Palästina-Feldzug 1799

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  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1841

    #31
    In Bonapartes Bericht vom 13. März 1799 an das Direktorium, über die Einnahme von Jaffa, steht nichts von einer Kapitulation der Besatzung:



    A la pointe du jour, le 17 , je fis sommer le gouverneur; il lit couper la tête a mon envoyé , et ne répondit point. A sept heures, le feu commença ; a une heure je jugeai la brèche praticable. [...]

    A cinq heures , nous étions maîtres de la ville, qui, pendant vingt-quatre heures , fut livrée au pillage et à toutes les horreurs de la guerre , qui jamais ne m'a paru si hideuse.

    Quatre mille hommes des troupes de Djezzar ont été passés au fil de l'épée ; il y avait huit cents canonniers : une partie des habitans a été massacrée. [...]

    J'ai pardonné aux mameloucks et aux kachefs que j'ai pris à El-Arich ; j'ai pardonné à Omar Makram, cheikh du Caire j j'ai été clément envers les Egyptiens, autant que je l'ai été envers le peuple de Jaffa, mais sévère envers la garnison qui s'est laissé prendre les armes à la main.
    Kurz: bei Tagesanbruch des 17. ventôse VII (7. März 1799) ließ Bonaparte den Gouverneur der Festung zur Kapitualtion auffordern, dieser ließ stattdessen den Überbringer enthaupten. Um 7 Uhr begann der Beschuß, um 13 Uhr war die Bresche groß genug für den Sturm, um 17 Uhr war die Stadt genommen.

    Die Stadt wurde 24 Stunden lang zur Plünderung freigegeben, 4000 Mann der Truppen Djezzars wurden getötet, auch ein Teil der Bevölkerung wurde massakriert.

    Bonaparte zitiert einige Beispiele, bei denen er Besiegten verziehen hatte, auch der Bevölkerung von Jaffa gegenüber war er gnädig, "doch streng gegen die Garnison, die sich [nur] mit Waffengewalt hat bezwingen lassen."

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    • Sans-Souci
      Erfahrener Benutzer
      Major
      • 01.10.2006
      • 1841

      #32
      Gut, hab's gefunden, das Massaker an den Gefangenen war später, am 20. ventôse VII (10. März 1799).

      Hier die Begründung nach Miot, einem Augenzeugen:

      http://books.google.com/books?prints...d=VgQCAAAAYAAJ (Titelblatt)

      http://books.google.com/books?id=VgQ...J&pg=RA2-PA144 (Bericht und Begründung)

      Miot weiß auch nichts von einer Kapitulation. Der Gesandte, der die Aufforderung zur Kapitulation überbrachte, war laut Miot ein Türke, er wurde vielleicht deswegen vom Gouverneur als "Verräter" geköpft.

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      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2962

        #33
        Der sehr pro Bonapartistische Schur kommt eindeutig zum Schluß dass Kiregsgefangene masakriert wurden, er zitiert unter anderm die Memoiren von Bernoyer :

        In order to escape the massacre, a part of the garrison, numbering 1500 men, had escaped into a mosque where they defended themselves full of despair ...
        Our soldiers tried to dislodge them from this strong position, but in vain. Bonaparte, forseeing the losses which would result from attacking this formidable position invited the survivours to capitulate; these were glad to accept the proposition of Bonaparte. (...)"

        Schur : Napoleon in the Holy Land, London 1999, Seite 66.

        Schur diskutiert den ganzen Sachverhalt sehr tief.

        Wenn jemand die Memoiren von Bernoyer hat, kann er ja mal nachsehen.

        Bernoyer beschuldigt ja auch Bonaparte dass gefangene Frauen die Unruhe im Lager der Soldaten versachten, ebenfalls erschossen wurden, siehe S. 68.

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        • Sans-Souci
          Erfahrener Benutzer
          Major
          • 01.10.2006
          • 1841

          #34
          Hier die sehr informiert klingenden Memoiren von Bourrienne, sogar auf Englisch. Demnach wäre die Kapitulation eines Teils der Besatzung - ohne Einverständnis Bonapartes - von seinen Adjutanten Beauharnais und Croisier angenommen worden, weshalb er sich nicht daran gebunden fühlte:



          Auch hier eine eingehende Erörterung der Gründe für das Massaker an den Gefangenen. Die Verantwortung für die Entscheidung liegt natürlich beim kommendierenden General.

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          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Major
            • 01.10.2006
            • 1841

            #35
            Eugène Beauharnais (er war doch der Adjutant, oder ?) wußte später nichts davon (oder wollte nichts mehr davon wissen ?), daß er persönlich eine Kapitulation angenommen hätte:



            "Unsere Truppen [...] machten in Jaffa am zweiten Tag [sic] einige Gefangene, und ihr Zahl erhöhte sich noch um 800 Mann, die sich in ein kleines Fort geworfen hatten und dort am selben Tag kapitulierten."

            Auch Beauharnais hält das Massaker für gerechtfertigt. (Natürlich zwingt uns das nicht, seine Ansicht zu teilen.)

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            • HKDW
              Erfahrener Benutzer
              Colonel
              • 02.10.2006
              • 2962

              #36
              sehr interessant sind ja auch die Ausführungen von La Jonquiere, Band 4 S. 264 ff., unter anderem scheint ja auch ein Teil der Gefangenen nicht erschossen sondern zu tod bajonnetiert worden zu sein.

