Kann man nur empfehlen, ich war am 7. dort. Gerade der Aspekt Trauma ist gelungen. Neben den bekannten Goya Radierungen gibt es noch einige ähnliche Stücke. Etwas nervig sind allerdings die kleinen Infotafeln, da staut es sich selbst am Freitag Morgen. Insgesamt überwiegen Bilder bei den Ausstellungsstücken.
Napoleon-Ausstellung Bonn
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Sonntag 16 Jänner werde ich in Bonn seyn, allerdings auf der 1. Antiquariatstag Bonn (Brückenforum Bonn-Beuel, 16. Januar). Befürchte nur dass ich wenig Zeit haben werde um Napoleon zu besuchen.
Alfred.Zuletzt geändert von Bataaf; 10.01.2011, 21:02.
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Hallo zusammen,
ich war inzwischen in der Ausstellung und für mich hat sie ihren Anspruch, das Thema differenziert zu betrachten, weitgehend eingelöst mit sehr gut ausgewählten und kommentierten Exponaten. Manche Sachen sehe ich immer wieder gerne (etwa die Kritzelei, mit der Napoleon den Verlauf der Schlacht von Austerlitz "verdeutlichen" wollte), andere habe ich so zum ersten Mal gesehen (eine Vitrine zu "The Greatest Movie Never Made" – Kubricks Napoleon-Film). Was ein bisschen zu kurz gekommen ist etwa zum Thema "Herrschaft der Symbole" ist die Grande Armée als identitätsstiftendes Phänomen und Stütze napoleonischer Herrschaft.
Ein grundlegender Mangel bei dem Ausstellungstitel "Napoleon und Europa" ist das Versäumnis, Europa zu definieren: Wen oder was meint Europa an der Stelle? Im Begleitband zur Ausstellung ("Napoleon und Europa – Traum und Trauma", Prestel Verlag, 32.- Euro, hier auch nochmal wegen Nachfrage die ISBN: 978-3-7913-5088-2) gibt Johannes Willms in der Schlussbetrachtung "Napoleon und Europa: Das verpasste Rendezvous" (s)eine Antwort: Napoleon hat Europa nicht verstanden, also hat Europa ihn entmachtet, die Allianz gegen Napoleon vertritt also Europa, seine Unterstützer nicht. Diese Partei nehmende Aussage macht leider ausgerechnet im Fazit den differenzierten Ansatz wieder zunichte.
Unter specials@bonn-region.de kann man Pauschalen mit Übernachtung für Einzelreisende und Gruppen buchen.
Ich würde mir die Ausstellung auch nochmal ansehen (ich wohne ja schließlich ums Eck), ein Termin März/ April würde mir auch passen; mag da wer die Terminfrage klären?
LG
Colet
PS: Da die kleinen Info-Tafeln bemängelt wurde: Wer an keiner Führung teil nehmen kann, sollte sich unbedingt einen Audio-Guide mitnehmen!
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Hallo,
mag da wer die Terminfrage klären?
Viele Grüße,
Gnlwth
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Manche Ausstellungen gehören zum Pflichtprogramm für diese Zeitepoche, so auch diese in der Bundeskunsthalle Bonn.
Den Spagat zwischen Anspruch und den tatsächlich ausgestellten Exponaten ist nicht leicht einzulösen; man sollte schon den Katalog gelesen haben, um die in der Ausstellung präsentierten Themen besser einzuordnen. Eine ganze Epoche in einer Ausstellung abhandeln zu wollen, kann man nicht einlösen und deswegen die Konzentration auf ausgewählte Themen.
Aber vergessen wir nicht die politische Dimension dieser Ausstellung: Es ist ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt, welches sich allerhöchster Protektion erfreuen darf, also ein Beweis einer politischen Allianz ist, die uns allen im vereinigten Europa nützt.
