein erstaunlich gutes und logisches Bild).
            - Taugwitz wird öfter mit Hassenhausen verwechselt und Rehehausen öfter mit Taugwitz
            Wenn also II/IR20 berichtet, im Laufschritt über den Lisbach gesetzt zu und 85e mit DR Irwing angegriffen zu haben, so mag ich daran nicht zweifeln. Ob nun die Angriffe zeitgleich oder zeitlich versetzt erfolgten und ob dies die 1ste oder 2te Attacke von Irwing war, muss noch zusammengepuzzelt werden.

            Wenn also 85e wirklich ganz alleine dort war, frage ich mich entsetzt, was machen die Jungs rund 2000 m von Hassenhausen entfernt mutterseelenallein da vorne?
            Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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            • admin
              Administrator
              Colonel
              • 30.09.2006
              • 2687

              #7
              Hallo,

              ich bin fasziniert, was Ihr da so in taktischer Hinsicht bzgl. einer Schlacht so "ausgrabt" ... ich habe mal wegen dieser Fragestellung die Neuauflage des Journals vom 3. Korps, bearbeitet von Scott Bowden, herangenommen - und dabei zur Illustrations auch eine Karte zur Situation um 9.00 Uhr beigefügt.

              Darin wird v.a. auf den starken Nebel verwiesen, der den Franzosen jegliche Übersicht bzgl. der Preußíschen Stellungen erschwerte. Nach Abzug desselben tauchte hinter der vorderen französischen Linie, im Rücken des 25. IR die Kavallerie Blüchers auf, so dass Gudin als Divisonär sofort duch Karreebildung und Heranziehen weiterer Einheiten reagierte. Das 85. IR blieb während dessen stehen. Ähnliches lese ich im Band 16 der 1819 erschienenen "Victoires, Conquetes, ...".

              Zudem habe ich aus der Korrespondenz Davouts den Bericht Gudins, angefertigt am 17.10., beigefügt.

              Aus meiner Sicht ergibt sich die exponierte Lage des 85. IR einfach aus Unkenntnis über die Disposition der Preußen am Morgen des 14. und die erzwungene Reaktion auf den Kavallerieangriff Blüchers.

              Schöne Grüße
              Markus Stein
              Angehängte Dateien
              "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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              • Da Capo
                Erfahrener Benutzer
                Adjudant
                • 23.10.2006
                • 827

                #8
                Hallo Markus,

                vielen Dank für die Visualisierung, nur hat so die Schlacht nicht stattgefunden.

