Darf man über die "braune Zeit" lachen?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2687

    Darf man über die "braune Zeit" lachen?

    Es steht ja die erste deutsche Komödie über den GröFaZ an und alle Feuilletons landauf landab diskutieren darüber, ob man über diesen Herren lachen darf geschweige denn Witze machen darf.

    Nun, ich für meinen Teil habe schon seit einiger Zeit einen echt genialen Spot gesehen, der von einem Filmstudenten angefertigt wurde und eine Polt'sche Satire auf den Film einer Rede A.H. gelegt hat ... aber seht selbst unter http://www.youtube.com/watch?v=q-7QoiOH9r0

    Markus Stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben
  • wufi
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 03.10.2006
    • 311

    #2
    Also ich find den Link zum umfallen komisch!

    Solange die Deutschen über die Zeit keine bissige Satire machen können, haben sie noch Angst vor der damaligen Zeit und Leuten. Das ist falsch. Man darf die Braunen nicht unterschätzen und nicht verharmlosen, aber auf keinen Fall darf man Angst vor ihnen haben. Angst hat, wer befürchtet zu unterliegen.

    Den Film hab ich noch nicht gesehen, aber wenn er von Dani Levy ist, mach ich mir keine Sorgen.
    Je l'ay emprins

    Kommentar

    • gnlwth
      Erfahrener Benutzer
      Tambour-Major
      • 09.10.2006
      • 324

      #3
      Hallo,

      nun ja, der Film von Levi ist ja nun nicht der erste Versuch, sich ueber Hitler lustig zu machen. (Und wenn Helge Schneider Hitler spielt, dann muss er eigentlich lustig sein).

      Das Problem mit den Deutschen ist, dass sie verklemmt sind, und dass ihnen die ganze Sache mit dem Dritten Reich peinlich ist.
      Sich ueber Hitler lustig zu machen bedeutet ja ganz konkret in diesem Fall, ihn als eine ziemlich armselige Wurst darzustellen: ein Bettnaesser mit Erektionsproblemen, der in der Badewanne mit Plastikkriegsschiffen spielt.
      Das geht natuerlich nicht. Denn das wuerde ja bedeuten, dass sich das Deutsche Volk von einem Wuerstchen hat verfuehren lassen, wie peinlich! Hitler wird daher eigentlich immer als so eine Art Daemon dargestellt, das absolut Boese, dem sich die armen Deutschen natuerlich nicht widersetzen konnten. Das ist eine schoene Entschuldigung: Gegen den Teufel in Menschengestalt ist auch der Willenstaerkste machtlos. Und dann ist die Sache nicht so furchtbar peinlich, man konnte ja kaum anders.
      Wenn man schon einen Diktator in seiner Geschichte hat, dann doch bitte einen ganz furchtbar boesen mit unendlicher Macht, gegen den beim besten Willen nichts auszurichten gewesen waere. Dass man aber einem Diktator mit Verdauungsproblemen und absurden Neurosen hinterhergelaufen ist, ist nicht besonders glorreich.
      Deshalb reagieren so viele Leute so empfindlich darauf, wenn Hitler verarscht wird - das absolut Boese kann man nicht verarschen, das geht nur, wenn das Objekt der Verarschung eine Angriffsflaeche bietet - das heisst, auf irgend eine Art und Weise laecherlich ist. Und dass die Deutschen kollektiv auf so jemanden reingefallen sind, gibt sie dazu noch selbst der Laecherlichkeit preis (und wer will das schon zugeben?).

      Wie wufi schon sagte, man darf das nicht unterschaetzen und nicht verharmlosen, aber wenn man nicht darueber lachen kann, dann misst man denen einen Stellenwert bei, den sie nicht haben duerfen. Sie sind nicht das absolut Boese, gegen das man sich nicht wehren kann. Sie sind laecherliche kleine, neurotische Wuerstchen - und man kann sicher besser verhindern, dass sie wieder and die Macht kommen, wenn man ihre Laecherlichkeit zur Schau stellt, als wenn man vor ihnen kuscht.