Ich gestehe, daß mein erster Eindruck angesichts der nicht immer klar erkennbaren Themenblöcke etwas disparat war. An den Exponaten sollte immer eine Geschichte, ein Hintergrund beispielhaft verdeutlicht werden, was angesichts der knappen Texte nicht immer ganz gelingt. Ich hasse Audioguides, mag also sein, daß mir dadurch etwas entgangen ist.
Der Katalog macht allerdings diesen Eindruck wieder wett und kann nur wärmstens empfohlen werden. Eine Vielzahl von abgebildeten Exponaten finden sich dann leider nicht in der Ausstellung wieder. Man merkt an einigen Stellen deutlich, daß die Beschriftung der Exponate direkt aus dem Französischen ziemlich holprig bar jeder Sachkenntnis übersetzt worden sind. „Fahnenlanzen“ sollten als „Fahnenspitzen“ gelesen werden. Vor Jahren durfte ich mich auch schon einmal über ein Kieselsteingewehr amüsieren, gemeint war aber eine Steinschlußmuskete. Die Geschossführungrippe auf S. 194 des Katalogs wäre z.B. verständlicher mit „Hinterfeld“ und die Rippe mit „hinterer Verstärkungsring“ übersetzt worden, aber so was kommt in den besten Familien vor. Für 32 EUR bekommt man jedenfalls viel Papier, viele Abbildungen und interessante Aufsätze zu kaufen.
Nun zu einigen Exponaten selbst:
Der Sechspfünder, wenn auch leider ohne Ladezeug und Munitionskasten, war schon imposant und bemerkenswert gut erhalten. Leider völlig ohne Beschriftung, nur als Blickfang am Eingang. Ich habe mich dann ziemlich darüber amüsiert, daß die anderen Besucher aus der Führung zu uns kamen und Fragen stellten.
Dennoch, die Ausstellung gibt für die Liebhaber des Militairs nicht sonderlich viel her, zwar sind die Exponate wie der Grenadier zu Pferd (übrigens kein General) und Napoleons Feldmobiliar exquisit, aber wer sich an der Fülle des Materials erfreuen möchte, ist sicher im Musée de l’Armée und Musée de l’Empérie besser aufgehoben. Es dominiert die Flachware.
In der Abteilung „die Beherrschung des Raums“ fehlt die Kartographie leider völlig, und dies, obwohl die französischen Kartographen wie Tranchot et al. Im Rheinland oder Oberitalien überhaupt nicht untätig waren. Außerordentlich gefallen haben die Modelle und Pläne des Chappschen Telegraphen.
Ich bin ein großer Liebhaber der englischen Karikaturen von Gilray et al., aber unseren guten alten bissigen Schadow habe ich doch sehr vermißt. Wer die Napoleoniden auf Gemälde gebannt sehen will, wird hier in einer eigenen Abteilung reichlich bedient. Das Thema Beutekunst (u.a. schon vorher in Mainz zu sehen) fand ich dagegen nicht sonderlich überzeugend präsentiert. Entweder ganz oder gar nicht, wäre meine Entscheidung gewesen.
Sehr gelungen fand ich die Gegenüberstellung von Zeitgenossen in der „Generation Bonaparte“, besonders die Portraitstudie von Puyl. Was allerdings die Voltaischen Säule in diesem Zusammenhang zu suchen hat, ist mir ein Geheimniss geblieben.
Die englischen Gouachen der Verwundeten aus Waterloo waren für mich neu und in ihrem Realismus äußerst beeindruckend, sind aber nichts für sensible Seelen. Die handwerklich schönen Chirurgenbestecke waren nach meinem Geschmack zu sehr ästhetisierend präsentiert, vermitteln also überhaupt keinen Zusammenhang über den Schrecken der Not-Operationen auf dem Schlachtfelde. Die Funktionen (also der handwerkliche Teil der Chirurgie) wurden überhaupt nicht deutlich.
Über die Verlustzahlen kann man sich trefflich streiten, aber die Auswirkungen des ungeheuren Blutzolls liegen auf der Hand. Ich bin aber sicher, daß es wissenschaftlich fundierte Argumente für die Herleitung dieser oder jener Zahl gibt.