                Es fängt bei der unterlegten Karte an, wo die alte Poststraße nur rudimentär zwischen Rehehausen bis unterhalb Hassenhausen gezeigt ist und doch damals von Auerstädt bis rechts von Hassenhausen in die Straße nach Kösen einfallend vollständig und nutzbar vorhanden war.
                Bei Blücher stellt sich die Frage, welche Attacke das sein soll. Meerkatz stand oben auf dem Ranzenhügel. Da unten bei Spielberg hätten sie von der ganzen Aktion nur Qualm gesehen.
                Der Aufmarsch von Schmettau ist völlig verquer, die Truppen müssten von Eckartsberga gekommen sein, um diese Form des Aufmarsches sinnvoll zu erklären. Was für Kavallerie und Artillerie soll das sein, die da bei Poppel herunsteht. II/28 (Malchitzky) ist erst nach dem Aufmarsch über den Grund in Richtung Zäckwar gezogen worden. Bei Taugwitz stand nicht GB Krafft sonder II/35. Der Angriff Krafft auf 85e muß schon längst durchgewesen sein, was Kraftt dann in Richtung rechter Flügel (Brigade Renouard) drückte.
                Welche Kavallerievorpopsten sollen das preußischerseits zwischen Taugwitz und dem 85e sein?
                DR3 (Irwing) stand auf dem rechten Flügel von Schmettau in Escadrons mit großen Intervallen Richtung Rehehausen und wurde dann zur Terrainfreimachung nach rechts auf Rehehausen gezogen.
                Die Brigaden Wedell und Renouard dürften so etwas wie einen Aufmarsch mit Echelons vom linken Flügen hingelegt haben. Für die kompakte („Divisionskolonnen“-)Aufstellung (die ich auch bei Bressonet gesehen habe) fehlt es an jeglichen Hinweisen. Beide Brigaden bestanden – die die GB Hanstein und Alt-Braun vergnügten sich anderswo – aus 4 Musketier-Bataillonen. Was sind das für Truppen die hinter Wedell in Gernstedt rumdümpeln.
                Welchen Grund sollte es geben, Friant von der Kösener Straße auf Punscherau abbiegen (Zeit, Weg) zu lassen und dann noch direkt in die Arme von Blücher.
                Die Stellung des 85e muss um diese Zeit ungefähr dort gewesen sein, wo der Pfeil der linken Pfeillinie von Wedell ist (schneidet den Lisbach und die Straße Taugwitz/Rehehausen), wenn nicht gar schon noch weiter vorn.
                Die Division Oranien dürfte – wie die beiden anderen Divisionen auch – eine Marschlänge von etwas über 3 km gehabt haben.
                Die preußischen Bataillone haben eine Frontlänge von rund 0,5 cm, was einer realen Länge von rund 220m entspricht. Die 200 Rotten dürften nicht über 120/130m gehabt haben. Sie werden damit genauso groß dargestellt, wie die rund 2.000 Mann des 85e.

                Du siehst, Fragen über Fragen.
                Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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                • Nikolaj
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent
                  • 27.12.2009
                  • 122

                  #9
                  Servus allseits,

                  Da Capos Frage "Wenn also 85e wirklich ganz alleine dort war, frage ich mich entsetzt, was machen die Jungs rund 2000 m von Hassenhausen entfernt mutterseelenallein da vorne?"

                  möchte ich nach Studium der von admin gebrachten Karte wie folgt kommentieren (inwieweit die taktischen Einzeichnungen dort korrekt sind, kann ich nicht beurteilen, ich gehe lediglich auf das Gelände ein).

                  Davouts Angriffsschwergewicht lag eindeutig entlang der Straße von Hassenhausen Richtung Westen. Offensichtlich war den Frz. gegen 0900 Uhr die Feindlage noch nicht klar, auch herrschte ja Nebel. In dieser Situation mußten Davout et.al. also wissen, daß er über die Feindlage südlich der Poststraße bis zur Saale eben nichts wußten bzw. die linke Flanke gefährlich in der Luft hing.

                  Im Sinne eines ökonomischen Kräfteansatzes war also unter Beibehaltung des bisherigen Angriffsschwergewichts der Raum südlich und südöstlich Hassenhausen bis einschließlich Lisbachtal-Rehehausen-Sonnenberg durch detachierte Kräfte zu überwachen, um die linke Flanke gegen Überraschungsangriffe zu sichern bzw. gegen solche solange hinhaltend zu kämpfen, bis Reserven aus der Tiefe zugeführt waren.

                  Eben diese Aufgabe dürfte mE dem 85ten zugefallen sein. Eine Position am Westabhang von Kote 266, ca 700 - 1000m südlich Hassenhausen (also etwa im Bereich der Weggabel Richtung Rehehausen aus admins Karte) wäre die taktisch gegebene Position für Durchführung dieses Auftrages gewesen, weil sie Beobachtung bis ins Liesbachtal gestattete und Feuer aus erhöhter Stellung auf einen sich den Abhang hinaufkämpfenden Gegner ermöglichte. Überdies ist dem Verteidiger in dieser Position ausreichend Reaktionszeit gegeben, um seine Formation allenfalls noch den Gegebenheiten anzupassen bzw. Gegenstöße vorzubereiten.