      Schoenen Gruss,
      Gnlwth
      Zuletzt geändert von gnlwth; 09.01.2007, 12:11.
      Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

      Kommentar

      • admin
        Administrator
        Colonel
        • 30.09.2006
        • 2687

        #4
        Chapeau madame ... eine vortreffliche Analyse - und mit Verlaub: an Dir ist doch auch eine Psychologin verloren gegangen (aber vielleicht sind die Sterne ja doch nicht so weit von der "Persönlichkeitsprägung" entfernt )

        Ja, ich denke, das ist das immanente Problem - denn ein "Hanswürstchen" bzw. der GröFaZ(ke) als Diktator anzuerkennen, fällt dann sehr schwer. Aber ich glaube, dass wir inzwischen doch mehr Gelassenheit an uns haben - und sicherlich auch u.a. durch Britischen Humor beeinflusst wurden - und daher auch über Hitler lachen können.

        Zudem erkennt man ja auch am Spot des Studenten die einfachen und banalen Mittel der Demagogie und kann daraus - wie Wufi richtig schreibt - seine Schlüsse ziehen.

        Kennt Ihr übrigens den "Bonker" von Walter Moers? Ist auch ein Spot, der u.a. bei YouTube sehr breit aufgerufen wird ... wenn nicht, stell' ich den Link auch gerne hier rein.

        Markus Stein
        "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

        Kommentar

        • Mephisto
          Erfahrener Benutzer
          Capitaine
          • 01.10.2006
          • 625

          #5
          Ja, Markus, Da hast Du völlig Recht.
          Das Lied... "...mit 'ner Flasche Chantre"
          Echt der Brüller!
          Zuletzt geändert von Mephisto; 09.01.2007, 13:43.
          Gruß
          Mephisto

          "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
          nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

          Kommentar

          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2962

            #6
            Kennt jemand Hallo - Hallo oder Alo - alo, Deutsche Truppen als Besatzer in France, in England gedreht, jedes Land spricht Englisch im jeweiligen Akzent.

            Kommentar

            • muheijo
              Erfahrener Benutzer
              Capitaine
              • 01.10.2006
              • 553

              #7
              Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
              Kennt jemand Hallo - Hallo oder Alo - alo, Deutsche Truppen als Besatzer in France, in England gedreht, jedes Land spricht Englisch im jeweiligen Akzent.
              ja, habe ich ab und zu hier in norwegen gesehen - original mit untertiteln. ist ganz gut gemacht.

              zu dem link 2 anmerkungen:

              1. ich finde es sehr lustig. war sicher auch nicht einfach, das gut "nachzusznchronisieren"
              2. hitler finde ich sieht sehr diabolisch/unheimlich aus! das man sich damals vorstellen konnte, das so einer das land regieren soll...

              gruss, muheijo

              Kommentar

              • Britt.25
                Erfahrener Benutzer
                Sous-Lieutenant
                • 28.11.2006
                • 369

                #8
                Ich mache schon seit Jahren Karikaturen und Cartoons zu dem Thema, was ich allerdings bestimmten Leuten kaum zeigen kann, da sie mit dem Thema zu empfindlich sind. Das ist meistens auch so, dass es dann bewußt in die falsche Schublade gesteckt wird, oder so gesehen werden will wie es eigentlich nicht gemeint ist. Auch wird Interesse am Dritten Reich (was ich habe) gerne bedingungslos mit Sympathie gleichgesetzt.Ich denke auch, nach der langen Zeit sollte man zwar die Verbechen nach wie vor nicht vergessen, aber anderseits auch nicht den Deutschen für alle Jahrhunderte noch Schulgefühle machen. Und lachen und Witze machen über das Thema sollte auch erlaubt sein.
                Bitte mich nicht prügeln für meine Meinung.
                "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

                Marie Bonaparte (1882-1962)

                Kommentar

                • Mephisto
                  Erfahrener Benutzer
                  Capitaine
                  • 01.10.2006
                  • 625

                  #9
                  Ich lache gerne und lauthals - auch über Hitler.
                  Der Zahn der Zeit (und diverse Comedy-Serien) hat die Scheu vor bald jedem Tabu angenagt.