Ich persönlich bin gespannt, wann sich die Ausstellungsmacher endlich einmal an eine Ausstellung über den Alltag heranwagen, für die auch völlig neue Wege der Präsentation & Vermittlung beschritten werden müßten, handelt es sich doch nicht um Kunstobjekte.
Meine Einschätzung: Große Kennerschaft bei der Kunstgeschichte, bei den Realstücken sowie Wissenschaft & Technik & Militair kleinere Schwächen.
Fazit: Ich persönlich habe mich an den vielen déja vues erfreut, also alt-Bekanntes aus Kassel, Delft und Wesel wiedergesehen. Wer sich an vielen Exponaten delektieren möchte, sollte den Weg nach Bonn getrost wagen. Der Katalog ist ein MUSS.Zuletzt geändert von Blesson; 16.01.2011, 20:08.
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Zitat von Blesson Beitrag anzeigenÜber die Verlustzahlen kann man sich trefflich streiten, aber die Auswirkungen des ungeheuren Blutzolls liegen auf der Hand. Ich bin aber sicher, daß es wissenschaftlich fundierte Argumente für die Herleitung dieser oder jener Zahl gibt.
Was mich interessieren täte, gerade vor dem Hintergrund: Über die Verlustzahlen kann man sich trefflich streiten..., ist die Herleitung der Zahlen irgendwo genannt worden oder sind die Zahlen erklärt worden ? Die werden ja (hoffentlich) nicht so alleine im Raum stehen. Um sie auf heutige Verhältnisse zu übertragen und die Höhe des Blutzolls wirklich zu verstehen, müßte man sie mit dem Faktor vier multiplizieren.
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Die Napoleon-Ausstellung habe ich auch besucht. Den Vormeinungen, dass der Ausstellungskatalog besser ist, als die Ausstellung kann ich mich nur anschließen. Echte Highlights mit den Gemälden "Napoleon als Jupiter", Antoine-Jean Gros' "Napoleon überquert die Brücke bei Arcole" oder Napoleons persönlichem Code Napoleon durchaus vorhanden. Der Besuch hat sich schon gelohnt, weil solche Exponate in ihrer Originalgröße natürlich eine ganz andere Wirkung haben, als wenn sie in einem Buch abgebildet werden.
Einige bekannte Exponate, wie "Napoleon in Fortaineblue" von Delaroche oder "Napoleon als König von Rom" von Appiani hätte ich gerne in der Ausstellung gesehen.
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Ich war jetzt auch in Bonn. Eine Ausstellung zu finden, die nur alles abdeckt, was ein interessiert ist natürlich schon schwer. Ich finde, der Schwerpunkt liegt auf Trauma. Von den Verwundetenskizzen (erschütternd), über dem Chirurgenbesteck (wenig beschriftet - ich habe das eine runde Stück nicht erkannt und zwei ältere Damen neben mir auch nicht), den Kunstraub (Ausnahme - das Dekret über die Archivkommission für mich) und den Heldenmythos der Gegner aus dem Volk. Es fehlte mir die Seite des Traums, die den Glanz des Empire zeigt (Kunst, Mode etc.), wovon sich bestimmt die meinungsmachende Oberschicht (Rheinbundfürsten, Marschälle, Generäle, Minister usw.) vor 1812 einfangen ließ und den Eindruck an das Volk weitergab. Desweiteren habe ich bei einigen Führungen "mitgehört" und das war teilweise ziemlich verwirrend. Napoleon hat seine Verwundungen geheim gehalten, unter anderen ein Kopfschuß, Ney war unter dem König Kriegsminister bevor er Napoleon entgegenzog und Ney hat zwei Tage vor Waterloo Wellington besiegt (Quatre-Bras?), worauf sich die Engländer zurückzogen.Was ist eine gute Geschichte für die Besucher und wo wird es peinlich für so eine Ausstellung? An einer Tafel steht, Napoleon hätte am 22. April 1815 seine politische Karierre vor der Kammer (war noch nicht einmal gewählt) für beendet erklärt, gegenüber beim zerschossenen Adler