                  Daß zwischen den 85ern und der Hauptkraft in Hassenhausen eine Lücke klaffte, sieht nur in 2D höchst bedenklich, in 3D aber wesentlich weniger spektakulär aus. Eine Stellung auf der Anhöhe westl. Kote 266 begünstigt die Beobachtung des Vorgeländes, vor allem mögliches Überschreiten des Liesbachtales durch den Gegner, ermöglicht die Beherrschung des Angeländes durch Feuer, behindert einen Angreifer durch kupiertes Gelände und Steigung und gestattet Gegenstöße aus überhöhter Position. Aus rein taktischer Überlegung würde ich also sagen: die 85er standen dort genau richtig.

                  Die von Da Capo geschilderten Ereignisse dürften das ja auch bestätigen: die 85er verzögern den erkannten Übergang der Dragoner über den Liesbach, erst durch Feuer, dann mittels Gegenstoß und kämpfen sich dann unter dem Druck der ihrerseits angreifenden Preußen (II/IR 20 und Irving-Dragoner) hinhaltend bergaufwärts zurück (verlustreich, aber, so scheints, geordnet und unter Mitführen der Regimentsgeschütze), um schließlich auf der Anhöhe (Kote 266) im Karree wiederum Stellung zu beziehen.

                  Auftrag erfüllt, die Umgehung der linken französischen Flanke durch schwache Feindkräfte wurde verhindert. bravo 85er! (und bravo Davout, oder wer immer diesen Auftrag gab!)
                  Ciao, Klaus

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                  • HKDW
                    Erfahrener Benutzer
                    Colonel
                    • 02.10.2006
                    • 2962

                    #10
                    2000 Meter vor Hassenhausen, dann müßten sie ja schon in Taugwitz gewesen sein, zumindest nach meinen Plänen - Bressonnet, da kann ich nur sagen, es müßten zuerst mal richtige Pläne erstellt werden

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                    • Da Capo
                      Erfahrener Benutzer
                      Adjudant
                      • 23.10.2006
                      • 827

                      #11
                      Hans-Karl, genau, das ist der Punkt – erstmal eine richtige Karte. Was Bressonet zugrunde legt, ist die Situation um 1850 oder später. Dadurch ergeben sich Fehlinterpretationen einfach zwangsläufig. Und die 85e standen – zumindest nach den preußischen Berichten – irgendwo in Höhe der Linie Taugwitz-Rehehausen. Das ist verdammt weit weg. Deshalb habe ich ja die Möglichkeit zur Diskussion gestellt, dass die 85e durch Schützen Verbindung zur Straße Taugwitz-Hassenhausen oder direkt nach Hassenhausen hielten.

                      Klaus - Die 85e haben den Übergang der Dragoner über den Lisbach nicht gehindert. Das DR3 hat für die anrückende Division Wartensleben das Gelände gehalten (mit großen Escadronsintervallen und aufgelösten 4.Zügen) und den rechten Flügel der Division Schmettau gesichert. Die Dragoner bewegten sich auch in Nähe der Straße Taugwitz-Rehehausen und zogen dann in Richtung Rehehausen ab. Wenn Du in Höhe des Zusammentreffens zwischen dem Grund, der von Hasssenhausen kommt und dem Lisbach stehst und die Dragoner sich von da 200 - 300m in Richtung Rehehausen bewegen, dann siehst Du sie nicht mehr. Die 85e haben nach Abzug der Dragoner nachgedrängt, sind also noch vorgerückt, höchstwahrscheinlich bis kurz an den Lisbach (immer so +/- 100m). Als II/IR20 am Lisbach angekommen war, haben sie nach Bericht nur 1x mit Bataillon gefeuert und haben sich dann im Laufschritt auf die 85e zu bewegt. Ob da die 1.Attacke DR3 schon durch war oder ob diese erst später erfolgte – dazu habe ich noch keinen Plan.
                      Aber ob nun in 2D oder 3D, 2000m Luftlinie können in allen Perspektiven lebensbedrohlich sein. Ich weiß nicht, ob Du auch im Reeanactment bist. Behangen mit dem damaligen Zeug – ohne den heutigen Ergonomieeinfluß – ist eine solche Entfernung mehr als sportlich.