                  Dennoch möchte ich gnlwth wenn nicht widersprechen so doch ergänzen.
                  Der Gedanke des Massenmordes ob in Gestalt eines Serienmörders oder aber in Gestalt eins
                  Staatsmannes (Hitler, Pol Pot, Saddam, etc...) ist für mich tatsächlich die Äusserung "des absolut Bösen"
                  ...und ja,....es entschuldigt viele Menschen, viele Otto-Normal-Bürger ...die mit so etwas
                  - der Realisierung der Perversion - einfach nicht gerechnet haben - haben konnten...
                  Wir sind da schon weiter.
                  Hat Napoleon "die Grenzen des Ruhmes erweitert"(Zitat aus dem Film "Waterloo"),
                  dann haben Hitler und Co. dies bei den Grenzen der Perversion geschafft.
                  Erfahrung macht uns also schlauer.

                  Ja, es wird gescherzt über den "Gröfaz", es wird in "Allo - Allo" über die Besetzung durch die Wehrmacht
                  und bei "Faulty Towers" über das "Don't mention the War!" gescherzt.
                  In der Regel handelt es sich um Scherze über den Krieg oder über die Person AH.
                  Krieg erscheint als etwas Normales. Da kann man noch lachen.
                  Wie ist das beim Genozid?
                  Zuletzt geändert von Mephisto; 14.01.2007, 02:18.
                  Gruß
                  Mephisto

                  "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
                  nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

                  Kommentar

                  • gnlwth
                    Erfahrener Benutzer
                    Tambour-Major
                    • 09.10.2006
                    • 324

                    #10
                    Guten Morgen,

                    Mephisto, ich glaube, da wird eine Grundfrage beruehrt, was "das Absolut Boese" ist. Dieser Begriff bezeichnet fuer mich eine Art mystische oder auch religioese Eigenschaft, und da kommt es wohl darauf an, ob man an solche Dinge - in diesem Fall an die Existenz des Absolut Boesen - ueberhaupt glaubt, oder nicht. Ich tue es nicht.
                    Das heisst aber natuerlich nicht, dass die begangenen Taten nicht schrecklich und durch und durch boese sind. Hitler hat Furchtbares getan, und war, im weitesten Sinne, zutiefst boese. Aber er war nicht der Antichrist, das meine ich. Er war ein Mensch. Ein sehr boeser Mensch, der aber aus irgendwelchen verqueren, aber mit Sicherheit psychologisch erklaerbaren Motiven so gehandelt hat, wie er es getan hat - nicht, weil er das Absolut Boese verkoerperte. Und das macht die Sache eben so absurd, und im Prinzip viel schrecklicher, als wenn wir es wirklich mit dem Teufel zu tun gehabt haetten - dass ein einfacher (und ein solcher) Mensch eine solche Macht ueber andere Menschen haben kann! Das ist sehr viel bedrohlicher und bedenklicher, als wenn man es wirklich mit dem Absolut Boesen zu tun gehabt haette.
                    Ich bin auch der Meinung, dass eine solche Mystifizierung, wie sie durch Begriffe wie "das Absolut Boese" erzeugt wird, einer vernuenftigen Vergangenheitbewaeltigung entgegenwirkt. Wir muessen uns eben damit abfinden, nicht vom Absolut Boesen, sondern von einem Absoluten Arschloch "verfuehrt" worden zu sein. (Ueber die Sache mit dem "Verfuehren" liesse sich auch noch diskutieren.)

                    Ueber den Holocaust kann man natuerlich nicht lachen. Lachen kann man nur ueber etwas, das auf irgend eine Art und Weise laecherlich ist, und am Mord von Millionen von Menschen kann nichts laecherlich oder lustig sein.