              Bonaparte verharmlost die ganze Sachen natürlich in seiner Version, Detroye gibt genauere Zahlen, in einem Brief schreibt auch André Peyrusse :

              On avait bien recommandé de ne pas prodiguer la poudre et on a eu la ferocité de les poignards à coups de baionnete; on a trouve parmi les victimes beaucoup d'enfants, en mourant, s'étainet attachées aus corps de leurs pères,

              S. 271

              La Jonquière : L'Expédition D'Égypte (1798 - 1801), Tome IV, Nachdruck, Paris 2003

              Dazu wird auch gezeigt, dass eigentlich reichlich Lebensmittel erbeutet wurden.

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              • Sans-Souci
                Erfahrener Benutzer
                Major
                • 01.10.2006
                • 1841

                #37
                Hier noch ein weiterer informierter Bericht, eines ungenannten "Augenzeugen", aus einem Buch betitelt "Bourrienne und seine Irrtümer":



                Demnach ging es bei dem Massaker alleine um die Sicherheit vor einem Aufstand der Gefangenen.

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                • Marie
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent-Major
                  • 27.04.2011
                  • 196

                  #38
                  Ich setzt mich gerade etwas intensiver mit dem Massaker von Jaffa auseinander und bin da bei Herold auf ein Zitat gestoßen:

                  "Among the victims, we found many children who, in the act of death had clung to their fathers."

                  Zit. nach:
                  Herold, Christpher J., Bonaparte in Egypt, S. 277

                  Das Zitat stammt aus einem Brief Peyrusses an seine Mutter (er war wohl Augenzeuge).
                  Kinder? Wo kamen die her? Ich dachte, da wären Solaten umgebracht worden, Kriegsgefangene. Nicht, dass das weniger schlimm wäre, aber nochmal: wo kamen die Kinder her? Weiß da jemand genaueres?
                  Die beste Möglichkeit Wort zu halten ist, es nicht zu geben.

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                  • HKDW
                    Erfahrener Benutzer
                    Colonel
                    • 02.10.2006
                    • 2962

                    #39
                    Bernoyer :

                    (...) furent la cause de l'épouvantable massacre de troupes de cette garnison et des malheureux inhabitants de la ville. tout fut mis à feu et à sang.

                    (...)
                    ni le sexe, ni l'âge, rien fut épargné.

                    s. 145

                    Zudem eben die bekannte Geschichte der Kapitulation von ca. 1500 Soldaten, denen Schonung versprochen wurde, die dann aber nachdem sie kapitulierten massakriert wurden.

                    Bernoyer, Avec Bonaparte en Egypte 1798 - 1800 & en Syrie
                    1981

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                    • Marie
                      Erfahrener Benutzer
                      Sergent-Major
                      • 27.04.2011
                      • 196

                      #40
                      Danke! Ist schon unglaublich, dass das in den meisten Büchern einfach mal so weggelassen oder maximal kurz in einem Nebensatz erwähnt wird... Bin eigentlich durch und durch Bonapartistin, aber das ist schwer zu verzeihen...
                      Die beste Möglichkeit Wort zu halten ist, es nicht zu geben.

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                      • KDF10
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 19.12.2010
                        • 1278

                        #41
                        Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                        Ich rede aber nicht vom Herbst - sondern vom Vormarsch im Sommer - wie sonst kämen da Russische Kriegsgefangene her?

                        Klar wurde sich über die Behandlung geklagt, die Kriegsgefangenen wurden ja üblicherweise ausgeraubt, oder aber auch durch die Zivilbevölkerung gelyncht, aber ich kann mich nicht erinnern irgendwo gelesen zu haben, dass Nachzügler einfach erschossen wurden.
                        Es gibt durchaus Berichte, dass französische Kriegsgefangene durch russische Soldaten erschossen wurden. Auch Tolstoi schrieb in "Krieg und Frieden" darüber. Generell hast du aber recht. Die russischen Frontsoldaten sind wesentlich humaner mit den Kriegsgefangenen umgegangen als die französischen. Die Betonung liegt hierbei auf Frontsoldaten. In der russischen Etappe gab es viele korrupte Kommandeure, die Gefangene verhungern liessen, und das Geld für deren Verpflegung in die eigene Tasche steckten. Man muss sich aber von dem Gedanken lösen, dass diese korrupten Kommandeure immer Russen waren. Das russische Offizierskorps war international besetzt. Ein französischer Offizier deutscher Herkunft, muss mal nachsehen, ich glaube, er hieß Schenck, berichtete, dass in Kaluga innerhalb weniger Wochen ein großer Teil der Gefangenen verhungerte, weil sie keine Verpflegung erhielten. Das Geld steckte der Gouverneur in die eigene Tasche, und der war gebürtiger Deutscher.

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                        • HKDW
                          Erfahrener Benutzer
                          Colonel
                          • 02.10.2006
                          • 2962

                          #42
                          Tolstoi ist nicht zu verwerten, was ist echt, was ist Fiktion??

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                          • KDF10
                            Erfahrener Benutzer
                            Chef de Bataillon
                            • 19.12.2010
                            • 1278

                            #43
                            Genau acht Worte in meinem Beitrag beziehen sich auf Tolstoi. Zitiert habe ich ihn nicht. Wozu also diese Frage? Ein Roman ist selbstverständlich keine zuverlässige historische Quelle, selbst wenn der Autor russischer Offizier war. Ich such dir das noch einmal raus, nicht Tolstoi, sondern einen Augenzeugenbericht. Ein russischer Kommandeur ließ alle französischen Gefangenen erschießen. Deutsche, Italiener und andere ließ er am Leben.

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