wird sein politisches Ende auf den 22. Mai datiert und im Audioguide wird dann richtig 4 Tage nach Waterloo genannt. Für mich waren - wie oben erwähnt - die Verwundetenskizzen neu. Ich bin kein Militär oder Arzt und hätte nicht gedacht, das Leute mit solch einer Verwundung (Kopfverletzung mit Schock) überleben würden bei dem Stand der Medizin (was wurde ohne soziale Unterstützung aus diesen Leuten? - Pech gehabt, daß er nicht auf dem Schlachtfeld starb). Das sieht ganz anders aus, als es in den den Büchern klingt, wo jeder napoleonische oder alliierte Soldat am Stammtisch stolz auf seine verlorenen Gliedmaßen ist. Weiter fand ich das Dekret über die Archivkommission zum Thema Kunstraub interessant (Frochot und Daunou kommen dort zu Amt und Ehren). Und zum Thema Karrikaturen waren für mich neue Sachen dabei - schön mit Erläuterungen (Napoleon auf St. Helena mit seinen Mäusehofstaat)."Die Nachwelt wird auf Grund von Thatsachen richten: Verläumdung hat mit der Zeit all ihr Gift verspritzt; ich werde jeden Tag an Ruhm gewinnen."
Napoleon zu O'Meara am 9. Dezember 1817
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Wann und wo soll das mit dem Kopfschuss gewesen sein? Die Verwundeten waren zur damaligen Zeit Helden, jedenfalls wenn sie auf der richtigen Seite, nämlich der des Siegers, waren. Die Realität sah für die Betroffenen anders aus. Besonders für die Schwerverwundeten der unterlegenen Seite, die wurden häufig erschlagen, z. B. auch nach der Völkerschlacht bei Leipzig. Andere lagen tagelang hilflos auf dem Schlachtfeld. Die "Denke" war damals anders. Für wen wäre der "Heldentod" heute noch ein erstrebenswertes Ziel?
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Zitat von KDF10 Beitrag anzeigenFür wen wäre der "Heldentod" heute noch ein erstrebenswertes Ziel?
In unserer postheroischen europäischen Gesellschaft ist "Heldentod" ein Begriff, mit dem man nichts mehr anfangen kann, den man nicht einmal mehr versteht. In den arabischen Staaten können wir ganz aktuell dagegen beobachten, daß sich viele freiwillig zum Kampf melden und lieber sterben würden, als weiter unter dem aktuellen diktatorischen Regime zu leben. Zumindest sind sie bereit, ihr Leben für eine Idee einzusetzen. Wahrscheinlich fehlt uns Europäern aktuell die Idee, die das wert ist. Vielleicht fehlt uns sogar die Vorstellung, daß es eine Idee geben könnte, die das wert wäre.
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Zitat von Borussen_Kanonier Beitrag anzeigenFür wen war denn damals der "Heldentod" das Ziel ? Das würde ja heißen, man ging in den Kampf mit der Absicht, den Heldentod zu sterben !
In unserer postheroischen europäischen Gesellschaft ist "Heldentod" ein Begriff, mit dem man nichts mehr anfangen kann, den man nicht einmal mehr versteht. In den arabischen Staaten können wir ganz aktuell dagegen beobachten, daß sich viele freiwillig zum Kampf melden und lieber sterben würden, als weiter unter dem aktuellen diktatorischen Regime zu leben. Zumindest sind sie bereit, ihr Leben für eine Idee einzusetzen. Wahrscheinlich fehlt uns Europäern aktuell die Idee, die das wert ist. Vielleicht fehlt uns sogar die Vorstellung, daß es eine Idee geben könnte, die das wert wäre.
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Zitat von Borussen_Kanonier Beitrag anzeigenDas wollte ich damit sagen, keiner strebt den Heldentod an. Es gibt aber Menschen, die bereit sind, für eine Sache zu sterben. Auch wenn wir postherorischen Europäer uns das schwer vorstellen können.
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