                    Schoenen Sonntag,
                    Gnlwth
                    Zuletzt geändert von gnlwth; 14.01.2007, 11:51.
                    Talleyrand - der Mensch und die Persönlichkeit

                    Kommentar

                    • Mephisto
                      Erfahrener Benutzer
                      Capitaine
                      • 01.10.2006
                      • 625

                      #11
                      Hallo, gnlwth,

                      Das Du mit dem Begriff des „absolut Bösen“ nicht allzu viel anzufangen weißt, wundert mich nicht.
                      Schließlich bist Du Naturwissenschaftlerin und da tut man sich schon von Berufs wegen schwer damit, oder!?
                      Ich selbst bin mir nicht ganz sicher, ob ich es damit ernst meinen soll oder nicht.
                      Tatsächlich habe ich den Begriff nur von Dir übernommen.
                      Von mir aus kann man es auch das „Außergewöhnliche“ nennen; und eben das ist und bleibt es auch!
                      Die Verharmlosung liegt nach meinem Ermessen eben in der Bezeichnung des „absoluten A...“, wie Du es gewählt hast.
                      Ich habe in meinem beruflichen wie privaten Bekanntenkreis, einige Leute, die ich als solche bezeichnen möchte.
                      Bisweilen ertappe ich mich dabei, mich selbst damit bezichtigen und bezeichnen zu wollen!
                      Aber HALT!
                      In den Topf der A... gehört eben ein AH oder ein Serienmöder Haarmann oder Bundy nach meiner Überzeugung ganz und gar nicht.
                      Der Topf, in den diese Leute gehören, ist weitaus exklusiver.

                      am Mord von Millionen von Menschen kann nichts laecherlich oder lustig sein.
                      Und das genau ist auch ein Grund, warum "Der große Diktator" mit Chaplin solch ein Erfolg wurde.
                      Hitler wurde als Witzfigur / als "normales A..." begriffen/gesehen.
                      Ein kleiner Mann, der komisch spricht.
                      Die Juden, die im Film ins KZ gingen, gingen nicht unbedingt in den Tod- zumindest im Film nicht.
                      1940 war von Massenmord (auch) im Ausland noch nichts bekannt.
                      Zuletzt geändert von Mephisto; 15.01.2007, 13:22.
                      Gruß
                      Mephisto

                      "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
                      nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

                      Kommentar

                      • joerg.scheibe
                        Erfahrener Benutzer
                        Capitaine
                        • 02.10.2006
                        • 592

                        #12
                        Hallo,
                        nun melde ich mich doch.
                        Die eingangs gestellte Frage möchte ich klar mit JA beantworten.

                        Allerdings hatte ich beim Anschauen des Films, der Auslöser dieser Diskussion ist, das Problem, das ich kaum Stellen zum Lachen fand. Gezeigt wird eine Ansammlung von miesen Intriganten, die um einen anderen Miesling schwarwenzeln, der seinen miesen Charakter durch Mißhandlung in der Kindheit erklärt.

                        Für mein Empfinden deutlich zu wenig.

                        Mir fiel am Ende des Films sofort "Der Goldene Zug" ein, indem ein ganzes jüdisches Dorf sich einen eigenen Deportationszug anschafft.
                        Da wird der Genozid zum Thema einer Komödie, durchaus im Bewußtsein all des Schrecklichen, das mit dem Thema verbunden ist.
                        Da habe ich herzhaft gelacht, im Halse steckengeliebenes Lachen eingeschlossen.

                        Aber "Mein-Führer"? - Nur heiße Luft und Medienrummel, leider......

                        Gruß
                        Jörg
                        The light at the end of the tunnel
                        is from an oncoming train.

                        Kommentar

                        • Britt.25
                          Erfahrener Benutzer
                          Sous-Lieutenant
                          • 28.11.2006
                          • 369

                          #13
                          Hat einer "mein Führer" schon gesehen? Ist der Film gut oder nicht?
                          "Da nichts im Laufe unseres Lebens ausgelöscht wird, ist jeder von uns wie ein Dokument, in dem, zwar gekürzt, die ganze Geschichte und die ganze Frühgeschichte der Menschheit niedergeschrieben ist"

                          Marie Bonaparte (1882-1962)

                          Kommentar

                          • joerg.scheibe
                            Erfahrener Benutzer
                            Capitaine
                            • 02.10.2006
                            • 592

                            #14
                            Hallo Britt,

                            offensichtlich bin ich nicht mit der Gabe gesegnet, mich verständlich auszudrücken :

                            Ich habe den Film gesehen und fand ihn nicht gut.