                      Schön zu sehen ist bei Bressonet, woher Markus den lustigen Aufmarschringelbietz bei Poppel her hat. Nach allem, was ich bisher gelesen und gesehen habe, erfolgte der Anmarsch zum Aufmarsch zwischen Poppel und Taugwitz und zwar - aus Marschrichtung der Preußen – hinter dem Mertschengrund.

                      Wenn man sich die Berichte über die Karreebildung des 85e ansieht, dann sollen ja die Leute völlig vereinzelt angekommen sein. Dies spricht dafür, das die Ordnung im Bataillon nicht mehr gegeben. Hier wieder gibt es zwei Möglichkeiten. Die Leute waren nie in geschlossener Ordnung sondern fochten aufgelöst. Hier könnte das 1 Bataillon geschlossen dem anderen gefolgt sein, bei welchem sich dann auch die beiden Geschütze befanden (alle Berichte von Irwing erwähnen die Geschütze nicht). Möglichkeit 2 ist, die geschlossene Ordnung wurde durchbrochen/überritten, da man die Dragoner entweder zu spät sah oder aber die pr.Infanterie bereits am Hals hatte. Dann müssen die Geschütze aber auch wieder an sicherer Stelle gewesen sein, weil auch II/IR20 nicht von Kanonen spricht.

                      Da ist noch viel Licht ins Dunkel zu bringen.
                      Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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                      • HKDW
                        Erfahrener Benutzer
                        Colonel
                        • 02.10.2006
                        • 2962

                        #12
                        Zitier doch mal so einen preußischen Berricht.

                        Ich geb dir recht - wenn die Preußen so die Position der 85 de Ligne beschreiben, recht weit weg von Hassenhausen.

                        Deswegen kann ich nicht an so eine exponierte Lage der 85 de Ligne glauben, es sei denn die haben sich im Nebel verlaufen.

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                        • admin
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                          Colonel
                          • 30.09.2006
                          • 2687

                          #13
                          Diese Diskussion ist sehr interessant, aber ich denke, letztendliche "Gewissheit" (was eigentlich angesichts der Natur von historischen Darstellungen fast zu euphemistisch formuliert ist) würden nur Zeitzeugenberichte bringen - von daher hatte ich den Bericht des Divisionärs Gudin eingestellt. Vielleicht gibt es Erinnerungen des damaligen Colonels der 85. Linie, Mr. Viala, ich habe bei einer "quick and dirty" Recherche im Netz nichts gefunden. Des weiteren wäre hier wohl nur eine Recherche in Vincennes bei den Papieren des 85. Regiments - eventuell - hilfreich.

                          Schöne Grüße
                          Markus Stein
                          "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                          • HKDW
                            Erfahrener Benutzer
                            Colonel
                            • 02.10.2006
                            • 2962

                            #14
                            Wie bereits oben gesagt, zuerst würde man wohl eine gute Karte brauchen - die ungefähr die Gegebenheiten von 1806 zeigt, respektive aufzeigen - wie falsch die Aufstellungen der Preußen im Bressonnet sind, gerade solche Werke wie eben Bressonnet beeinflussen ja unsere Analysen sehr stark, da alles so schön aufbereitet ist.

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                            • admin
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                              Colonel
                              • 30.09.2006
                              • 2687

                              #15
                              Karten

                              Ein bis zwei alte Karten kann ich erst am Wochenende, wenn ich wieder in Berlin bin, beisteuern; darunter eine aus dem schon erwähnten Werk von 1819-1821 und zwei weitere aus der Zeit um 1840/1850.
                              "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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