                            Gruß Jörg
                            The light at the end of the tunnel
                            is from an oncoming train.

                            Kommentar

                            • Da Capo
                              Erfahrener Benutzer
                              Adjudant
                              • 23.10.2006
                              • 827

                              #15
                              Ich habe mir den Film am Freitag angesehen.
                              Man kann ihn sich ansehen, man kann auch lachen, aber man muss ihn sich nicht im Kino ansehen.

                              Die Frage, ob der ganze Rummel im Vorfeld (es sei denn, als PR) gerechtfertigt war, beantwortet der Film mit einem klaren Nein. Der Film agiert mit Gags, über die die Briten, Amis und Franzosen seit mehr als 50 Jahren lachen.
                              Diesen Film mit dem „Untergang“ zu vergleichen oder gar auf eine Stufe zu stellen, zeugt entweder von einem Reflex wider alles, was mit 33-45 zu tun hat oder von einer geschichtlichen Unterbelichtung, wobei das Eine das Andere nicht ausschließen muss.
                              Was beide Filme gemeinsam haben ist allerdings die – wie auch immer geartete und keinesfalls gewichtete – Darstellung von Hitler als Mensch (Entmystifizierung ist für mich zu pathetisch).
                              Damit kommen wir unweigerlich zu der Frage: „Wenn AH nicht der absolute Leute verhexende Oberschlimme war, was hat Opa dann in dieser Zeit wo und warum gemacht?“.
                              Und von diesen Opas – denken wir nur an den Literaten aus der Division Frundsberg – gibt es noch einige und die haben (aus dem Blickwinkel der Gutmenschen) alle Dreck am Stecken. (Nein, das ist kein Vorwurf gegen die Opas! Ich war Mitglied der Jungen und Thälmann-Pioniere, der FDJ, der GST, der DSF, im FDGB, der LDPD und neben Obersekretär der Deutschen Reichsbahn auch noch Reserveoffizier der NVA. Jeder der sich hinstellt und einem Günter Grass die reine Mitgliedschaft in der SS vorwirft, hat nie in einem totalitären Staat gelebt. Und anders gemacht oder erst recht geweigert, hätte sich derjenige niemals.).

                              Zum neben dem Herrn Giordano sich in diesem Zusammenhang immer meldenden Zentralrat habe ich spätestens seit der Lektüre von Finkelstein ein etwas getrübtes Verhältnis.
                              Dogmen (Wahrheiten, die nicht ständig hinterfragt werden, hören auf, Wahrheiten zu sein = ein wirklich guter Satz und leider nicht von mir) behindern eine wissenschaftliche Aufarbeitung und in der Geschichte gibt es kein schwarz oder weiß und nur jene und solche, so wie es keine plötzlichen Ereignisse sondern immer nur Prozesse gibt. Ob uns Levy in dieser Richtung etwas sagen wollte und ihn deshalb der Zentralrat so angeschossen hat?

                              Selbstverständlich gibt es Grenzen, gibt es Anstand und Pietät und eine Verpflichtung zum wirklich sensiblen Umgang mit bestimmten Themen. Einen Alleinanspruch auf diese Dinge gibt es aber nicht.

                              Der Untergang war für mich ein konsequenter Schritt (in bester Fortführung von Merle´s „Der Tod ist mein Beruf“) auf dem Weg zum Umgang mit diesem Thema, „Der Führer“ ist es nicht und sollte es sicher auch nicht sein.

                              Wie gesagt, man kann ihn sich ansehen, muß aber nicht.
                              Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X
                              😀
                              😂
                              🥰
                              😘
                              🤢
                              😎
                              😞
                              😡
                              👍
                              👎